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Handbuch Christentum und Islam in Deutschland

Erfahrungen, Grundlagen und Perspektven im Zusammenleben

VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl1300 Seiten
ISBN9783451802720
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis37,99 EUR
* Konzentriert, praxisnah, wegweisend - die Bilanz einer Debatte * Das Basiswerk zum religionspolitisch wichtigsten Gegenwartsthema Wie bestimmen die religiösen Grundhaltungen von Christen und Muslimen das Zusammenleben hierzulande? Wie ist die Situation der dauerhaft hier lebenden Muslime, die keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen? Was sagen Wissenschaftler zu den religiösen, sozialen und politischen Hintergründen konkreter Probleme und Konfliktfelder? Wo besteht akuter, wo langfristiger Handlungsbedarf? Gibt es gelungene und vorbildliche Integrationsprojekte - und was zeichnet sie aus? Experten muslimischer und christlicher Provenienz zeigen die gesellschaftlichen, rechtlichen und politischen Aspekte des Zusammenlebens von Muslimen und Christen aus muslimischer und christlicher Perspektive. Die grundlegende Orientierung.

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Leseprobe

Einführung


Heiner Köster

Zu den zentralen Aufgaben der Eugen-Biser-Stiftung gehört der »Dialog aus christlichem Ursprung« mit den monotheistischen Religionen, anderen Religionen und Weltanschauungen, den die Stiftung in dem Bewusstsein führt, dass Toleranz und respektvoller Umgang zwischen den Religionen eine Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Menschen und der Völker ist. Eugen Biser hat dies in die Worte gefasst: »Wir leben in einer Stunde des Dialogs und überleben nur, wenn die wachsenden Konfrontationen durch eine Kultur der Verständigung überwunden werden.« Dieser Dialog setzt die Dialogfähigkeit der teilnehmenden Personen voraus, also Kenntnis der je anderen Religion und Kultur und gegenseitiges Verstehen.

Als Beitrag zum Erwerb dieser Dialogfähigkeit hat die Eugen-Biser-Stiftung das »Lexikon des Dialogs. Grundbegriffe aus Christentum und Islam« in Kooperation mit der Universität Ankara erarbeitet. 24 christliche und 53 muslimische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben in mehrjähriger gemeinsamer Arbeit jeweils ca. 320 Begriffe auf durchschnittlich jeweils einer Seite erläutert.

In ihrer Einleitung verweisen die Herausgeber des »Lexikon des Dialogs« darauf, dass die Identität des Menschen nach wie vor in hohem Maße – ob bewusst oder unbewusst – aus der je eigenen Religion erwächst, die in der jeweiligen Kultur ihren Niederschlag und ihre Ausprägung findet. Über die Kultur wirkt die Religion wieder zurück auf den Menschen. Auch eine sich weitgehend säkular verstehende und gerierende Gesellschaft ist demnach von einer traditionellen religiösen Gedankenwelt durchformt. Aus dieser Interdependenz von Religion und Kultur erwachsen die unterschiedlichen Weltanschauungen, die uns helfen können, Brücken des Verstehens zu bauen, die aber auch zu Hindernissen in der Begegnung werden können.

Das »Lexikon des Dialogs« ist im September 2013 in deutscher Sprache im Verlag Herder und zeitgleich im Verlag der Universität Ankara in türkischer Sprache erschienen.1 An dieses Lexikon schließt sich nun als weiterer Schritt das vorliegende »Handbuch Christentum und Islam in Deutschland« an. Es befasst sich mit den Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Christen und Muslimen, insbesondere mit der gesellschaftlichen Herausforderung von religiöser Pluralität und Heterogenität und dem damit einhergehenden (Er-)Klärungsbedarf. Das Handbuch richtet den Blick auf die beiden zahlenmäßig bedeutendsten religiösen Gruppen in Deutschland und deren innere Vielfalt, die selbst Teil eines breiten Spektrums an Religionen und Weltanschauungen sind. Bei vielen der behandelten Themen spielen der säkulare Rahmen, säkulare Teile der Gesellschaft und die Positionierung der beiden Religionen zu ihnen notwendigerweise eine zentrale Rolle. Die einzelnen Beiträge des Handbuchs analysieren die bestehende Situation wissenschaftlich und möchten Anregungen für die erforderliche angemessene Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für das Zusammenleben von Christen und Muslimen geben. Das Handbuch will daher insbesondere Entscheider in politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Fragen, Vertreter der Medien, der Wissenschaft, Pädagogen, Repräsentanten der Religionsgemeinschaften, Theologen und Philosophen erreichen, aber auch alle anderen an der Thematik interessierten Personen.

Die einzelnen Themenfelder des Handbuchs werden aus christlicher und muslimischer Perspektive erörtert. Bei allen Autoren handelt es sich ausschließlich um Wissenschaftler und Experten, die in Deutschland leben und arbeiten, sodass alle Artikel auf dem Hintergrund einer gemeinsamen Lebenswirklichkeit entstanden sind.

