Bei der gewählten Methodik handelt es sich um eine schriftliche Befragung. Diese voll standardisierte Befragung wird den quantitativen Methoden zugerechnet.[164]
Zwar kann unter methodischen Gesichtspunkten die ausschließliche Befragung der Mitarbeiter in den Integrationsprojekten nicht ausreichen, aber eine genauere Analyse ist im Rahmen einer Diplomarbeit nicht möglich.
In dem Fragebogen werden drei Frageformen verwendet:
1. geschlossene Fragen – d.h. Fragen, deren Antworten vorgegeben sind und sich auf einen konkreten Sachverhalt beziehen
2. skalierte Fragen – d.h. es ist eine fünfstufigen Einschätzungsskala, von Zustimmung bis Ablehnung, vorgegeben
3. offene Fragen – d.h. es besteht die Möglichkeit zur freien Kommentierung
Durch diese Kombination soll eine möglichst vollständige Beantwortung durch alle Beteiligten gesichert werden und es besteht gegebenenfalls die Möglichkeit, eigene Aussagen einzubringen. Die Fragebögen wurden an die jeweilige Untersuchungsgruppe angepasst.
Bei allen drei Fragebogenformen sind die ersten sechs Fragen für den Gesamtüberblick notwendig und um den Einstieg für den Teilnehmer zu erleichtern. Es geht um persönliche Daten und Fakten. Bei den Mitarbeiterfragebögen werden die folgenden Fragen speziell auf einen Sachverhalt gerichtet, bei den ersten Fragen (Frage 8/ Frage 9 bis 12 und Frage 21) dreht sich alles um das Mitarbeiterverhältnis, weiter geht es mit Fragen zur Zusammenarbeit (Frage 13 bis 17) und zum Ende hin werden noch Fragen zur Betriebskultur (Frage 18 bis 20) gestellt.
Zusätzlich wurde bei den nicht behinderten noch nach der Haltung ihrer Familie bzw. Freunde und nach ihrer Einstellungsänderung durch die Arbeit gefragt (Frage 7 und 22). Bei den behinderten Mitarbeitern wurde zusätzlich nach ihrer Behinderungsart, der Bedeutung der Arbeit und nach der Arbeitsassistenz gefragt (Frage 3,7 und 8).
Bei den Geschäftsführern wurden nur drei Fragen zum Mitarbeiterverhältnis (Frage 7,8 und 19) gestellt, da diese Frage eher an die Mitarbeiter gerichtet wurde. Beim Thema der Zusammenarbeit (Frage 9 bis 15) und der Betriebskultur (Frage 16 bis 18) ist auch eine Sichtweise außerhalb des Teams interessant und notwendig. Vor allem können die Aktivitäten stark von dem Geschäftsführer beeinflusst werden.
Zum Abschluss des Fragebogens wurden die Mitarbeiter und die Geschäftsführer noch nach Wünschen für die Zusammenarbeit und das Mitarbeiterverhältnis gefragt.
Bei der Konstruktion der Fragen war es wichtig, diese für alle Beteiligten verständlich zu formulieren und den Bedeutungsinhalt von bestimmten Begriffen zu beachten.[165] Es wurde Wert auf einfache, präzise und bündige Frageformulierungen gelegt. Eine unübersichtliche, verwirrende Konstruktion und Fremdworte wurden vermieden.[166]
Nachdem der Fragebogen konstruiert wurde, mussten Ansprechpartner gefunden und angesprochen werden. Durch ein Anschreiben wurden die Geschäftsführer der Betriebe nach einem persönlichen Gespräch per Email noch einmal über das Anliegen der Arbeit informiert. Hinzu kam die Versicherung, dass alle Daten unter dem Aspekt des Datenschutzes behandelt werden. Es wurde eine Rücksendetermin festgelegt und als Motivation für die Geschäftsführer wurde ihnen versichert, die fertige Untersuchung zu gestellt zu bekommen.[167]
Bei der Konstruktion eines Fragebogens ist die Durchführung eines Pretests notwendig, da dadurch Erfahrungen gesammelt und möglicherweise Veränderungsvorschläge eingebracht werden. Bei derartigen Pretests erfolgt eine Auswahl von Personen, die in das Bild der zu Befragenden passen, um mit ihrer Hilfe Unklarheiten zu beseitigen.
Nach der Erstellung des Fragebogens, wurde mit zwei Geschäftsführern und drei behinderten Mitarbeitern der Filderwerkstatt ein Pretest durchgeführt. Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten (wie z.B. Fragennummerierung, zu klein gewählte Schriftart), war der Fragebogen in seiner ursprünglichen Form verwendbar. Zwar kommt es bei der Fragebogenkonstruktion hauptsächlich auf die inhaltlichen Überlegungen an, aber gerade die optische Darstellung zeigt dem Befragten, ob seine Teilnahme wichtig ist. Denn durch eine ordentliche Darstellung wird das Beantworten der Fragen erleichtert und der Befragte fühlt sich ernst genommen.[168]
Auf ein Pretest mit den nicht behinderten Mitarbeitern wurde verzichtet, da der Fragebogen der behinderten Mitarbeiter kaum von dem der nicht behinderten Mitarbeiter abweicht und somit davon ausgegangen werden konnte, dass die nicht behinderten keine Schwierigkeiten mit der Beantwortung haben. Der Pretest war auch sinnvoll, um den Zeitbedarf abzuschätzen, der dann bei circa 20 Minuten lag. Das ist eine Zeit, in der sich die Befragten konzentrieren können, sich aber auch nicht zu lange damit aufhalten müssen.
