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E-Book

Jagdhund ohne Revier

Besser verstehen - richtig erziehen

AutorIna Hildenbrand
VerlagCadmos Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783840460906
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Unter den Jagdhunderassen finden sich oft wunderbare Familienhunde, sofern sie richtig erzogen und ausgelastet sind. Damit Mensch und Hund einen guten Start haben, ist eine kluge Wahl des neuen Haus-genossen unter Berücksichtigung seiner ursprünglichen Verwendung, Herkunft und Aufzucht von großer Bedeutung. Denn nur wer weiß, Sie sein Hund tickt, kann die Erziehung und alltägliche Beschäftigung so gestalten, dass Probleme gar nicht erst entstehen. Mit entsprechendem Hintergrundwissen ist es leichter, schwierige Situationen zu analysieren und Jagdverhalten bereits im Ansatz zu erkennen und effektiv zu unterbinden. Zudem kann für den Hund eine geeignete Ersatzbeschäftigung gefunden werden, die seinen Bedürfnissen gerecht wird. Dieses Buch vermittelt alles, was der Besitzer wissen muss, um mit einem Jagdhund in der Familie (wieder) glücklich zu leben.

Ina Hildenbrand hält als Nichtjägerin selbst zwei Jagdhunde und arbeitet seit fast 15 Jahren als Hundetrainerin. Sie beschäftigt sich mit der Ausbildung von Familienhunden und hilft bei Verhaltensproblemen, so auch bei der Korrektur unerwünschten Jagdverhaltens bei Familienhunden. Durch die Mitarbeit als Trainerin in der Ausbildungsgruppe für die Brauchbarkeitsprüfung des Landesjagdverbandes Bayern e. V. kennt sie die Anlagen und Bedürfnisse der Jagdhunde genau und hat damit umfassende Kenntnisse über die Hintergründe der Entstehung von Problemen mit jagdlich motivierten Hunden.

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Leseprobe

 

 

Es gibt die unterschiedlichsten Jagdhunderassen und unendlich viele Mischlinge daraus. Um den eigenen Hund besser einschätzen und bei der Ausbildung und Erziehung individuell auf ihn eingehen zu können, ist es wichtig, die Eigenheiten und die jeweilige Arbeitsweise der verschiedenen Jagdhunderassen zu kennen. Bei der Erziehung eines Jagdterriers müssen ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden als bei der eines Retrievers. Die nun folgenden Rassebeschreibungen geben einen Überblick über die Merkmale und jagdlichen Eigenschaften sowie die charakterlichen Besonderheiten der Hunde. Als Leitfaden dient die Rasseneinteilung der Fédération Cynologique Internationale (FCI), sie ist die Weltorganisation der Kynologie. 

Die Gruppe der Terrier ist äußerst vielfältig und wird von insgesamt 35 Rassen gebildet. Die FCI unterteilt die Terrier in hochläufige, niederläufige, bullartige und Zwergterrier. Wir konzentrieren uns im Wesentlichen auf die hoch- und niederläufigen Terrier, die auch jagdlichen Hintergrund haben.

 

Kurzhaarig oder rauhaarig: der Foxterrier.

 

Allen Terriern ist eines gemeinsam: Sie wurden von jeher zur Jagd auf Ratten und Mäuse sowie auf Fuchs, Dachs und anderes Raubzeug gezüchtet. Das Wort Terrier leitet sich vom lateinischen „terra“ (Erde) ab. Bei der Jagd werden Terrier insbesondere unter der Erde eingesetzt, bei der sogenannten Bauarbeit. Heute werden nur noch wenige Terrierrassen tatsächlich jagdlich geführt, was aber nicht bedeutet, dass die übrigen Vertreter dieser Gruppe ihre Jagdpassion verloren haben.

Der Airedale Terrier ist mit 56 bis 61 Zentimetern der größte unter den Terriern. Ursprünglich aus Terriern und Otterhounds zur Wasserjagd und Kaninchenjagd gezüchtet, ist er heute ein leichtführiger und angenehmer Familienhund mit vielen Talenten. Vom Rettungshund bis zum Diensthund leistet er hervorragende Arbeit. 

