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Gesellschaftliche Entwicklungen im Spiegel der empirischen Sozialforschung

AutorChristof Wolf, Frank Faulbaum
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl246 Seiten
ISBN9783531925905
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,96 EUR
Im vorliegenden Band zeichnen namhafte Fachvertreter zentrale Entwicklungslinien ausgewählter Gebiete der empirischen Sozial- und Politikforschung in den letzten Jahrzehnten nach. Dargestellt werden die soziale Entwicklung (soziale Ungleichheit, Familie im Wandel, demographische Entwicklung), der Wandel von Einstellungen und Werten, Entwicklungen im Bereich der Politikforschung sowie verschiedener Teilbereiche der Methodenforschung (Datenanalyse, Datengrundlagen, Umfrageforschung).

Prof. Dr. Frank Faulbaum ist am Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen tätig.

Prof. Dr. Christof Wolf ist Wissenschaftlicher Leiter der Abteilung 'Dauerbeobachtung der Gesellschaft' der GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und hat eine Professur für Sozialstrukturanalyse an der Universität Mannheim.

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Leseprobe
60 Jahre Empirische Sozialforschung in vergleichender Perspektive (S. 169-170)

Christian Fleck


“Traditionally, German sociology and political science have been primarily theoretical, speculative, or historical, rather than empirical and quantitative. Change in research orientation is in itself an important problem for social sciences. In the case of German social science, there was much resistance to change because emphasis on measurement was frequently considered an American idea, while the development of all-inclusive philosophical systems was associated with the supremacy of German social science” (Katona 1953/54, 471).

Diese Sätze stammen aus einem Beitrag über „Survey Research in Germany“, der 1953/54 im Public Opinion Quarterly erschien. Sein Autor war ein emigrierter deutschsprachiger Sozialwissenschaftler. George Katona wurde 1901 in Ungarn geboren und studierte in Göttingen Psychologie. Bis 1933 lebte er in Berlin als Mitarbeiter des Deutschen Volkswirts und als Korrespondent des Wall Street Journal. In den USA arbeitete er u.a. bei der berühmten, die Ökonometrie (mit-) begründenden Cowles Commission und als er diesen Bericht über die Umfrageforschung in Deutschland schrieb, war er Program Director des Survey Research Centers an der University of Michigan.

Ein anderer, weniger bekannter, ebenfalls emigrierter deutscher Sozialwissenschaftler, Hans J. Arndt, schrieb zur selben Zeit über die Lage der soziologischen Forschung in Deutschland ganz ähnliches im Midwest Sociologist: „(…) but very little is done to explore the social structure of present Germany by careful inductive research (…) Germany urgently needs re-establishment of means to acquire the latest achievements in the social sciences.

She most urgently needs information about the present stage in sociology, since during the Hitler era sociology was branded as dangerous, ‘Jewish’, and unnecessary; and, in fact, this science was dangerous to a totalitarian regime, and always will be, by critically questioning what may be sanctioned ideologies or basic propagandists prerequisites for a whatever inadequate and inhumane, but ‘holy’ political system” (Arndt 1951, 17f.) Was Katona und Arndt sagten könnte auch in einer soziologiehistorischen Arbeit jüngeren Datums stehen -- oder dort wortreich bestritten werden.

