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Jenseits des Films

Kritisch-realistische Rekonstruktion von Filmverstehen und Filmreflexion

AutorSteffen Lepa
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl474 Seiten
ISBN9783531924274
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,44 EUR


Dr. phil. Steffen Lepa ist zurzeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen des Exzellenzclusters 'Languages of Emotion' an der Technischen Universität Berlin im Fachgebiet Audiokommunikation am Institut für Sprache und Kommunikation tätig.

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Leseprobe
7 Ergebnisinterpretation, Kontextualisierung und Ausblick (S. 381-382)

7.1 Ergebniszusammenfassung und theoretische Neubeschreibung

Im vorliegenden letzten Teil der Arbeit werden die unterschiedlichen Ergebnisse der extensiv-intensiven Retroduktionschritte in Bezug auf konvergierende Tendenzen zusammengefasst, mit den Ergebnissen eines Parallelprojekts zusammengeführt und so in den weiteren Kontext des erziehungswissenschaftlichmedienpädagogischen DFG-Projekts „Kommunikatbildungsprozesse Jugendlicher zur Todesthematik und filmische Instruktionsmuster“ gerückt.

7.1.1 Untersuchungsergebnisse zu den Lesartentypen

Die vorliegende empirische Studie diente einerseits der Erprobung einer extensiv- phänomenologischen, inhaltsanalytischen Methode zur Rekonstruktion von Prozessen der individuellen Kommunikatbildung bei der der Filmrezeption und daran angeschlossener Reflexionen, welche im ersten Teil der vorliegenden Arbeit entwickelt wurde.

Die inhaltliche Frage, welche andererseits hier mit Hilfe der Postrezeptiven Lesartenanalyse (PLA) untersucht werden sollte, bezog sich darauf festzustellen, welchen Zusammenhang es zwischen verschiedenen entwicklungsbezogenen, religiösen und soziostrukturellen Dispositionen und den individuellen Lesarten Jugendlicher von Postmortem-Spielfilmen gibt , cinematographischen Werken also, welche inhaltlich die Todes-und Jenseitsthematik fokussieren.

Dabei stand insbesondere die Überlegung Pate, dass Massenmedien wohlmöglich in der Lage sein könnten, bestimmten Jugendlichen spirituelle Sinnangebote zu vermitteln, welche diese bei der spätadoleszenten Entwicklungsaufgabe der Genese eines reifen Todeskonzepts unterstützen, sowie die Frage zur Disposition, welche psychosozialen Umstände dafür gegeben sein müssten, damit es bei Jugendlichen zu solchen Transaktionsprozessen von Bedeutungen zwischen Medienangeboten und jugendlichen Rezipienten kommt.