Das Handbuch basiert auf dem aktuellen Forschungsstand. Es ist in fünf Abschnitte (A–E) untergliedert. Die Beiträge liegen in der Verantwortung der jeweiligen Autoren. Obwohl der jeweilige Gegenstand in wissenschaftlich reflektierter Weise abgehandelt wird, konnte wegen des vorgegebenen Umfangs nicht immer die gesamte Breite denkbarer Positionen wiedergegeben werden.

In Abschnitt A des Handbuchs wird aus einer soziologischen Perspektive die gegenwärtige religiöse Lage in Deutschland dargestellt. In Abschnitt B folgen Darlegungen zum Verhältnis des deutschen Staates gegenüber Religionsgemeinschaften im Allgemeinen und gegenüber den christlichen Kirchen und muslimischen Gemeinschaften im Besonderen. Der Schwerpunkt liegt auf den rechtlichen Rahmenbedingungen der Religionen an staatlichen und nichtstaatlichen Bildungseinrichtungen. Der dritte und umfangreichste Abschnitt C beleuchtet diverse Aspekte des aktuellen Zusammenlebens von Christen und Muslimen. In einer säkularen Gesellschaft ist die Gestaltung des persönlichen Lebens aus einer religiösen Überzeugung nicht selbstverständlich; das Nebeneinander christlicher und islamischer Sichtweisen kann immer wieder Konflikte und Spannungen auslösen, für die Lösungen auf der Basis des Grundgesetzes – als dem gemeinsamen gesellschaftlichen Nenner – gefunden werden müssen. In Abschnitt D folgt ein Überblick über die vielschichtige Lage des gegenwärtigen christlich-islamischen Dialogs in Deutschland.

Abschnitt E nimmt eine gewisse Sonderstellung ein. Er versammelt Beiträge, die einen möglichst repräsentativen Querschnitt aus interreligiösen Initiativen und Projekten des Staates (E.I.) und zivilgesellschaftlicher Akteure (E.II.) aus einer praktischen, erfahrungsbasierten Perspektive aufzeigen. Dabei wurden Initiativen und Projekte aus möglichst vielen Regionen Deutschlands und aus unterschiedlichen Handlungsfeldern ausgewählt, in denen das Thema Islam in Deutschland im Fokus steht.

Das Handbuch ist auch im Zusammenhang mit den christlich-islamischen Expertenforen zu sehen, die von der Eugen-Biser-Stiftung seit dem Jahr 2006 in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Tutzing durchgeführt werden. Diese Expertenforen dienen als Plattform für den Austausch über virulente gesellschafts-, bildungs- und religionspolitische Grundsatzfragen. Auf diese Weise wurden bereits Aspekte aufgegriffen und Themen behandelt, die im Handbuch und in weiteren Veranstaltungen ihre Fortführung und Vertiefung finden werden. Zu den behandelten Themen sind bisher zwei Publikationen in der Reihe »Interreligiöser Dialog in gesellschaftlicher Verantwortung« erschienen.2 Die wissenschaftlich-theologischen Symposien, welche die Eugen-Biser-Stiftung bisher mit der Universität Ankara durchgeführt hat, sind in fünf zweisprachigen Bänden (Deutsch/​Türkisch) veröffentlicht.3

In der Konzeptionsphase für das »Handbuch Christentum und Islam in Deutschland« erfuhr die Stiftung wertvollen begleitenden Rat von Herrn Prof. Dr. Dr. Peter Antes, Herrn Prof. Dr. Janbernd Oebbecke und Herrn Dr. Michael Kiefer. Ein besonderer Dank gilt unserem am 26. Februar 2014 verstorbenen Freund, Kollegen und Mitglied des Vorstands der Eugen-Biser-Stiftung, Herrn Dr. Karl-Hubertus Eckert, der aufgrund seiner hohen Kompetenz wesentlich an der Entstehung des Handbuches beteiligt war.

Auf der Basis dieser Vorarbeiten haben die christlichen und muslimischen Herausgeber die endgültige Konzeption für den Band entwickelt und die Autoren ausgewählt, die in ihren jeweiligen Fachgebieten als Experten ausgewiesen sind, und die Erstellung von deren Texten begleitet. Den Herausgebern, die allesamt auch als Autoren zu dem Band beigetragen haben, und den Autoren ist die Eugen-Biser-Stiftung zu großem Dank verpflichtet. Sie haben für den Nutzer des Handbuches zuverlässige Informationsquellen erschlossen und wegweisende Anregungen für die Praxis erarbeitet.

Als umsichtig koordinierende Ansprechpartnerin für die Herausgeber, die Autoren und den Verlag und als kompetente Lektorin aller Beiträge hat sich Frau Dr. Katja Thörner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Eugen-Biser-Stiftung, in hohem Maße verdient gemacht.

Für die großzügige finanzielle Unterstützung danken wir insbesondere dem Europäischen Integrationsfonds, dem Bundesministerium des Innern sowie privaten Stiftungen, Sponsoren und Freunden der Eugen-Biser-Stiftung. Die Mittel des Europäischen Integrationsfonds und des Bundesministeriums des Innern wurden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Nürnberg, verwaltet. Dem Präsidenten, Herrn Dr. Manfred Schmidt und seinen Mitarbeitern möchte...

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