1. Grundsätzliches
Für manche ist Gold eben nur eine Form der Geldanlage, der man mit ebenso großer Rationalität begegnet wie zum Beispiel einer Aktie. Für andere hat Gold – und zwar nicht nur in Form von Schmuck – zudem einen hohen emotionalen Mehrwert, der sie mitunter schon mal auf Abwege bringt. »Mein ganzes Leben lang habe ich seine Farbe geliebt, seinen Glanz, seine göttliche Schwere«, schwärmt etwa Goldfinger in dem gleichnamigen James-Bond-Film. Glücklich wurde er damit am Ende nicht, wie alle 007-Fans wissen.
Gleiches gilt für den legendären Midas, nach der griechischen Sage der Sohn von Gordios und Kybele, der – dem Mythos zufolge – ebenso gierig wie dumm gewesen sein soll. Um zumindest letztgenanntes Handicap auszugleichen, nahm er den weisen Silenos gefangen. Doch von dessen Klugheit konnte Midas nicht profitieren, im Gegenteil. Als Dionysos, ein Schüler von Silenos, vom König die Freilassung des Gefangenen verlangte, musste er Midas einen Wunsch erfüllen: Fortan sollte alles, was er berührte, zu Gold werden. Der Wunsch wurde ihm gewährt – und schon bald sollte der gierige Midas feststellen, dass man Gold eben nicht essen und trinken kann. Wenn Brot und edler Wein sich im Moment der Berührung in Gold verwandeln, droht man zu verhungern und zu verdursten.
Diese beiden Anekdoten machen die Ambivalenz des gelben Edelmetalls deutlich. Zum einen spricht vieles dafür, einen Teil seines Vermögens in das langfristig wertstabile Gold zu investieren, was zudem steuerliche Vorteile hat, wie ich Ihnen gleich noch erläutern werde. Zum anderen kann ein zu hoher Goldanteil im Depot ein erhöhtes Risiko darstellen. Denn mitunter ist die Schwankungsintensität des Edelmetalls (Volatilität) noch ausgeprägter als bei Aktien. Ein Beispiel: Im Jahr 2013 schwankte der Goldpreis zwischen 1.670 und 1.220 US-Dollar. Das machte immerhin einen Unterschied von 37 Prozent aus. Bedenken Sie: Wenn der Goldpreis um 50 Prozent einbricht, muss er anschließend um 100 Prozent zulegen, um wieder das Ausgangsniveau zu erreichen. Langfristig jedoch hat sich Gold als sehr wertbeständig erwiesen. Es überstand Kriege, Wirtschaftskrisen und Währungsreformen. Daher gilt das Edelmetall bis heute als »sicherer Hafen«, in den Anleger gern flüchten, wenn sich irgendwo etwas zusammenbraut.
Sachwert Gold – die Vor- und Nachteile
Edelmetalle wie Gold und Silber gehören zu den sogenannten Sachwerten, ebenso wie Immobilien und Aktien. Bargeld, aber auch alle klassischen Sparformen und Anleihen, stellen hingegen Geldwerte dar. Das heißt, Sie sparen Geld an, bekommen im günstigen Fall dafür Zinsen und vertrauen darauf, dass Sie mit diesem Geld auch in vielen Jahren noch Güter oder Dienstleistung erwerben können, ohne dass Ihnen Notenbanken oder Regierungen zum Beispiel durch einen Währungsschnitt einen Teil Ihrer Rücklagen rauben.
Doch in welche Sachwerte sollten Sie nun investieren? Wo liegen die Vor-, aber auch die Nachteile einer Gold-Anlage? Die Empfehlung ist zwar nicht neu, man muss sie aber gelegentlich wiederholen, um Ungleichgewichte bei der Kapitalanlage zu verhindern: Es ist unverzichtbar, dass Sie Ihre Rücklagen möglichst breit gestreut anlegen und zudem eine Art »eiserne Reserve« bilden, um unvorhersehbare finanzielle Belastungen tragen zu können, ohne Goldmünzen oder Aktien verkaufen zu müssen, deren Kurse sich womöglich ausgerechnet dann auf einem Tiefstand befinden. Mit anderen Worten: Es geht nicht darum, ob Sie mit Ihrem Vermögen in Gold oder Aktien investieren sollten, sondern in Gold und Aktien. Die Frage ist nur, wie hoch die jeweilige Gold- oder Aktienquote in Ihrem Portfolio ausfallen sollte. Ein Goldanteil von 10 bis 20 Prozent – je nach Ihrem persönlichen Sicherheitsbedürfnis – erscheint in den meisten Fällen angemessen.
Wo liegen also die spezifischen Vorteile des physischen Goldbesitzes (Goldmünzen und -barren) im Vergleich mit den anderen klassischen Sachwerten Immobilien und Aktien? Zunächst sichern Sie sich mit einem Gold-Investment einen klaren Steuervorteil. Goldmünzen und -barren können Sie innerhalb der Europäischen Union mehrwertsteuerfrei kaufen. Ein großer Vorteil gegenüber Silber, Platin und Palladium. Doch Vorsicht: Einige Sammlermünzen sind nicht von der Mehrwertsteuer befreit (darauf komme ich später noch ausführlicher zurück). Investieren Sie hingegen in Krügerrand, Maple Leaf, Philharmoniker, Panda & Co oder in Barren, dann wird nach der heutigen Rechtslage keine Mehrwertsteuer fällig.
