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E-Book

Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten

Erkennen. Vermehren. Nutzen

AutorGerda Holzmann
VerlagLöwenzahn Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783706628723
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Kleine Wunderwerke der Natur mit magischen Kräften! Die 30 ungezähmten Kräuter, die Sie in diesem Buch kennenlernen, sind voller wertvoller Inhaltsstoffe. Sie trotzen der Sonne und dem Wind, sind eigenwillig und suchen sich ihre Standorte meist ohne Zutun von Menschenhand aus! Aber es gibt ein paar Tricks, um sie im eigenen Garten heimisch zu machen und ihnen Freiräume für ihr Wachstum zu geben. Setzt man sich mit Wildkräutern auseinander, treten gerade zu Beginn wichtige Fragen auf: Welche dieser Pflanzen eignen sich besonders gut für den Garten, das Beet oder sogar den Blumentopf? Vermehrt man sie über die Wurzel oder über Samen? Wie sammelt man Wildkräuter richtig? Zu welcher Jahreszeit erntet man welches Kraut und welche Pflanzenteile verarbeitet man weiter - Blätter, Blüten oder Früchte? Mit 'Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten' tauchen Sie in die Wunderwelt dieser kleinen Alleskönner ein! Die natürliche Heilkraft von Wildkräutern ist gefragter denn je. Sie spenden positive Energie für Körper und Seele! Mit Hilfe von Gerda Holzmanns genauen und feinfühligen Pflanzenbeschreibungen werden Sie zu aufmerksamen Beobachterinnen und Beobachtern der Natur und mit einfachsten Rezepten rund um Tees, Tinkturen, Säfte, Salben, Waschungen und Wildkräutergerichte kann altes Pflanzenwissen auch in der heutigen Zeit seine Wirkung entfalten. So gelingt der Einstieg in ein naturnahes, grüneres Leben allemal! - die natürliche Apotheke im eigenen Garten entdecken - essbare Wildpflanze oder Unkraut: frühzeitiges Erkennen durch Fotos der verschiedenen Wachstumsphasen - mehr Wildkräuter durch eigene Vermehrung über Samen und Wurzeln - Praxisratschläge für Garten und Balkon, Gemüsebeet und Blumentopf - Anleitungen zum Ernten, Trocknen und Konservieren - mit dem praktischen Sammelkalender auf einen Blick alles Wichtige zu Sammelzeit, verwertbaren Pflanzenteilen und Vermehrungsarten entdecken - übersichtliches Register nach Anwendungsgebieten der Wildpflanzen

Gerda Holzmann fühlt sich seit ihrer Kindheit eng mit der Natur verbunden. Ihre Berufung waren letztlich auch die Kräuter. Als zertifizierter Wildkräuterguide und diplomierte Energetikerin setzt sie ihr Kräuterwissen und die natürliche Heilkraft heimischer Pflanzen regelmäßig ein. Für Sonnentor ist sie in der Produktentwicklung und in der Qualitätssicherung tätig. Mit ihrem ersten Buch 'Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten' lässt uns Gerda Holzmann nun an ihrem Erfahrungsschatz und ihren Kenntnissen rund um die wilden Kräuter teilhaben.

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Leseprobe

Gewöhnlicher Beifuß


Artemisia vulgaris L.
Engl.: mugwort

SAMMELN

VERWENDEN

VERMEHREN

Blätter: Mai-Juni
Blüten: Juli-September
Wurzeln: Herbst / Frühjahr

verdauungsanregend
wildes Gewürz
Gelenkbeschwerden
Frauenheilkunde

Samen & Wurzeln
ausdauernd
Lichtkeimer

Kaum zu übersehen ist der Beifuß im Sommer, wenn man ihm am Weges- oder Straßenrand begegnet. Dadurch, dass er mit Leichtigkeit mannshoch werden kann, stellt er eine stattliche und mächtige Pflanzenerscheinung dar.

Die Menschen gaben dem Beifuß deshalb Volksnamen wie „Mugwurz“ (mug = germanisch für wärmen, kräftigen) oder „Machtwurz“. Die Bezeichnungen „Sonnwendgürtel“ und „Schoßkraut“ deuten auf seine rituelle Verwendung bei Sonnwendfesten und seine Stellung als wichtiges, aber wohl zu dosierendes Frauenkraut in der Volksheilkunde hin.

