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E-Book

Glaubenssätze

Ein kritischer Katechismus. Sonderausgabe

AutorGerd Theißen
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783641234379
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
»Was für ein sprachmächtiges Werk!« (Norbert Copray, Publik Forum)
Diese Glaubenslehre ist anders: In Frage und Antwort, mal reflektierend, mal bildhaft, mal lyrisch spürt sie den drei Grundartikeln des Glaubens - Gott, Christus, Heiliger Geist - in meditativen Texten nach. Knapp, verständlich und voller Inspiration laden diese Glaubenssätze ein, einen biblisch gegründeten, kritischen Glauben in evangelischer Freiheit zu entdecken. Ein tiefgründiges, der Welt zugewandtes Textbuch über die großen Fragen des Lebens.


  • Das große Werk jetzt als preiswerte Sonderausgabe
  • Innovativ, lebensklug und erfahrungsnah
  • Eine ungewöhnliche Glaubenslehre für Einsteiger und Wiederentdecker


Dr. Gerd Theißen, geboren 1943, ist Professor em. für Neutestamentliche Theologie in Heidelberg. Er gilt als einer der kreativsten Exegeten der Gegenwart und entwickelte eine Theorie des Urchristentums, indem er die biblische Überlieferung mit Hilfe soziologischer und religionspsychologischer Fragestellungen untersuchte. Sein Buch »Der Schatten des Galiläers« ist seit mehr als 30 Jahren ein unübertroffenes Werk erzählender Jesusliteratur.

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Leseprobe

Der Glaube und seine Grundlagen in Bibel, Tradition, Erfahrung und Vernunft

1.

Was ist Glaube an Gott?

Glaube ist unbedingtes Vertrauen, dass unser Leben inmitten aller Dinge sinnvoll ist. Sinn ist, was Mut zum Leben gibt.

Glaube vertraut auf Gott, der das Nichts ins Sein ruft und alle Welt mit Sinn erfüllt.

Glaube vertraut nicht auf die Welt, wie sie ist, sondern wie sie durch Gottes Willen sein könnte.

Glaube vertraut nicht darauf, dass alles von selbst gut wird, sondern dass wir Gutes tun können gegen Widerstand in uns und in der Welt.

Glaube ist ein Bündnis mit Gott, der die Welt mit Sinn erfüllen will.

2.

Was ist Glaube an Christus?

Christlicher Glaube ist Mut zum Leben und zum Sterben, der mit Christus gekreuzigt wird und mit ihm aufersteht.

Glaube an Christus berechtigt, sich selbst zu bejahen trotz Schuld.

Glaube an Christus verpflichtet, Liebe zu üben trotz Lieblosigkeit.

Glaube an Christus ermutigt, nicht aufzugeben, wenn alles hoffnungslos scheint.

Christlicher Glaube ist Mut zum Leben und zum Sterben, der mit Christus gekreuzigt wird und mit ihm aufersteht und so mit Gott jetzt und für immer verbunden ist.

3.

Was ist Glaube an den Heiligen Geist?

Gott hat die fernen Galaxien geschaffen und ist doch nicht fern, denn sein Geist nimmt Wohnung in dir.

Er sprach in früheren Zeiten und spricht auch heute durch seinen Geist zu dir.

Wenn dein Mut zum Leben gekreuzigt wird und in deinem Herzen neu entsteht, dann wirkt sein Geist in dir.

Wenn dich Gewissheit erfasst, in Gott geborgen zu sein in alle Ewigkeit, dann lebt sein Geist in dir.

Wenn er Menschen zu neuen Geschöpfen macht, dann arbeitet sein Geist für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in uns allen zur Vollendung seiner Schöpfung.

4.

Was ist Glaube an den dreieinigen Gott?

Glaube an Gott ist wie Licht des Vertrauens, das die Schöpfung hell macht.

Glaube an Jesus Christus ist wie Licht in der Nacht, in der das Vertrauen stirbt.

Glaube an den Heiligen Geist ist wie Licht am Morgen, wenn neues Vertrauen aufersteht.

Spuren dieses Lichtes finden wir nacheinander in der Geschichte: Israel entdeckte den einen und einzigen Gott. Jesus überwand Schuld und Todesangst. Gottes Geist verbindet Menschen in der ganzen Welt.

