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Geist!

Die Kraft der klugen Köpfe in Management und Marketing

AutorHolger Rust
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl197 Seiten
ISBN9783834992789
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Geist ist etwas anderes als Wissensmanagement und gepflegter Small-Talk in Business-Zirkeln. Geist ist unbezähmbar und unberechenbar, speist sich aus individueller Erfahrung und prägt den unverwechselbaren Charakter. Holger Rust schildert zahlreiche Beispiele für die Kraft der 'intellektuellen Wertschöpfung', ohne die ein Unternehmen, ein Projekt, eine Karriere in Zukunft nicht mehr denkbar sind. Provozierend, spannend - ein großes Lesevergnügen.

Prof. Dr. Holger Rust lehrt Soziologie an der Universität Hannover und ist wissenschaftlicher Berater von Unternehmen im In- und Ausland. Schwerpunkte seiner Hochschultätigkeit sind Kommunikation und Marketing, Arbeits- und Wirtschaftssoziologie sowie quantitative und qualitative Forschungsmethoden. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen. Seine Bücher 'Zurück zur Vernunft', 'Die sanften Managementrebellen' und 'Das Elite-Missverständnis' sind ebenfalls bei Gabler erschienen.

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Leseprobe

Edle Clubs: Geistige Beletagen des Managements (S. 96-97)

Schon im Studium auf die Welt der Fallstudien eingeschworen, halten die jungen Aspiranten auf Führungspositionen sie für Bezugsgrößen ihrer intellektuellen Aktivität. Wenn dann (nur wenig überspitzt ausgedrückt) die Grenzen der geistigen Horizonte so eng gezogen sind, dass man die Welt außerhalb der Bezugspunkte der sektoralen Intelligenz nicht mehr wahrzunehmen vermag, droht eine intellektuelle Schwächung. So viel ist in den vorangehenden Kapiteln wohl deutlich geworden. In einer solchen Kultur wird sich, um ein Wort Gerald Hüthers noch einmal aufzugreifen, kein „problemöffnender" Geist zwischen Menschen entspannen, wird sich keine Beziehung entwickeln, die dem intellektuellen Prozess im Unternehmen provozierende Impulse liefert. In diesem Prozess werden sich nur legitimierte „Hirnareale" zur vernetzten Aktivität stimulieren lassen. Die anderen bleiben einfach ausgeblendet. Wie in der Utopie des Neuromarketings werden systematisch bestimmte Regionen des Managergehirns aktiviert, vermutlich „Belohnungszentren", die emotionale Hochgefühle verursachen, wenn man sich im Best Practice wiedererkennt, und jene „Spiegelneuronen", die glücklich zu flackern beginnen, wenn man die richtige Sprache hört, die man sich als „Corporate Language" zurechtgelegt hat. Nun ist es sicher für jedes Unternehmen wichtig, Sprachregelungen zu finden, mit deren Hilfe sich die Mitarbeiter in der Öffentlichkeit bewegen, wenn es kritische Fragen gibt oder auch nur Fragen danach, was denn das Unternehmen so macht. Doch die Konstruktion reicht weiter: Verständlicherweise nehmen Unternehmensberatungen diese Idee gerne auf.

„So wie ein Unternehmen durch ein Corporate Design ein einheitliches grafisches Gesicht bekommt", so der Accenture-Berater Ralph Jahnke, „verleiht ihm die Corporate Language (CL) eine charakteristische unverwechselbare Sprache. Mündlich wie schriftlich konsequent um- und eingesetzt, erhält eine Marke durch CL eine wiedererkennbare Persönlichkeit. Entscheidend ist dabei, dass sich der sprachliche Auftritt nicht allein nach außen richtet und auf die Produkte konzentriert, sondern konsequent bei den eigenen Mitarbeitern beginnt. … Sie stehen mit dem Kunden in engem Kontakt und tragen die Marke auf diese Weise weiter. Deshalb ist es so wichtig, dass von der Unternehmensführung systematisches Internes Marketing für die eigenen Marken und Kernbotschaften betrieben wird."

Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Einleitung9
Pragmatische Metapher: Geist in Management und Marketing9
1. Alte Probleme und neue Fragen15
Irritierte Absolventen: Das Ende von Geist und Bildung?16
Aktuelle Konfrontation: Hirnaktivität statt Geist?21
Sektorale Intelligenz: Marktverständnis aus dem Scanner?24
2. Komplexe Arbeit des Geistes31
Helle Köpfe: Faszinierende Fragen der Neurowissenschaften32
Kultiviertes Zusammenspiel: Kulturelle Prägung und Natur36
Universelles Ziel: Bewältigte Unsicherheit und Komplexität40
3. Intellektuelle Sehnsucht nach Überschaubarkeit46
Strategisches Training: Technisches Mind- Management zur Angstbewältigung48
Komödiantischer Geistesersatz: Fabelwesen und Managementspiele52
Systematische Vereinfachung: Geistige Landkarten der Wirklichkeit56
4. Missverstandene Versprechen der Neuroökonomie63
Neuronale Handlungslogik: Werbewirksame Experimente der Neuroökonomie64
Optische Täuschungen: Bunte Bilder als Illusionen des Geistes69
Aufgebauschte Revolution: Die wiederentdeckte Sozialpsychologie73
5. Verführerische Köder der Best-Practice-Falle79
Gesuchtes Vorbild: Der beispielhafte Fall für alle Fälle80
Überbordende Auswahl: Beliebige Best Practices für jede Praxis85
Blinde Flecken: Folgenschwere Systematik der Verdrängung90
6. Macht der sektoralen Intelligenz95
Edle Clubs: Geistige Beletagen des Managements96
Öffentliche Weltbilder: Verbreitete Appelle der Meinungsführer101
Vereinnahmte Geistesklassik: Kants Beitrag zum Knowledge Management108
7. Symbolische Anpassung des Führungsnachwuchses114
Angepasste Talente: Sektorale Intelligenz als Bedingung des Erfolgs115
Metropolitane Kultstätten: Symbolische Orte der globalisierten Talente120
Ungeahnte Konsequenzen: Geistige Abschottung und War against Talent125
8. Geistige Emigration der Mitarbeiter132
Inspirierende Mittagstische: Kommunikative Asyle bei Chinesen und Italienern133
Belauschte Gespräche 1: Beklagte Systemimperative der Hierarchien138
Belauschte Gespräche 2: Offener Beraterfrust und Motivationsverlust143
9. Natürliche Logik des lernenden Unternehmens149
Kooperative Sicherheit: Systematische Kommunikation statt Standardsystem150
Evolutionäre Genialität: Biologische Grundlagen der geistigen Arbeit155
Tieferes Verständnis: Geistige Durchdringung der Markt- und Alltagskultur160
10. Kommunikative Aktivierung des Geistes167
Soziologische Modellierung: Vernetzung der individuellen Geister168
Dynamische Einsicht: Vielfältige Wirklichkeitserfassung173
Tolerante Kooperation: Vertrauensvolle Entfaltung des Geistes178
11. Pragmatische Metapher in der Alltagsarbeit183
Intelligente Sample-Points: Personelle Repräsentanz der Vielfalt184
Neuromorphe Netzwerke: Aktivierte Hirnareale des Unternehmensgeistes189
Unterhaltsame Geistesspiele: Einzigartige Lösungen statt Best Practices194
Schluss201
Intellektuelles Kapital: Lebendiger Geist als Wettbewerbsvorteil201

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