Der Bedlington Terrier war einst einer der härtesten Arbeitshunde, wird aber heute nicht einmal mehr in seinem Ursprungsland jagdlich verwendet. Leider ist der einstige Spezialist zum reinen Ausstellungshund verkommen. Sein äußerst auffälligstes körperliches Merkmal, die „Ramsnase“, ist allerdings nur aus dem Fell herausgearbeitet, der Bedlington hat eigentlich eine schöne gerade Nase.

Ganz anders verlief die Entwicklung des Border Terriers. Er durfte sein ursprüngliches Haar- und Rassebild glücklicherweise weitgehend behalten und auch seine jagdlichen Eigenschaften werden heute durchaus noch geschätzt.

Der Deutsche Jagdterrier ist ein jagdliches Allroundtalent, weswegen diese Hunde nach wie vor zahlreich in der Jagd Verwendung finden. Er fordert eine klare Führung und eine saubere Ausbildung und eignet sich nicht als reiner Familienhund.

Den Foxterrier gibt es als glatt- und rauhaarige Variante, er hat sich seine jagdliche Passion erhalten, aber auch als Familienhund Verbreitung gefunden. 

Der Irish Glen of Imaal ist bei uns kaum verbreitet und auch der Irish Soft Coated Wheaten Terrier ist wenig bekannt. Er ist, ebenso wie der Kerry Blue Terrier, ein vielseitiger Hund, dessen Aufgabe es war, den Hof zu bewachen, Mäuse und Ratten kurzzuhalten, das Vieh zu treiben und bei der Jagd zu helfen.

 

Ein seltener Anblick: der Irish Soft Coated Wheaten Terrier.

 

Eine sehr auffallende Erscheinung ist der Irish Terrier, dessen leuchtend rotes Fell zwar dem des Fuchses ähnelt, der aber durch seine Größe nicht mehr für die Arbeit am Fuchsbau geeignet ist.

Lakeland und Welsh Terrier ähneln sich sehr stark, Letzterer ist allerdings etwas größer und schwerer. Beide sind liebenswerte Familienhunde und bei ausreichender Bewegung auch gut in der Stadt zu halten.

Der Manchester Terrier ist ein temperamentvoller und sehr angenehmer Begleithund, der seine elegante Erscheinung der Einkreuzung von Whippets verdankt.

Der typische Reiterhund ist der Parson Russell Terrier. Er war bei Fuchsjagden zu Pferd sehr beliebt und wurde durch sein Aussehen und sein fröhliches Wesen schnell zum Modehund. Auch heute wird er noch jagdlich verwendet. 

Der Terrier Brazileiro ist nur eine vorläufig anerkannte Rasse. Er ist anpassungsfähig und menschenfreundlich, ein sehr angenehmer und leichtführiger Begleiter. 

Der kleine Australian Terrier misst nur etwa 25 Zentimeter, steht den anderen Terriern aber was Intelligenz und Selbstbewusstsein betrifft in nichts nach.

Herz und Hirn passen auch in den kleinsten Hund, was die Norfolk und Norwich Terrier bestätigen. Der einzige Unterschied zwischen diesen beiden Rassen sind die Ohren; der Norfolk hat Kippohren, der Norwich Stehohren.

Auch der aus Schottland stammende Dandie Dinmont Terrier gehört zu den Terrierzwergen. Er gilt als direkter Vorfahre des Rauhaardackels, was bereits viel über sein Wesen und Aussehen verrät, allerdings ist er nicht so kinderfreundlich.

Besonders hübsch ist sein Landsmann, der Skye Terrier, mit seinem grauen bis falbfarbenen langen Haarkleid, der seinen Namen der Isle of Skye verdankt. Seine auffallende Erscheinung lässt nicht annähernd seinen Schneid erahnen, obwohl er mittlerweile auch zum Ausstellungshund degradiert wurde und zur Jagd nicht mehr wirklich geeignet ist.

