Foto: Fotonatur.de/Askani
Die Lautgebung
Wenn man über Kommunikation zwischen Lebewesen nachdenkt, fällt uns aus menschlicher Sicht oft als Erstes die Verständigung in Form von Lauten ein. Der Begriff „Kommunikation“ (lat. communicare: teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen) bezeichnet jedoch ganz umfassend den wechselseitigen Austausch von Gedanken und Gefühlen – nicht nur mittels Lautgebung (akustisch), sondern auch durch Körpersprache, Gestik und Mimik (visuell) und auch durch das Hinterlassen von chemischen Duftstoffen (olfaktorisch).
Kommunizieren Individuen miteinander, so handeln sie also „aufeinander bezogen“: Wie der eine reagieren wird, hängt von der Handlung des anderen ab, und umgekehrt. Dies verdeutlicht, wie wichtig Kommunikation ist, um Gemeinsamkeiten zu bestätigen und ernsthafte Auseinandersetzungen zu vermeiden. Die Mittel, die der Katze hierzu zur Verfügung stehen, sind reichhaltig! Denn jedes Missverständnis könnte bei ihr, als wehrhafte Jägerin, zu Verletzungen führen – nicht nur des anderen, sondern auch ihrer selbst. Es sind gerade diese Facettenfülle und die Feinheit aller Nuancen, die uns Menschen manchmal Mühe bereiten, die Kommunikationsmittel der Katze richtig zu interpretieren. Fangen wir also mit dem Gebiet an, auf dem wir Menschen uns am besten verstehen: den Lauten.
In der Vergangenheit gab es zahlreiche Bemühungen, die einzelnen Laute der Katze zu „zählen“ und zu klassifizieren. So unterscheidet man heute sechs grundlegende Lautäußerungen: Schnurren, Miauen, Fauchen, Zischen, Schreien und Knurren. Andere wissenschaftliche Forschungen kamen zu dem Schluss, dass Hauskatzen über 16 verschiedene Laute verfügen, und ordneten diese in drei Gruppen, nämlich:
•Murmellaute (Laute mit geschlossenem Maul),
•Vokallaute (zwecks Kommunikation mit der menschlichen Bezugsperson, hervorgebracht durch allmähliches Schließen des Mauls) und
•hochintensive Laute (Laute mit offenem Maul, wobei die Maulöffnung verändert wird; vorrangig der Kommunikation mit Artgenossen dienlich).
Es ist nicht immer einfach, die Laute voneinander abzugrenzen. Wird eine Katze bedrängt (sei es von einem Menschen oder von einer anderen, aufdringlichen Katze), so beginnt sie vielleicht, mit einem „genervten“ Miauen ihren Unmut zu zeigen. Reicht das nicht, wird daraus ein Fauchen oder Knurren, und wenn sie dann noch immer nicht in Ruhe gelassen wird, steigert sich das Ganze in ein Grollen. Sowohl die Art als auch die Intensität der Laute variieren den Umständen entsprechend, und die Übergänge von einem Laut zum anderen sind fließend. Somit ist jede Auflistung, auch die hier nachfolgende, nur ein grober Abriss dessen, wozu eine Katze an akustischen Mitteilungssignalen fähig ist.
Fiepen
Die ersten Laute im Leben eines Kätzchens sind ein Fiepen, das als Auslöser dient, um bei der Mutter die Bereitschaft zur Zuwendung und Pflege in Gang zu setzen. Der Felidenforscher Paul Leyhausen hat belegt, dass die mütterliche Handlung des „ins Nest Zurücktragens“ einzig und allein durch das Fiepen der Welpen ausgelöst werden kann. Ist ein Welpe also aus dem Nest gefallen und krabbelt herum, fiept aber nicht, so unternimmt die Mutter auch nichts. Erst wenn der Welpe sein „Miiieeh“ ertönen lässt, trägt die Mutter ihn zurück. Warum ist das so? Nun, die Aufzucht ist eine anstrengende Angelegenheit, für Mutter und Welpen gleichermaßen. Es sind unverwechselbare Marker, sogenannte „Auslöser“ notwendig, damit beiderseits keine unnötigen Energien verschwendet werden. Das Fiepen fordert die kleinen Lungen sehr. Dies gewährleistet, dass ein Welpe wirklich nur dann fiept, wenn es unabdingbar ist. Und genauso rationell ist das Verhalten der Mutter darauf abgestimmt: Sie trägt ihn erst ins Nest zurück, wenn er „um Hilfe schreit“.
Diese ersten, sehr frühen Laute gehören, wie auch das Schnurren, zu der Gruppe der sogenannten „Stimmfühlungslaute“ und dienen in erster Linie dem Aufbau und der Festigung einer sozialen Bindung. Man könnte auch sagen, die Tiere gehen in dem Moment in „Lautfühlung“, wenn die lebensnotwendige „Tuchfühlung“ zwischen Mutter und Kind nicht vorhanden ist oder aber betont werden soll.
Schnurren
Nahezu unmittelbar nach der Geburt kann man, wenn auch sehr, sehr leise, das erste Schnurren der Welpen wahrnehmen, während sie bei ihrer Mutter trinken. Das Katzenkind kann gleichzeitig schlucken, saugen und schnurren. Mit diesem Stimmfühlungslaut übermittelt es seiner auf der Seite liegenden Mutter sein Wohlbefinden. So weiß diese, ohne aufstehen und damit die Fütterung womöglich unterbrechen zu müssen, dass es dem Kleinen gut geht. Schnurren wird „beantwortet“. Die Mutter schnurrt ebenfalls, während die Jungen bei ihr trinken. Damit beruhigt sie ebenso ihre Kinder wie auch sich selbst.
