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E-Book

Interventionen bei Lernstörungen

Förderung, Training und Therapie in der Praxis

VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl591 Seiten
ISBN9783840924866
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,99 EUR
Der Anteil an Kindern und Jugendliche mit gravierenden Lernschwierigkeiten hat sich in den letzten Jahren nicht verrignert - im Gegenteil. Immer mehr Mädchen und Jungen weisen selbst im Hinblick auf grundlegende Lese-, Rechtschreib- und Rechenfertigkeiten massive Rückstände auf. Je länger eine wirksame Hilfe ausbleibt, umso schwieriger wird es, die Kluft zwischen den tatsächlichen Leistungen und den Anforderungen zu verkleinern. Leider orientiert sich die praktische Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Lernproblemen hierzulande selten an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Oftmals erfreuen sich vor allem diejenigen Methoden ganz besonderer beliebtheit, die nachweislich keine nennenswerten Verbesserungen bewirken. Nicht zuletzt macht es die zunehmende schulische Inklusion erforderlich, leistungsschwächere Mädchen und Jungen nicht zu übersehen und effektive Interventionen einzusetzen. Der vorliegende Band präsentiert in seiner überarbeiteten und erweiterten Neuauflage zahlreiche effektive Möglichkeiten der Lernförderung. Führende Expertinnen und Experten stelle Interventionen mit einer empirische gut belegten Wirksamkeit dar, dass sie im (Förder-)Unterricht, in Trainings und in Therapien leicht umgesetzt werden können. Im ersten Teil geht es um die wichtigsten Formen von Lernstörungen. Der zweite Teil enthält Informationen über Interventionen zur Förderung spezifischer Lernleistungen. Im dritten Teil werden bereichsübergreifende Techniken präsentiert, die sich bei der Behandlung von Lernschwierigkeiten als nützlich erwiesen haben. Die Beiträge folgen einer einheitlichen Gliederung und zeigen jeweils konkret und verständlich auf, wie eine bestimmte Intervention zu planen und durchzuführen ist. Den Abschluss der Kapitel des zweiten und dritten Tiels bilden Hinweise zur organisatorischen Umsetzung der Förderung sowie Angaben zu ihrer Effektivität. Das Buch ist eine unentbehrliche Informationsquelle für alle Fachleute, die mit schulschwachen Kindern oder Jugendlichen arbeiten.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis und Vorworte
  2. 1. Lernstörungen im Überblick: Arten, Klassifikation, Verbreitung und Erklärungsperspektiven
  3. 2. Underachievement: Wenn Schülerinnen und Schüler weniger leisten als sie könnten
  4. 3. Rechenschwäche
  5. 4. Lese-Rechtschreibschwäche
  6. 5. Allgemeine Lernschwäche (Kombinierte Schulleistungsstörung nach ICD-10)
  7. 6. Lernbehinderung
  8. 7. Lernschwächen bei Entwicklungsverzögerungen
  9. 8. Ausrichtung und Konzeption der Interventionen
  10. 9. Evaluation von Interventionen durch Einzelfallstudien
  11. 10. Förderung von phonologischer Bewusstheit
  12. 11. Aufbau von Lesefertigkeiten
  13. 12. Förderung des Leseverständnisses durch „Reziprokes Lehren“
  14. 13. Aufbau von Rechtschreibkenntnissen
  15. 14. Förderung der Schreibkompetenz
  16. 15. Förderung des Zahlverständnisses
  17. 16. Vermittlung von Basiskompetenzen zum Rechnen
  18. 17. Aufbau elaborierter Rechenfähigkeiten
  19. 18. Motivierung durch operante Verstärkung
  20. 19. Förderung von Unterrichtsbeteiligung
  21. 20. Förderung von Interessen
  22. 21. Vermittlung von Lernstrategien und selbstreguliertem Lernen
  23. 22. Förderung regelkonformen Verhaltens im Unterricht
  24. 23. Förderung bei visuell-räumlicher Wahrnehmungs- und Konstruktionsstörung
  25. 24. Förderung von Gedächtnisprozessen (Gedächtnistraining)
  26. 25. Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration
  27. 26. Förderung begrifflich-kategorialer Verarbeitung
  28. 27. Förderung des induktiven Denkens und Lernens
  29. 28. Förderung von Metakognition und strategischem Lernen
  30. 29. Anleitung von Eltern sowie Erzieherinnen und Erziehern zur Hausaufgabenbetreuung
  31. 30. Wirkfaktoren beim Lernen
  32. 31. PC-gestützte Übungsprogramme
  33. 32. Das Üben mit der Wortkartei
  34. 33. Komplexität reduzieren und kontinuierliche Fortschritte ermöglichen
  35. 34. Direkte Instruktion
  36. 35. Lernerfolge belohnen: Kontingenzmanagement
  37. 36. Selbstinstruktionstraining
  38. 37. Eltern und Lehrkräfte als Mediatorinnen und Mediatoren
  39. 38. Tutorielles Lernen
  40. 39. Verhaltensverträge
  41. 40. Attributionstraining
  42. 41. Frühprävention von Lernstörungen
  43. 42. Response to Intervention als schulisches Förderkonzept
  44. 43. Gestaltung von Förderunterricht
  45. 44. Abflachung sozial-ökologischer Übergänge: Vom Kindergarten in die Schule
  46. 45. Gestaltung ökologischer Übergänge: Von der Schule in den Beruf
  47. Anhang A: Leitfaden „Verhaltensanalytisches Interview bei Lernstörungen“ zur Durchführung mit den Eltern bzw. Lehrerinnen und Lehrern
  48. Anhang B: Beobachtung des Lernverhaltens in einer Hausaufgabensituation
  49. Anhang C: Auswahl geeigneter Schulleistungstests
  50. Anhang D: Normtabellen zur Umrechnung von verschiedenen Leistungsinformationen
  51. Anhang E: Praxisseminare und Schulungskurse „Interventionen bei Lernstörungen“
  52. Autorinnen und Autoren des Bandes und Stichwortverzeichnis
Leseprobe
1.2 Verbreitung von Lernstörungen

