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Innovationen als Wachstumsmotor zur Bekämpfung der Armut in Sub-Sahara Afrika

Eine kritische Analyse

AutorDavid Höhl
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl74 Seiten
ISBN9783668599727
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich VWL - Makroökonomie, allgemein, Note: 2,1, FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Düsseldorf früher Fachhochschule, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Inwiefern beeinflussen Innovationen in SSA (Sub-Sahara Afrika) das Wirtschaftswachstum? Dabei soll erörtert werden, welchen Einfluss Innovationen auf die Armut der Bevölkerung haben. Sind Innovationen der Schlüssel zum Erfolg zur Armutsbekämpfung in SSA? Unter den zehn Ländern mit der höchsten Anzahl an Startups weltweit sind drei aus SSA. Bill Gates schrieb in seinem Blog im Januar 2017 über Afrika 'It's one of my favourite places to go for a fresh perspective on how the world is improving.' Das ZDF veröffentlichte im April 2017 eine Dokumentation mit dem Titel 'Smart Africa - Geschichten aus Silicon Savannah'. Der langjährige UN-Mitarbeiter Andreas Sieren nennt sein Buch 'Afrika Boom-Die große Überraschung des 21. Jahrhunderts'. 'It's time for an innovative revolution in Africa' titelte der Außenminister Botswanas Anfang 2017 in einem Gastbeitrag auf der Internetseite des Weltwirtschaftsforums. Aber wieso soll Afrika, insbesondere SSA, so innovativ sein? Ist Afrika nicht der ärmste Kontinent der Erde? Ist SSA nicht die ärmste Region der Welt? Wie passt das zusammen?

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Leseprobe

3. Voraussetzungen für Innovation und wirtschaftliche Entwicklung


 

Damit Innovation entstehen kann und sich ein Land wirtschaftlich entwickelt, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Im Folgenden werden die wesentlichen Bedingungen für wirtschaftliche Entwicklung und Innovation erläutert.

 

3.1 Politische Stabilität


 

Eine Grundvoraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung stellt die politische Stabilität eines Landes dar. Zu diesem Schluss kommt der Professor der Harvard University Robert J. Barro 1991. Er untersuchte die Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und politischer Stabilität von 98 Ländern in dem Zeitraum 1960 bis 1985.[70] Dass politische Instabilität einen negativen Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung hat, ist das Ergebnis der meisten bedeutenden wissenschaftlichen Studien auf diesem Gebiet.[71]

 

Der Begriff der politischen Stabilität lässt sich mittels Talcott Parsons systemtheoretischem Ansatz erläutern. Der Begriff „Stabilität“ ist im Zusammenhang mit seiner Theorie sozialer Systeme zu betrachten, weswegen er die Systemstabilität näher untersucht. Systemstabilität ist der Erhalt jener sozialen Strukturen, die das System definieren. Stabilität wird bei Parsons mit Strukturerhalt gleichgesetzt.[72] Der Politikwissenschaftler Claude Ake bezeichnet Politik als jedes Handeln eines Mitglieds einer Gesellschaft, welches die Verteilung der Macht, Entscheidungen zu treffen, beeinflusst.[73]

 

Politische instabile Staaten werden auch als schwache oder fragile Staaten bezeichnet. Eine allgemeingültige Definition eines schwachen oder fragilen Staates existiert nicht. Dennoch definiert der Internationale Währungsfonds Staaten als fragil, wenn sie nicht in der Lage sind, Aufgaben und Verpflichtungen in einem ausreichenden Maße gegenüber den Bürgen nachzukommen, die für das Staats- und Gemeinwohl als notwendig betrachtet werden.[74] Es lassen sich Charakteristika festhalten, nach denen ein Staat als fragil eingestuft wird. Das Gewaltmonopol des Staates fehlt innerhalb des Staatsgebietes. Lokalen Machtzentren gelingt es, Gegenautoritäten aufzubauen. In der Folge ist der Staat nicht in der Lage, die Sicherheit der eigenen Bürger zu gewährleisten. In den meisten Fällen erfolgt eine ethnische und religiöse Aufsplitterung, die die Heterogenität der gesellschaftlichen Struktur ebenso wie die Instabilität verstärkt. Darüber hinaus existieren Defizite in der Legitimität des politischen Systems. Die Rechtsstaatlichkeit sowie die Möglichkeit der politischen Partizipation sind eingeschränkt. Es existieren Korruption und Vetternwirtschaft.[75]

 

Politische Instabilität wird als eine essenzielle Ursache betrachtet, wieso zahlreiche arme Länder den von der neoklassischen Wachstumstheorie vorhergesagten natürlichen Wachstumsvorteil nicht nutzen können. Ein Grund, wieso politische Instabilität das Wirtschaftswachstum hemmt, ist die höhere Unsicherheit, mit der die Wirtschaftssubjekte konfrontiert sind. Staatsstreiche, Kriege, gewaltsame Konflikte generell ebenso wie häufige Regierungswechsel haben einen negativen Einfluss auf die Investitionstätigkeit. Langfristig angelegte Investitionsentscheidungen benötigen eine hohe Glaubwürdigkeit der politischen Akteure. Stattdessen werden Investitionen in politisch stabileren Ländern getätigt. Je komplexer es ist, die zukünftige Rendite zu prognostizieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass keine Investitionen erfolgen.[76]

 

