EUBÖA
Inselrundfahrt
Johanna und Jonas freuten sich schon auf Griechenland. Beide natürlich aus unterschiedlichen Gründen. Johanna, weil sie kein Lariam nehmen musste und Jonas, weil er keine schweren Koffer schleppten brauchte. Die Stimmung war also sehr positiv.
„Du packst aber bitte nicht so viel ein“, sagte Jonas ganz vorsichtig als er sah, dass Johanna Kleidungsstücke schon zurecht legte.
„Nein, da kannst Du ganz beruhigt sein“, erwiderte sie lachend. „Viele Medikamente brauchen wir ja nicht, denn sollte ich etwas vergessen, dann kann man diese ja auch in Griechenland bekommen.“
„Na, dann bin ich aber mal gespannt. Meine Kleidung lege ich Dir selbst hin. Ich weiß ja was ich so brauche.“ Wie kommt sie denn jetzt auf Medikamente? Sie flogen ja schließlich nicht nach Kenia , dachte er, aber er sagte nichts.
Johanna antwortete nicht. Bei Jonas war alles immer ganz einfach. Aber ich bekomme das schon hin, dachte Johanna. Sie hatte lieber etwas zu viel dabei als zu wenig. Jetzt stand nur noch ein Friseurtermin an. Sie hatte für sich beschlossen, dass sie mit einer kurzen Frisur im Urlaub weniger Arbeit haben würde. Das würde auch die leidige Suche nach einem Fön ersparen. Ihren eigenen wollte sie nicht auch noch in den Koffer packen. Am besten wollte sie kurz vor dem Abflug hin gehen. Dann hatte Jonas noch eine Chance sich an einen ganz kurzen Haarschnitt zu gewöhnen. Klar, dass sie das auch in die Tat umsetzte.
Als Jonas sie dann so fast ohne Haare sah, wunderte er sich zwar, aber einen Kommentar dazu ersparte er sich. Haare wachsen ja wieder nach, dachte er nur.
So gingen die Tage dahin. Die Vorfreude wuchs je näher der Urlaub kam und endlich war es dann soweit:
Johanna und Jonas saßen im Flugzeug auf dem Weg nach Athen.
„Jonas, ich freue mich jetzt auf den Kaffee“, sagte Johanna.
„Ich trinke lieber Wasser“, erwiderte Jonas.
„Weißt Du was“, fuhr Johanna fort, „ich bin froh, dass wir nicht so lange im Flugzeug sitzen müssen.“
„So viel ich weiß, haben Dir die Flüge nach Kenia aber nichts ausgemacht, oder?“, fragte Jonas.
„Nein, meistens nicht“, antwortete Johanna.
„Bist Du müde?“, wollte Jonas wissen.
„Wieso fragst Du? Wir sind sehr früh aufgestanden. Schon vergessen?“ Johanna sah Jonas an.
„Ist ja gut. Ich hatte nur so einen gewissen Unterton in Deiner Stimme gehört.“ Jonas stieß ihr leicht in die Seite. Johanna schloss demonstrativ ihre Augen und lehnte den Kopf an seine Schulter. Müde war sie schon, aber dass Jonas dieses immer gleich merkte! Es dauerte nur wenige Sekunden und schon übermannte sie der Schlaf.
„Johanna, der Kaffee ist da!“, rief Jonas. „Sieh doch mal aus dem Fenster. Wir landen bald.“
„Aber wir sind doch gerade erst eingestiegen?“, fragte Johanna verwundert.
„Nein, wir sitzen hier schon über 2 Stunden. Es fehlen nur noch 45 Minuten, wenn wir pünktlich in Athen sein wollen. Erinnerst Du Dich noch daran, als der Flughafen unter Wasser stand. Wir kamen von Kenia und mussten hier Zwischenlanden.“
„Ja, das tue ich. Wir flogen einen Tag später nach Hause, weil ein Triebwerk ausgetauscht werden musste. Dann stimmte beim Flug die Thermik nicht und so kam es zu der Zwischenlandung. Es musste aufgetankt werden. Das war kein schöner Eindruck von Athen.“
„Das weißt Du alles noch?“, fragte Jonas so zum Schein.
„Ja was denkst Du denn? Wenn ich darüber geschrieben habe, dann kann ich mich schon noch eine Weile daran erinnern“, erwiderte Johanna und fuhr fort: „Jetzt lass` uns aber nicht über Kenia reden. Schon vergessen, wir fliegen auf eine griechische Insel.“
Beide lachten.
Im Flughafen von Athen staunten beide über das große Durcheinander.
„Komm` Johanna, bleib` dicht bei mir damit wir uns nicht verlieren“, sagte Jonas. „Dort vorne können wir nach den Koffern sehen.“
„Ja“, lachte Johanna. „Aber erst müssen wir durch kommen. Liebe Güte ist das eine Menschenmenge.“
„Nicht mehr als woanders auch“, erwiderte Jonas. „Es ist nur keine richtige Ordnung drin.“
„Das ist sicher eine andere Ordnungsart als bei uns“, antwortete Johanna lachend.
