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E-Book

Hauptsache, die Chemie stimmt - Mein Leben mit und ohne Breaking Bad

AutorBryan Cranston
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783104035895
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Bryan Cranston ist Walter White - die Hauptfigur der erfolgreichsten Serie aller Zeiten Ein Chemielehrer, der an Krebs erkrankt, und sich zum gefürchteten Crystal-Meth-Koch entwickelt. Walter White war die Rolle seines Lebens. Spannend wie die Serie selbst, nimmt uns Bryan Cranston mit auf eine Reise durch sein Leben, wie er sich einmal als Standesbeamter im Hawaihemd Geld verdiente, wie er beim Casting für BB Matthew Broderick ausstach und wie die Serie sein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat. »So viele Launen des Schickals und Zufälle, die im Moment, als sie passierten, völlig unbedeutend, traurig oder katastrophal wirkten - All diese Erlebnisse haben mich zu dieser Rolle geführt.« Bryan Cranston Hinter den Kulissen der Kultserie - Dieses Buch macht süchtig »Ich liebe dieses Buch. Genau die richtige Mischung aus lustig, traurig und herzergreifend. Wenn ich gewusst hätte, dass Bryan so brillant Geschichten erzählen kann, hätte ich ihn die Drehbücher für Breaking Bad schreiben lassen« Vince Gilligan, Produzent und Showrunner von »Breaking Bad« »Wahnsinnig persönlich... Cranstons lockere Texte lassen die Leser mit jeder Figur mitfühlen, die er je gespielt hat. Diese Autobiographie ist viel mehr als nur ein Blick hinter die Kulissen: Es ist ein Blick in Cranstons Leben.« Publishers Weekly »Genial und urkomisch... ein Buch über Ehrgeiz und Durchhaltevermögen.« The Washington Post »Cranstons Memoir erlaubt einen erhellenden Einblick in die Psyche des Schauspielers.« People »Breaking Bad-Fans werden sich nicht von diesem fesselnden Memoir losreißen können. Schon lange vor 'Walter White' war Bryan Cranstons Leben faszinierend und dramatisch.« Irish Country Magazine

Bryan Cranston, Jahrgang 1956, wurde in Kalifornien geboren und hat sich in zahlreichen erfolgreichen Filmen ('Der Soldat James Ryan', 'Little Miss Sunshine') einen Namen als einer der besten Schauspieler unserer Zeit gemacht. Für seine Rolle als Walter White in der Serie 'Breaking Bad' erhielt Bryan Cranston zahlreiche Auszeichnungen, viermal wurde er mit dem Emmy, einmal mit einem Golden Globe geehrt.

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Leseprobe

Sohn


Besonders liebte ich es, für meinen Dad zu spielen. Aus meiner Perspektive war er ein stattlicher Mann: breite Brust, auffälliges schwarzes Haar, das bereits vor seinem vierzigsten Geburtstag von grauen Strähnen durchzogen war. Mir erschien er immer so groß, aber als er älter wurde, merkte ich, dass er in seinen besten Zeiten höchstens 1,80 Meter gewesen sein konnte.

Mein Vater wollte ein Star sein. Ohne jeden Zweifel. Ohne Kompromisse. Etwas anderes war ihm nicht genug. Er wollte den Homerun. Aber er hatte Rechnungen zu bezahlen. Wenn er nicht als Schauspieler arbeitete, schrieb er Drehbücher, führte Regie und versuchte sein Glück mit verschiedenen Unternehmen. In seinem Leben machte er viele Experimente. Er gründete eine Firma, die Videotraining für Golfer anbot, die ihre Technik perfektionieren wollten. Er eröffnete ein Trampolin-Freizeitzentrum, dann eine Bar mit Café. Er schmiedete Pläne für eine Katamaran-Frachtschiffreederei. Er leitete ein Magazin für Hollywoodtouristen, das er Star’s Homes nannte. Einmal veranstaltete er eine Tour durch das goldene Haus des Entertainers Liberace.

Dem Mann mangelte es nicht an Ideen. Er ging jedes Abenteuer mit Elan an, hatte aber selten Erfolg. Ehrgeiz und Einfälle besaß er reichlich, Geschäftssinn eher wenig. Seine Misserfolge summierten sich und nagten an ihm. Dennoch gab er nie auf. Das war lehrreich. Er blieb dran.