Ganz im Gegensatz dazu hat der Cairn Terrier durchaus noch jagdliche Eignung. Seine Aufgabe war das Jagen der Füchse in den sogenannten Cairns, den von Baumwurzeln zusammengehaltenen Geröllhalden, die die Füchse im schottischen Hochland bewohnen.

 

Klein, aber oho: der Cairn Terrier.

 

Völlig der jagdlichen Verwendung „entzüchtet“ und zum Modehund verkommen ist der West Highland White Terrier, den meisten von uns bestens aus der „Cesar“-Werbung bekannt. Er ist ein freundlicher und verspielter Familienhund, bei dem die Erziehung aber nicht vernachlässigt werden darf. 

Wieder weniger bekannt ist der robuste Scottish Terrier, der schon durch seinen ernsten Blick seine Reserviertheit Fremden gegenüber zum Ausdruck bringt. Er ist ein ruhiger Vertreter mit nicht ganz so ausgeprägtem Laufbedürfnis und mehr Stadthund als noch für die Jagd geeignet.

Der weiß-bunte Jack Russell Terrier dagegen eignet sich als Jagdbegleiter und auch als Familienhund. Der kleine Bruder des Parson Russell steht diesem in nichts nach, doch treten leider aufgrund der massenhaften Vermehrung immer häufiger ängstliche oder überaggressive Tiere auf. Man sollte hier also einen guten und kompetenten Züchter wählen. 

Der ähnlich aussehende kleine Japanische Terrier oder Nihon Terrier ist als reiner Schoßhund eine extrem pflegeleichte Variante, die extra für die beengten Wohnverhältnisse in japanischen Großstädten geschaffen wurde. Jagdlich wird er nicht verwendet.

Der Sealyham Terrier ist eine kleine Ausnahme unter den Terriern, denn er ist zwar terriertypisch unerschrocken, aufgrund seiner Verwendung in der Meute aber nicht rauflustig. Aus ihm und dem Scottish Terrier ging der Cesky Terrier hervor, der jedoch züchterisch überwiegend als Familienhund gefördert wurde. Er ist wachsam, ruhig und gehorsam und damit gut für Familien geeignet. 

Die drei Zwergterrierrassen Yorkshire, English Toy und Australian Silky Terrier sind trotz ihrer geringen Größe (zwischen 2 und 5 Kilogramm Gewicht) kein Spielzeug, sondern vollwertige Hunde mit starkem Charakter und eigenem Willen. Leider werden Kleinsthunde oft zu Handtaschenbewohnern und Modeaccessoires degradiert und dadurch eines artgerechten Lebens beraubt.

 

Kein Modeacessoire, sondern ein charakterstarker kleiner Hund: der Yorkshire Terrier.

 

Die Aufgabe des Terriers war seit je die Jagd auf Ratten und Mäuse auf den Höfen und an der Seite des Jägers die Jagd auf Füchse, Dachse und je nach Region auch auf andere Arten von Raubwild. Bei der Zucht wurde darauf geachtet, dass die Tiere klein genug waren, um Fuchs und Dachs in ihren Bauten aufspüren und unterirdisch verfolgen zu können, bis diese den Bau verließen und dem wartenden Jäger vor die Flinte liefen.

 

Ein brauchbarer Jagdbegleiter: der Border Terrier.

 

Dem Terrier verlangte diese Arbeit einiges an Mut und Schärfe ab, er musste ausgesprochen selbstständig arbeiten, sich furchtlos dem Wild stellen und durfte nicht wehleidig auf Schmerz reagieren. Terrier sind ausdauernde und hartnäckige Jäger, haben eine sehr gute Nase und den Ehrgeiz, jede Art von Wild zu verfolgen und zu stellen; dabei macht der mutige kleine Hund nicht einmal vor Wildschweinen halt. Er verfolgt Fährten ebenso wie fliehendes Wild oder Katzen mühelos und in hoher Geschwindigkeit über viele Kilometer. Terrier sind intelligent und zeigen uns die Lücken einer nachlässigen Erziehung auf, noch bevor Nachbars Katze auf dem Baum ist. Terrier waren früher, durch die Selektion der Züchter auf scharfe Hunde, oft rauflustig und nicht gerade...

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