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E-Book

Karrierewege im Sport

Experten geben Einblicke in ihren beruflichen Alltag

VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl188 Seiten
ISBN9783752837889
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Branchenexperten im Interview - Tipps und Empfehlungen für Deine Karriere! Wie sieht das Arbeiten in der Sportbranche wirklich aus? Welche Tätigkeitsbereiche gibt es und welche Kompetenzen werden hierfür verlangt? Wir wollen jungen Menschen einen Eindruck vermitteln, wie vielfältig das Arbeiten im Sport ist und dazu beitragen, Missverständnisse und Enttäuschungen bei der Ausbildungs- und Studienwahl und vor allem im Berufsleben zu vermeiden. Deshalb haben wir gestandene Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen im Sport interviewt (u.a. auch Mathias Held, Rasenballsport Leipzig GmbH). Sie geben Dir realistische Einblicke in die facettenreiche Arbeitswelt des Sports und wertvolle Empfehlungen für Deine Berufswahl.

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Leseprobe

Kategorie: „Profisport – Fußball – Medien“

Name: Wolf Paarmann

Position: Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Unternehmen: KSV Holstein von 1900 e.V.

„Aber eigentlich waren meine
Noten im Fach „Deutsch“ nicht
gut genug, um überhaupt über
eine solche Karriere nachzudenken.“
– Wolf Paarmann

Frage: Warum haben Sie sich beruflich für die Sportbranche entschieden?

Antwort: Das geschah eher zufällig. Ich habe zwar viel Sport getrieben, aber eigentlich waren meine Noten im Fach „Deutsch“ nicht gut genug, um überhaupt über eine solche Karriere nachzudenken.

Frage: Wie ist Ihnen der Einstieg in die Sportbranche gelungen? Konnten Sie Ihr Hobby zum Beruf machen? Welche Ausbildung / welches Studium haben Sie absolviert?

Antwort: Ich wollte, wie mein Vater, Insektenforscher werden. Um den Einstieg in diesen Beruf zu schaffen, studierte ich Landwirtschaft (Ökologischen Landbau, habe ich mit Diplom abgeschlossen) in Kiel.

Seinerzeit kickte ich im Dunstkreis der Uni-Fußballmannschaft mit. Und aus diesem Kreis rekrutierte ein regionales Sportmagazin (Sportmikrofon), das bis dato nur in Hamburg erschienen war, freie Mitarbeiter für eine Kieler Ausgabe. Während die arrivierten Kollegen schon Computer erhielten, schrieb ich meine ersten Texte über die Kreisliga auf einer Schreibmaschine. Fußballspiele schauen, dabei eine Bratwurst essen – und dafür bezahlt werden! Das hat mich gereizt. Von hier aus bewarb ich mich als freier Mitarbeiter bei den Kieler Nachrichten, übernahm als Freier alle Themen, die keiner haben wollte (Rhythmische Sportgymnastik, Ringen, etc.) und bekam irgendwann ein Volontariat.

Frage: Würden Sie es noch einmal genauso machen?

Antwort: Diese Frage kann ich nicht sinnvoll beantworten, fürchte ich. Mein Wunsch, bei den Kieler Nachrichten ein Volontariat zu bekommen, entstand erst, als ich schon 27, 28 Jahre alt gewesen bin, und meine Frau und ich schon zwei Kinder hatten (inzwischen vier). Da war ein Teil der Motivation auch der, dass ich auf der Suche nach einem Job war, mit dem wir uns ernähren konnten. Als studierter Landwirt wäre mir das nicht gelungen. Bis zu dem Einstieg ins Volontariat war mein Berufsweg eher ziellos, was im Rückblick aber schön war, so konnte ich viel ausprobieren, viele Reisen machen, ein lustiges Studentenleben führen. Das ist, denke ich, in dieser Form heute gar nicht mehr möglich. Leider.

Frage: Beschreiben Sie bitte kurz Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr Aufgabengebiet.

Antwort: Als Medienchef eines Fußball-Zweitligisten ist meine Aufgabe, die KSV Holstein als Sprecher zu vertreten, mich um ein positives Image des Vereins zu kümmern, ihn als Mitglied des zwölfköpfigen Arbeitskreises Medien (Vertretung der Erst- und Zweitligisten) gegenüber der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zu vertreten. Zudem bin ich als Abteilungsleiter für die Abläufe der Pressestelle verantwortlich.

Frage: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Gibt es diesen bei Ihnen überhaupt?

Antwort: Nein, einen typischen Tag gibt es nicht. Die Medienteams in der Zweiten Liga sind in der Regel sehr klein, auch wir sind nur ein vierköpfiges Team. Deshalb muss jeder in jedem Bereich mithelfen. Mein Alltag ist nicht wirklich planbar, erfordert ein hohes Maß an Improvisationsfähigkeit und pendelt stets zwischen offiziellen Auftritten und dem Beantworten von Facebook-Nachrichten, was ihn deshalb auch so spannend macht. Fixpunkte sind lediglich die Spieltage, an denen wir mit drei Kollegen aus unserem Team die Mannschaft begleiten. Bei Heimspielen bin ich für den Ablauf des Tages (Akkreditierung der Journalisten, Stadion-TV, etc.) mitverantwortlich, ein Bereich, der mit Sportjournalismus nur noch am Rande zu tun hat. Aber gerade deshalb reizt es mich.