DEN GEWÖHNLICHEN BEIFUSS ERKENNEN

Der Beifuß gehört zur Familie der Korbblütler. Er ist der wilde Verwandte des Wermuts. Im Volksmund ist er auch als „Wilder Wermut“ bekannt. Beide ähneln sich in ihrer Statur, unterscheiden sich aber in der Farbe und auch leicht in ihrer Wuchs- und Blattform.

Ab Ende April sprießen die ersten kleinen Pflänzchen aus der Erde. Die Blätter sind gefiedert und an der Oberseite glatt und sattgrün, an der Unterseite graufilzig. Der kantige Stängel hat oft rötliche oder bräunliche Längsadern. Im Laufe des Jahres verzweigt sich dieser immer mehr. Im Sommer sitzen am oberen Teil des Stängels kleine traubenartig angeordnete, eiförmige Blütenköpfchen. Diese sind grau behaart, die Blütenfarbe variiert zwischen gelb und rötlich. Der Wurzelstock des Beifußes ist flach und reich verzweigt. Prachtexemplare können über zwei Meter hoch werden.

Die Merkmale der jungen Beifußpflanze sind noch nicht vollständig ausgeprägt. Sie wird leicht verwechselt.

Der Stängel hat oft rötliche oder bräunliche Längsadern, kann aber auch grün sein.

Die Blattunterseite ist graufilzig.

Die Blattoberseite ist kräftig grün.

Die Blätter und Blüten des Beifußes riechen und schmecken stark würzig und leicht herb. Das intensive Aroma konzentriert sich vor allem in den Blüten. Der Geschmack ist im Vergleich zu dem des Wermuts weniger herb, dafür würziger. Beifuß ist eines meiner Lieblingsgewürze in der Küche (siehe S. 221: Kochen mit Wildkräutern und wilden Gewürzen).

Im jungen Pflanzenstadium bestehen VERWECHSLUNGSMÖGLICHKEITEN mit Eisenhut-Arten, auch mit dem giftigen Blauen Eisenhut (Aconitum napellus L.). Ebenso das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia L.), als „ragweed“ bekannt, könnte mit dem Beifuß verwechselt werden. Die Wuchsform und die Blätter sind denen des jungen Beifußes ähnlich. Um diese Pflanzen sicher voneinander unterscheiden zu können, sollte man bis zur Blütezeit warten. In diesem Stadium sind die Erkennungsmerkmale des Beifußes schon gut ausgeprägt.

DEN GEWÖHNLICHEN BEIFUSS ERNTEN UND VERMEHREN

Die Blütezeit der Beifußpflanze reicht von Juli bis Oktober. Die Blätter werden vor der Blüte geerntet. Das blühende Kraut ab Juli bis September. Die Wurzel ab Oktober. Der Beifuß liebt warme und sonnige Standorte. Er kommt mit Trockenheit gut zurecht. Häufig ist er entlang von Wegen und Ufern zu finden. Auch sonnige Brach- und Schuttflächen besiedelt er gerne.

Die Blüten des Beifußes zur Blütezeit.

Die Wurzel des Beifußes ist reich verästelt.

Der Beifuß war früher ein hochgeschätztes Heil-, Gewürz-, und Räucherkraut. Es lohnt sich also, ihn am Grundstück stehen zu lassen oder ihn anzupflanzen. Der Beifuß ist ein ausdauerndes, staudiges Gewächs.

Zum Vermehren gibt es zwei Möglichkeiten: Ab Ende September erntet man die Beifußsamen. Reife Samen sind bräunlich. Diese werden im Frühjahr an einem sonnigen und trockenen Standort ausgesät. Der Beifuß ist ein Lichtkeimer, seine Samen dürfen nur maximal in Samenkornstärke mit Erde bedeckt werden. Wurzeln können an einem reichlich mit Beifuß bevölkertem Platz im Herbst oder Frühling gegraben und sogleich wieder an der gewünschten Stelle eingesetzt werden.

Beim Pflanzen muss man beachten, dass Beifuß über zwei Meter hoch werden kann und sich dementsprechend auch in der Breite Platz verschafft. Er ist winterhart und sät sich selbst aus. Wenn der Standort gut passt, entsteht mit der Zeit eine üppige Beifuß-Staude.

BEIFUSS: EIN WÜRZIGER, WÄRMENDER KRAFTSPENDER!

Der Beifuß regt die Verdauung an. Bei allgemein schwacher Verdauung, verdorbenem Magen, aber auch Durchfall findet der Beifuß als Tee oder Gewürz Anwendung.