Anhand von verbalisierten Protokollen des „stillen Denkens“, welche im Kontext kritisch-realistischer Aneignungsforschung (vgl. erster Teil der Arbeit) als „empirische Lesarten“ aufgefasst werden, wurde in der Studie unter Zuhilfenahme film- und medienpsychologischen Basiswissens, welches die Orientierungskategorien des PLA-Schemas bildet, dafür ein inhaltsanalytisches Kategoriensystem deduktiv-induktiv am Material entwickelt, mit dessen Hilfe schließlich zentrale Lesarten einer Stichprobe zahlreicher Berliner Jugendlicher unterschiedlichster sozialer Hintergründe, die den Postmortem-Film THE OTHERS gesehen hatten, ermittelt werden und induktiv-inferentiell zu inhaltlich gehaltvollen, taxonomischen Klassen von „Lesarten-Typen“ verdichtet werden konnten.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Tabellenverzeichnis12
Abbildungsverzeichnis13
Einleitung & Zusammenfassung14
1 Kritisch-Realistische Medienforschung25
1.1 Eine sozialkonstruktivistische Medientheorie25
1.1.1 Das kognitive System25
1.1.2 Das soziale System28
1.1.3 Das (Massen-)Mediensystem33
1.2 Positivistische Medienforschung36
1.2.1 Das Wissenschaftsmodell37
1.2.2 Medienwirkungsforschung39
1.2.3 Uses-and-Gratifications-Research43
1.2.4 Medienpsychologische Rezeptionsforschung44
1.2.5 Kritik der positivistischen Medienforschung45
1.3 Interpretative Medienforschung47
1.3.1 Das Wissenschaftsmodell47
1.3.2 Diskursanalyse von Medienangeboten51
1.3.3 Qualitative Medienrezeptionsforschung53
1.3.4 Medienethnographie54
1.3.5 Kritik der interpretativen Medienforschung55
1.4 Prinzipien kritisch-realistischer Medienforschung58
1.4.1 Das Wissenschaftsmodell59
1.4.2 Methodologie: Extensive vs. intensive Verfahren63
1.4.3 Die Forschungsperspektiven67
1.4.4 Mixed Method Designs70
1.4.5 Forschungsheuristiken und Ziele74
2 Das Aneignungskonzept aus kritisch-realistischer Perspektive79
2.1 Bedeutung und Geschichte des Aneignungsbegriffs79
2.1.1 Historische Konzeptionen des Aneignungsbegriffs81
2.1.2 Aneignung als kognitive Adaption in der Psychologie82
2.1.3 Aneignungskonzeptionen der Cultural Studies83
2.1.4 Aneignung in der Tätigkeitstheorie von Leontjew89
2.2 Der Aneignungsbegriff in der Mediensozialisationsforschung95
2.2.1 Der Aneignungsbegriff in der Medienpädagogik95
2.2.2 Die „New-Revisionism“-Kritik97
2.2.3 Die kognitionswissenschaftliche Kritik101
2.2.4 Die praxeologisch-wissenssoziologische Kritik106
2.2.5 Die erziehunswissenschaftliche Kritik111
2.3 Ein kritisch-realistisches Medienrezeptionsmodell116
2.3.1 Kommunikatbildung – Ein semiotisch-kognitiver Mechanismus der Widerspiegelung119
2.3.2 Sinnbildung – Ein Mechanismus der individuellen Aneignung und Interpretation121
2.3.3 Kommunikative Aneignung – Soziales Verstehen und Diskursive Positionierung126
2.3.4 Zusammenfassung und Anschlussfähigkeit an bisherige Konzepte der Aneignungsforschung128
2.4 Kritisch-realistische Rekonstruktion von Medienrezeption135
2.4.1 Rekonstruktion individueller und kollektiver Rezeption135
2.4.2 Die empirische Lesart als Untersuchungsobjekt138
2.4.3 Die Rolle „intensiver Verfahren“: Sinnanalyse140
2.4.4 Die Rolle „extensiver Verfahren“: Strukturanalyse141
2.4.5 „Triangulation“ und die Ziele kritisch-realistischer Medienrezeptionsfor-schung144
3 Entwicklung der Postrezeptiven Lesartenanalyse147
3.1 Die PLA als rekonstruktive Inhaltsanalyse zweiter Ordnung147
3.1.1 Zielformulierung für die Entwicklung der PLA147
