Oliven und Olivenöl als Nahrungs- und Heilmittel
Oliven sind außergewöhnlich nahrhaft und reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Sie enthalten genauso viel Kalzium wie Kuhmilch, aber wesentlich mehr Vitamin A als diese.
Der hohe Gehalt an Vitamin E im Olivenöl (fünfmal so hoch wie der von Butter) unterstützt die Gehirnentwicklung, verzögert den Alterungsprozess des Körpers und erhält die Feuchtigkeit der Haut.
Der Nährwert von Olivenöl entspricht dem Nährwert anderer Öle, allerdings weist die Zusammensetzung der Fette eine Besonderheit auf: Sie ist der Zusammensetzung der Fette in der Muttermilch auffallend ähnlich. Nur Muttermilch wird vom Organismus noch besser verdaut als Olivenöl.
Als einziges Speiseöl wird Olivenöl aus dem Fruchtfleisch und nicht aus den Samen der Frucht gewonnen, daher die einzigartige Komposition und der hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren. Olivenöl ist deutlich besser verdaulich als Butter und andere Fette, es wird tatsächlich am besten von allen Speiseölen vom Darm aufgenommen. Außerdem erleichtert es dem Körper die Aufnahme von Vitaminen.
Die im Olivenöl enthaltenen Sterole (sekundäre Pflanzenstoffe) sind in ihrer chemischen Struktur dem Cholesterin sehr ähnlich. Sie verringern im Dünndarm die Aufnahme von Cholesterin ins Blut, der Körper greift auf seine eigenen Reserven zurück, so sinkt der Cholesterinspiegel.
Wenn Sie regelmäßig Olivenöl verzehren, nimmt das »schlechte« Cholesterin im Körper ab und das »gute« bleibt erhalten. Hier hat Olivenöl einen entscheidenden Vorteil gegenüber cholesterinsenkenden Medikamenten, die in der Regel gleich beide Arten von Cholesterin senken.
Historischer Abriss
Seit der Frühgeschichte der Menschheit haben Oliven jede im Mittelmeerraum beheimatete Kultur geprägt.
Vor ca. 50.000 Jahren
Auf den Ägäischen Inseln gibt es kultivierte Olivenbäume. Fossilierte Olivenblätter wurden auf Santorini und Nisiros gefunden.
Ca. 6000 v. Chr.
Die Menschen in Kleinasien entdecken, dass sich die Triebe des Oleasterbaums (ein wild wachsender Ölbaum) veredeln lassen. Aus den kleinen, bitteren Früchten wird Öl gewonnen.
Ca. 3500 v. Chr.
Die Tafelolive ist auf Kreta Nahrungsmittel und dient der Gottesverehrung. Archäologen fanden in der Umgebung von Zakros Oliven, deren Fleisch sogar noch vorhanden war.
Ein voller Korb schmackhafter Oliven, frisch geerntet.
Ca. 3000 v. Chr.
Der Ölbaum wird in Griechenland kultiviert.
In der ägyptischen Kultur gilt die Olive als Symbol für alles, was die Menschen als glücksbringend und heilig betrachten. Für die Ägypter ist der Ölbaum ein Geschenk der Götter an die Menschen.
Ca. 2000 v. Chr.
Auf Kreta werden Olivenbäume systematisch angepflanzt.
Die Olive ist Nahrungsmittel und Opferbeigabe.
Ca. 1250 v. Chr.
Der ägyptische Herrscher Ramses II. soll mit Olivenöl jegliche Arten von gesundheitlichen Beschwerden behandelt haben.
Ca. 700 v. Chr.
Die Sieger der Olympischen Spiele in Griechenland werden mit einem Kranz aus wilden Olivenzweigen belohnt.
Ca. 600 v. Chr.
In Athen werden Bestimmungen für den Olivenanbau erlassen.
Ca. 500 v. Chr.
Der Olivenbaum wird in Italien und Spanien heimisch.
Ca. 400 v. Chr.
Der griechische Arzt Hippokrates preist Olivenöl wegen seiner gesundheitsfördernden und heilenden Eigenschaften.
Der griechische Philosoph Demokrit soll gesagt haben, mit Honig innerlich und Olivenöl äußerlich bleibe der Mensch gesund.
Ca. 100 v. Chr.
Italien ist das Land mit den meisten Olivenbäumen in Europa.
Ca. 500 n. Chr.
Der Hafen von Konstantinopel wird als ein wichtiger Umschlagplatz für Olivenöl erwähnt. Das Öl wird in Amphoren aus Ton verschifft.
Ca. 700 n. Chr.
Die Mauren erobern Hispanien und verfeinern die dort bekannten Methoden der Olivenölgewinnung.
Ca. 1150 n. Chr.
Die Äbtissin und Universalgelehrte Hildegard von Bingen empfiehlt vor allem die Blätter und das Holz des Olivenbaums. Sie behandelt Gicht mit einem Tee aus der Rinde des Olivenbaums, Magenverstimmungen und Verdauungsbeschwerden mit einem Tee aus Olivenblättern und nutzt die Heilkraft des Öls für äußere Anwendungen bei Schmerzen und Geschwulsten. Von der Einnahme des Öls rät sie ab. Es rufe Übelkeit hervor und mache die Speisen ungenießbar.
15./16. Jahrhundert
Portugiesische und spanische Eroberer bringen den Olivenbaum in die Neue Welt.
