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Hygiene für Pflegeberufe

AutorBarbara Köhler, Dieter Möllenhoff, Enriqueta Fobbe, Eva-Maria Krüger, Hannelore Möllenhoff
VerlagUrban & Fischer Verlag - Lehrbücher
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl209 Seiten
ISBN9783437168413
FormatPDF/ePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR

Das ideale Lehrbuch zum Thema Hygiene

Hygiene, eines der unentbehrlichen Fächer in der Ausbildung, ist mehr als die Prävention von Infektionskrankheiten. Sie beschäftigt sich mit allen Dimensionen, die Krankheit verursachen können und wird aufgrund der aktuellen hygienebedingten Probleme in Kliniken und Pflegeheimen zunehmend wichtiger. 

Dieses Buch vermittelt Ihnen verständlich und praxisbezogen, wie Sie als Pflegende Ihre Patienten durch hygienegerechtes Arbeiten vor Infektionen schützen können und durch gesundheitsförderndes Verhalten Krankheit vermeiden helfen.

Es greift dabei auf fundiertes Wissen aus Krankenhaushygiene, Qualitätssicherung, Sozialhygiene, Umwelthygiene und Ernährungslehre zurück - lernfreundlich und praxisnah aufbereitet. Lernen und Wissen überprüfen: Wiederholungsfragen sorgen dafür, dass sich das Gelernte rasch einprägt!

Neu in der 5. Auflage: die hygienischen Besonderheiten in stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten wurden berücksichtigt - damit folgt das Buch schon jetzt dem generalistischen Ansatz der Pflegeausbildung.

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Leseprobe
Kapitel 1

Bakteriologie


Obwohl Infektionskrankheiten seit Jahrtausenden bekannt sind, liegen exakte Kenntnisse zur Ätiologie (Ursachen der Krankheiten) nur wenig länger als einhundert Jahre vor. Wegbereitend war vor allem die Entwicklung optischer Hilfsmittel und damit das Sichtbarmachen kleinster Lebewesen. Namen wie Anthony van Leeuwenhoek, Louis Pasteur und Robert Koch sind untrennbar mit dieser Entwicklung verbunden.
Nachdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Reihe lange bekannter Krankheiten die verursachenden Erreger entdeckt wurden, gewann man auch Einblick in den epidemiologischen Ablauf. Damit begann die Erforschung der Immunität.
Im 20. Jahrhundert wurden spezifische Chemotherapeutika und Antibiotika entwickelt, die unterstützt durch die erfolgreiche Entwicklung von Impfstoffen, die Mortalität bei Infektionskrankheiten entscheidend senkten. In den vergangenen Jahrzehnten sind weitere Fortschritte im Verständnis, in der Erkennung sowie in der Bekämpfung der Infektionskrankheiten erzielt worden.
Auch in der Industrie haben, durch die Biotechnologie gefördert, die Mikroorganismen einen wichtigen Platz eingenommen, z. B. bei der Herstellung von Eiweißen und Vitaminen.
Im Vergleich zur Gesamtzahl der in der Natur vorkommenden Arten von Mikroorganismen ist der Anteil menschenpathogener Krankheitserreger gering. Mikroorganismen, die in der Lage sind, Krankheiten hervorzurufen, sind:
• Bakterien
• Bakterienähnliche wie Chlamydien, Mykoplasmen, Rickettsien
• Viren
• Protozoen
• Pilze
• Prione (organische Gifte mit virusähnlichen Eigenschaften – Creutzfeld-Jakob-Krankheit)

1.1. Einteilung der Bakterien


MERKE
Die Bakterien lassen sich aufgrund ihrer Form (Morphologie) einteilen (Abb. 1.1) in