3.1.2 Die PLA als sekundäre Inhaltsanalyse zur Rekonstruktion von Filmrezeptionsprozessen148
3.1.3 Klassisches Vorgehen inhaltsanalytischer Verfahren150
3.1.4 Synthetische Kategoriensysteme, theoretisch-heuristische Segmentierung und BoK154
3.2 Theoretische Herleitung der Orientierungskategorien158
3.2.1 Ansätze der empirischen Literaturwissenschaft158
3.2.2 Ansätze der „Empirical Aesthetics“160
3.2.3 Ansätze der kognitiven Medienpsychologie163
3.2.4 Ansätze der systemtheoretisch-konstruktivistischen Forschungstradition167
3.2.5 Ansätze der handlungstheoretischen Massenkommunikationsforschung170
3.2.6 Ansätze der Cultural Studies173
3.2.7 Zusammenführung der theoretischen Ansätze: Vorgehen und Orientierungskategorien der PLA176
3.3 Durchführungslogik der Postrezeptiven Lesartenanalyse186
3.3.1 Materialgewinnung und Segmentierung186
3.3.2 Erkenntnisinteressegeleitete Hauptkategorienselektion188
3.3.3 Phänomenologische Analyse zur Subkategorienbildung194
3.3.4 Planung von PLA-Klassen195
3.3.5 Codiererschulung, Codierung und Reliabilitätskontrolle197
3.3.6 PLA-Indizierung und PLA-Klassenbildung197
3.3.7 Faktorenanalytische Datenaggregation198
3.3.8 Ergänzung durch fallbezogene Metadaten200
3.3.9 Typenbildung und -interpretation201
4 Die Bedeutung von Postmortem-Spielfilmen für Jugendliche205
4.1 Ausgangsfragestellung und erziehungswissenschaftliche Relevanz205
4.1.1 Das DFG-Projekt „Kommunikatbildungsprozesse Jugendlicher zur Todesthematik und filmische Instruktionsmuster“208
4.1.2 Zur lebensweltlich-kulturellen Relevanz des Medienangebotes „Spielfilm“ für Jugendliche211
4.1.3 Das postmoderne „Post-Mortem“-Spielfilmgenre213
4.2 Zur Rezeption von Postmortem-Spielfilmen durch Jugendliche215
4.2.1 Die Sichtweise der Erziehungswissenschaft215
4.2.2 Die Sichtweise der Thanatopsychologie222
4.2.3 Die Sichtweisen der Theologie und Religionssoziologie226
4.2.4 Die Sichtweisen der Kommunikationswissenschaft und Kultursoziologie230
4.2.5 Postulierte Mechanismen bei der Rezeption von Postmortem-Filmendurch Jugendliche235
4.3 Entwicklung eines empirischen Studiendesigns239
4.3.1 Designüberlegungen und Zielvorgaben der Studie239
4.3.2 Auswahl & Konstruktion empirischer Indikatoren für die theoretischen Konzepte241
4.3.3 Entwurf eines Fragebogens zum Rezeptionserleben247
4.3.4 Filmselektion und Filmtranskription von THE OTHERS248
4.3.5 Eigene Filmzusammenfassung des Autors250
4.3.6 Theoretische Selektion relevanter PLA-Hauptkategorien und PLA-Klassen254
4.3.7 Design zur intensiv-qualitativen Validierung von Mechanismen der Lesartenproduktion255
4.3.8 Zusammenfassung: Grundlegendes Studiendesign und Hypothesen257
5 Retrodiktion zentraler Lesarten-Typen von THE OTHERS265
5.1 Clusteranalytische Konstruktion einer Lesarten-Typologie265
5.1.1 Materialgewinnung und Segmentierung265
a) Stichprobenrekrutierung265
b) Durchführung267
c) Transkription269
5.1.2 Induktive Ermittlung und deduktive Festlegung der PLA-Subkategorien270
a) Induktiv gebildete Subkategorien270
b) Deduktiv gebildete Subkategorien273
5.1.3 Codiererschulung. Codierung & Reliabilität275
5.1.4 Selektion relevanter PLA-Indizes und PLA-Klassen276
5.1.5 Hauptkomponentenanalytische Aggregation281
5.1.6 Auswertung des Fragebogens zum Unterhaltungserleben284
5.1.7 Clusteranalytische Rekonstruktion der Lesarten-Typen285
5.1.8 Typenbeschreibung288
a) Cluster der „Filmanalytiker“288
