Stadttouren
Al Khor – der geschichtsmächtige Meeresarm
Ganz gleich, wo man in Dubai wohnt, ob in der Innenstadt oder am Jumeirah Beach, mit einer Bootsfahrt entlang dem Dubai Creek Al Khor C–E10/Google Map sollte man beginnen. Vom Wasser aus kann man verfolgen, wie die Stadt gewachsen ist. Eine Überfahrt auf einer Abra kostet einen Dirham (€ 0,50) und man begegnet dabei 200 Jahren Geschichte – von der Shindagha-Spitze bis hinunter zum Dubai Creek Golf & Yacht Club. Und in der untergehenden Sonne erscheint einem die Skyline der gläsernen Hochhäuser entlang dem Deira-Ufer wie die in den Himmel gezeichnete Erfolgskurve des Emirats.
Alltag am Ufer des Dubai Creek
Die Lebensader des alten Dubai war Al Khor, die schmale, flussähnliche Meereseinbuchtung, die über zehn Kilometer von der Küste hinein ins flache Hinterland reicht. Heute hat sich, außer bei den alteingesessenen Dubai’in, die englische Bezeichnung Creek für diesen ruhigen Meeresarm durchgesetzt. Der Stadtteil Deira cB3/4/Google Map und der jenseits des Creek gelegene Stadtteil Bur Dubai aC/aD1/2/Google Map bildeten vor der Entdeckung des Erdöls die Stadt Dubai. Inzwischen hat sie sich als zukunftsorientierte Großstadt mit perfekter Infrastruktur 25 Kilometer weit gen Westen ausgedehnt.
Der Creek teilt die Stadt und verbindet sie zugleich. Entlang seinen Ufern findet man sowohl moderne, marmor- und glasverkleidete Bürohochhäuser als auch unzählige der traditionellen, dickbäuchigen arabischen Handelsschiffe, die Dhaus genannt werden. Obwohl über den Creek mittlerweile Brücken führen, überqueren ihn viele wie früher in einer schmalen, hölzernen Abra, einem Wassertaxi.
An den vier Abra-Anlegestellen in Deira oder in Bur Dubai kann man für 100 Dirham pro Stunde auch eine Abra mieten und damit den Creek hinauf und hinunter fahren. Man gleitet entlang der Bur-Dubai-Seite am alten Bastakiya, an arabischen Palästen und am Creekside Park vorbei, man passiert die gläsernen Hochhäuser und die ankernden arabischen Frachtkähne am Deira-Ufer. Im Süden wird die Reise seit 2008 durch die sogenannte Floating Bridge D10/Google Map, eine Pontonbrücke zur Verkehrsentlastung, stundenweise unterbrochen. Wer will, kann die Fahrt auf dem Creek auch in einem klimatisierten »Waterbus« unternehmen.
Entscheidet man sich für die Creek-Fahrt am Nachmittag, spiegelt sich auf dem Rückweg die hinter Bur Dubai untergehende Sonne in den gläsernen Fassaden der Hochhäuser am Deira-Ufer. Auch abends kann man den Creek auf und ab fahren, dann aber auf einer großen, zum schwimmenden Restaurant umgebauten Dhau bei einem üppigen Candlelight-Dinner.
Bur Dubai – von Bastakiya zum Heritage Village
Die Geschichte des Emirats Dubai begann vor rund 200 Jahren im Stadtteil Bur Dubai aC/aD1/2/Google Map an der südwestlichen Landspitze des Creek, die heute den Namen Shindagha trägt. Um 1830 siedelten hier ca. 800 Beduinen vom Stamm der Bani Yas. Aber erst 100 Jahre später, als sich persische Händler mit ausdrücklicher Zustimmung der Al Maktoums 1902 in Bur Dubai niederließen, vollzog sich der Aufschwung zu einem Handelszentrum am Golf. Die persischen Händlerfamilien gaben ihrer neuen Siedlung den Namen jenes Landstrichs, aus dem sie ausgewandert waren: Bastakiya aC/aD2/3/Google Map. Sie bauten Häuser aus Lehm und Korallenstein, die sich von den Barasti-Hütten der beduinischen Dubai’in deutlich unterschieden, denn sie waren mit Windtürmen ausgestattet, die auf natürliche Weise die Zimmer mit frischer Luft versorgten. Die neuen Windtürme in Bastakiya machten auf die eingesessenen Dubai’in einen so großen Eindruck, dass einige von ihnen ihre Barasti-Hütten ebenfalls mit solchen Türmen versahen.
Im Zuge der Bautätigkeiten während des Erdölbooms zerfiel Bastakiya in den 1970er Jahren, aber der Stadtteil wurde dank eines großen Restaurierungsprogramms seit 2001 wieder aufgebaut. Heute ist auch der Autoverkehr aus diesem Stadtteil verbannt. Während des Rundgangs durch die schmalen Gässchen von Bastakiya, der am besten am Sheikh Mohammed Centre beginnt, sollte man durchaus Pausen für einen Tee einlegen, z. B. im Majlis oder der XVA Gallery.
