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Grundlagen der Medizinischen Psychologie

Reihe: Enzyklopädie der Psychologie

VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl880 Seiten
ISBN9783840905773
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis159,99 EUR
Die Medizinische Psychologie ist ein interdisziplinärer Teilbereich der Psychologie, der sich mit den Zusammenhängen von psychologischen und medizinischen Faktoren beschäftigt. In 26 Beiträgen stellen national und international renommierte Autorinnen und Autoren Theorien und aktuelle Forschungsergebnisse dieses Fachgebiets vor. Einführend werden Modelle und Konzepte von Gesundheit und Krankheit erörtert, zudem wird auf Klassifikationssysteme und die medizinisch-psychologische Diagnostik eingegangen. In weiteren Kapiteln gehen die Autorinnen und Autoren des Bandes auf die Grundlagen ein, die für das Verständnis medizinisch-psychologischer Prozesse eine wichtige Rolle spielen, wie die Biopsychologie und Verhaltensgenetik, die Allgemeine, Persönlichkeits-, Sozial- und Entwicklungspsychologie. Ausführlich werden anschließend die Konzepte des Themenkomplexes 'Gesundheit und Krankheit' behandelt. Die einzelnen Kapitel erörtern Einflüsse von Umweltbedingungen, Belastungen, subjektive Theorien von Gesundheit und Krankheit sowie Geschlechterunterschiede. Weitere Beiträge befassen sich mit Aspekten der Krankheitsverarbeitung, familiären Aspekten, Lebensqualität, Schmerz, der Behandlungsmotivation und Adhärenz. Einflüsse von sozialen Netzwerken, des Alters und genetische Faktoren werden abschließend diskutiert.

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Kapitelübersicht
  1. Autorenverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Teil I: Gegenstand und Einführung
  5. Teil II: Grundlagen
  6. Teil III: Der gesunde und der kranke Mensch
  7. Autorenregister
  8. Sachregister
Leseprobe
1. Kapitel Gegenstandsbereich und Geschichte (S. 3-4)
Christina Schröder

1 Zum Gegenstand

Im populären Verständnis ist „Medizinische Psychologie“ eine Psychologie unter anderen praktischen Psychologien und zwar eine für den ärztlichen Gebrauch. Dieses Verständnis impliziert, dass Ärzte psychologisches Wissen und psychologische Methoden für konkrete Fragestellungen und Problemlösungen innerhalb der Medizin und im Sinne des Patientenwohls nutzen. Eine solche Auffassung ist zunächst mehr als plausibel, denn Medizinische Psychologie ist auch nach interner Sicht von Experten eine angewandte wissenschaftliche Disziplin, der es primär darum geht, Kompetenzen hinsichtlich psychosozialer Aspekte der Medizin auszubilden und in die ärztliche Tätigkeit zu integrieren. Obwohl diese Auffassung damit ein wichtiges Ziel der Medizinischen Psychologie erfasst, greift sie zu kurz und wird dem tieferen Bedeutungsgehalt des Begriffes und der modernen Gestalt dieser Disziplin noch nicht gerecht. Es bleibt insbesondere offen, auf welcher wissenschaftlichen Basis – d. h. an welchem Gegenstand und nach welchen Standards – diese Erkenntnisse und Methoden gewonnen werden und wer und mit welcher fachlichen Autorität diese in die Medizin implementiert. Und es bleibt unklar, welchen Stellenwert diese spezifische Form der Psychologie im Fächerkanon der Humanwissenschaft Medizin einnimmt. Die Medizinische Psychologie lässt sich deshalb nicht pauschal auf eine „Psychologie für Mediziner“ reduzieren. Sie sollte aber ebenso wenig zur einzigen „Psychologie in der Medizin“ erklärt werden. Denn „zusammen mit Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Klinischer Neuropsychologie, Klinischer Psychologie und Verhaltensmedizin hat sie daran bloß Anteil“ (Huppmann, 1992a, S. 1).