Abb. 1.1 Grundformen der Bakterien.
a: Haufenkokken (Staphylokokken).
b: Kettenkokken (Streptokokken).
c: Diplokokken (Neisserien).
d: Plumpe Stäbchen (z. B. Enterobakterien).
e: Bazillen.
f: Klostridien.
g: Spirochäten. [L126, L217]
• kugelförmige Zellen (Kokken),
• stäbchenförmige Zellen (Stäbchen),
• spiralförmige Zellen (Schraubenbakterien; Spirochäten).
Außerdem lassen sich an den Kokken weitere Merkmale beobachten, z. B.:
• Haufenlagerung (Staphylokokken)
• Paarweise Lagerung (Diplokokken wie Gonokokken)
• Aneinanderlagerung wie Ketten (Streptokokken)
Auch die Stäbchen können unterschiedliche Formen aufweisen, z. B. abgerundet, eckig, spitz, keulenförmig, lang, kurz oder plump.
Mit der 1884 von dem dänischen Pathologen Hans Gram eingeführten Färbemethode, die den unterschiedlichen Zellwandaufbau ausnutzt, steht ein weiteres Einteilungsschema für die meisten Bakterien zur Verfügung: grampositiv oder gramnegativ.
Unterschiede wie die Kolonieform, abweichende Stoffwechselleistungen, das Verhalten gegen Luftsauerstoff (aerob und anaerob), ob Sporen gebildet werden oder nicht oder ob Geißeln (Beweglichkeit) vorhanden sind oder nicht, führen zu weiteren Unterteilungen der Bakterien (Taxonomie).
Unter Taxonomie versteht man die Zuordnung gleichartiger oder ähnlicher Bakterien in ein hierarchisch geordnetes System, das in Reich (Prokaryotae), Division, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung (Genus) und Art (Spezies) eingeteilt ist.
Anhand der Gattungs- und Artnamen (z. B. Staphylococcus aureus) und der beschriebenen Einteilungsschemata können medizinisch wichtige Bakterien identifiziert werden. Da die modernen molekularbiologischen Methoden neue Erkenntnisse über die Bakterien erbrachten, ist es zurzeit schwierig, eine gültige Systematik zu erstellen (Tab. 1.1).

Tab. 1.1

Humanpathogene Bakterien.


Sektion 1: Spirochäten, gramnegativ, spiralig gewunden

Spirochaetaceae

– Treponema pallidum

Nur beim Menschen, nicht kultivierbarSyphilis, drei Stadien

– Borrelia burgdorferi

Durch Zecken übertragen, kultivierbarLyme-Borreliose, drei Stadien

– Borrelia afzelii

– Borrelia garinii

– Borrelia duttonii

Durch Zecken übertragenEndemisches Rückfallfieber

– Borrelia hermsii

Antigenvariabilität

– Borrelia recurrentis

Durch Kleiderläuse übertragenEpidemisches Rückfallfieber

• Leptospira interrogans

Serogruppen und Serovare (z. B. icterohaemorrhagiae, pomona, grippotyphosa)

• Leptospirose

• Morbus Weil

• Zoonose (Nager, Igel, Rind)

Sektion 2: Gramnegative Stäbchen, beweglich, gekrümmt, aerob/mikroaerophil

Campylobacteriaceae

– Campylobacter jejuni

KultivierbarEnteritis

– Campylobacter fetus

Verschiedene Infektionen

• Helicobacter pylori

Kultur schwierig, produziert viel Urease

• Gastritis Typ B

• Peptische Ulzera

• Spirillum minus

Nicht kultivierbarRattenbissfieber (Sodoku)
Sektion 4: Gramnegative Stäbchen und Kokken, aerob

Pseudomonadaceae

Stäbchen, beweglich

• Wundinfektionen, Infektionen bei Verbrennungen

• Harnwegsinfektionen

• Nosokomiale Infektionen

– Pseudomonas aeruginosa

Überall verbreiteter Wasserkeim,
bildet Pigmente

– Burkholderia cepacia

Häufig Mehrfachresistenz gegen Antibiotika

– Stenotrophomonas maltophilia

Legionellaceae

Stäbchen, beweglich, Spezialmedien für Kultur

– Legionella pneumophila

Häufigste Spezies, aquatische BiotopeLegionärskrankheit, Pneumonie

Neisseriaceae

Diplokokken/Kurzstäbchen,

– Neisseria gonorrhoeae

Unbewegliche Kokken in PhagozytenGonorrhö

– Neisseria meningitidis

Meningitis, Sepsis

Moraxellaceae

– Moraxella catarrhalis

Normalflora, RespirationstraktSinusitis, Otitis media bei Kindern

– Acinetobacter baumanii

Kurzstäbchen, überall vorkommendNosokomiale Infektionen, häufig

– Acinetobacter calcoaceticus

Mehrfachresistenz gegen Antibiotika

Genera ohne Familie

– Brucella abortus

• Kurzstäbchen, intrazellulär

• Anspruchsvoll

Brucellose (Morbus Bang, Malta-Fieber)