Ein weiterer negativer Effekt neben der Kapitalflucht ist die Abwanderung gut ausgebildeter Arbeitskräfte. Arbeitskräfte fühlen sich in politisch instabilen Ländern nicht sicher und wechseln folglich in Länder, in denen sie bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen vorfinden. Da das Humankapital, wie im endogenen Wachstumsmodell verdeutlicht, eine essenzielle Voraussetzung für Wirtschaftswachstum darstellt, nimmt es in der Folge ab. Des Weiteren ist der Staat nicht in der Lage, seinen Wohlfahrtsaufgaben nachzukommen ebenso wie Steuern einzutreiben.[77]

 

Die Weltbank hat auf Basis von Daten des Weltwirtschaftsforums, der Economist Intelligence Unit und weiteren Instituten einen „Political Stability Index“ erstellt. Es wurden Punkte auf einer Skala von -3 (politisch sehr instabil) bis 3 (politisch sehr stabil) vergeben (siehe Abbildung 1). Bei der Analyse des Stabilitätsindexes fällt auf, dass politisch stabile Länder wirtschaftlich weiterentwickelter sind als instabile. Bei der Addition des BIP pro Kopfs der ersten zehn Länder ergibt sich ein Wert, der mehr als 30 mal größer ist als der kumulierte Wert der letzten zehn. Hiermit wird deutlich, dass Wohlstand und politische Stabilität positiv korrelieren.

 

Der Zusammenhang zwischen politischer Stabilität und der Innovationsfähigkeit eines Landes zeigt sich beim Vergleich des „Political Stability Index“ mit dem „Global Innovation Index“, welcher jährlich von der Business School INSEAD, der Cornell University und der Weltorganisation für geistiges Eigentum der Vereinten Nationen herausgegeben wird. Beim „Global Innovation Index“ wird ein Punktzahl zwischen 0 und 100 vergeben. Je höher der Wert, desto innovativer das Land. Fünf Länder, die bei dem Stabilitätsindex unter den ersten zehn Plätzen rangieren, gehören zu den 20 Prozent innovativsten Ländern weltweit (siehe Abbildung 1 und 2). Die anderen fünf sind aufgrund ihrer Größe nicht gelistet. Die Schweiz gilt als innovativstes Land weltweit und belegt den siebten Platz des Stabilitätsindexes. Die Nationen, die hingegen beim „Global Innovation Index“ schlecht abschneiden, tun dies zum überwiegenden Teil ebenfalls beim „Political Stability Index“. Alle Länder, die beim „Global Innovation Index“ auf den letzten zehn Plätzen liegen, erzielen, mit Ausnahme von Sambia und Benin, einen negativen Wert beim „Political Stability Index“. Sambia liegt mit 0,09 auf Platz 90 von 194 und Benin mit einem Wert von 0 auf Platz 97. Ein Beispiel, an dem die Korrelation deutlich wird, ist Jemen, welches im „Global Innovation Index“ den letzten Rang belegt und beim Stabilitätsindex den vorletzten Platz einnimmt. Die zehn innovativsten Länder weltweit erzielen alle einen positiven Wert im Stabilitätsindex.[78]

 

Abbildung 1: Polititcal Stability Index 2015

 

 

Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an World Bank , Governance, 2017, o. S.

 

Abbildung 2: Global Innovation Index 2017

 

 

Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Cornell SC Johnson College of Business, INSEAD, WIPO, Innovation, 2017, xvii-xix.

 

3.2 Staatsform


 

Die Demokratie gilt in der öffentlichen Wahrnehmung der westlichen Welt als die beste Staatsform und als historische Errungenschaft. Laut dem „Freedom in the World Report 2017“ der NGO “Freedom House” gelten 45 Prozent der Staatsformen weltweit als freie Demokratien. 30 Prozent sind teilweise freie Demokratien und in 25 Prozent der Länder existiert keine freie Demokratie. So entsteht die Frage, ob diese Staatsform eine Bedingung für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes darstellt. Die meisten wohlhabenden Staaten sind demokratisch geführt (z. B. Deutschland, Australien, Kanada etc.), dennoch sagt dies nichts über Ursache und Wirkung aus. Es ist ebenfalls möglich, dass sich lediglich wohlhabende Staaten eine Demokratie leisten können.[79]

 

Aktuelle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ein Wechselspiel zwischen Regierungsform und Wirtschaftsentwicklung besteht. Wohlstand stabilisiert Demokratien, führt aber nicht unbedingt zu einem demokratischen System. Autoritäre Staaten sind ökonomisch demokratischen Staaten unterlegen. Dennoch sind die Auswirkungen von Demokratie auf die wirtschaftliche Entwicklung unterschiedlich stark ausgeprägt. Ökonomen des MIT, der Columbia University und der University of Chicago kommen zu dem Ergebnis, dass sich Demokratie positiv auf den Wohlstand auswirkt. Das demokratische System hat den wirtschaftlichen Vorteil, dass es Rechtssicherheit bietet, Eigentumsrechte schützt und weniger Korruption beinhaltet als autoritäre Systeme.[80]

 

Die Ökonomen Papaioannou und Siourounis weisen empirisch nach, dass Demokratie positiv das Wirtschaftswachstum beeinflusst. Wenn ein autokratisches Land demokratisch wird, steigert sich das BIP Wachstum pro Kopf in der Folge um ungefähr einen Prozentpunkt. Dennoch kommen sie zu dem Ergebnis, dass Demokratie nicht in allen Staaten für mehr Wachstum sorgt, in manchen wird Wirtschaftswachstum sogar durch Demokratie gebremst.[81]

 

Dass die empirischen Befunde nicht eindeutig sind, liegt darin, dass politische Systeme in sich sehr unterschiedlich sind. So kann eine markwirtschaftliche Diktatur bessere Rahmenbedingungen für Wohlstand darstellen als eine Demokratie mit einer stark regulierten Wirtschaft. Alexander Libmann von der...

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