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Homophobie am Spielfeldrand: Spieler im Abseits

AutorChristian Brügel
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl67 Seiten
ISBN9783863417215
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Der Autor hat 'Homosexualität im Profifußball' als Thema seiner Studie gewählt, weil der Profifußball als Synonym für Leistungssport in Deutschland ein Spiegelbild der Gesellschaft darstellen kann. Im Gegensatz zur Politik, in der dies schon lange kein Tabuthema mehr ist, wofür der langjährige amtierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, ein gutes Beispiel bietet, gibt es in der Parallelwelt Fußball nur vereinzelt Profis, die den Mut haben, zu ihrer Sexualität zu stehen. Folgt man den gängigen Statistiken, so müssten sich jedoch auch dort zwischen 5 und 10% der Männer vom eigenen Geschlecht erotisch angezogen fühlen (Blaschke, 2008). Im Laufe der Arbeit wird deutlich, welchen Einfluss der Profifußball auf die Gesellschaft hat und wieso dieser kein Hort der Diskriminierung sein darf. In der vorliegenden Arbeit werden die möglichen Ursachen untersucht, die zu einem Versteckspiel der Leistungssportler führen, die Idole der Gesellschaft sind und doch die Konsequenzen eines Outings fürchten müssen. Ein passendes Beispiel ist der ehemalige Jugendauswahlspieler Marcus Urban, der in seinem Buch 'Versteck Spieler' die Konflikte darlegt, die einen Menschen begleiten, der nicht zu seiner Sexualität stehen kann, will oder darf. Mit seiner Offenheit stellt er einen Einzelfall dar. Das Thema Homosexualität wird in verschiedenen Facetten dargestellt werden, besonders mit Bezug auf die Entwicklung, die es in der deutschen Gesellschaft genommen hat. Im Fokus steht dabei vor allen Dingen der männliche Fußballsport. Darauf aufbauend wird der Autor auf das Geschlecht als Konstrukt eingehen, mit besonderem Augenmerk auf die Gender-Forschung, da das vorgefertigte Geschlechterbild einen Einblick darauf geben könnte, weshalb Homosexualität im Fußball im Gegensatz zur Politik und anderen Bereichen der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema ist. Auch wird das Erscheinungsbild 'Stadion' genauso Beachtung finden wie das Verhalten der Fans untereinander und im Dialog mit den Spielern auf 'dem Platz'. Wie bereits erwähnt, sollen auch wichtige Meinungsmacher in Fußball und Medien, sogenannte Experten, nicht unberücksichtigt bleiben. Es kann vermutet werden, dass hier eine Ursache für die intolerante Haltung im Profifußball zu suchen ist. Die vielen Kampagnen, die sich dem Thema der Enttabuisierung von Homosexualität in der Fußballwelt verschrieben haben, oftmals unter Mithilfe des Deutschen Fußball Bundes, sind politische Versuche mit diesem Thema umzugehen und werden [...]

Christian Brügel, B.A., wurde 1982 in Düsseldorf geboren. Sein Studium im Bereich Sozialpädagogik absolvierte der Autor an der FH Düsseldorf und schloss diesen mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Zahlreiche Besuche von Fußballspie