Es erwies sich als sehr schwierig, geeignete Integrationsbetriebe für die Befragung zu finden, da diese Betriebe nicht als solche ausgeschrieben sind (siehe II 4.2.4). Nachdem das Integrationsamt und die BIH einige Namen zur Verfügung gestellt hatten, war es kein Problem mehr, die Betriebe zu kontaktieren. Für die Befragung war ein Besuch in den Betrieben notwendig, um einen persönlichen Einblick in das Arbeitsgeschehen und die Betriebsatmosphäre zu erhalten. Zudem war es für eine möglichst hohe Rücklaufquote förderlich.[169] Bei den Besuchen waren in einigen Betrieben nicht alle Mitarbeiter vor Ort, da in Schichten gearbeitet wird oder sie wegen Krankheit nicht arbeiten konnten. Hier wurden die ausgefüllten Fragebögen später per Post nachgereicht. Durch meine Anwesenheit bei der Befragung stand ich allen Mitarbeitern bei Fragen oder Unsicherheiten als Ansprechpartner zur Verfügung.
Alle Betriebe zeigten sich sehr offen und interessiert an einer Untersuchung des Mitarbeiterverhältnisses und der Zusammenarbeit, da es bis jetzt noch keine solche Untersuchung gab. Das Angebot, die fertige Diplomarbeit zu bekommen, nahmen alle Geschäftsführer gerne an. Mit der Befragung wurden bewusst Integrationsprojekte verschiedener Branchen untersucht, um unterschiedliche Bereiche so weit wie möglich abzudecken und einen ausgeglichenen Überblick zu erhalten.
Bei der Auswertung wurde jeder Fragebogen mit dem Namen bzw. der Abkürzung (z.B. Hofgut Himmelreich = HH) des Betriebs und einer Nummer codiert. Anschließend wurde eine genaue Datenmaske anhand der Fragebögen in einem Tabellenbearbeitungsprogramm erstellt. Bei offen gestellten Fragen wurden ähnlichen Antworten nachträglich zu einer passenden Überantwort zusammengefasst. Nach Eingabe der Daten, konnte mittels einer Formel eine Grundauswertung der Daten vorgenommen werden. Es wurden drei Auswertungsvarianten angewendet:
1. Kreuztabellen
2. Mittelwert – hier wurde mit der Formel ∑=((x¹+x²+x³…+xⁿ)/n) gearbeitet – und Mittelwertvergleich
3. Aufzählung von Häufigkeiten
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt zur Verdeutlichung in Tabellen und Diagrammen, welche einen präzisen Einblick in die Ergebnisse ermöglichen. Diese werden zum Verständnis erläutert und mit theoretischen Grundlagen belegt.[170]
Bei der Auswertung wird weiterhin auf die Unterscheidung der männlichen und weiblichen Form verzichtet. Bei Verwendung eines häufig wiederkehrenden Begriffs wird auf dessen Abkürzung zurückgegriffen.
Zu Beginn der Auswertung werden die Kernaussagen der Befragung zusammengefasst, um einen groben Überblick über die Daten zu bekommen. Diese bilden die Grundlage für den gesamten Empirischen Teil und sind für die gesamte Untersuchung notwendig.
4.1.1 Soziodemographische Merkmale der Teilnehmer
Im Folgenden findet eine Darstellung der wichtigsten Daten und Fakten zu den Teilnehmern statt. Es wird auf die Anzahl der Teilnehmer, die Altersstruktur, die Geschlechterverteilung und die Behinderungsarten der Teilnehmer eingegangen.
4.1.1.1 Anzahl der Teilnehmer
Die Anzahl der Teilnehmer der Befragung ist für den gesamten empirischen Teil von hoher Bedeutung, da bei allen Auswertungen von den genannten Zahlen ausgegangen wird. Drei behinderte Mitarbeiter (beh. MA) der Filderwerkstatt haben einen Pretest durchgeführt und tauchen somit nicht in der Aufzählung auf.
Die Teilnehmeranzahl wird unterschieden nach behinderten, nicht behinderten Mitarbeitern (nicht beh. MA) und Geschäftsführern (GF).
Tabelle 2 Teilnehmer an der Befragung
Aus der Tabelle wird deutlich, dass rund 70 Prozent der angesprochenen nicht behinderten und behinderten Mitarbeiter an...