Dem Fotografen in die Hand gebaut.
KLEIN, AKTIV UND ZIELGERICHTET
Die X-T10 hat ein kompaktes Gehäuse, das dennoch genug Platz für den großen APS-C-X-Trans-CMOS-II-Sensor bietet. Anders als bei den anderen X-Series-Modellen wurden nur die obere und die untere Abdeckung aus Magnesiumdruckguss gefertigt. Der Korpus an sich besteht aus hochwertigem Kunststoff, wodurch die Kamera leichter, aber nicht zu leicht wird. Was viele nämlich gern vergessen: Eine Kamera braucht etwas Gewicht, um sie ruhig halten zu können. Bildstabilisatoren sind zwar ganz nett, aber keine Wundermittel.
Die Einstellräder und Einstellknöpfe sind genau dort platziert, wo ein Fotograf sie erwartet – solange er oder sie Rechtshänder ist.
Mithilfe der Einstellräder lassen sich bequem mit dem rechten Daumen Belichtung und Fokus speichern, und genauso ist das Rad zur Belichtungskorrektur zu bedienen. Auch ist der Weg zum Verstellen der Blende, wenn man das XC 16-50 mm oder ein anderes Objektiv ohne Blendenring verwendet, kürzer, weil man das bequem mit dem Einstellrad zwischen der AE-L- und der AF-L-Taste bewerkstelligen kann.
Die erweiterten Fokusmodi, die mit der X-T10 zum ersten Mal in das X-System eingebracht wurden, lassen einen zielgerichteter fokussieren und fotografieren. Man hat das Gefühl, seine Motivbeute schneller zu erfassen und zu erlegen. Ehrlich gesagt, wecken die Fokusquadrate meinen Spieltrieb und lassen mich wild umherfokussieren, einfach nur um zu sehen, wie sie sich im Sucher neu verteilen.
RETRO ODER KANTIG?
Jedes Mal, wenn Fujifilm ein neues Kameramodell herausbringt, fällt der Modebegriff »Retro«, der nichts anderes bedeutet als »rückwärts« bzw. »rückwärts gewandt«. Dieser inflationär genutzte Begriff wird der Kamera aber nicht gerecht. Sicher erinnert das kantige Design an die Kameras der 70- und 80er-Jahre, im Gegenzug könnte man sich aber fragen, wie eine aktuelle und moderne Kamera auszusehen hat, ohne – ganz wichtig – dass die Funktionalität darunter leidet. Rund kommt wohl eher nicht infrage, oder?
Alle Knöpfe und Tasten sind genau an den Stellen platziert, an denen sie sein müssen, damit die wichtigsten Funktionen der Kamera bedient werden können, ohne die Kamera vom Auge nehmen zu müssen. Das Aussehen der X-T10 basiert auf langer Erfahrung von Kamerahersteller und Anwendern.
DIE INNEREN WERTE DER KAMERA
Schauen wir uns kurz die inneren Werte der X-T10 an. Die X-T10 beherbergt den APS-C-X-Trans-CMOS-II-Sensor mit 16 Megapixeln, der mit seiner neuen Farbfilteranordnung, die sich an der ungleichmäßigen Körnigkeit des analogen Films orientiert, arbeitet. Während beim konventionellen Sensor mit Bayermatrix die Pixel einem gleichmäßigen, schachbrettartigen Filtermuster folgen, hat die Pixelanordnung beim X-Trans-CMOS-II-Sensor mehr einen zufälligen Charakter.
APS-C-X-Trans-CMOS-II-Sensor
Genauer betrachtet, besteht der Sensor aus 6 × 6 RGB-Pixeleinheiten, die so arrangiert sind, dass sich auf jeder horizontalen und vertikalen Linie alle RGB-Filter befinden. Die Bayermatrix hingegen besteht aus 2 × 2 RGB-Pixeleinheiten, deren RGB-Filter sich nicht auf allen horizontalen und vertikalen Linien befinden.
Die ungleichmäßige Anordnung der Filter beim X-Trans-CMOS-II-Sensor wirkt Moiré und Falschfarben entgegen, die durch Wechselwirkungen von Strukturen im Objekt mit der regelmäßigen Struktur des Sensors entstehen. Somit ist auch die Verwendung eines Tiefpassfilters, der, um diese negativen Effekte auf die Bildwiedergabe zu verhindern, die Schärfe mindert, unnötig. Das Licht trifft direkt auf den Sensor, was für eine konstant hohe Auflösung sorgt.
Der X-Trans-CMOS-II-Sensor kommt ohne Tiefpassfilter aus. Zudem wurde das Signal-Rausch-Verhältnis optimiert, um ein störfreies Signal zu bekommen, das mittels des EXR-Prozessors II zur weiteren Verbesserung der Bildqualität verstärkt wird. Das Ergebnis ist eine Bildqualität, die sonst nur größeren Sensoren vorbehalten ist.
Durch die verbaute Hochgeschwindigkeitsschaltungstechnik erreicht der Sensor eine extrem große Ladegeschwindigkeit. Dadurch werden in Verbindung mit dem EXR-Prozessor II nicht nur die Aufnahmeintervalle verkürzt, auch die Anzahl der Aufnahmen, die in Folge gemacht werden können, wird erhöht. Es wirkt sich auch auf die Videobildfrequenz aus. Die Framerate beträgt 60 fps. Auch die Kompatibilität zu 14-Bit-Formaten wurde verbessert: Wenn bei der RAW-Entwicklung ein 14-Bit-TIFF ausgegeben wird, erreicht man eine bessere Abstufung der Tonwerte im Bild.