Nehmen wir an, der Goldpreis steigt um über 20 Prozent, und Sie möchten zwei Jahre nach dem Erwerb Ihre Goldbarren oder -münzen verkaufen. Auch in diesem Fall geht der Fiskus leer aus. Doch Vorsicht: Verkaufen Sie innerhalb der ersten zwölf Monate nach dem Erwerb, müssen Sie die Gewinne versteuern, sofern diese über 600 Euro liegen. Aktien und andere Wertpapiere (also auch Gold-Wertpapiere) unterliegen jedoch unabhängig von der Haltedauer der Abgeltungsteuer.
Ein weiterer Vorteil: In Zeiten der zunehmend gläsernen Bankkunden stellt der Erwerb von physischem Gold vielleicht eine der letzten Möglichkeiten dar, anonym Geld anzulegen. Derzeit können Sie in Deutschland bis zu einem Schwellenbetrag von 14.999,99 Euro in Gold investieren, ohne sich legitimieren zu müssen. Wenn Sie mit Ihrem/Ihrer Ehegatten/Ehegattin oder Ihrem/Ihrer Lebensgefährten/Lebensgefährtin zum Goldhändler gehen und beide auf eigene Rechnung kaufen, verdoppelt sich dieser Limitbetrag. Das heißt, Sie können in diesem Fall bis beinahe 30.000 Euro Gold kaufen, ohne sich hierfür ausweisen zu müssen. Gold eignet sich also nach wie vor noch für die diskrete und anonyme Form der Geldanlage.
Im Gegensatz zu »Betongold«, wie Immobilien häufig genannt werden, erfordert ein Gold-Investment keine große Summen. Für den Einstieg reichen ein paar Hundert Euro aus. Außerdem verursacht Gold keine Unterhaltungs- und Reparaturkosten, was bei Immobilien die Regel ist. Zudem handelt es sich bei Gold um eine sehr mobile Form der Geldanlage. Zumindest, wenn Sie innerhalb Deutschlands unterwegs sind. Denn sobald Sie ins Ausland reisen, gelten sogar innerhalb der EU besondere Regeln (siehe Infokasten).
Kein grenzenloses Europa
Binnenmarkt hin, gemeinsame Währung her, wer innerhalb der Europäischen Union (EU) unterwegs ist, muss – wenn er erhebliche Probleme vermeiden will – auf Bargeldgrenzen achten. Das gilt auch für Gold und andere Edelmetalle. In den einschlägigen Zollbestimmungen heißt es wörtlich:
»Jede Person, die mit Bargeld und dem Bargeld gleichgestellten Zahlungsmitteln im Gesamtwert von 10.000 Euro oder mehr aus einem Mitgliedstaat der EU nach Deutschland einreist oder aus Deutschland in einen Mitgliedstaat der EU ausreist, muss diesen Betrag bei der Ein- oder Ausreise bei Kontrollen des Zolls auf Befragen mündlich anzeigen.«1
Das gilt ausdrücklich auch für Goldmünzen oder -barren.
Wenn Sie in einen Nicht-EU-Staat ein- oder aus diesem ausreisen, müssen Sie unaufgefordert (also nicht erst auf Nachfrage) Bargeld und Bargeld gleichgestellte Zahlungsmittel ab 10.000 Euro angeben. Das trifft beispielsweise schon bei Reisen in die Schweiz oder nach Norwegen zu.
Gold ist zudem eine Art Versicherung. Kommt es zu einem Börsencrash oder zu politischen Unruhen, steigt in der Regel der Goldpreis, weil Anleger stärker »in Sicherheit« flüchten. Aufgrund der hohen Nachfrage steigt der Preis. Dies war in der Vergangenheit in den meisten, aber nicht in allen Fällen so. Einen Automatismus gibt es also nicht.
Ein Vorteil von Aktien ist deren hohe Fungibilität. Das bedeutet salopp ausgedrückt: Aktien lassen sich schnell wieder zu Geld machen. Nur wenige Mausklicks genügen, dann sind die Papiere verkauft, und der Gegenwert wird Ihrem Verrechnungskonto gutgeschrieben. Die Fungibilität von Goldmünzen und -barren ist ebenfalls hoch, obgleich es im Vergleich zu Aktien etwas länger dauert, bis Sie im Fall eines Verkaufs den Gegenwert auf Ihr Konto gutgeschrieben bekommen. Es sei denn, Sie verkaufen Ihre Goldschätze bei einem Händler vor Ort und lassen sich den Gegenwert gleich in bar auszahlen. In diesem Fall schließen Sie ein sogenanntes Tafelgeschäft ab.
Wenn Sie Aktien kaufen, brauchen Sie bekanntlich ein Depot. Wenn Sie sich hingegen trauen, Ihre Goldschätze zu Hause aufzubewahren und Sie auf die Anschaffung eines Tresors verzichten, fallen keine weiteren Kosten an. Dafür gehen Sie aber erhöhte Risiken ein. Wie Sie diese minimieren können, erfahren Sie im Anhang dieses Buches.
Der Nachteil von Gold besteht allerdings darin, dass Sie keine laufenden Einnahmen erzielen. Sie bekommen also weder Dividenden (wie bei Aktien) noch Mieteinnahmen (wie bei vermieteten Immobilien). Sie profitieren mithin ausschließlich von der Preissteigerung des Edelmetalls. Und schließlich bringen Ihnen Münzen und Barren keinen Nutzwert, außer dem, dass Sie sich wie weiland Goldfinger an dem gelben Edelmetall erfreuen können. In Ihre Immobilie können Sie hingegen sofort einziehen und Miete sparen.
In der folgenden Übersicht habe ich noch einmal die Vor- und Nachteile eines Gold-Investments gegenüber anderen Sachwerten zusammengefasst:
Sach- wert | Werthal- tigkeit/ Wert- zuwachs | Prak- tischer ... |