Doch in seinem Ursprung flutet alles Licht ineinander: Alles ist Beziehung wie in einer Familie. Deswegen sprechen wir bildlich von Gott als Vater, Sohn und Heiligem Geist.

5.

Was sind die Grundlagen des Glaubens?

Glaube hat als Quellen: Bibel und Tradition, Erfahrung und Vernunft.1

BIBEL: eine Bibliothek von Büchern, von Menschen formuliert und immer wieder ergänzt, kein geschlossener Entwurf, sondern gestaltete Vielfalt, Zeugnis eines Dialogs mit Gott, Chance, diesen Dialog immer wieder neu zu beginnen.

TRADITION: ein Schatz mit vielen Gedanken, ein Dialog über den Glauben von den Kirchenvätern bis zur modernen Theologie. Was sich im Glauben bewährt, wird geprüft an der Weisheit vieler Generationen, aber auch an ihren Verirrungen in Vergangenheit und Gegenwart.

ERFAHRUNG: Nichts kann ersetzen das Aufleuchten der Wahrheit im persönlichen Leben: Sein und Nichts konfrontieren mit Gott, Naturgesetze spiegeln seine Gedanken, Leben seinen Willen, Liebe sein Wesen. Erfahrung gibt dem tradierten Glauben Evidenz.

VERNUNFT ist die Fähigkeit, alles zu prüfen: Erfahrung prüfen wir durch die Tradition, Tradition durch die Bibel, die Bibel durch die Vernunft. Vernunft ohne Glaube neigt zum Zynismus, Glaube ohne Vernunft zum Fanatismus.

Alle Quellen der Gewissheit sprudeln in der Bibel ineinander: Die Bibel ist voll Tradition und Erfahrung, Weisheit und Vernunft. Damit weist sie über sich hinaus. Wer ihr treu sein will, darf nicht stehen bleiben bei ihrem Buchstaben.

6.

Gibt es verbindliche Glaubenssätze für alle Christen?

Früher standen im Katechismus verbindliche Lehren. Jeder musste sie auswendig lernen. Geist und Buchstabe klebten aneinander. Bild und Sache waren eins. Heute unterscheiden wir: Gott und Gottesbilder, Jesus und Christusbilder, Hoffnung und Hoffnungsbilder. Bilder lassen Freiheit, wieweit sie wörtlich zu verstehen sind. Sie ermöglichen Stufen der Annäherung.

Schon die Bibel kennt viele Gestalten des Glaubens: Hatten die Jünger Jesu keinen Glauben, weil sie in ihm nicht den sahen, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist? War der Jakobusbrief häretisch, als er Glauben mit Werken verband, Gesetz mit Freiheit und Liebe mit Gleichbehandlung?

War der Evangelist Johannes im Irrtum, als er die anderen Evangelien überbieten wollte: Über alle Jesusbilder hinaus fragte er nach dem, was in ihnen Wahrheit und Leben ist.

Waren die Gnostiker im Irrtum? Sie deuteten als christliche Philosophen die Bilder der Bibel als Suche des Menschen nach seinem wahren Selbst. Für sie war alles Symbol, was für einfache Christen Realität war.

Wenn ein Physiker an einer Familienfeier teilnimmt, teilt er die Alltagsphysik der Familie: In ihr geht die Sonne auf und unter, nicht aber in seiner Theorie. So teilen auch Theologen im Alltag den gelebten Glauben, ihre Gedanken aber geben ihm einen Rahmen, der seine Bedeutung verändert.

Schon das Urchristentum kannte verschiedene Reflexionsstufen des Glaubens. Alle sind gültig, keine ist endgültig. Alle nähern sich unvollkommen dem, was letztgültig ist.

7.

Welche Bedeutung hat die Bibel für den Glauben?

Einst war die Bibel das Lehrbuch des Glaubens, von Gott verfasst, inspiriert durch seinen Geist. Selbst ihre Buchstaben hatte er eingegeben. Heute bezeugt sie Ursprungserfahrungen menschlichen Glaubens. Sie wird mit denselben Methoden ausgelegt wie alle Zeugnisse der Vergangenheit. Manche ihrer Texte sind scharf zu kritisieren, andere leuchten wie Licht vom ewigen Lichte mitten im Leben.