Auf die These, es habe während der NS-Herrschaft so etwas wie empirische Sozialforschung gegeben, worauf in den Nachkriegsjahren aufgebaut werden konnte und was den von der amerikanischen Besatzungsmacht aufgenötigten Import positivistischer Faktenhuberei erst erfolgreich werden habe lassen, wird im Folgenden jedoch nicht eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Einleitende Bemerkungen7
Literatur10
Ungleiche Verteilungen und ungleiche Chancen11
1 Einleitung11
2 Kurzer Abriss gesellschaftlicher Entwicklungen13
3 Prominente Realitätskonstruktionen der Soziologie sozialer Ungleichheit15
4 Tatsächliche Entwicklungen sozialer Ungleichheiten17
4.1 Der zu verteilende Kuchen: Geld, Jobs und Verteilungsungleichheiten17
4.2 Das Ausmaß von Chancenungleichheiten20
4.3 Chancenungleichheiten: Disparitäten zwischen Bevölkerungsgruppen22
5 Resümee: Fiktionen und Fakten27
Literatur31
Die Familie im Wandel38
1 Zur Einführung38
2 Zum Begriff „Familie“40
3 Die These von dem „schrumpfenden Familiensektor“42
4 Die These über „die gestiegene Pluralität von Familienformen“44
5 Veränderungen in der Wertschätzung der Familie?48
6 Diskontinuitäten zwischen dem allgemeinen Modernisierungsprozeß und dem zeitgeschichtlichen Wandel von Familie49
Schlussbemerkung52
Literatur53
Kulturumbruch und Wiedervereinigung57
1 Werte und Wertwandel in der alten Bundesrepublik58
2 Gleichheit und Leistung: Die ostdeutsche Identität ist nach dem Ende der DDR entstanden63
3 Mitbestimmung67
3.1 Mitbestimmung in der Politik: Leistungsansprüche im Osten – Wertansprüche im Westen67
3.2 Mitbestimmung in der Familienerziehung: Gleichheit, Auseinanderdriften und Wiederangleichung71
4 Akzeptanz73
4.1 Moralität: Implosion der staatlich verordneten Moral im Osten – Liberalisierung im Westen73
4.3 Religiosität: Folgen der erzwungenen Säkularisierung78
5 Schluss: Unterschiede als Fortwirken eines geplanten Verfassungswandels84
Literatur89
Einstellungen und Befindlichkeiten im Wandel90
Medien und Politik im Spiegel von 60 Jahren empirischer Forschung108
1 Einleitung108
2 Politik und Medien108
2.1 Probleme und ihre Lösung108
2.2 Politikerbild in den Medien119
2.3 Ursachen125
3 Politiker und Journalisten127
3.1 Wahrgenommene Macht127
3.2 Machtansprüche130
3.3 Ursachen131
Literatur133
Die deutsche Wahlforschung und die137
Ein Desideratum der deutschen Wahlforschung138
Ein Zwischenschritt zur German National Election Study140
Steuerungsund Verantwortlichkeitsstruktur des GLES-Projektes145
German Longitudinal Election Study im Detail147
Zentrale Querschnitts-Komponente148
Kurzfrist-Komponenten149
Langfrist-Komponenten152
Assoziierte Zusatzprojekte155
Integration der Komponenten155
Erste Befunde zum Wählerverhalten bei der Bundestagswahl 2009156
Ausblick163
Literatur163
60 Jahre Empirische Sozialforschung in vergleichender Perspektive169
Die Novität „empirische Sozialforschung“171
Die Etablierung der „Empirie“173
Zwei soziologische Zeitschriften im Vergleich179
Methodenforschung in sozialwissenschaftlichen Enzyklopädien185
Trends der Datenauswertungstechniken187
Schluss190
Literatur191
Sechzig Jahre Datenanalyse Ein selektiver Rückblick aus verschiedenen Perspektiven194
1 Einleitung194
2 Ein Rückblick aus verschiedenen Perspektiven195
2.1 Statistische Methoden196
2.2 Hardware197
2.3 Software198
2.4 Daten200
2.5 Personen202
2.6 Institutionen205
2.7 Typische Forschungsfragen208
3 Zusammenfassung und Diskussion212
Danksagung215
Literatur215
Herausforderungen der Umfrageforschung222
Abstract222
1 Zur Datenqualität in der Umfrageforschung222
2 Herausforderungen230
2.1 Non-Response-Bias230
2.2 Mixed-Mode Befragungen232
2.3 Online-Befragungen234
2.4 Nutzung moderner Informationsund Kommunikationstechniken236
2.5 Komplexe Stichprobendesigns238
3 Schluss239
Literatur240
Autoren248

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