Bereits eine so kurze Problematisierung macht deutlich, dass die Medizinische Psychologie in unübersichtlichen Beziehungsverhältnissen steht, nicht ohne Weiteres in das Wissenschaftssystem einzuordnen ist und ihre Gegenstandsdefinition auf jeden Fall Schwerpunktsetzungen und eine übergreifende Disziplinsicht verlangt. Aus diesem Grunde verzichteten in den letzten Jahren viele Lehrbuchautoren auf eine allgemeine und grundlegende Gegenstandsbestimmung. Sie beschränkten sich auf eine indirekte Gegenstandsbeschreibung anhand der inhaltlichen Abfolge des gültigen Gegenstandskatalogs des Unterrichtsfaches Medizinische Psychologie in der prägradualen Ausbildung von Humanmedizinern (z. B. Buser, Schneller & Wildgrube, 2003; Strauß, Berger, Troschke & Brähler, 2004). Auf dessen Entwicklung und Bedeutung wird weiter unten noch eingegangen. Eine Ausnahme von der Haltung, eine festlegende Gegenstandsdefinition zu vermeiden, bildet die Antwort auf die Frage „Was ist Medizinische Psychologie?“ im Lehrbuch von Gerber und Kropp (2007). Dort kann man lesen: „Sie ist jene Wissenschaftsdisziplin, welche Begriffe, Methoden, Beobachtungswissen und Theorien aller Bereiche der Psychologie bei der Analyse von Gesundheit und Krankheit anwendet. Ihr Erkenntnisinteresse richtet sich dabei auf psychologische, psychobiologische und psychosoziale Aspekte der Entwicklung und des Verlaufs von Krankheiten, ihrer Verhütung und der Förderung von Gesundheit sowie der Behandlung körperlicher und psychischer Erkrankungen“ (S. 12). Dieses Gegenstandsverständnis enthält drei unverzichtbare Bestandteile zur Charakterisierung des Wesens von Medizinischer Psychologie: (1) einen eindeutigen Verweis auf die Mutterdisziplin Psychologie, (2) die Aussage, dass der von ihr untersuchte Wirklichkeitsbereich alle psychologischen und mit psychologischen Prozessqualitäten assoziierten Aspekte von Gesundheit und Krankheit umfasst und (3) die implizite Aussage, dass sie ihr theoretisches und methodisches Rüstzeug einschließlich des interventiven Handelns in einem Gebiet außerhalb ihrer Mutterwissenschaft anwendet, das jedoch trotz seiner wesensbestimmenden Relevanz nicht näher benannt wird. Gesundheit und Krankheit werden hier zudem ausschließlich als überindividuelle Prozesse und nicht zugleich als konkrete Lebenssituationen von Individuen betrachtet. Damit erweist sich auch diese Auffassung als ergänzungsbedürftig.

Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie (DGMP) wurde 1979 gegründet und ist ein anerkanntes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland (AWMF) und u. a. für das Unterrichtsfach Medizinische Psychologie an den Medizinischen Fakultäten zuständig. Ihre Repräsentanten tragen in gegenstandstheoretischen Überlegungen deshalb vor allem dem Ort der gelungenen Anwendung und Institutionalisierung des Wissenschaftsgebiets und Ausbildungsfaches Rechnung. Die offizielle Selbstdefinition lautet: „Die Medizinische Psychologie ist ein eigenständiges Fachgebiet innerhalb der Humanwissenschaft Medizin. Sie ist in der medizinischen Forschung, der medizinischen Lehre und in der Patientenversorgung inhaltlich, organisatorisch und personell vertreten.“
Inhaltsverzeichnis
Autorenverzeichnis7
Vorwort13
Inhaltsverzeichnis17
Teil I: Gegenstand und Einführung35
1. Kapitel: Gegenstandsbereich und Geschichte37
2. Kapitel: Modelle und Konzepte von Gesundheit und Krankheit51
3. Kapitel: Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)81
4. Kapitel: Medizinisch-psychologische Diagnostik107
Teil II: Grundlagen145
5. Kapitel: Biopsychologische Grundlagen und Verhaltensgenetik147
6. Kapitel: Allgemeinpsychologische Grundlagen für die Medizinische Psychologie185
7. Kapitel: Persönlichkeit und Krankheit235
8. Kapitel: Persönlichkeitspsychologische Grundlagen261
9. Kapitel: Entwicklungspsychologische Grundlagen285
10. Kapitel: Sozialpsychologische Grundlagen der Medizinischen Psychologie319
Teil III: Der gesunde und der kranke Mensch351
11. Kapitel: Einflüsse von Umweltbedingungen auf Gesundheit und Krankheit353
12. Kapitel: Chronische und akute psychosoziale Belastungen389
13. Kapitel: Laienätiologie, subjektive Krankheits- und Gesundheitstheorien411
14. Kapitel: Gesundheitliche Beeinträchtigungen und Inanspruchnahme von gesundheitlichen Diensten im Kindes- und Jugendalter439
15. Kapitel: Geschlechterunterschiede in der Medizin: Frauen, Männer und Gesundheit465
16. Kapitel: Krankheitsverarbeitung – Coping495
17. Kapitel: Familie und somatische Krankheit521
18. Kapitel: Lebensqualität und Lebenszufriedenheit547
19. Kapitel: Vorurteile und Diskriminierung575
20. Kapitel: Multi- und Komorbidität599
21. Kapitel: Schmerz621
22. Kapitel: Sexualität669
23. Kapitel: Behandlungsmotivation, Adhärenz und Hilfesuchverhalten721
24. Kapitel: Alter, Gesundheit und Krankheit749
25. Kapitel: Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung777
26. Kapitel: Genetik und Gen-Umwelt-Interaktion psychischer Störungen am Beispiel der Depression803
Autorenregister835
Sachregister873

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