Alle Katzenartigen (Feliden) können schnurren, nicht nur Hauskatzen. Allerdings schnurren wild lebende, erwachsene Katzenarten fast ausschließlich, wenn sie Junge haben. Mit der „Haustierwerdung“ ging grundsätzlich eine „Verjugendlichung“ einher. So ist es eine Folge der Domestizierung, dass unsere Hauskatzen das Schnurren im Zusammenleben mit uns Menschen beibehalten und auch als erwachsene Tiere damit ihr Wohlbefinden signalisieren.
Damit die Mutter den Katzenwelpen zurück ins Nest trägt, muss der Kleine durch Fiepen auf sich aufmerksam machen.
(Foto: Fotonatur.de/Askani)
Beim Schnurren handelt es sich übrigens um ein vibrierendes Geräusch in einer Niederfrequenz zwischen 27 und 44 Hertz. Katzen schnurren auch, wenn sie Schmerzen haben, sehr krank sind oder im Sterben liegen. Daher geht man davon aus, dass sie sich damit selbst beruhigen können. Und auch „halbwüchsige“ Katzen, die mit erwachsenen Artgenossen spielen, schnurren manchmal, um gegenüber dem überlegenen Spielpartner die Friedfertigkeit des Spiels zu betonen und sich selbst zu beruhigen. Lediglich extrem verängstigte oder äußerst aggressiv gestimmte Tiere schnurren nicht.
Es hat übrigens einen triftigen Grund, dass Katzenwelpen zwar behaart, aber blind und taub geboren werden. Würden sie zu diesem Zeitpunkt bereits mit Augen und Ohren all die vielen Reize aus ihrer Umwelt wahrnehmen, wären sie verängstigt, vielleicht neugierig, aber sicher vom Wesentlichen abgelenkt: dem Säugen. Ihr Leben würde dann nur wenige Stunden währen.
Bei einem gesunden Katzenwelpen funktioniert bei der Geburt der Tast- und Geruchssinn. Damit ein Welpe sich „auf der Suche“ nach der Mutter, ihrem Schutz, ihrer Wärme und Milch nicht zu weit vom Nest entfernt und dabei keine lebensnotwendige Energie „verschleudert“, kriecht er in kleinen Kreisen auf dem Bauch umher, meistens mit einem Hang nach links. Dass er bei der Mutter angelangt ist, erkennt er taktil an ihrer Wärme und olfaktorisch am Milchgeruch. Mit feinen Pendelbewegungen des Kopfes (Tastsinn) sucht der Welpe die Hautoberfläche am Bauch der Mutter nach den hervorstehenden Zitzen ab, nimmt diese auf und saugt. Dabei beginnen die Vorderpfötchen rechts und links der Zitze in pulsierendem Rhythmus zu stampfen und zu massieren. Mit dem sogenannten Milchtritt wird der Milchfluss angeregt. Diese kindliche Triebhandlung wird im Zusammenleben zwischen Mensch und Katze später beibehalten, indem eine Katze, die auf eine weiche Unterlage springt oder auf unseren Schoß zum Schmusen kommt, zuerst mit den Vorderpfoten „herumstempelt“, bevor sie sich zufrieden niederlässt.
Auch wenn also manchmal die Krallen ein wenig piken: Es ist eine Vertrauensbekundung der Katze, und es wäre falsch, das Tier deshalb wegzujagen oder zu strafen.
Manche Katzen sind, so wie ich selbst auch, leider nicht von Anfang an in engem Kontakt mit Menschen aufgewachsen und finden erst später ein richtiges Zuhause. Obwohl wir Menschen lieben und all die seltsamen Dinge, die sie tun, interessant und spannend finden, sind wir dennoch manchmal unsicher im Umgang mit den Zweibeinern. Ich selbst habe in solchen Situationen ein Erfolgsrezept: Ich schnurre einfach ! Beim Spielen, wenn ich hochgehoben werde, beim Tierarzt und so weiter – es wirkt einfach toll! Ich beruhige mich damit selbst, bekomme nicht so viel Angst, und die Menschen sind entzückt, sanft und lieb mit mir.
Bei einem gesunden Katzenwelpen funktioniert bei der Geburt der Tast- und Geruchssinn. Damit ein Welpe sich „auf der Suche“ nach der Mutter, ihrem Schutz, ihrer Wärme und Milch nicht zu weit vom Nest entfernt und dabei keine lebensnotwendige Energie „verschleudert“, kriecht er in kleinen Kreisen auf dem Bauch umher, meistens mit einem Hang nach links. Dass er bei der Mutter angelangt ist, erkennt er taktil an ihrer Wärme und olfaktorisch am Milchgeruch. Mit feinen Pendelbewegungen des Kopfes (Tastsinn) sucht der Welpe die Hautoberfläche am Bauch der Mutter nach den hervorstehenden Zitzen ab, nimmt diese auf und saugt. Dabei beginnen die Vorderpfötchen rechts und links der Zitze in pulsierendem Rhythmus zu stampfen und zu massieren. Mit dem sogenannten Milchtritt wird der Milchfluss angeregt. Diese kindliche Triebhandlung wird im Zusammenleben zwischen Mensch und Katze später beibehalten,...