11Vorwort
Stress hat viel für mich getan. Er hat mir oft aufgezeigt, was ich wirklich möchte, an welchen Stellen ich mich überfordere, wo mir ein guter Plan fehlt und wovon ich besser die Finger lassen sollte. Er hat mir deutlich gemacht, wo ich mir viel zu viel zumute und er hat mir sehr direkt aufgezeigt, wo ich etwas will, was ich noch nicht kann, wofür ich einfach noch nicht reif war. Aber er hat mir auch gezeigt, mit welchen Menschen ich mehr Zeit verbringen sollte und von welchen Menschen ich mich besser trennen sollte. Dank Stress konnte ich erkennen, wo ich meine Lebenszeit verplempere, anstatt mich um das zu kümmern, was mir wirklich wichtig ist.
Stress hat ein besseres Image verdient. Denn Stress ist nicht nur schädlich, ungesund und zu reduzieren. Stress ist vielmehr ein Geschenk. Überlegen Sie: Wer wären Sie heute, wenn Sie noch nie Stress gehabt hätten? Was für ein Mensch wären Sie jetzt, wenn Sie immer vor Stress beschützt worden wären?
Wir können Stress auch als eine Situation betrachten, für die wir noch keine gute Lösung haben – aber eine brauchen, weil die Situation wahrscheinlich immer wieder vorkommt. Stress stellt uns in gewisser Weise vor die Wahl: Du kannst bleiben, wie du bist, und immer wieder gestresst sein oder du kannst geschickter werden und die Situation mit größerer Leichtigkeit bewältigen. Nicht der Stress an sich ist das Problem, sondern die Art und Weise, wie wir ihn betrachten und ob wir ihn für uns nutzen oder nicht.
Sie haben ein Recht auf Gelassenheit. Sie haben ein Recht darauf, glücklich zu sein und auf Ihre persönliche Art und Weise im Leben zu gewinnen. Allerdings ist das Leben wie eine Achterbahn: mal rauf, mal runter. Entweder wir genießen die Fahrt, so gut es geht, 12und legen uns dafür in die Kurven oder wir werden starr und sagen: „Das will ich alles so nicht.“ Dieses Buch habe ich geschrieben, weil ich Ihnen die Wege aufzeigen möchte, mit denen Sie aus dem unangenehmen Stress über eine souveräne Gelassenheit ins aktive Handeln kommen.
Im Leben können wir uns nicht immer aussuchen, was uns passiert. Aber wir haben die Möglichkeit, uns auszusuchen, wie wir reagieren. Wir haben also eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Reaktionsmöglichkeiten, wenn es im Leben mal nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen. Allerdings ist die Reaktion unter Stress selten genau diejenige, die wir uns wünschen. Im Rückblick denken wir uns oft, dass wir uns einfach besser hätten verhalten können – für uns selbst, aber auch für andere. Natürlich ist das in der Praxis einfacher gesagt als getan. Denn unsere Reaktionen unter Stress, Ärger oder Zeitdruck sind mehr Routine, Angewohnheit und damit typisch – wer hält schon unter Stress stets inne, überlegt sich erst, welche Optionen jetzt existieren, um sich dann für eine bewusst und reflektiert zu entscheiden? Die wenigsten Menschen können das. Doch wenn Sie etwas noch nicht können, bedeutet das nur, dass Sie es noch lernen können.
Dieses Buch soll Sie genau dabei unterstützen: Es soll Ihnen ermöglichen, in Situationen, in denen Sie sich im Augenblick noch unwohl, unter Druck gesetzt oder überfordert fühlen, in einen besseren Zustand zu kommen. Aus diesem besseren Zustand heraus können Sie dann bestmöglich handeln.
Denn unsere Freiheit besteht zum einen in den unterschiedlichen Wahlmöglichkeiten, zum anderen aber auch und noch viel mehr in unserer Willensfreiheit. Wollen wir gelassen sein? Wollen wir anderen seltener erlauben, Macht über uns und unsere Gefühle zu haben? Wollen wir mit Rückschlägen, Ärger und Druck geschickter umgehen? Wollen wir wirklich üben, um in aller Ruhe besser zu werden?
Sie können über Gelassenheit, Erfolg und Glück alles wissen, ohne gelassen, erfolgreich und glücklich zu sein. Wie ist das möglich? Erst wenn Sie das Wissen auf leichte, fast selbstverständliche Weise anwenden, können Sie davon profitieren. Der Engpass ist also nicht das Wissen, sondern die praktische Anwendung. Erst wenn Sie sich im Alltag mit Ihrem Wissen beschäftigen, können Sie profitieren. Ich habe jedoch den Eindruck, dass wir mit vielen Dingen beschäftigt sind – außer mit uns selbst. Wichtige Aspekte wie Optimierung, Kundenorientierung, Kostensenkung, Qualitätssteigerung & Co. machen einen Großteil unserer Beschäftigung aus. Allerdings entwickelt sich 13ein äußerst ungesundes Ungleichgewicht, wenn wir uns auf Dauer nicht auch mit uns beschäftigen.