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 7, Fanverhalten im Stadion: Das folgende Kapitel soll dazu beitragen, einen Einblick über die Hintergründe der homophoben Äußerungen in einem Fußballstadion zu gewinnen. Victoria Schwenzer (2005, S. 57) erklärt in ihrem Aufsatz 'Samstag im Reservat', dass der Fußball als heterosexueller Bereich gesehen wird, bei dem überwiegend männliche Zuschauer auf der Tribüne ihren Club unterstützen und von ihren Spielern absolute Leistungsbereitschaft erwarten. Dass in den Stadien überwiegend Männer zu finden sind, begründet sie mit der Annahme, dass sich deren Bedürfnisse von denen der Frauen abgrenzen. So sei es nicht im Anliegen der Frauen, saufend und grölend im Stadion zu stehen (Schwenzer, 2005, S. 57). Bevor das Thema Homosexualität im Fußballstadion erläutert wird, ist es wichtig zu sagen, dass Themen wie Rassismus und Sexismus ebenfalls im selben Atemzug genannt werden müssen. Diese beiden Aspekte würden jedoch den thematischen Rahmen sprengen, da sie wie Homosexualität einen subtilen und sensiblen Umgang benötigen. Es lässt sich feststellen, dass in Deutschland übergreifend das Thema Rassismus in Fußballstadion als rückläufig zu beobachten ist. Nach Schwenzer (2005, S. 59) ist dies an einem subtileren und unsichtbareren Umgang mit dem Thema festzumachen. Unbestritten ist, dass das Thema Rassismus in Deutschland von den Vereinen, Fans und auch vom DFB thematisiert wurde und rassistische Äußerungen mit einem Stadionverbot geahndet werden. Schwenzer (2005, S. 61) nennt die steigende Selbstregulierung der Fangruppen als einen wichtigen Aspekt gegen den Widerstand von Rassismus im Stadion. Hier haben die rechtsextremen oder sexistisch geprägten Fangruppen ihre große Lobby verloren und können sich nicht mehr gegen die zusammengeschlossenen Fangruppierungen behaupten. Auch der geöffnete Transfermarkt, wie unter Kapitel 2 (Fußball - mehr als ein Spiel) beschrieben, wirkt hier mit ein. Da der Anteil an farbigen Spielern immer weiter zunimmt, werden die Fans in ihrer Sensibilität gestärkt. Würden die Fans die Spieler anderer Vereine als z.B. schwarzes Schwein beleidigen, träfen sie auch ihren eigenen Spieler. In den Augen der Fans ist dieser Zustand nicht tragbar. Dieser Gedanke lässt jedoch auch den Schluss zu, dass Vereine, die fast nur aus deutschen Spielern bestehen, in ihrer Wahrnehmung weniger sensibel seien könnten. Diese These ist jedoch nicht wissenschaftlich geprüft und belegt. Schwenzer (2005, S. 61) erklärt den Ursprung von rassistischen Gesängen und Provokationen in einem Fußballstadion. Diese Argumentation kann jedoch auch auf Sexismus oder Homophobie übertragen werden. Wichtig für das Stadionbild in Deutschland ist zu erkennen, dass die Fangruppierungen die Gesänge oder hier Provokationen nutzen, um sich gegen die gegnerischen Fans verbal durchzusetzen. Schwenzer (2005, S. 61) nennt dies einen 'Fight, der akustisch und visuell im Stadion ausgetragen wird'. Besonders wichtig ist hier der verbale Effekt, der abgrenzend zu den körperlichen Auseinandersetzungen im Fußball stehen soll. Wenn von 'verbalen Provokationen' geredet wird, stehen die Beleidigungen der gegnerischen Fans oder Spieler im Vordergrund. Aus diesem Grund werden die Auffälligkeiten wie die farbige Haut aufgenommen um den Gegner zu treffen. Wenn diese Thematik jetzt auf ein mögliches Outing eines Spielers in Deutschland oder eben auch international übertragen werden würde, wäre die Homosexualität auf Grundlage der erfolgten Erörterung ein willkommener Provokationsschwerpunkt. Die gegnerischen Fans würden die Homosexualität des Spielers nutzen, um die gegnerischen Fans zu treffen. Die Menschlichkeit des Spielers würde somit im Hintergrund stehen. Schwenzer (2005, S. 62) beschreibt das Fußballstadion als einen Raum, in dem Beleidigungen oder Provokationen eher geduldet oder toleriert werden als in anderen Teilen der Gesellschaft. So gehören vulgäre Sprechgesänge zu einem vollendeten Stadionerlebnis. Die individuelle Immunität in den Massen lässt die individuelle Toleranzgrenze sinken, Emotionen können ungebremst ausgelebt werden. Dies bedeutet, dass sich Fans im Stadion zu Taten hinreißen lassen könnten, zu denen sie an anderen gesellschaftlichen Orten nicht fähig wären. Die Vereine begegnen dieser Problematik mit einer gesteigerten Präsenz von unterschiedlichen Überwachungsmethoden im Stadion. Bestimmte Sprüche wie 'Schwule', oder 'ihr seid alle homosexuell' sind in den Köpfen der Fans soweit verankert, dass sie nicht mehr kritisch reflektiert werden. Durch die wachsende mediale Präsenz werden die homophoben Äußerungen wieder in den Fokus gerückt, was ein Umdenken der Fans anstoßen kann. Homophobe Äußerungen werden in den Fußballstadien genutzt, um die Männlichkeit der Spieler und besonders der Fans anzuzweifeln oder sogar abzustreiten. Dies bedeutet folglich, dass diese Männer keine richtigen und wahren Fans sein können, denn absolute Männlichkeit gehört in deren Augen zum Fußball dazu. Schwenzer (2005, S. 64) erläutert, dass neben diesen homophoben Äußerungen der Fans die eigene Körperlichkeit im Fußballstadion steht. So liegen sich fremde Männer im Stadion in den Armen, jubeln eng miteinander oder trösten sich. Diese Handlungen werden jedoch nicht als homophobe Taten gesehen, sie gehören zum Fanverhalten im Stadion. Sie erläutert weiter, dass es kaum einen Ort gibt, an dem sich so viel männliche Körperlichkeit präsentiert wird. Zusammenfassend gilt ein Stadion als Ort, an dem gesellschaftliche Normen und Werte nicht gänzlich zum Tragen kommen. Aufgrund einer unpersönlichen Wahrnehmung der Einzelnen können homophobe oder rassistische Äußerungen getätigt werden, ohne dass die Fans eine besonders empfindliche Bestrafung fürchten müssten. Anscheinend lassen die Fans ihren aufgestauten Emotionen, die sich in jeder Woche durch die Arbeitswelt oder das Privatleben aufgestaut haben, in einem Fußballstadion freien Lauf. Die gelebte Körperlichkeit auf den Rängen steht im Widerspruch zu den homophoben Äußerungen, die im Stadion getätigt werden. Sexistische Gesänge, die ebenso regelmäßig von den Fans genutzt werden, haben an dieser Stelle noch nicht einmal Raum gefunden. Das rassistische und sexistische Verhalten könnte ebenso Inhalt einer Studie sein, wie Homosexualität im Stadion. Ein spannender Ansatz wäre, die gelebte Männlichkeit auf den Rängen zu filmen, um diese den Fans bei homophoben Äußerungen oder in den Pausen vorzuspielen. Mit Hilfe dieser Technik würde die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Fans geschult und verdeutlicht, welche Emotionen unter den männlichen Fans herrschen. Schwenzer (2005, S. 66) macht deutlich, dass die Fans die differenzierten Möglichkeiten der Diskriminierung in ihrer Wahrnehmung unterschiedlich bewerten. Sie stellt fest, dass Rassismus im Gegenteil zu homophoben Äußerungen wahrgenommen wird. Entscheidend waren hier die durch Vereine und DFB entstandenen Kampagnen gegen rassistische Diskriminierung in den Stadien gab. Nur durch diese konnte ein bewusster Umgang geschaffen werden. Dieser Umgang muss auch beim Thema 'Homosexualität im Profifußball' geschaffen werden, von Seiten des Verbandes und den Vereinen.
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