Er führte ein typisches Schauspielerleben – unsichere Jobs, ein wenig Schicksal, viel Pech. Als Kind merkte ich nicht, ob die Familie gerade flüssig oder pleite war. Im Gegensatz zu meinen Eltern, wahrscheinlich. Irgendwann leisteten wir uns ein brandneues Auto. Eine Weile später verkauften wir es und tauschten es gegen ein altes ein. Ein bisschen Hand anlegen, und es ist wie neu! Ein andermal beschlossen meine Eltern (na ja, eigentlich mein Vater), sich in Unkosten zu stürzen und einen Pool im Garten zu bauen. Sämtliche Nachbarn kamen in diesem Sommer zu uns; wir lachten und schwammen, bis unsere Finger verschrumpelt waren und unsere roten Augen brannten. Dann legten wir uns bäuchlings auf den warmen Beton und erholten uns.

Im darauffolgenden Sommer erklärte meine Mutter uns, wir könnten nicht schwimmen, weil wir uns die Chemikalien nicht leisten konnten. Der Pool wurde trüb und grün, wie ein Teich irgendwo tief in den Wäldern.

Mein Vater hatte durchaus bescheidenen Erfolg als Schauspieler. Er trat in mehreren Fernsehserien und einer Handvoll Filme auf. Er war Coautor des Drehbuchs von The Crawling Hand, einem Film über einen Astronauten, dessen tote Hand am Strand Teenager attackiert. Außerdem schrieb er an dem Skript von The Corpse Grinders mit, einem Trashfilm, der Teil eines Triple-Features war (die anderen beiden Teile hießen The Embalmers und The Undertaker and His Grisly Pals), an das Autokino-Puristen immer noch gern zurückdenken.

Er spielte in einem unglaublich gekünstelten, herrlich schrottigen Film mit dem Titel Beginning of the End mit, einem billig produzierten Science-Fiction-Film aus den späten 1950ern, produziert von dem großen Bert I. Gordon – alias »Mister B.I.G.«. Der hatte sich auf »Gigantenfilme« spezialisiert, die er erzeugte, indem er Filmspuren übereinanderlegte. Für diesen Film machte Gordon zum Beispiel Aufnahmen von echten Heuschrecken und schnitt diese Bilder dann wenig überzeugend in die Handlung hinein. Die Geschichte ist altbekannt: die Invasion wütender, unglaublich hungriger, menschenfressender Riesenheuschrecken, die aus einem Zuchtexperiment von einer Farm in Illinois stammen.

Joe Cranston spielt darin einen Soldaten, der als Wachposten auf einem Wolkenkratzer stationiert ist. Heuschrecken greifen die Stadt an. Immer dasselbe, oder? Man sieht sie nie über ein Weizenfeld hereinbrechen. Als mein Vater seine Vorgesetzten per Funk über die Lage informiert, blickt er durch sein Fernglas. »Östlicher Sektor frei«, sagt er. Genau in diesem Augenblick erscheint der zitternde Fühler einer Heuschrecke hinter ihm. Schnitt zum Hauptquartier: Die Offiziere lauschen Dads Bericht, seine Stimme dringt durch die Lautsprecher an der Wand: »Hier keine Spur von ihnen.« Dann ein Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. »Neeeeeeeein!« Und Dad war hinüber. Tolle Geschichte.

War mein Vater in einer Serie oder einem Film im Fernsehen zu sehen, kamen am nächsten Tag die Nachbarn vorbei, um ihre Meinung über seine Arbeit kundzutun. »Die Produktion hat mir gefallen, aber die Schauspieler waren mies.« »Der Anfang war super, aber das Ende … eine Katastrophe.«

So kam ich erstmals mit Prominenz in Berührung. Und mit Kritik. Es gab immer ein Aber. Jeder fühlte sich berechtigt, seine Meinung hinauszuposaunen. Als Schauspieler war man Freiwild.

Mein Vater schien vor Selbstbewusstsein zu strotzen, doch die ganzen Abers kratzten daran. Als es bergab ging, schäumte er und meckerte über andere, denen er ihren Erfolg missgönnte. Er war ein besserer Schauspieler als dieser Kerl. Er arbeitete härter als der da. So vieles ärgerte ihn nun. Man wusste nie, was ihn als Nächstes zur Weißglut treiben würde.