Ca. 90% aller Oliven werden zu Olivenöl verarbeitet. Die restlichen 10% kommen als Tafeloliven in den Handel.
Marktstand mit Olivenöl: Die Auswahl ist groß.
Bis heute
Spanien der größte Olivenproduzent der Welt – mit mehr als 300 Millionen Olivenbäumen (44% des weltweiten Angebots an Olivenöl) und über 260 Sorten Olivenöl, gefolgt von Italien und Griechenland. Das größte zusammenhängende Olivenanbaugebiet der Welt befindet sich in Andalusien. Hier werden 80% der spanischen Oliven angebaut.
Der größte Teil des produzierten Olivenöls verbleibt in den Herstellungsländern. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag im Jahr 2016 bei 14,9 Litern in Griechenland, 11,5 Litern in Spanien und 10,5 Litern in Italien. Zum Vergleich: In Deutschland wird pro Kopf weniger als ein Liter Olivenöl im Jahr verbraucht.
Mythen und Legenden
Um die Herkunft des Ölbaums ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden. Einige der bekanntesten dieser Geschichten können Sie hier nachlesen:
Arche Noah
Die Taube, die Noah nach der Sintflut aus der Arche entließ, kam mit einem frischen Olivenzweig im Schnabel zurück.
Die Bibel erwähnt den Ölbaum zudem als erste Pflanze nach der Sintflut.
Heilige Haine
Überall in Griechenland gibt es heilige Bezirke, die mit Olivenbäumen bepflanzt sind. Hier wurde Schutzsuchenden Asyl gewährt. Wer einem Olivenbaum Schaden zufügte, wurde mit dem Tod bestraft oder verbannt. Alte Olivenhaine sind zu erkennen an der Dicke der Bäume und an den beeindruckenden Wurzeln. Das Tiefgrün und das Silbergrau der Bäume in einem Olivenhain soll positiv auf die Seele wirken.
Hera
Der Legende zufolge hat Hera eine Salbe aus Olivenblättern als Aphrodisiakum verwendet, um Zeus zu verführen und zu ihrem Gemahl zu machen.
Ilias
In der Ilias reibt die Liebesgöttin Aphrodite den toten Hektor mit einem Olivenöl ein, das mit Rosenblättern aromatisiert war. Homer preist das Olivenöl als flüssiges Gold.
Olympische Spiele
Die allererste olympische Flamme soll mit Olivenöl gebrannt haben.
Homer berichtete von einem Kranz aus Olivenzweigen, einem Symbol des Friedens und der Stärke, der den Siegern der Olympischen Spiele aufgesetzt wurde. Außerdem erhielten zur Belohnung einige Amphoren Olivenöl.
Die Olivenzweige stammten von der sogenannten Kranz-Olive, die Herkules nach Bestehen seiner zwölf Sportprüfungen gepflanzt haben soll.
Tempel Salomons
Auf den Toren des Tempels des weisen Königs Salomon in Jerusalem sollen zum Schutz des Friedens Olivenzweige abgebildet gewesen sein.
Wettstreit der Götter
Athene, die Göttin der Weisheit, und Poseidon, der Gott des Meeres, stritten darum, wer von ihnen Namenspatron der wichtigsten Stadt ihrer Zeit werden sollte. Göttervater Zeus wollte denjenigen dazu bestimmen, der den Einwohnern das nützlichste und wertvollste Geschenk machte.
Poseidon erschuf einen Brunnen für die trockene Gegend, aus dem Salzwasser floss. Athene stieß ihre Lanze in den Boden, und es wuchs ein Ölbaum, der den Einwohnern Nahrung, Öl und Holz schenkte. Also wurde die Stadt nach ihr, Athen, benannt.
Jener Baum, so heißt es, war der erste Ölbaum der Welt. Dort, wo er gewachsen ist, befindet sich sogar heute noch ein Olivenbaum.
Symbolik und Verwendung
Ägypten
Die Ägypter schreiben dem Olivenöl schützende Wirkungen zu und verwenden es als Balsam.
Das Olivenblatt wird als Symbol des Himmels betrachtet. Mit einem Extrakt aus Olivenblättern mumifizieren die Ägypter ihre verstorbenen Könige.
China
Laut einer alten chinesischen Tradition wirkt Olivenholz gegen Gifte.
Griechenland
In Griechenland gilt der Olivenbaum als heiliger Baum. Er symbolisiert Frieden, Ruhm und Weisheit – die olympischen Ideale. Das erste olympische Feuer war ein brennender Olivenzweig. Jeder Olivenbaum, so heißt es, hat eine eigene Persönlichkeit und jede Rinde eine andere Wuchsform. Kein Baum gleicht dem anderen.
Ismaeliten
In dieser islamisch-schiitischen Religionsgemeinschaft gilt der Olivenbaum als heilig und symbolisiert ewige Gastfreundschaft und das Paradies.
Japan
In Japan steht der Olivenbaum für Sieg. Für die shintoistische Mythologie ist Öl das ursprüngliche Wasser, aus dem alles entstanden ist.
Jüdische Liturgie
Alle Lampen, die die Anwesenheit Gottes in den Synagogen bezeugen, müssen mit Olivenöl gespeist werden.
Zypern
Neugeborene erhielten ihr erstes Trinkwasser auf einem Olivenblatt, damit sie in ihrem Leben nie durstig würden.
Verstorbenen wurden drei Olivenzweige mit ins Grab gelegt, damit sie das ewige Leben hätten.
Olivenernte ist meist ab...