Um die Autofokusgeschwindigkeit zu erhöhen, wurden zusätzlich Phasenerkennungspixel eingebaut. Das wirkt sich natürlich auf Eigenschaften wie Lichtempfindlichkeit und Farbmischung aus. Deshalb wurde die Sensorstruktur so gestaltet, dass sowohl die hohe Bildqualität erhalten bleibt als auch eine erhöhte Autofokusgeschwindigkeit realisiert werden kann. Das über die Phasenerkennungspixel generierte Bild wird bei der manuellen Fokussierung als Teilbild genutzt.
WEGLASSEN ALLEIN HILFT NICHT
Manche Hersteller werben explizit damit, den Tiefpassfilter weggelassen zu haben. Das Problem, das gegenüber dem Kunden dabei verschwiegen wird, ist das Entstehen von Moiré. Es bringt nichts, etwas wegzulassen, wenn das Kernproblem – hier der Farbfilteraufbau – nicht gelöst wurde. Rückt man dem Moiré mit der Software zu Leibe, erleidet man einen Verlust an Bilddetails sowie an Schärfe.
LENS MODULATION OPTIMIZER
Durch den eingebauten Lens Modulation Optimizer werden mögliche Beugungsunschärfen, die beim Abblenden im Strahlengang des Objektivs entstehen, automatisch herausgerechnet. Dadurch wird die Bildschärfe bis in die Ecken hinein vergrößert. Dieser mit allen Fujinon-XF-Objektiven kompatible Modulator kann auch deaktiviert werden – zum Beispiel um kreativer mit Unschärfen zu arbeiten.
DAS NEUE AUTOFOKUSSYSTEM
Mit der X-T10 stellt Fujifilm sein neues Autofokussystem vor. Dieses erweitert das 49-EINZELPUNKT-Autofokussystem um die neuen Modi ZONE und WEIT/VERFOLGUNG (C), bei denen 77 Autofokuspunkte zur Verfügung stehen. Damit sollen sich bewegende Objekte optimal erfasst werden. Ob das wirklich so funktioniert, werden wir im Praxisteil dieses Buchs sehen.
Hybridautofokus der X-T10
Unter dem Begriff »Hybridautofokus« versteht man die Kombination von Kontrastautofokus, der vorwiegend in kompakten Kameras verbaut wird, und Phasenautofokus, der bei Spiegelreflexkameras zum Einsatz kommt. Beim Kontrastautofokus wird die Fokusposition durch den Kontrast des Motivs erkannt und festgelegt. Die Präzision des Kontrastautofokus ist zwar höher als die des Phasenautofokus, ein Nachteil ist jedoch, dass sich die Linse während des Fokussierens vor- und zurückbewegt und dadurch länger benötigt, um scharf zu stellen.
Beim Phasenautofokus wird der Fokuspunkt nicht mithilfe des Kontrasts ermittelt, sondern durch die Phasendifferenz. Das heißt, das Licht wird automatisch in zwei Richtungen aufgespalten, und der Abstand zwischen den Fokuspositionen mittels Phasenerkennungspixeln wird ermittelt. Weil das auch ohne Bewegung des Objektivs funktioniert, bekommt man schneller ein scharfes Bild.
Bei Spiegelreflexkameras befinden sich die Phasenerkennungs-AF-Sensoren an einer anderen Stelle als der Bildsensor. Fujifilm hat eine Bildphasenerkennung entwickelt, bei der die Phasenerkennungspixel auf fast 40 % der Gesamtfläche innerhalb und an den Seiten des Bildsensors verteilt sind. Dadurch werden die Abweichungen zwischen den optischen Bildern sofort ermittelt, und das Objektiv wird präzise auf den Fokuspunkt eingestellt.
Dadurch werden Autofokusgeschwindigkeiten von lediglich 0,06 Sekunden erzielt. Zudem arbeitet der EXR-Prozessor II mit einer sehr hohen Taktfrequenz, wodurch eine Einschaltzeit von lediglich 0,5 Sekunden, eine Auslöseverzögerung von 0,05 Sekunden und Aufnahmeintervalle von 0,5 Sekunden erreicht werden. Das ist äußerst schnell.
AF-Modus EINZELPUNKT
Der EINZELPUNKT-Autofokus, der von Anfang an in den X-Kameras integriert war, unterteilt den Fokusbereich in kleine Abschnitte, um die Entfernung zum Motiv exakt zu bestimmen und somit eine hohe Autofokusgenauigkeit zu erzielen. Die eingebauten Phasendetektionspixel arbeiten mit einem Erfassungsbereich beginnend bei 0,5 EV und sorgen für schnelles Fokussieren bei schlechten Lichtbedingungen und bei Motiven mit geringem Kontrast.
AF-Modus ZONE
Im neuen Modus ZONE kann man aus den 77 Autofokuspunkten einen Bereich von 3 × 3, 5 × 3 oder 5 × 5 Punkten auswählen, in dem eine Multi-AF-Auswertung stattfindet. Anders ausgedrückt, bedeutet dies, dass der Autofokusbereich auf einen Bereich eingeschränkt wird. Wählt man die Zonen 3 × 3- und 5 × 3 in der Mitte – hier liegen die Phasendetektionspixel –, fokussiert man besonders schnell. Wo diese Pixel...