Ein Leben im Laufschritt
Der Hund ist zum Laufen geboren. Von Anatomie und Physiologie her ist sein Körper auf hohe Dauerleistung ausgelegt. Selbst ein mehrstündiger Trab kann einen gesunden Vierbeiner kaum aus der Puste bringen.
Siberian Huskys gehören wie alle Schlittenhunde zu den absoluten Ausdauerläufern. Kälte, Eis und Schnee sind die Welt, in der sie sich wohlfühlen.
TÄGLICH AUF TOUR
Ob Spitz, Chihuahua, Papillon, Pudel, Husky oder Dalmatiner, regelmäßige Bewegung ist für jeden Hund ein Muss. Die unbändige Lust am Laufen kennzeichnet alle Mitglieder der Familie der Hundeartigen, den Wolf als direkten Vorfahren unserer Haushunde ebenso wie Kojote, Schakal oder Fuchs. Manche bringen es im Sprint auf ein rekordverdächtiges Spitzentempo, Kojoten etwa auf 65 Stundenkilometer. Windhunde, allen voran die Greyhounds, überbieten diese Marke mit Top-Speed 70 sogar noch. Mit ihrem schmalen Körper, der tiefen Brust und den langen Läufen ähneln Windhunde dem Geparden, auch wenn ihnen das schnellste Landtier der Erde im Sprint mit atemberaubenden 110 Stundenkilometern letztlich das Nachsehen gibt. Hunde brauchen täglich Auslauf, nicht nur Langläufer wie Dalmatiner, Afghane oder Collie, sondern auch Sofatiger wie Chihuahua, Malteser oder Mops.
RENNEN, WAS DAS ZEUG HÄLT
Man schreibt das Jahr 1925. In der weltabgeschiedenen, eingeschneiten Stadt Nome im äußersten Nordwesten Alaskas grassiert eine Diphtherieepidemie. Im Wettlauf gegen die Zeit kämpfen sich 20 Schlittenhundeführer (Musher) mit ihren Gespannen fernab befestiger Wege durch Eis und Schnee und bringen die lebensrettende Medizin nach Nome. Sie legen die mehr als 1 850 Kilometer zwischen Nenana und Nome in fünfeinhalb Tagen zurück, eine Strecke, für die man damals normalerweise drei Wochen brauchte. Als Great Race of Mercy oder Serum Run to Nome ging das Rennen in die Geschichte ein. Heute ist die legendäre Parforcejagd eine rein sportliche Veranstaltung, folgt aber zum Teil noch immer den alten Trails bis zum Rand des Beringmeers. Für die Musher, die beim jährlichen Iditarod-Schlittenhunderennen mit bis zu 16 Hunden an den Start gehen, ist es die ultimative Herausforderung, ein Kampf am Limit und oft darüber hinaus – trotz Satellitennavigation und Hightech-Outdoorkleidung. Unterwegs ist jeder auf sich allein gestellt, auf sich und seine Hunde. Das sind in der Regel Siberian Huskys, Eskimohunde und Alaskan Malamutes, denen die arktischen Temperaturen wenig anhaben können und die selbst nach acht oder neun Tagen im Sprinttempo ihre Laufstärke und Ausdauer unter Beweis stellen. Die schnellsten erreichen Nome nach weniger als zehn Tagen, und man hat fast den Eindruck, dass die meisten der vierbeinigen Champions jederzeit weiterlaufen könnten.
Um Schlittenhunde in Aktion zu erleben, muss man nicht nach Alaska fliegen. Auch bei uns, in den anderen Alpenländern und überall, wo Wintersport getrieben wird, haben sich die Rennen längst zu Zuschauermagneten entwickelt. Seit 1975 findet alljährlich im Januar in Todtmoos im Schwarzwald ein internationales Schlittenhunderennen statt, und auch im Harz, im Bayerischen und im Thüringer Wald sind in jedem Winter neben deutschen Gespannen Teams aus vielen europäischen Ländern am Start. Mit welcher Begeisterung die Hunde sich ins Zeug legen, zeigt sich schon vor dem Start, wenn die Musher ihre Schlittenhunde kaum noch halten können.
Wölfe legen auf ihren Wanderschaften oft riesige Strecken zurück. Im Gegensatz zum stationären Revier des Hundes unterhalten sie mobile Reviere.
GO SLOW – NICHTS FÜR HUNDE
Auch wenn Ihr Vierbeiner mit den austrainierten Spitzensportlern vor dem Schlitten nicht mithalten kann, schätzt er ebenso wie die gesamte Verwandtschaft der Hundeartigen (Kaniden) eine forcierte Gangart. Go slow und nur bei Bedarf einen Zahn zulegen ist Katzenart, aber nichts für den Hund. Die typische Gangart des Hundes ist ein raumgreifender und fast mühelos wirkender Trab, den viele Vierbeiner über Stunden beibehalten können. Und beileibe kein Zuckeltrab: Als Hetzjäger müssen Kaniden ihrer meist leichtfüßigen Beute dicht auf den Fersen bleiben, um sie zu ermüden oder einzukreisen, wie es zum Beispiel die Rudeltaktik der Wölfe ist. Beim Verfolgen der Beute zählt in erster Linie Ausdauer. Richtig Tempo machen können Wölfe aber trotzdem und bringen es auf über 50 Stundenkilometer.
Der Ball macht jedem Hund Beine. Die Kugel muss so groß sein, dass sie nicht verschluckt werden kann.
Bei der wilden Jagd nach dem Ball zählen Wendigkeit und Fitness mehr als Körpergröße und reine Kraft.
