Mit einer ausgewogenen, purinarmen Ernährung stehen Ihre Chancen sehr gut, dass Sie die Gicht in den Griff bekommen und einen erneuten Gichtanfall verhindern. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Therapie ist, Übergewicht abzubauen. Wie Ihnen das gelingt, erfahren Sie in diesem Kapitel.
Krank zu sein ist natürlich nicht schön. Aber Sie haben zumindest eine Krankheit, die Sie mit Hilfe der Ernährung mit hoher Wahrscheinlichkeit gut in den Griff bekommen können. Dafür brauchen Sie keine extremen Diäten einzuhalten oder zum Vegetarier zu werden. Ihre Aufgabe als Gichtpatient ist es, auf eine ausgewogene Aufnahme der Nährstoffe zu achten – und den Puringehalt von Lebensmitteln zu kennen. So können Sie die Lebens mittel auswählen, die für Sie passen. Außerdem ist es wichtig, dass Sie Ihre Ernährung dauerhaft umstellen, in Zukunft Ernährungsfehler vermeiden und Ihr persönliches Idealgewicht erreichen und halten.
Gicht wird, das wissen Sie inzwischen, in den meisten Fällen durch eine falsche Ernährung ausgelöst. Stellen Sie Ihre Ernährung um, ist dies der wirksamste und ungefährlichste Weg, um sowohl akute Gichtanfälle als auch eine chronische Gicht zu vermeiden, aber auch mit chronischer Gicht deutlich besser zu leben. Das Ziel einer gesunden Ernährung ist, dass Sie Ihre Harnsäurewerte unter 6 mg/dl halten, damit die Harnsäure im Blut löslich bleibt. Das gelingt, wenn Sie pro Tag mit der Nahrung nicht mehr als 170 mg Purine aufnehmen. Daraus stellt der Körper etwa 400 mg Harnsäure her.
170 mg Purine am Tag – dies sollte Ihr Zielwert sein.
Purinreich sind vor allem Innereien wie Bries, Nieren und Leber sowie Muskelfleisch und Wurst. Relativ viele Purine finden sich in der Haut von Geflügel und Fisch sowie in der Schwarte vom Schwein. Hering, Sprotten, Sardellen oder Lachs und Meerestiere wie Hummer und Miesmuscheln enthalten ebenfalls viele Purine. Um einen erhöhten Harnsäurespiegel zu senken, sollten Sie diese Lebensmittel konsequent meiden. Wenn Sie ganz allgemein auf Ihre Harnsäurewerte achten müssen, sind seltene Ausnahmen erlaubt. Auch einige pflanzliche Lebensmittel sind reich an Purinen, zum Beispiel Hülsenfrüchte wie Bohnen, Sojabohnen und Erbsen. Diese Lebensmittel und daraus hergestellte Produkte sollten Sie nicht zu häufig essen.
Schließlich sollten Sie große Mengen an Haushalts- und Fruchtzucker (siehe Seite 42) vermeiden. Auch Alkoholexzesse sollten der Vergangenheit angehören, denn diese begünstigen Gichtanfälle oder Nierensteinkoliken.
Dagegen enthalten beispielsweise Stärke, Milch, Milchprodukte, Fette und Öle, Kürbis sowie einige Obstsorten keine Purine. Purinarm sind verschiedene Gemüsearten, Kartoffeln, Brot, Teigwaren und Speisefette. Zu empfehlen sind außerdem Mandeln, Walnüsse und Haselnüsse.
Die purinarme Diät
Wie oben bereits geschrieben, gilt die Faustregel: Um Gichtanfälle und ein Fortschreiten der Gicht zu verhindern, müssen Sie die Menge der mit der Nahrung aufgenommenen Purine auf etwa 170 mg begrenzen, sodass pro Tag nicht mehr als rund 400 mg Harnsäure produziert werden.
Aus 1 mg Purine entstehen 2,4 mg Harnsäure.
In einigen Fällen müssen Sie am Anfang jedoch etwas strenger sein. Je nachdem, wie hoch Ihre Harnsäurewerte sind, und ob Sie die Therapie mit Medikamenten unterstützen, wird Ihnen Ihr Arzt eine purinarme oder eine streng purinarme Kost empfehlen.
Bei der purinarmen Kost dürfen Sie einmal am Tag maximal 100 Gramm Fleisch, Wurst oder Fisch essen und täglich nicht mehr als ein Glas Wein oder Bier trinken. Innereien, purinreiche Fischsorten, Krustentiere, Hülsenfrüchte und größere Mengen Alkohol sind nicht erlaubt. Diese Kost reicht in der Regel aus, um einem Gichtanfall vorzubeugen.