„Das wird sich aber sicher noch ändern“, sagte Jonas. „In Griechenland sind doch 2004 die Olympischen Sommerspiele.“
„Ja, das habe ich gelesen. Hier in Athen, stimmt` s?“
„Stimmt. Es soll auch ein neuer Flughafen gebaut werden.“
„Das ist wohl auch mehr als nötig“, antwortete Johanna. „Das ist ja schon jetzt kaum zu ertragen.“
Jonas und Johanna hatten inzwischen ihre Koffer vom Band geholt.
„An griechisch muss ich mich erst noch gewöhnen“, sagte Johanna.
„Wieso das denn?“, antwortete Jonas.
„Genau kann ich Dir das noch nicht erklären. Alle reden so laut und man versteht ja kaum eine Silbe.“
„Johanna, wir haben doch griechisch noch gar nicht gehört. Auch nicht den Tonfall. Das kommt schon noch. Sei doch nicht so ungeduldig mit Dir selbst. Suaheli hast Du doch auch nicht in ein paar Minuten verstanden oder?“
„Du hast ja recht. Ich werde mich schon daran gewöhnen“, erwiderte Johanna.
Sie verstand sich selbst nicht so recht. Ob das wirklich an dem Tonfall der Griechen lag? Na abwarten, jetzt mussten sie erst einmal den Bus suchen, der sie zu der Fähre bringen sollte.
„Da ist unser Bus, Johanna. Auf dem Schild ist unser Reiseveranstalter zu lesen. Komm` lass uns hin gehen“, rief Jonas.
Ein freundlicher Reiseleiter begrüßte beide herzlich.
„Hatten Sie einen guten Flug?“, fragte er sofort.
„Ja, es war alles okay“, erwiderte Jonas.
„Dann steigen Sie bitte gleich ein. Wir können sofort los fahren. Die Fahrt geht direkt zum Hotel.“
„Das hört sich gut an“, sagte Johanna. „Keine langen Fahrten zu anderen Hotels. Das ist echt gut.“
„Meine Damen und Herren, wir werden etwa 40 Minuten unterwegs sein. Die Fähre wird pünktlich ablegen.“
„Noch ein Pluspunkt“, sagte Jonas. „Hier herrscht Ordnung, oder?“
Johanna freute sich auch darüber. Ihr war es warm und sie wollte sich endlich etwas leichtes anziehen.
„Ich bin schon gespannt auf das Hotel“, sagte sie.
„Nun lass` uns doch erst einmal mit der Fähre ablegen. Es dauert noch eine Weile bis wir im Hotel sind.“
Da fragte auch schon ein Tourist: „Wie lange werden wir auf der Fähre sein?“
„Etwa 40 Minuten“, erwiderte der Busfahrer freundlich.
Die Überfahrt mit der Fähre war für Johanna und Jonas ein Erlebnis. Eines der erfreulichen Art. Sie war nicht überfüllt, sondern sie konnten sich ganz bequem einen Platz aussuchen.
„Das ist doch ein angenehmes Gefühl, wenn man nicht so eingequetscht wird“, sagte Johanna.
Jonas stimmte ihr zu. Ich glaube, sie meint damit die Fähre in Kenia, dachte er. Da sage ich jetzt mal lieber nichts, aber schon kam der nächste Satz von ihr:
„Da darf ich gar nicht darüber nachdenken, wie es in Kenia war.“
„Hallo, Johanna, wir sind bereits in Griechenland! Jetzt genieße das doch.“ Jonas legte den Arm um ihre Schulter. „Sieh doch, wie schön es hier ist.“
„Du hast recht Jonas. Ich freue mich wirklich auf diesen Urlaub“, erwiderte Johanna.
„So, nun sind wir auf Euböa“, sagte Jonas. „Man nennt die Insel auch Evia.“
„Oh, gleich zwei neue Namen“, erwiderte Johanna lachend. „Weißt Du auch warum?“
„Nein, das weiß ich nicht, aber ich denke, dass werden wir hier noch erfahren.“ Jonas hatte zwar ein wenig über die Insel nachgelesen, aber viel hatte er davon nicht behalten. Beide hatten eine Inselrundfahrt gebucht. Deshalb war er sich ziemlich sicher, dass sie noch darüber hören würden.
Zusammen mit den Autos verließen sie die Fähre.
Einige Busse standen schon zur Weiterfahrt bereit, aber ihr Hotel war auf keinem Schild zu lesen. Doch dann entdeckte ihn Jonas.
„Dort steht unser Bus, Johanna“, sagte Jonas. „ich kann auch den Namen des Hotels lesen. Komm` wir gehen hin.“
Tatsächlich war es der richtige Kleinbus. Schnell war das Gepäck eingeladen und sie fuhren los.
„Oh, dann wohnen wir außerhalb?“, fragte Johanna, als sie sah, dass sie den Ort verlassen hatten.
„Lass` Dich doch überraschen. Uns hat doch im Prospekt alles gefallen, oder?“ Ehrlich gesagt war Laufen nicht so unbedingt seine große Leidenschaft und er konnte sich jetzt schon vorstellen, dass Johanna doch hin und wieder einkaufen gehen wollte. Aber das würden sie schon hin bekommen.
Nach wenigen Minuten waren sie am Hotel angekommen.
Vor dem Eingang des Hotels warteten schon die Kofferträger....