Bei Ball-, Jagd- und Kampfspielen dürfen nur Vierbeiner mitmachen, die sich gut kennen. Mit fremden Hunden kann es schnell zu Missverständnissen und Rangeleien kommen.
SCHRITT, TRAB UND GALOPP
Hunde gehen im Schritt, fallen in den Trab oder den Galopp, wobei man jeweils noch zwischen gemäßigter und schneller Gangart unterscheidet. Im Schritt werden die Beine einzeln nacheinander aufgesetzt (»Viertaktgangart«), mindestens ein Bein ist immer am Boden; eine Schwebephase, bei der alle Beine in der Luft sind, gibt es nicht. Die wiederum kennzeichnet den schwungvollen Trab, bei dem jeweils das diagonale Beinpaar gleichzeitig nach vorne ausgreift (»Zweitakt«) und alle vier Beine zwischen den Bewegungsphasen für kurze Zeit keine Bodenberührung haben. Der Galopp als schnellste Gangart ist im Prinzip eine Abfolge von Sprüngen. Die Schwebephase ist hier sehr deutlich ausgeprägt (>). Ein Hund, der sich frei bewegen darf, verfällt fast immer in den besonders effizienten und zugleich energiesparenden, auch »Trollen« genannten Mitteltrab. Dass er sich an der Leine dem Schritt seines Menschen anpasst, liegt an seiner guten Erziehung zur Leinenführigkeit. Woran sein Herz aber wirklich hängt, merkt man spätestens dann, wenn die Leine ausgeklinkt und er mit »Lauf!« auf die Reise geschickt wird.
Ob dick oder dünn, ob kurze oder lange Beine: Die Mehrheit der Hunde ist läuferisch top und beweist so viel Ausdauer, dass es selbst trainierten Joggern den Schweiß in die Augen treibt, wenn sie mithalten wollen. Gegen den Highspeed von Sprintkönigen à la Afghane und Saluki ist sowieso kein Kraut gewachsen. Die müssen ihrer Schnelligkeit allerdings nach relativ kurzer Zeit Tribut zollen und eine gemäßigtere Gangart einschlagen oder kurze Verschnaufpausen einlegen.
In so manchen Rassehunden steckt weit mehr Potenzial, als es ihre Besitzer vermuten: Selbst Kleinhunde wie Papillon, Zwergschnauzer oder Dackel (Kasten >) machen auf längeren Wanderungen kaum schlapp – oft gerät eher der zweibeinige Partner an seine Grenzen. Gönnen Sie Ihrem Hund so viel Auslauf wie möglich, er wird es Ihnen mit einem ausgeglichen Wesen danken.
Schon gewusst?
Die Körpergröße beim Hund wird als Schulter- oder Widerristhöhe angegeben und am höchsten Punkt hinter dem Hals gemessen. Das geht am besten mit einem Meterstab, an den man eine Querlatte anlegt. Auf Rassehunde-Shows werden auch spezielle Kynometer-Stäbe benutzt.
Der Dackel hat im Vergleich mit Boxer, Schäferhund und Greyhound den besten Laufstil – trotz seiner kurzen Beine. Verantwortlich dafür ist die lange und flexible Wirbelsäule, die ihm eine fast optimale Laufbewegung im Sprunggalopp erlaubt.
Der Jagdtrieb der Windhunde ist so extrem, dass er schon vom fallenden Herbstlaub ausgelöst werden kann. Afghanen und Co. dürfen daher nur an der Leine spazieren gehen.
Im Galopp erzeugt die Hinterhand den nötigen Schub, die Wirbelsäule krümmt sich wie eine Bogensehne.
Rekordverdächtiger Tiefflieger: In der Schwebephase berühren die Beine des rennenden Hundes den Boden nicht, sein Körper ist für einen Moment vollständig gestreckt.
HIER GEHT DIE POST AB
Wenn Eile geboten ist, können Hunde richtig Dampf machen. Im Sprunggalopp erreichen nicht nur Leistungssportler wie Irish Setter, Dobermann oder Dalmatiner Top-Speed, auch Kleinrassen wie Zwergpudel, Dackel und West Highland sind angesichts einer vorwitzigen Katze schneller auf und davon, als es ihrem Besitzer lieb ist. Mehr als im Schritt und Trab spielt beim Galopp das Rumpfskelett mit Brust- und Lendenwirbelsäule eine entscheidende Rolle.
Beim Galopp setzt nach dem ersten Hinterbein das zweite zeitgleich mit dem Vorderbein der anderen Seite auf, danach folgt das zweite Vorderbein. Der Galopp ist eine asymmetrische Dreitaktgangart.Der gewaltige Schub der Hinterhand sorgt dafür, dass sich die Rumpfbrücke in der Sprungphase wie eine Bogensehne krümmt, die hinteren Läufe weit nach vorne greifen und neben oder – im sehr schnellen Lauf – sogar vor den Vorderläufen aufsetzen (starker Galopp). Nur wenn sich der Hund im Sprunggalopp vorwärtsbewegt, ist sein Körper in der Schwebephase völlig gestreckt.
Über das Hüftgelenk, seine Bänder und die Muskulatur sind die Hinterbeine fest, zugleich aber auch beweglich mit dem Becken verbunden. Diese besondere Verbindung zwischen Rumpf und Extremitäten sorgt dafür, dass die Beine den beim Laufen nötigen Vorwärtsschub erzeugen können. Brust- und Lendenwirbelsäule des Hundes sind etwa gleich lang. Der Lendenbereich kann im Galopp stark gebeugt werden. Erst dadurch ist der rennende Hund in der Lage, seine hinteren Läufe sehr weit vorne aufzusetzen.
Vom Schultergürtel ist beim Hund nur das Schulterblatt geblieben. Die Vorderbeine sind...