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Jungen - Sorgenkinder oder Sieger?

Ergebnisse einer quantitativen Studie und ihre pädagogischen Implikationen

AutorAnnette Textor, Arne Niederbacher, Barbara Koch-Priewe, Peter Zimmermann
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl204 Seiten
ISBN9783531914633
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Sind Jungen das 'schwache' Geschlecht? Für Pädagogen, die in der Jungensozialarbeit tätig sind, besteht daran schon seit einiger Zeit kein Zweifel mehr. Aufgrund ihres Abschneidens bei Schulleistungsvergleichsstudien und der hohen Schulabbrecherquoten werden Jungen zunehmend als 'Risikogruppe' problematisiert. Jungen sind nicht nur Thema der Bildungs- und Schulpolitik, sondern darüber hinaus auch in der (medialen) Öffentlichkeit. Im wissenschaftlichen Bereich wurde ihnen bisher nicht genügend Untersuchungsbeachtung gegeben. Mit den Ergebnissen der Befragung von 1600 Jungen im Alter von 14 bis 16 Jahren liegen jetzt Daten vor, die uns Jungen, wie sie wirklich sind, etwas näher bringen.

Die Autorinnen und Autoren lehren und forschen an der Technischen Universität Dortmund/Fakultät 12 - Erziehungswissenschaft und Soziologie.

Dr. Barbara Koch-Priewe, Professorin für Schulpädagogik am Institut für Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik.
Dr. Arne Niederbacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie.
Dr. Annette Textor, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik.
Dr. Peter Zimmermann, Akademischer Direktor am Institut für Schulentwicklungsforschung.

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Leseprobe
4 Jungen heute – auf dem Weg zu einer neuen Balance (S. 165-166)

Für die vorliegende Untersuchung wurden 1635 Jungen aller Schulformen (inklusive der Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen) im Alter zwischen 14 und 16 Jahren befragt. Im Folgenden werden zunächst die Ergebnisse der Dortmunder Jungenstudie zusammengefasst und in den Kontext aktueller Untersuchungen gestellt. Im Anschluss daran werden aus den vorliegenden Daten Konsequenzen für die Weiterentwicklung der genderorientierten schulischen Arbeit abgeleitet, dies betrifft die Ebenen Schulentwicklung, Unterrichtsentwicklung, Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie Konzepte für die schulische und auch die außerschulische Jungenarbeit.

4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse

Im Bereich der Freizeitgestaltung wird deutlich, dass die befragten Jungen bei weitem keine homogene Gruppe sind. Ein Teil der Jungen bevorzugt eher passive Freizeitbeschäftigungen wie Musik hören, Fernsehen oder mit Freunden „rumhängen“, ein anderer Teil verhält sich aktiver und treibt z.B. Sport. Entsprechend ist auch der Anteil der Jungen, die in einem Fußballverein sind, relativ hoch. Eine ausgesprochen wichtige Rolle spielt auch der Computer bei der aktiven Freizeitgestaltung von Jungen – sowohl das Spielen als auch die Beschäftigung in und mit dem Internet. Nicht erfragt wurde, ob die Jungen ihre Zeit vor dem Rechner alleine oder mit anderen Jungen verbringen. Immerhin 14% der Jungen geben aber an, zur LAN-Szene zu gehören, diese Jungen spielen also auch gemeinsam mit anderen Jugendlichen Computerspiele.

Abgesehen davon bezeichnet sich in dieser Altersgruppe (erwartungsgemäß) nur ein sehr geringer Teil der Jungen als zu einer Szene zugehörig. Im Vergleich zur ersten Dortmunder Jungenbefragung (vgl. Zimmermann 1998) hat sich an der Beliebtheit von Musikhören und Fernsehen wenig geändert, beide Aktivitäten stehen nach wie vor an erster und zweiter Stelle. In den letzten zehn Jahren ist jedoch Sport von Rangplatz drei auf Rangplatz sechs gefallen. In der Freizeit ist es wichtiger geworden, mit Freunden ‘rumzuhängen’ und im Internet zu surfen. Auch das Lesen hat einen hohen Stellenwert, der Anteil der Jungen, die angeben, in ihrer Freizeit gar nicht zu lesen, ist mit insgesamt 12% gering. Die Jungen lesen ganz überwiegend Zeitungen oder Zeitschriften, analog zu den Freizeitbeschäftigungen stehen Computerzeitschriften an erster Stelle. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Lesen und der Schulform besteht insbesondere hinsichtlich des Lesens von Tageszeitungen, nicht aber hinsichtlich des Lesens von Computerzeitschriften.

Dennoch ist bemerkenswert, dass die Quote der Jungen, die ihre Freizeit mit Lesen verbringt, in den letzten zehn Jahren deutlich kleiner geworden ist. Überspitzt formuliert verdrängen das Internet und Computerzeitschriften nicht nur die sportliche Betätigung, sondern auch die traditionelle Lektüre (Jugendzeitschriften wie Bravo, Comics und Belletristik). Die Ergebnisse zu Freundschaften zeigen, dass die meisten Jungen einen besten Freund oder eine feste Freundin haben, und auch sonst geben sie an, einen recht großen Freundeskreis zu haben. Im Vergleich der Dortmunder Jungenbefragungen zeigt sich, dass die Größe der Gruppen, in denen sich Jungen bewegen, jedoch abgenommen hat:

Die Mehrheit hat heute bis zu sechs männliche und ebenso viele weibliche Freunde. Vor zehn Jahren pflegten viele Jungen freundschaftliche Beziehungen zu mehr als zehn Jugendlichen. Dies würde bedeuten, dass die Jungen heute in etwas kleineren, intimeren Kreisen verkehren, wobei gleichzeitig geschlechtsheterogene Freundschaften häufiger geworden sind. Etwa die Hälfte der befragten Jungen bespricht auch Probleme mit ihrem besten Freund.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Einleitung8
1 Jungen im Blick von Theorie und Forschung11
2 Anlage und Methode der Dortmunder Jungenstudie41
3 Empirische Ergebnisse56
4 Jungen heute – auf dem Weg zu einer neuen Balance163
Abbildungsverzeichnis185
Tabellenverzeichnis185
Literaturverzeichnis190

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