Das historische Zentrum von Bur Dubai ist das Al Fahidi Fort aD2/Google Map. 1800 erbaut ist diese Festung das älteste Bauwerk der Stadt, das seine heutige Form 1878 erhielt. Die quadratische Festung mit einem großen Innenhof innerhalb der dicken Lehmmauern und zwei runden Türmen beherbergt das Dubai Museum. An den Mauern im Innenhof sieht man deutlich die Baumaterialien: Lehm, Korallenblöcke und Muschelschalen, Kalkbrei zum Tünchen und Palmenstämme als Stützen. Am Tag der Staatsgründung der Vereinigten Arabischen Eirate (V.A.E.) im Jahr 1971 begannen die Restaurierungsarbeiten an der stark verfallenen Al-Fahidi-Festung; seit 1987 ist sie der Öffentlichkeit zugänglich.
1995 wurde nach aufwändigen Bauarbeiten das unter der Erde gelegene, mehrfach preisgekrönte Museum eröffnet, das ideal auf den Spaziergang durch Bur Dubai einstimmt. In unterschiedlichen Abteilungen zeigt es das Leben im Emirat, wie es vor nur drei Generationen ausgesehen haben muss: Den Alltag der Familien in den Barasti-Hütten, den Handel im Souq, die beduinischen Traditionen und Überlebensstrategien in der Wüste sowie die gefährliche Arbeit der Perlentaucher im Golf. Zu den gläsernen Fassaden entlang der Sheikh Zayed Road könnte der Kontrast nicht größer sein.
Vom Museum aus führt der Weg weiter zum Creek, vorbei an der Großen Moschee (kein Zugang für Nichtmuslime) und durch die Ladengassen des Bur Dubai Souq aC2/Google Map mit seinen hölzernen Eingangsportalen. Auch diese beiden neuen Zentren des Stadtteils wurden an denselben Plätzen wieder errichtet, an denen ihre Vorgänger seit gut 100 Jahren – allerdings in sehr viel bescheidenerer Weise – das Leben im Stadtteil bestimmten.
Den Creek kann man nicht verfehlen, denn viele kleine Gassen und Gässchen führen zu seinen Ufern. Dort steht z. B. das Bayt Al Wakeel aC2/Google Map, ein Regierungs- und Verwaltungsgebäude aus den Zeiten Sheikh Rashids. In der Nähe befinden sich beide Anlegestellen der Wassertaxis auf der Bur-Dubai-Seite. Bis zur Ankunft der nächsten Abra halten hier vor allem indische und pakistanische Expatriats ein Schwätzchen und genießen Betel kauend unter den schattenspendenden Zeltdächern und Palmen den Blick auf die glitzernde Hochhaussilhouette von Deira.
Von der Bur Dubai Abra-Station führt eine gepflasterte Uferpromenade mit herrlichem Blick auf den Creek und das gegenüberliegende Deira, vorbei an drei sehenswerten Rekonstruktionen, bis zur Landspitze von Shindagha. Als das bedeutendste steht hier das Sheikh Saeed Al Maktoum House aB1/Google Map. Es wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts als neuer Wohnsitz der Herrscherfamilie am Zugang zur Landzunge von Shindagha erbaut. In diesem Haus erblickten zwei spätere Staatsoberhäupter das Licht der Welt: Sheikh Saeed, der von 1912 bis 1958 regierte, und sein Sohn Sheikh Rashid, der die politischen Geschicke 1958 bis 1990 lenkte.
Anleger am Dubai Creek (Bur Dubai)
Die Dhau im Dubai Museum erinnert an die alte Seefahrertradition
Gemessen an den Wohnverhältnissen im damaligen Dubai war diese zweistöckige Anlage aus Korallensteinen und Lehm geradezu ein Palast, der Sheikh Saeed als Wohn- und Regierungssitz diente. Seit 1960 regierte sein Sohn Rashid in einer neuen Residenz außerhalb Bur Dubais, so dass das Haus verfiel, bis man es 1996 nach zehnjähriger Renovierungsarbeit als Museum der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Die Anlage beeindruckt von außen durch ihre Geschlossenheit und die sie überragenden Windtürme. Im Inneren werden die etwa 30 ehemaligen Zimmer als Ausstellungsräume genutzt, in denen man wesentliche Abschnitte der Geschichte des Emirats nacherleben kann.
Neben dem Sheikh Saeed Al Maktoum House wurden mehrere Häuser aus der Gründungszeit des Emirats restauriert, darunter das Sheikh Juma Al Maktoum House und das Sheikh Obaid Bin Thani House. Beide sind für Besucher geöffnet, dort kann man sich über Islam-Fragen informieren.
Hinter dem Sheikh Saeed Al Maktoum House in Richtung Creek-Mündung liegen heute zwei große Freilichtmuseen, das Heritage und das Diving Village. Sie sind besonders in den Wintermonaten Attraktionen, weil sie Besuchern Einblicke in den historischen Alltag mit all seinen damaligen Erschwernissen ermöglichen.
Das Heritage Village aB1/2/Google Map zeigt typische Lebenssituationen der Landbevölkerung in der Vor-Ölzeit in originalgetreuer Umgebung und mit authentischen Haushaltsgegenständen und Werkzeugen. Man sieht, wie getöpfert, gewebt und gekocht oder wie früher mit Hilfe eines Ochsen aus einem Brunnen Wasser geschöpft wurde, man kann die Abrichtung von Falken beobachten und bekommt in einer Barasti-Hütte Einblicke in die medizinische Heilbehandlung nach damaligem Wissensstand.
Mehrmals in der Woche wird auf dem zentralen Dorfplatz, begleitet von Musik auf traditionellen Instrumenten, das breite Spektrum des kulturellen Brauchtums vorgeführt – von Volkstänzen der Männer bis...