b) Cluster der „thematisch-Interessierten“291
c) Cluster der „Skeptiker“292
d) Cluster der „Affizierten“294
5.2 Multinomiale Regression: Evaluativer Vergleich postulierter Mechanismen298
5.2.1 Zur Legitimität hypothesenprüfender Verfahren im Rahmen der kritisch-realistischen Medienforschung298
a) Methodologische Einwände gegen den Einsatz von Regressionsverfahren298
b) kritisch-realistische Argumente für den Einsatz von Regressionsverfahren300
c) Grundsätze für den kritisch-realistischen Einsatz von Regressionsverfahren304
5.2.2 Logik und Vorzüge der multinomialen logistischen Regression als Aus-wertungsverfahren306
5.2.3 Psychometrische Parameter der erklärenden Variablen308
a) Entwicklungsstand309
b) Spiritualität und Religiose Zugehörigkeit315
c) Todeserfahrungen315
d) Bildungshintergrund316
5.2.4 Modellschätzung und Güteparameter317
a) Signifikante Einflussgrößen im Modell321
b) Parameterschätzer: Thematisch-Interessierte323
c) Parameterschätzer: Skeptiker324
d) Parameterschätzer: Affizierte324
6 Triangulative Retroduktion der Lesartenmechanismen326
6.1 Planung und Durchführung der Leitfadeninterviews326
6.1.1 Leitfadenentwicklung326
6.1.2 Informantenselektion, Interviewdurchführung, Transkription und fallweise Codierung331
6.2 Komparative Analyse der Interviews mit Vertretern der Lesartencluster332
6.2.1 Themenkomplex: Erwachsenwerden333
6.2.2 Themenkomplex: Tod / Jenseits348
6.2.3 Themenkomplex: Spiritualität / Religiosität358
6.2.4 Themenkomplex: Genderorientierung362
7 Ergebnisinterpretation, Kontextualisierung und Ausblick377
7.1 Ergebniszusammenfassung und theoretische Neubeschreibung377
7.1.1 Untersuchungsergebnisse zu den Lesartentypen377
7.1.2 Untersuchungsergebnisse zur Lesartengenese380
7.1.3 Theoretische Schlussfolgerungen384
7.2 Ergebniskontextualisierung im Rahmen des DFG-Projekts386
7.2.1 Untersuchung alltagspraktischer Antezedenzen und Bedeutung der Lesartengenese386
7.2.2 Zusammenführung und Diskussion der Generalisierbarkeit der Ergebnisse389
7.2.3 Diskussion medienpädagogischer Schlussfolgerungen392
7.3 Methodisch-methodologische Reflexion zum erstmaligen Einsatz der Postrezeptiven Lesartenanalyse397
7.3.1 Methodische Reflektion398
a) Kategoriensystem: Mögliche Optimierungen398
b) Softwarelösung zur Index- und Klassenberechnung und der Zitatfindung398
c) LCA/LPA/RLCA als Alternative zur Ward-Clusteranalyse/MLR399
7.3.2 Wissenschaftstheoretisch-methodologische Reflektion401
8 Anhang A: Codebuch403
8.1 Inhaltsebene 1: Themata403
8.1.1 Akteure als Agens403
8.1.2 Akteure als Patiens406
8.1.3 Themen407
8.1.4 Episodenbezug411
8.2 Inhaltsebene 2: Rhemata414
8.2.1 Charakterisierung von Akteuren414
8.3 Inhaltsebene 3: Narrationsintegration417
8.3.1 Textkohäsionsstrategien417
8.4 Beobachterebene I418
8.4.1 Identfikationsindikatoren (Personen)419
8.4.2 Distanzierungsindikatoren (Personen)421
8.5 Beobachterebene II424
8.5.1 Affirmationsindikatoren (Film)424
8.5.2 Ablehnungsindikatoren (Film)427
8.6 Referenzebene (Begründungshorizonte)429
8.7 Textoberfläche434
8.7.1 Zeitverwendung434
8.7.2 Sprachliche Relevanzund Interesseindikatoren434
8.7.3 Wortwörtliche Zitate435
9 Anhang B: Aufsatzbeispiele436
9.1 Filmanalytiker (ID 594)436
9.2 Thematisch-Interessierte (ID 192)437
9.3 Skeptiker (ID 144)438
9.4 Affizierte (ID 465)439
10 Anhang C: Dokumentation der PLA-internen PCAs441
Literaturverzeichnis447

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