– Brucella canis

– Brucella melitensis

• Kurzstäbchen, intrazellulär

• Anspruchsvoll

Zoonose

– Brucella suis

– Bordetella pertussis

• Kokkoide Stäbchen

• Unbeweglich

• Nur beim Menschen

Keuchhusten

– Francisella tularensis

• Kokkoide Stäbchen

• Anspruchsvoll

Tularämie, Zoonose (Nagetiere)
Sektion 5: Gramnegative Stäbchen, fakultativ anaerob

Enterobacteriaceae

Standort: Darm von Mensch und...
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Front Cover1
Hygiene für Pflegeberufe4
Copyright5
Abkürzungen6
Abbildungsverzeichnis7
Inhaltsverzeichnis8
I - Medizinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten12
KAPITEL 1 - Bakteriologie14
1.1 Einteilung der Bakterien14
1.2 Aufbau der Bakterien15
1.3 Physiologie der Bakterien21
KAPITEL 2 - Virologie24
2.1 Einteilung der Viren24
2.2 Grundlagen der Virologie24
2.3 Nachweissysteme viraler Erkrankungen25
2.4 Prophylaxe und Therapie von Viruserkrankungen25
2.5 Prionen und Viroide26
KAPITEL 3 - Mykologie30
3.1 Einteilung der Pilze30
3.2 Aufbau der Pilze32
3.3 Nachweissysteme für Mykosen32
3.4 Prophylaxe und Therapie von Mykosen32
KAPITEL 4 - Parasitologie34
4.1 Grundlagen der Parasitologie34
4.2 Einteilung der Parasiten34
4.3 Prophylaxe und Therapie von Parasiten35
KAPITEL 5 - Infektionslehre38
KAPITEL 6 - Epidemiologie40
6.1 Grundbegriffe40
6.2 Ausbreitung von Infektionskrankheiten40
6.3 Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten42
KAPITEL 7 - Chemotherapie46
KAPITEL 8 - Mikrobiologische Diagnostik48
KAPITEL 9 - Physiologische Flora50
KAPITEL 10 - Wichtige Infektionskrankheiten52
KAPITEL 11 - Nosokomiale Infektionen66
11.1 Entstehung von nosokomialen Infektionen67
11.2 Erreger nosokomialer Infektionen69
11.3 Erreger mit (Multi-)Resistenzen77
11.4 Verhütung nosokomialer Infektionen81
KAPITEL 12 - Reinigung88
KAPITEL 13 - Desinfektion90
13.1 Physikalische Desinfektion90
13.2 Chemische Desinfektion92
13.3 Routinemäßige Desinfektion95
KAPITEL 14 - Sterilisation104
KAPITEL 15 - Desinsektion108
KAPITEL 16 - Isolierung bei Infektionskrankheiten114
II-Organisation und Recht – Hygiene in der Pflege118
KAPITEL 17 - Einführung in die Hygienearbeit120
KAPITEL 18 - Geschichtliche Entwicklung124
KAPITEL 19 - Einführung in die Sozialhygiene130
19.1 Organisation des öffentlichen Gesundheitswesens131
19.2 Internationale Institutionen132
19.3 Nationale Institutionen134
KAPITEL 20 - Hygiene im Krankenhaus140
20.1 Der Patient in der Krankenhausorganisation141
20.2 Steuerung durch Qualitätsmanagement147
20.3 Der gesetzliche Rahmen der Krankenhaushygiene153
20.4 Hygienemanagement konkret168
20.5 Hygiene im Patientenumfeld175
KAPITEL 21 - Hygiene in Alten- und Pflegeeinrichtungen184
21.1 Merkmale von Alten- und Pflegeeinrichtungen184
21.2 Infektionsgefahren185
21.3 Hygieneorganisation185
21.4 Personalhygiene186
21.5 Umgebungshygiene187
21.6 Lebensmittelhygiene189
21.7 Hygiene im Zusammenhang mit medizinisch-pflegerischen Maßnahmen190
21.8 Infektionsintervention190
KAPITEL 22 - Hygiene in ambulanten Pflegediensten194
Literaturverzeichnis198
Kontakt- und Internetadressen198
Index200

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