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Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?

AutorStefan Engel
VerlagVNW - Verlag Neuer Weg
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783880214132
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Immer mehr lokale und regionale ökologische Katastrophen drangsalieren die Menschheit. Sie kennzeichnen einen Prozess des beschleunigten Umschlags der Umweltkrise in eine globale Umweltkatastrophe. Weil ihre Hauptursachen in der kapitalistischen Profitwirtschaft liegen, erfordert die Umweltfrage heute einen gesellschaftsverändernden Kampf. Dazu brauchen wir eine neue Umweltbewegung, die einen klaren Trennungsstrich gegen den imperialistischen Ökologismus zieht, sich organisiert, kämpferisch, zielstrebig und weltumspannend gegen die mutwillige Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen durch die Herrschenden Front macht. So ist das Buch ausdrücklich eine Streitschrift, die sich in die Strategiedebatte um die Lösung der Umweltfrage einmischt und unmissverständlich positioniert.

Stefan Engel ist Jahrgang 1954, wuchs in Neustadt bei Coburg auf und ist seit 1968 politisch und gewerkschaftlich aktiv. Der gelernte Schlosser ist heute als freier Publizist tätig. Im Arbeiterbildungszentrum und anderen Einrichtungen gibt er regelmäßig Kurse zur dialektischen Methode in der Arbeiterbewegung. Seine wichtigsten theoretischen Beiträge finden sich in den Büchern 'Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung' 'Der Neokolonialismus und die Veränderungen im nationalen Befreiungskampf', 'Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau - eine Streitschrift', 'Götterdämmerung über der 'neuen Weltordnung'' und 'Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution'. Seine Bücher sind sämtlich in unserm Verlag erschienen, eine Reihe Übersetzungen in Verlagen im Ausland. Seit 1992 ist er Redaktionsleiter der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG, dem theoretischen Organ der MLPD. Er reiste wiederholt in Länder Europas, Lateinamerikas und Asiens. Er schrieb Bücher über seine Reisen nach Peru und Argentinien. Seit dem Gründungsparteitag der MLPD 1982 wurde er acht mal in Folge zum Parteivorsitzenden gewählt. International ist er aktiv an der Gründung und dem Aufbau einer internationalen Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen (ICOR) beteiligt. Stefan Engel lebt in Gelsenkirchen und ist dort besonders mit dem Leben und Kampf der Bergleute und ihrer Familien verbunden. Er ist Sprecher der unabhängigen kämpferischen Bergarbeiterzeitung 'Vortrieb', die seit 1995 regelmäßig erscheint. Er ist kommunalpolitisch und in der Montagsdemonstrationsbewegung streitbar aktiv.

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Leseprobe

I. Über die grundlegende Einheit von Mensch und Natur


1.Dialektik der Natur


Wissenschaftlicher Naturbegriff

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff »Natur« meist auf einzelne Erscheinungen in der menschlichen Umgebung eingeschränkt: die Landschaft, die Tier- und Pflanzenwelt oder auch das Wetter. Der Naturbegriff im dialektisch-materialistischen Verständnis umfasst jedoch die gesamte universelle Wirklichkeit.

Die Natur besteht aus unendlich vielen Formen materieller Bewegung und sich permanent bewegender und verändernder stofflicher Zustände der Materie. Die bekanntesten Bewegungsformen sind Ortsveränderung, Reibung, Wärme, Licht, Elektrizität, Magnetismus, radioaktive Strahlung, chemische Reaktionen, biochemischer Stoffwechsel, Fotosynthese … Bei den stofflichen Zuständen lässt sich zwischen Gasen, Feststoffen und Flüssigkeiten oder zwischen organischen und anorganischen Stoffen unterscheiden. Diese Naturelemente bedingen einander und befinden sich zugleich in ständigem Widerstreit.

All die verschiedenen Daseinsformen der Materie sind nichts als unterschiedliche Naturprozesse. Sie reichen nach heutigem Wissen von kontinuierlicher Materie über winzige, subatomare Teilchen im Mikrokosmos bis hin zu gigantischen Galaxienhaufen und noch größeren Superstrukturen im Makrokosmos.