Versunkene Welten hinterließen ihre Spuren in ihr: Ägypter und Sumerer, Babylonier, Perser und Griechen. Vorbereitet durch Traditionen, eingebettet in Analogien entstand in ihrer Geschichte drei Mal Neues wie Mutationen der Religion.

Die Geschichte Israels machte Gott zum wichtigsten Anliegen des Menschen. Die Geschichte Jesu machte den Menschen zum wichtigsten Anliegen Gottes. Die Geschichte des Geistes machte die Erneuerung der Welt zum gemeinsamen Anliegen von Gott und Mensch.

Wie die Evolution des Lebens auf konkreten Anfängen aufbaut, so der Glaube auf einem dreifachen Anfang. Oder gab es noch andere Möglichkeiten, dem Geheimnis Gottes zu begegnen? Schon in der Bibel hören wir als Nachklang eine Polyphonie uralter Religionen.

Durch ihre eigene Polyphonie wirkt die Bibel bis heute: die hebräischen heiligen Schriften bei Juden, Altes und Neues Testament bei Christen, die ganze Bibel bei Moslems als Vorstufe des Korans. Wenn Religionskritiker Gottes Tod verkündigen, meinen sie den Gott der Bibel. Die Bibel wurde ein Buch aller Menschen.

Sie ist ein Buch mit offenen Türen. Protestanten drängen hinaus, ihre Herkunft verdrängend. Katholiken entdecken neu ihre verdrängten Ursprünge. Juden bleiben ihr treu.Moslems studieren sie als Bestätigung ihres Glaubens. Nur Fundamentalisten verrammeln die Türen der Bibel gegen die moderne Welt. Bibeltreue sieht anders aus.

8.

Welche Bedeutung hat das Alte Testament für den Glauben?

Einst galt das Alte Testament nur als Vorgeschichte des Neuen Testaments. Aber es hat einen Eigenwert.

Das Alte Testament ist die Geburtsurkunde des MONOTHEISMUS. In ihm wurde der eine und einzige Gott entdeckt nicht nur von einzelnen Philosophen, sondern von einem ganzen Volk. Das Neue Testament öffnete den Glauben für alle Völker. Gott weist in beiden Testamenten über Grenzen hinaus. Noch immer sind Juden und Christen unterwegs zu einem universalen Glauben.

Das Alte Testament bezeugt den SCHÖPFUNGSGLAUBEN. Im ersten Schöpfungsbericht ist der Mensch das Ebenbild Gottes: Herrscher über Erde und Tiere.2 Im zweiten Bericht ist er ein Erdgeschöpf wie alle Geschöpfe. Als Gärtner hütet er das Paradies. Doch sein Wissen um Gut und Böse vertreibt ihn aus dem Paradies der Unschuld durch Sünde, Vergeblichkeit und Tod.

Das Alte Testament entdeckt die GESCHICHTE. Nicht nur der König, das ganze Volk hat Verantwortung dafür, ob es im gelobten Land bleibt oder nicht. Menschliche Entscheidungen bestimmen die Geschichte. Der Horizont des Neuen Testaments ist enger. Es enthält nicht die Schriften eines Volkes, sondern kleiner Gruppen. Nur im Alten Testament finden wir Entwürfe sozialer Gerechtigkeit für die ganze Gesellschaft.

Das Alte Testament preist IRDISCHES GLÜCK. Der Prediger Salomo findet Lebensfreude in Gott: Gott hat dem Menschen Ewigkeit und Freude ins Herz gegeben. Ewigkeit macht Vergänglichkeit bewusst, Freude macht sie vergessen.3 Das Hohelied Salomos preist die Freuden erotischer Liebe. Nur im Alten Testament ist Gott selbst »Freude und Wonne«.4 Menschen treten mit Frohlocken vor sein Angesicht.

9.

Welche Bedeutung hat das Neue Testament für den Glauben?

Im Neuen Testament wurde der Mensch zum wichtigsten Anliegen Gottes. Eine mythische Geschichte erzählt von Gottes schwieriger Partnersuche.

Der eine und einzige Gott hatte im Himmel keinen gleichwertigen Partner, weder unter Engeln noch Göttern. Deshalb schuf er den Menschen zu seinem Ebenbild. Der Mensch brach den Bund mit Gott. Gott hielt trotzdem an...

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