Lernstörungen sind weit verbreitet (s . Tabelle 2) . Im Jahr 2010 beendete etwa jeder zwanzigste Jugendliche in Deutschland seine Schullaufbahn ohne Hauptschulabschluss (Statistisches Bundesamt, 2011) . In den letzten 10 Jahren wiederholten alljährlich 2–3 % der Schülerinnen und Schüler in Deutschland eine Klasse . In absoluten Zahlen ausgedrückt waren dies pro Jahr ca . 250 .000 Schülerinnen und Schüler (Klemm, 2009) . Im Rahmen der PISA-2003 Studie gab fast jeder vierte Jugendliche in der Gruppe der 15-Jährigen an, in seiner Schullaufbahn mindestens einmal die Klasse wiederholt zu haben (Prenzel et al ., 2004) . Die durch Klassenwiederholungen verursachten Mehrausgaben im Bildungssystem werden in Deutschland auf über 900 Millionen EUR pro Jahr geschätzt (Klemm, 2009) – eine Investition, deren Nutzen fragwürdig ist, weil sich die Schulleistung dadurch zumeist nicht verbessert (Hattie, 2009) .

Lernstörungen sind aber auch bezüglich des Geschlechts ungleich verteilt . Das Risiko für eine Lese-Rechtschreibstörung ist bei Jungen doppelt bis dreifach so hoch wie bei Mädchen . Bei einer Rechenstörung ist das Risiko für Jungen und Mädchen in etwa gleich stark ausgeprägt . Bei diesen Angaben ist zu bedenken, dass Lernstörungen gemäß ICD und DSM aufgrund des IQ-Diskrepanzkriteriums eher eng und konservativ definiert werden . Verlässt man dieses Kriterium und legt nur das unzureichende Lernergebnis zugrunde, so erhöht sich die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen ganz erheblich . Nach Ergebnissen der PISA-2000 Studie (Baumert et al ., 2001) wiesen seinerzeit 10 % der 15-Jährigen in Deutschland ein Leseniveau auf, das unterhalb des absolut erforderlichen Minimums für das verständige Lesen einfachster Textinformationen lag . Zwar ging der Anteil der 15-Jährigen mit gravierendsten Defiziten im Leseverständnis in den letzten 10 Jahren in Deutschland auf ca . 5% zurück; der Anteil der insgesamt „schwachen Leser“ wird in PISA 2009 aber immer noch mit 18 .5 % der 15-Jährigen beziffert (Klieme et al ., 2010) . Solche Fälle häufen sich bei Kindern aus Familien der sozialen Grundschicht und Familien mit Zuwanderungshintergrund . Ähnliche Ergebnisse liefern internationale Vergleichsstudien zu den Leistungen von Grundschulkindern in Deutschland . Nach den Ergebnissen der IGLUund TIMSS-Studien 2011 (Institut für Schulentwicklungsforschung, 2012) sind derzeit bei jedem fünften bis sechsten Viertklässler in Deutschland gravierende Leistungsschwächen im Lesen (15 .4 %), Rechnen (19 .3 %) und naturwissenschaftlichen Wissen (22 .0 %) festzustellen . Bei Kindern aus bildungsfernen Schichten und aus Familien mit Zuwanderungshintergrund häufen sich diese Fälle wiederum . Fast ein Drittel der Kinder, in deren Elternhaus nie oder nur manchmal Deutsch gesprochen wird, erreichen in der 4 . Klasse nicht das erwünschte Kompetenzniveau . Bei diesen Kindern sind erhebliche Schwierigkeiten beim schulischen Lernen in der Sekundarstufe I vorprogrammiert . Geradezu alarmierend ist dann auch die Tatsache, dass im Jahr 2010 annähernd 13 % der Jugendlichen „ausländischer Herkunft“ die Schule ohne Hauptschulabschluss verließen (Statistisches Bundesamt, 2011) .