Mit Hilfe der Spektralanalyse konnte nachgewiesen werden, dass Galaxien und kosmische Nebel, Sterne und Planeten wie unsere Erde aus identischen Bausteinen bestehen: aus den Atomen der chemischen Elemente und den subatomaren Teilchen. Alle Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen der Materie bilden ein System des universellen Werdens und Vergehens.

Der dialektische Materialismus geht davon aus, dass die gesamte Natur materiell ist – also objektiv, unabhängig vom Bewusstsein und Willen der Menschen existiert. Die Bewegungen der Materie verlaufen nach dialektischen Bewegungsgesetzen. Unter Dialektik der Natur ist eine Zusammenfassung der materiellen Bewegung in ihrer allgemeinsten Form zu verstehen.

Auf jeder Entwicklungsstufe der Materie treten qualitativ neue Formen und auch neue Bewegungsgesetze auf, die die Menschen erforschen, erkennen und nutzen können. Der Erkenntnisfortschritt der Menschheit zeigt sich im Grad ihrer Erkenntnis der Dialektik der Natur sowie in ihrer Fähigkeit, die dialektische Methode bewusst auf Natur, Gesellschaft und menschliches Denken, Fühlen und Handeln anzuwenden.

Die bürgerliche Kosmologie bestreitet die Unendlichkeit der Materie. Sie betrachtet nur ihre konkreten Formen und verabsolutiert diese. Seit jeher sucht sie rastlos und vergeblich nach Anfang und Ende des Universums. Nach der aktuellen Lehre soll vor etwa 13 bis 20 Milliarden Jahren die »Ausdehnung« des Kosmos mit einem »Urknall« (»Big Bang«) aus dem »Nichts« begonnen haben. Marxisten-Leninisten haben diese »Schöpfungsgeschichte« der bürgerlichen Kosmologie von Anfang an kritisiert; inzwischen ist sie selbst unter bürgerlichen Wissenschaftlern höchst umstritten.

Die konkreten Naturerscheinungen sind endlich, die allgemeine Bewegung der Materie ist dagegen unendlich. In der Unendlichkeit der sich bewegenden Materie besteht ihre universelle Identität im Makro- und Mikrokosmos.

Eine Entstehung von Materie und Bewegung aus dem »Nichts« ist mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur unvereinbar. Bewegte Materie oder materielle Bewegung sind unerschaffbar und unzerstörbar. Dazu schrieb Friedrich Engels:

»Die ganze uns zugängliche Natur bildet ein System, einen Gesamtzusammenhang von Körpern, und zwar verstehn wir hier unter Körpern alle materiellen Existenzen vom Gestirn bis zum Atom, ja bis zum Ätherteilchen, soweit dessen Existenz zugegeben. Darin, daß diese Körper in einem Zusammenhang stehn, liegt schon einbegriffen, daß sie aufeinander einwirken, und diese ihre gegenseitige Einwirkung ist eben die Bewegung. Es zeigt sich hier schon, daß Materie undenkbar ist ohne Bewegung. Und wenn uns weiter die Materie gegenübersteht als etwas Gegebnes, ebensosehr Unerschaffbares wie Unzerstörbares, so folgt daraus, daß auch die Bewegung so unerschaffbar wie unzerstörbar ist.« (»Dialektik der Natur«, Marx/Engels, Werke, Bd. 20, S. 355)

Die qualitativen Veränderungen in der Natur verlaufen sprunghaft. »Wodurch unterscheidet sich der dialektische Übergang vom nichtdialektischen?«, fragt Lenin und antwortet: »Durch den Sprung. Durch den Widerspruch. Durch das Abbrechen der Allmählichkeit.« (»Konspekt zu Hegels ›Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie‹«, Lenin, Werke, Bd. 38, S. 272)

Es ist eine absurde Wunschvorstellung, wenn bürgerliche Naturwissenschaftler, Philosophen oder Politiker allmähliche, evolutionäre Prozesse in der Natur, in der Gesellschaft oder im menschlichen Denken, Fühlen und Handeln sprunghaften, revolutionären Prozessen vorziehen. Beide Formen der Bewegung, Evolution und Revolution, bedingen in der Natur einander, gehen auseinander hervor und verwandeln sich ineinander als unendlich fortlaufender Prozess. Die Allmählichkeit der Bewegung bereitet die offensichtliche Veränderung, den qualitativen Sprung vor und wird ihrerseits von diesem auf immer höherer Stufe wieder in Gang gesetzt.