„Es ist eigentlich unmöglich,
während der Saison wirklich einen
freien Tag zu nehmen, ohne
wenigstens erreichbar zu sein. Feste
Arbeitszeiten sind die Ausnahme,
Wochenendarbeit die Regel.
Da die Intensität hoch ist,
ist Teamfähigkeit immens wichtig.
Und die Fähigkeit, Konflikte
schnell zu lösen“
– Wolf Paarmann

Frage: Können Sie etwas zu Ihrem Arbeitspensum (in Wochenstunden) und zum Gehaltsgefüge innerhalb der Sportbranche sagen?

Antwort: In meiner Funktion habe ich viele Freiheiten, heißt, ich muss nur für Konferenzen zu einem bestimmten Zeitpunkt im Büro sein. Auf der anderen Seite ist es eigentlich unmöglich, während der Saison wirklich einen freien Tag zu nehmen, ohne wenigstens erreichbar zu sein. In der Saison tickt der Kopf sieben Tage die Woche im Holstein-Modus, nach dem letzten Spieltag, oder in der Winterpause, schläft unsere Welt dagegen völlig ein. Was angenehm ist. Gehaltsgefüge? Von bis. Grundsätzlich wird in der Sportbranche nicht gut bezahlt und darauf gesetzt, dass das Dabeisein als Teil des Gehalts verstanden wird. Klar ist aber auch, dass in bestimmten Positionen in dieser Welt auch gutes Geld zu verdienen ist. Aus meiner Erfahrung aber auch nur dann, wenn hinter das Privatleben ein Haken gemacht wird.

Frage: Was sind die Voraussetzungen für Ihre Tätigkeit? Welche fachlichen, sozialen und persönlichen Kompetenzen werden hierfür benötigt?

Antwort: Für meine aktuelle Position? Ich werde bald 52 Jahre alt, vier Kinder haben mich eine gewisse Gelassenheit gelehrt, das hilft in dieser Welt, die sehr schnell und immer emotional aufgeladen ist. Wichtig ist, sich über die Erfolge zu freuen, auch wenn es nur ein kurzer Moment des Innehaltens ist. Wer das nicht schafft, verglüht.

Sonst: Eine Bereitschaft, ein anderes Leben zu führen. Feste Arbeitszeiten sind die Ausnahme, Wochenendarbeit die Regel. Da die Intensität hoch ist, ist Teamfähigkeit immens wichtig. Und die Fähigkeit, Konflikte schnell zu lösen. Fachlich ist es aus meiner Sicht wichtig, ein Spezialgebiet und in den anderen Themen eine solide Grundausbildung zu haben. Offenheit, Kreativität, Interesse – ein Job in der Sportbranche ist kein Hexenwerk, vieles lässt sich im laufenden Betrieb erlernen. Vorausgesetzt, derjenige bringt das entsprechende Feuer mit.

Frage: Auf welche Weise (Studium, Praktika, Ehrenamt, etc.) haben Sie die wichtigsten Kompetenzen erworben?

Antwort: Ich habe viele Praktika gemacht und mich als freier Mitarbeiter ausprobiert. Zum Glück habe ich immer mal wieder einen Redakteur gefunden, der sich die Zeit genommen hat, meiner Schreibe auf die Sprünge zu helfen. Eine extreme Weiterbildung war auch das eine Jahr, in dem ich alleinverantwortlich eine kleine Regionalzeitung („Probsteier Herold“) organisieren durfte. Da war ich Fotograf, Layouter und Reporter in Personalunion - und saß zweimal in der Woche vor vielen weißen Seiten, die ich zu füllen hatte. Eine gute Schulung war auch meine Tätigkeit als Dozent und Seminarleiter an der Akademie für Publizistik in Hamburg, für die ich neun Jahre gearbeitet habe. In dieser Funktion habe ich mich, durch den Austausch mit Kollegen, anderen Dozenten und den Volontären, sehr intensiv weiterbilden können.

Frage: Sind Sie beruflich viel unterwegs und auf Reisen?

Antwort: Ja. Für die Kieler Nachrichten habe ich unter anderem zwölf Jahre lang den THW Kiel, die Handball-Nationalmannschaft und drei Jahre lang die Fußball-Nationalmannschaft betreut, da gehörten Reisen kreuz und quer durch die Welt zum Job dazu. Eine tolle Erfahrung! Jetzt ist der Spielplan der KSV Holstein identisch mit meinem Bewegungsprofil.

„Ich rate immer nur dazu,
diesen Job nicht zu naiv anzugehen.
Und nicht als Fan. Wer beispielsweise
Sportjournalist werden möchte,
sollte sich von dem Verein, den er betreut,
emotional ein Stück weit abkoppeln. “
– Wolf Paarmann

Frage: Welche Vor- und Nachteile bringt die Arbeit in der Sportbranche Ihrer Meinung nach mit sich?

Antwort: Wer es liebt, bei Sportereignissen dabei zu sein, ist hier richtig. Selbst einen älteren Herrn wie mich hat es sehr bewegt, als wir mit der KSV Holstein auf dem Betzenberg des 1. FC Kaiserslautern gespielt haben – da waren wir in der langen Geschichte unseres Vereins noch nie gewesen. Die Entscheidungswege sind in der Regel sehr kurz, der Umgangston normalerweise freundlich und hierarchisch flach.

Nachteile? Die Welt ist auch sehr oberflächlich und unmittelbar von den Ergebnissen abhängig. Stimmen die Zahlen nicht, wird es schnell unruhig – so schnell wie wahrscheinlich in kaum einer anderen Branche. Und Berufsanfänger werden eine gute Portion Geduld mitbringen müssen, ehe sie ein Gehalt verdienen, das eine solide Lebensplanung ermöglicht.

Frage: Können Sie jungen Menschen einen beruflichen Einstieg in die Sportbranche empfehlen?

Antwort: Klar, die Welt ist nicht...

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