Er ist ein besonderes Würzkraut. In der Küche verfeinert man traditionell besonders fettige Speisen wie Gans, Ente oder Aal mit Beifuß.

Waschungen und Sitzbäder helfen bei Hämorrhoiden und Geschwüren. Gemeinsam mit Honig stillt ein Tee aus Beifuß Husten. Als Badezusatz oder Zusatz zu Salben kräftigt er müde Beine und lindert Rheuma und Gicht.

Bei Frauenbeschwerden wie Weißfluss, Scheiden-, Blasen- oder Eierstockentzündung bieten sich ebenfalls Sitzbäder in Beifußtee an. Beifußtee, in der ersten Zyklushälfte getrunken, fördert den Eisprung, in der zweiten Zyklushälfte das Einsetzen der Menstruation.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden mit glühenden Kügelchen oder Kegeln aus Beifuß (Moxa) Körperpunkte behandelt, um schlechte Energien aus dem Körper auszuleiten und Wärme zuzuführen.

Achtung: Beifuß kann die Wehentätigkeit fördern, nicht in der Schwangerschaft verwenden! Beifußtee sollte allgemein nur in Maßen und nicht wiederholt über einen längeren Zeitraum getrunken werden. Allergiker gegen Korbblütler können auf Beifuß reagieren.

AUS FRÜHEREN ZEITEN

Durch Pollenfunde bei archäologischen Ausgrabungen konnte bestätigt werden, dass der Beifuß bereits zur Zeit der Neandertaler verwendet wurde. In Gräbern hat man neben anderen Heilkräutern auch die Reste von Beifuß gefunden, der wohl ein Teil der Grabbeigabe war.

Bei den Germanen galt der Beifuß als „älteste der Wurze“. Der Gattungsname Artemisia geht auf Artemis, der griechischen Göttin der Jagd, der Wildnis und der Geburt, zurück. Sie ist die Hüterin der Frauen und Kinder, und die Herrin der Tiere. Mit einem geflochtenen Gürtel aus dem Wildkraut sprangen die Germanen über das Sonnwendfeuer in die zweite Jahreshälfte und warfen ihn danach rituell in die Glut, um mit ihm schädliche „Gifte“ zu verbrennen.

Der Beifuß war in früheren Zeiten ein Hebammenkraut. In bestimmten Phasen der Geburt wurde den Frauen Beifuß, in Wein oder Bier gesotten, eingeflößt, um sie zu kräftigen und die Geburt zu beschleunigen. Auch um den Bauch oder das rechte Bein gebunden, sollte Beifuß das Gebären erleichtern.

Schon allein das Mitführen von Beifuß hat laut Überlieferung eine große Wirkung. So sollte ein Reisender immer Beifuß bei sich tragen, um von den Schäden giftiger Tiere verschont zu bleiben. Ein Amulett aus Beifuß stärkt laut altem Glauben die Ausdauer und schützt vor Krankheit.

RÄUCHERN MIT DEM GEWÖHNLICHEN BEIFUSS

Der Beifuß ist ein altbekanntes Räucherkraut. Zum Räuchern werden die getrockneten Blütenrispen verwendet. Er vertreibt schädliche Energien, öffnet den Geist und klärt dessen Wahrnehmung.

Der Beifuß war früher Bestandteil schamanischer Rituale, er sollte das Tor zur Geisterwelt öffnen. Die Wildpflanze wurde in sakralen Stätten ausgelegt und verräuchert. In einer Räuchermischung eignet sich der Beifuß wegen seines wärmenden und reinigenden Charakters gut zum weihnachtlichen Räuchern rund um die Wintersonnenwende und in den Raunächten. Die Raunächte sind die „Zwölf Nächte“ vom 25. Dezember bis zum 6. Jänner, in denen, so glaubte man, die Percht gemeinsam mit den wilden Winterstürmen und ihrem erschreckenden Gefolge an Totengeistern über die Lande polterte. Diese Zeit um den Jahreswechsel nutzte man gerne zum Orakeln.

SO KANN DER BEIFUSS VERWENDET WERDEN

Es gibt nichts, was der Beifuß nicht kann. Frische oder getrocknete Blüten und Blätter ergeben ein hervorragendes Gewürz für fettiges Fleisch, Milchprodukte oder Hülsenfrüchte (siehe S. 242: Wilde Gewürze). In einem selbst hergestellten Kräutersalz macht sich sein...

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