1.3 Woher kommen Lernstörungen?

Moderne Erklärungen für Lernstörungen sind sehr konkret (Swanson, Graham & Harris, 2003) . Sie gehen von dem aus, was gelernt werden soll . Was müsste der Lernende tun, um eine bestimmte Anforderung meistern zu können (z . B . die Bedeutung eines gelesenen Textes zu verstehen)? Wie sollte er dabei vorgehen? Welche Anforderungen stellt eine Aufgabe an sein (Vor-)Wissen, Denken und an seine Anstrengungsbereitschaft? Verfügt der Lernende über diese Voraussetzungen? Setzt er seine Kenntnisse beim Lernen auch wirklich ein? Lernen wird somit als eine Handlung gesehen, die sich in ihrem Ablauf und in ihren Voraussetzungen präzise beschreiben lässt . Im Einzelnen lassen sich vier Komponenten des Lernens unterscheiden, in denen lerngestörte Kinder markante Defizite aufweisen können:
Inhaltsverzeichnis
Interventionen bei Lernstörungen1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort zur zweiten, überarbeiteten und erweiterten Auflage11
Vorwort zur ersten Auflage14
Teil 1: Lernstörungen: Arten, Klassifikation und Entstehungsbedingungen17
1.?Lernstörungen im Überblick: Arten, Klassifikation, Verbreitung und Erklärungsperspektiven19
2.?Underachievement: Wenn Schülerinnen und Schüler weniger leisten als sie könnten34
3.?Rechenschwäche45
4.?Lese-Rechtschreibschwäche58
5.?Allgemeine Lernschwäche (Kombinierte Schulleistungsstörung nach ICD-10)68
6.?Lernbehinderung78
7.?Lernschwächen bei Entwicklungsverzögerungen92
Teil 2: Interventionen: Inhalte, Ziele und Vorgehensweisen103
8.?Ausrichtung und Konzeption der Interventionen105
9.?Evaluation von Interventionen durch Einzelfallstudien121
10.?Förderung von phonologischer Bewusstheit141
11.?Aufbau von Lesefertigkeiten152
12.?Förderung des Leseverständnisses durch „Reziprokes Lehren“164
13.?Aufbau von Rechtschreibkenntnissen178
14.?Förderung der Schreibkompetenz190
15.?Förderung des Zahlverständnisses201
16.?Vermittlung von Basiskompetenzen zum Rechnen211
17.?Aufbau elaborierter Rechenfähigkeiten222
18.?Motivierung durch operante Verstärkung234
19.?Förderung von Unterrichtsbeteiligung245
20.?Förderung von Interessen253
21.?Vermittlung von Lernstrategien und selbstreguliertem Lernen264
22.?Förderung regelkonformen Verhaltens im Unterricht279
23.?Förderung bei visuell-räumlicher Wahrnehmungs- und Konstruktionsstörung287
24.?Förderung von Gedächtnisprozessen (Gedächtnistraining)301
25.?Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration312
26.?Förderung begrifflich-kategorialer Verarbeitung322
27.?Förderung des induktiven Denkens und Lernens333
28.?Förderung von Metakognition und strategischem Lernen343
29.?Anleitung von Eltern sowie Erzieherinnen und Erziehern zur Hausaufgabenbetreuung355
Teil 3: Interventionsverfahren: Mittel und Formen der Lernförderung367
30.?Wirkfaktoren beim Lernen369
31.?PC-gestützte Übungsprogramme386
32.?Das Üben mit der Wortkartei397
33.?Komplexität reduzieren und kontinuierliche Fortschritte ermöglichen409
34.?Direkte Instruktion420
35.?Lernerfolge belohnen: Kontingenzmanagement431
36.?Selbstinstruktionstraining442
37.?Eltern und Lehrkräfte als Mediatorinnen und Mediatoren453
38.?Tutorielles Lernen464
39.?Verhaltensverträge474
40.?Attributionstraining486
41.?Frühprävention von Lernstörungen495
42.?Response to Intervention als schulisches Förderkonzept507
43.?Gestaltung von Förderunterricht519
44.?Abflachung sozial-ökologischer Übergänge: Vom Kindergarten in die Schule531
45.?Gestaltung ökologischer Übergänge: Von der Schule in den Beruf545
Anhang553
Anhang A: Leitfaden „Verhaltensanalytisches Interview bei Lernstörungen“ zur Durchführung mit den Eltern bzw. Lehrerinnen und Lehrern555
Anhang B: Beobachtung des Lernverhaltens in einer Hausaufgabensituation559
Anhang C: Auswahl geeigneter Schulleistungstests562
Anhang D: Normtabellen zur Umrechnung von verschiedenen Leistungsinformationen574
Anhang E: Praxisseminare und Schulungskurse „Interventionen bei Lernstörungen“578
Autorinnen und Autoren des Bandes581
Stichwortverzeichnis585

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