Sie lernen Dinge nur, wenn Sie üben. Dafür möchte ich Ihnen Ideen an die Hand geben, die Ihr Leben verändern können, wenn Sie sie in Ihrem Alltag ausprobieren. Sie gehen ja auch nicht in ein Fitnessstudio und sagen dem Trainer: „Ich habe mich angemeldet und zahle nun jeden Monat die Gebühr. Ich erwarte jetzt von Ihnen, dass Sie für mich trainieren und ich in einem Jahr meine Traumfigur habe.“ Ihnen ist natürlich völlig klar, dass Sie derjenige sind, der schwitzt, sich anstrengt. Überall gilt das Gesetz von Saat und Ernte, von „erst Input, dann Output“. Und es gilt: „Das Bekannte ist angenehm – das Unbekannte wird angenehm.“
Wenn es mit Ihrem Stress besser werden soll, dann muss es mit Ihnen besser werden. Allerdings fällt es uns oft leichter, anderen zu sagen, was diese zu tun und zu lassen haben, als an uns selbst zu arbeiten. Sie werden es schnell nachvollziehen können: Wenn Sie sich beispielsweise ärgern, wen wollen Sie dann verändern? Andere oder sich? Doch eher andere. Oder sind Sie bereits so weit auf Ihrem Weg der persönlichen Weiterentwicklung, dass Sie Ärger als echte Gelegenheit und Lernchance für größere Gelassenheit betrachten?
Allerdings ist es genau so: Gerade wenn wir leiden, können wir lernen. Wir können lernen, in der nächsten ähnlichen Situation so zu reagieren, dass wir weniger leiden, aktiver sind und mehr von dem tun, was uns am Herzen liegt.
Und ich habe eine gute Nachricht für Sie: Denn was für größere aktive Gelassenheit zu tun ist, ist in Wahrheit einfach, simpel, leicht. Denken Sie einmal über folgende Frage nach: „Kann Einfaches wirkungsvoll sein?“ Was denken Sie, ja oder nein? Natürlich kann Einfaches wirkungsvoll sein. Wenn Sie dieses Buch samt Programm lesen und die ein oder andere Idee ausprobieren, werden Sie feststellen, dass alles hier Enthaltene an sich einfach ist. Die wahre Schwierigkeit liegt nicht in der Technik, sondern vielmehr darin, im richtigen Moment auf die Idee zu kommen, die Technik anzuwenden. Natürlich erhalten Sie hier für beides die nötigen Informationen und Hilfestellungen.
Vielleicht vertreten Sie ja die Meinung, es sei schwer, gelassen zu reagieren, wenn es drauf ankommt. Dazu sage ich Ihnen nur: Schwer und unmöglich sind zwei verschiedene Dinge.
Denn es ist so leicht, gelassen zu sein – wenn wir wissen, worauf wir uns konzentrieren müssen. In den mehr als 1.000 Erlebnisvorträgen 14und intensiven Seminaren, die ich in den letzten Jahren zum Thema „Gelassenheit gewinnt“ durchführen durfte, habe ich immer wieder eines festgestellt: Zum großen Teil sind es die Verhaltensweisen anderer, die uns beispielsweise ärgern und uns aus unserer Mitte bringen. Oder genauer gesagt ist es unsere Meinung über andere, die uns ärgert, stresst oder enttäuscht. Denn wie wollen Sie sich über einen anderen ärgern, ohne eine (nicht erfüllte) Erwartung an sein Verhalten zu haben? Worauf sind wir im Ärger, aber auch in anderen stressigen Gefühlslagen, konzentriert? Doch darauf, was andere unserer Meinung nach tun und lassen sollen. Weil wir andere aber nicht gegen ihren Willen verändern können, lässt uns dieser Widerspruch leiden. Hier lernen Sie, sich auf den Teil im „Stress-Spiel“ zu konzentrieren, den Sie auf Wunsch und auf Dauer immer verändern können: sich selbst. 99 % der Menschen wollen andere verändern, 1 % der Menschen ist bereit, sich zu verändern.
Eines meiner Motive, mich mit souveräner Gelassenheit zu beschäftigen, besteht in meiner Sterblichkeit. Denn unweigerlich wird irgendwann der Tag kommen, an dem es mit mir hier auf der Erde vorbei ist. Mit Anfang Dreißig habe ich mich gefragt: „Was muss passieren, damit ich dann sagen sagen kann, dass ich ein möglichst gutes Leben gelebt habe?“ Ist es das große Haus, das tolle Auto und die lange Zeit in Santa Monica oder der Winter auf Mallorca? Nein, das ist es für mich nicht. Sondern ich habe festgestellt, dass ich mich möglichst oft möglichst gut fühlen muss, um möglichst gut gelebt zu haben. Also geht es mir darum, mich im Haus, im Auto, einfach da, wo ich gerade bin, möglichst gut zu fühlen. Wie fühle ich mich aber, wenn ich gestresst, genervt, unter Druck oder enttäuscht bin? Möglichst gut? Nein – eher möglichst schlecht. Aus diesem Grund kümmere ich mich zwar sehr darum, dass ich in der äußeren Welt erfolgreich bin, vieles erreiche und aktiv und mit Schwung am Fest des Lebens teilnehme. Worum ich mich aber mindestens genauso intensiv kümmere, ist mein Erfolg in meiner inneren Welt. Ob ich in der inneren Welt erfolgreich bin oder nicht, erkenne ich ganz einfach daran, wie ich mich fühle. Wenn Sie sich morgens fragen „Welche Ansteckungsgefahr geht heute von mir aus?“ und Sie dann sicher sagen können: „Fröhlichkeit, Leichtigkeit, Zuversicht und Gelassenheit“, habe ich mein Ziel mit diesem Buch erreicht.
Als an Ihnen tatsächlich interessierter Autor freut es mich natürlich immer besonders, wenn Sie mir Ihr Feedback zu diesem Buch schreiben:
cb@christian-bremer.de.
Auf geht’s, Gelassenheit gewinnt! | Christian Bremer |
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