Eine streng purinarme Diät ist nur in besonderen Fällen nötig, zum Beispiel wenn Sie keine harnsäuresenkenden Medikamente einnehmen können. Bei der strengen Variante nehmen Sie täglich nicht mehr als 125 mg Purine zu sich, daraus entsteht rund 300 mg Harnsäure. Sie dürfen ein- bis zweimal pro Woche 100 Gramm Fleisch, Wurst und Fisch essen. Tabu sind auch bei dieser Diät Innereien, bestimmte Fischsorten, Krustentiere und Hülsenfrüchte. Im Unterschied zur purinarmen Ernährung sollten Sie Alkohol ganz meiden.
Um Ihren Zielwert einzuhalten, ist es sinnvoll, mithilfe einer Küchenwaage und einer Lebensmitteltabelle die Tagespurinmengen im Blick zu behalten. Es gibt auch verschiedene Apps, die Sie dabei unterstützen, zum Beispiel von der Deutschen Gicht-Liga e.V. (www.gichtliga.de/purinrechner).
Lebensmittel mit hohem Puringehalt
Die folgenden Lebensmittel enthalten viele Purine und sollten deswegen nur in Maßen verzehrt werden:
• Fleisch, Geflügel, Wild, Innereien, Wurst, Fisch, Kruste von Fleisch, Haut von Fisch und Geflügel
• Sojaprodukte, Hülsenfrüchte
• Geräucherte Fisch- und Fleischwaren, Schalen- und Krustentiere
• Kohl, Kohlsprossen, Spinat, Spargel
Eine ausführliche Purintabelle finden Sie im Anhang dieses Buches auf Seite 117.
Lebensmittel mit geringem Puringehalt
• Alle anderen Gemüsesorten
• Eier
• Milch und Milchprodukte
• Getreide und Getreideprodukte
Alkohol enthält zwar wenige oder keine Purine, wirkt sich aber negativ auf den Harnsäurespiegel aus. Daher sollten Sie ihn meiden.
Milch und Milchprodukte sowie Getreide sind purinarm.
Eine purinarme Ernährung im Alltag umzusetzen, ist nicht schwer. Am Anfang müssen Sie sich mit ein paar Regeln vertraut machen und Ihre bisherigen Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand stellen. Sobald Sie wissen, wo Sie ansetzen müssen, fangen Sie einfach an. Dann gilt es vor allem, konsequent zu sein.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat zehn Regeln für eine gesunde Ernährung aufgestellt. Für Sie als Gichtpatient sind die Regeln Nummer eins und zwei besonders interessant. Sie werden durch die sogenannte Ampel-Regel anschaulich ergänzt.
• Lebensmittelvielfalt genießen: Nutzen Sie die Lebensmittelvielfalt und essen Sie abwechslungsreich. Wählen Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel.
• Gemüse und Obst – nimm „5 am Tag”: Genießen Sie mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag. Zur bunten Auswahl gehören auch Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen und Bohnen sowie (ungesalzene) Nüsse.
• „Ampel-Regel”: Täglich rot, gelb und grün essen! Tomaten, Paprika, Möhren, Erdbeeren, Aprikosen, Pfirsich, Orangen, Kirschen, Brokkoli, Blattsalate und natürlich Pilze sowie frische Kräuter und Hülsenfrüchte.
Die vegetarische Ernährungsweise hat sich bei vielen ernährungsbedingten Krankheiten bewährt, so auch bei Gicht. Denn bis auf wenige Ausnahmen enthalten Pflanzen deutlich weniger Purine als Fleisch oder Fisch. Wenn Sie die genannten Regeln beherzigen, sind Sie auf dem besten Weg zu einer gesunden Ernährung, die auch Ihre Gicht positiv beeinflusst:
• Sie essen automatisch kalorienbewusster (insgesamt weniger Fett, weniger Süßigkeiten).
• Sie essen weniger Fleisch.
• Sie nehmen mehr Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe, Mineral- und Ballaststoffe zu sich.
• Sie nehmen weniger Cholesterin zu sich.
• Sie essen abwechslungsreich und ausgewogen.
Im Mittelpunkt einer gesunden Ernährung stehen Obst, Gemüse und andere pflanzliche Lebensmittel.
Zu den pflanzlichen Lebensmitteln gehören auch Getreideprodukte, also Weizen, Roggen, Dinkel etc. und alles, was daraus entsteht: Haferflocken, Nudeln, Grieß, Mehl und natürlich die große Palette der Brot- und Backwaren.
Wenn die Produkte aus dem vollen Korn hergestellt sind, enthalten sie mehr Mineralstoffe und Ballaststoffe als raffinierte Produkte. Dies ist für Gichtkranke, die oft Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mitbringen, sehr wichtig, denn Ballaststoffe binden Gallensäuren, die im Körper aus Cholesterin gebildet werden. Sind viele Ballaststoffe vorhanden, braucht der Körper mehr Cholesterin, um daraus Gallensäuren zu „basteln”. Dadurch sinkt der Blutcholesterinspiegel, was für Sie als Gichtpatient nur von Vorteil ist! Die...