Ich weiß noch, wie ich an einem Spätnachmittag auf dem Beifahrersitz in Dads Auto mitfuhr, mein Bruder war auch dabei. Ein Typ schnitt uns mit seinem frisierten Wagen. Dad stieg in die Eisen und riss den gestreckten Arm zur Seite, damit mein Bruder und ich nicht durch die Scheibe flogen. Wir saßen in der Rostlaube, die wir anstelle unseres neuen Autos gekauft hatten. Hupend nahm mein Vater die Verfolgung auf. An einer roten Ampel kam er neben der schicken Karre zum Stehen, kurbelte das Fenster herunter und brüllte los. Der Mann in dem anderen Auto sagte: »Und was willst du jetzt machen, alter Knacker?« Der Typ war jung, viel jünger als mein Vater. »Fahr um die Ecke«, antwortete Dad, »dann zeig ich’s dir.«

Sie bogen um die Ecke und parkten hinter einer Reihe von Geschäften. Bleibt hier, befahl Dad meinem Bruder und mir. Wir hatten Angst und hielten uns aneinander fest. Mein Vater stieg aus dem Auto. Der andere Typ auch. Er war groß und gutgebaut. Viel größer als mein Dad. Aber der marschierte, ohne zu zögern, auf ihn zu und schlug ihm ins Gesicht. Der Typ donnerte auf sein Auto und rutschte zu Boden. Seine Nase war eine einzige blutige Sauerei.

Mein Vater kam zurück zu unserem Auto und stieg wieder ein. »Erzählt das nicht eurer Mutter. Sie macht sich sonst nur Sorgen.« Kim und ich verrenkten die Hälse, um durch die Heckscheibe zu schauen, als wir davonfuhren. Der Mann hielt sich das Gesicht. Es war blutverschmiert. Das hatte mein Vater getan. Das war mein Vater. Der Kämpfer.

Die Gewaltausbrüche beschränkten sich nicht auf irgendwelche fremden Autofahrer. Zu Hause kämpften meine Eltern gegeneinander – trugen rasende, wütende Streits aus, die uns Kinder häufig in unseren Zimmern fernab der Schusslinie Zuflucht suchen ließen.

Als mein Vater den Corbin Bowl pachtete, lief es schon nicht mehr gut bei uns. Der Corbin Bowl war eine Café-Bar mit Bowlingbahn auf dem Ventura Boulevard in Tarzana. Dads gelegentliche Fernsehauftritte reichten nicht aus, um eine Familie zu ernähren, deshalb hatte er die Vision von einem coolen, eleganten Nachtclub, der tagsüber ein vor Besuchern wimmelndes Café sein sollte.

Aber es kam anders. Meine Großmutter arbeitete an der Kasse. Meine Mutter als ungelernte Köchin und Kellnerin. Kim und ich wischten nach der Schule Tische ab und spülten. Sogar meine fünf Jahre alte Schwester wurde eingespannt: Sie brachte den Gästen Wasser. Mein Vater übernahm die Bar, aber er war häufig nicht da. Bei einem Vorsprechen. Oder einem heimlichen Rendezvous.

Mein Bruder und ich spürten, wie angespannt die Situation war, auch wenn wir keine Einzelheiten mitbekamen. Ängstlich warteten wir auf Dads Rückkehr und die darauffolgenden unvermeidlichen Streitigkeiten.

Wann immer wir konnten, lenkten wir uns ab. Das Kino war unser Lieblingsfluchtort. Fast jeden Tag nach der Schule gingen wir ins Café, und um drei Uhr, wenn wir mit den Hausaufgaben fertig waren, gingen wir nebenan in die Nachmittagsvorstellung des Corbin Theater. Danach mussten wir zurück ins Café, um beim Abendgeschäft zu helfen

Unser Lieblingsfilm war Cat Ballou, eine Westernparodie über eine sittsame Lehrerin, die den Tod ihres Vaters rächen will und darüber zu einer berüchtigten Gesetzlosen wird. Lee Marvin hatte darin zwei Rollen – die des legendären Revolverhelden Kid Shelleen und des Killers Tim Strawn. Wir fanden es lustig, denselben Schauspieler in zwei verschiedenen Rollen zu sehen. Nat King Cole und Stubby Kaye stellten eine Art griechischen Chor dar und sangen »The Ballad of Cat Ballou«. Wir waren beide schwer verliebt in Jane Fonda. Sie war stark und schön. Wir sahen uns den Film jeden Tag an, solange er gezeigt wurde. Wir kannten jedes Wort, jede kleinste Veränderung der Mimik, jede Geste. Wir gingen nach Hause, badeten, und bevor wir ins Bett mussten, spielten wir die Szenen nach, in verschiedenen Rollen, wobei wir die Lieder sangen, so laut wir konnten. Cat Ballou, Cat Ball-ou-ou-ou. She’s mean and evil through and through.

Zwei Jahre lang schauten wir uns alle möglichen Filme im Corbin an. Spion in Spitzenhöschen. Oh Dad, Poor Dad, Momma’s Hung You in the Closet and I’m Feelin’ So Sad. Die Reifeprüfung. Ich war elf. Zu jung für Die Reifeprüfung. Aber ich liebte den Film. Ich konnte mich mit Dustin Hoffmans Figur des Benjamin Braddock identifizieren, mit seiner Verwirrung. Er...

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