Qualitative Sprünge können wie bei biologischen, chemischen und elektrischen Prozessen oder im menschlichen Denken, Fühlen und Handeln in Bruchteilen von Sekunden ablaufen. Sie können aber auch Milliarden von Jahren in Anspruch nehmen wie beim Entstehen und Vergehen von Sternen. Diese gewaltigen Unterschiede verleiten Vulgärmaterialisten oder Empiristen dazu, nur wahrnehmbare Veränderungen zu akzeptieren. Für sie besteht das Weltgeschehen aus vereinzelten Erscheinungen, aus sich ewig wiederholenden Kreisläufen oder aus Prozessen, die höchstens quantitative Veränderungen durchmachen.

Qualitative Sprünge deuten sich durch beschleunigte quantitative Veränderungen an und durch Verschärfung der inneren Widersprüche in den Dingen oder Prozessen. Aufgrund wissenschaftlicher Analysen der beschleunigten Erderwärmung, zunehmend extrem widersprüchlicher Wetterlagen, beschleunigten Artensterbens, auffälliger Versauerung der Weltmeere, Vernichtung der Wälder, Ausdünnung der Ozonschicht und Zunahme regional auftretender Umweltkatastrophen seit den 1990er Jahren kam die MLPD zu dem prägnanten Urteil: Im Prozess der globalen Umweltkrise wurde bereits ein qualitativer Sprung, das Umschlagen in eine globale Umweltkatastrophe, eingeleitet. Weitere wissenschaftliche Beobachtungen haben inzwischen bestätigt, dass sich dieser Prozess erweitert und beschleunigt hat. Allein die metaphysischen Methoden der bürgerlichen Weltanschauung verhindern, die Entwicklung der Einheit von Mensch und Natur realistisch zu prognostizieren.

Die unendlichen Bewegungsformen der Materie, die unendlichen Prozesse der Verwandlung einer Form der Materie in eine andere zu erforschen und zu verallgemeinern, der Natur die dabei wirkenden konkreten Bewegungsgesetze abzuringen und sie dann anzuwenden – darin besteht die weltanschauliche Grundlage des immer besseren Begreifens der Einheit von Mensch und Natur und der immer höheren Fähigkeit, sie zu gestalten. Letztlich kann erst eine Gesellschaftsordnung, die von einer solchen wissenschaftlichen proletarischen, sozialistischen und kommunistischen Denkweise geleitet wird, eine nachhaltige und sich weiterentwickelnde Einheit von Mensch und Natur garantieren.

Dialektik des Makrokosmos

Die menschliche Wahrnehmung im Makrokosmos reicht heute weit in die Tiefen des Alls, infolge der Entwicklung der Radioastronomie bis etwa 13,8 Milliarden Lichtjahre1. Das bleibt aber immer noch ein winziger Ausschnitt der unendlichen Weiten des Universums. Milliarden von Sternsystemen, Galaxien, können beobachtet werden. Sie bilden Haufen und Superhaufen, die wiederum bis zu einer Million Galaxien umfassen können. Wie bei allen Formen der Materie gibt es Kampf und Einheit, Wechselwirkungen und Zusammenstöße auch zwischen Galaxien. Sie durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien und können dabei in größeren Galaxien aufgehen, neue entstehen lassen oder sich in niedrigere Formen der Materie auflösen.

Unsere Galaxis, die Milchstraße, gehört zu einem Haufen von etwa 30 Galaxien. Sie umfasst 200 bis 300 Milliarden Sterne, die in Gestalt einer riesigen Spirale um ein Zentrum rotieren und zum Teil in Kugelhaufen zusammengeballt sind.

Unsere Sonne bewegt sich in einem Randbereich der Milchstraße, etwa 30 000 Lichtjahre vom Kern entfernt. Sie benötigt für einen Umlauf um das Zentrum etwa 220 Millionen Jahre.

Unser Sonnensystem besteht aus der Sonne, acht Planeten mit ihren Monden, aus Planetoiden2, Kometen und Meteoriten, Gas und Staub. Die Sonne...

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