1. Verwechslungsgefahr bei Pflanzen
Die Identifikation von Pflanzen ist nicht immer einfach. Gerade als Laie verlässt man sich nur allzu gerne auf das Äußere. Dabei ist eine sichere Identifikation anhand des Aussehens oftmals nicht möglich oder zumindest sehr fehleranfällig. Sogar dann, wenn man die echte Pflanze vor sich stehen hat. Unterschiedliches Aussehen in verschiedenen Wachstumsstadien ist zum Beispiel einer der Gründe dafür. Denn einzelne Wachstumsstadien zeigen nicht unbedingt das klassische Aussehen der Pflanze, anhand derer man sie bestimmen könnte.
Versucht man sein Glück über ein Foto an Stelle der echten Pflanze, wird es noch schwieriger. Die jeweilige Beleuchtung verfälscht die Farben, wichtige Details sind in der Gesamtansicht nicht zu erkennen und in der Nahaufnahme fehlt der Blick auf die Wuchsform. Ganz abgesehen von den etwaigen fehlenden Talenten des Fotografen. Nicht selten werden vollkommen unscharfe, verwackelte und schlecht fotografierte Bilder in Onlineforen zur Diskussion bereitgestellt. Farbige Schatten geben dann oft nur einen vagen Hinweis darauf, dass es sich wohl um eine Pflanze handeln wird. Aber um welche?
Freilich macht es mehr Spaß anhand von Fotografien die Pflanzen auszusuchen, aber: Aufgrund der genannten, optischen Verwechslunggefahren sollte das nicht der einzige Weg zur Identifikation sein.
So schön ein reiner Bildband über Katzenpflanzen wäre, so unsicher wäre er leider auch.
Neben dem Aussehen haben wir erfreulicherweise noch die Möglichkeit unsere Pflanzen anhand der Namen zu identifizieren. Aber auch hier liegt der Teufel im Detail. Die deutschen umgangssprachlichen Bezeichnungen, die Trivialnamen, können sehr verwirrend sein, da sie teils regional unterschiedlich sind oder sogar manchmal ein vom familiären Umfeld weitergegebener Name sind. Außerdem sind sie nicht eindeutig. Bleiben uns also nur die oftmals schwierigen, botanischen Namen, die wirklich einen Hinweis darauf geben, um welche Pflanze es sich genau handelt. Vorausgesetzt die Pflanze ist im Gartencenter auch richtig ausgezeichnet. Denn ich finde immer häufiger Pflanzen im Handel, die gar nicht oder nur mit einem Markennamen ausgezeichnet sind, der oftmals rein gar nichts über die Pflanze aussagt.
In diesem Kapitel möchte ich ein paar Verwechslungsfallen vorstellen, die im Zusammenhang mit giftigen Pflanzen für unsere Katze eine Rolle spielen, um Sie für die Verwechslungsgefahren zu sensibilisieren.
Verwechslungen aufgrund des Namens
Im Folgenden eine beispielhafte Gegenüberstellung ähnlich klingender, deutscher Namen.
Für eine sichere Identifikation der Pflanzen, helfen nur die botanischen Namen, die oftmals leider echte Zungenbrecher sind.
Petersilie - Hundspetersilie
Lilie - Grünlilie
Kamille - Hundskamille
Wurmfarn - Frauenhaarfarn
Osterglocke - Glockenblume
Echter Jasmin - Gelber Jasmin
Weihnachtskaktus - Weihnachtsstern
Fleißiges Lieschen - Flammendes Käthchen
Ranunkel - Ranunkelstrauch
Und? Wissen Sie welche giftig und welche davon ungiftig sind?
Die folgenden, fett markierten Pflanzen gehören zu den giftigen. Auch wenn die Namen so ähnlich klingen, wie ihre teils gering oder nur weniger giftigen Namensvettern:
Petersilie (leicht giftig) - Hundspetersilie
Lilie - Grünlilie
Kamille - Hundskamille
Wurmfarn - Frauenhaarfarn
Osterglocke - Glockenblume
Echter Jasmin - Gelber Jasmin
Weihnachtskaktus - Weihnachtsstern
Fleißiges Lieschen (leicht giftig) - Flammendes Käthchen
Ranunkel - Ranunkelstrauch
Wenn wir jetzt die botanischen Namen hinzuziehen, kann man gut erkennen, dass diese für eine Unterscheidung der Pflanzen besser geeignet sind:
Petroselinum crispum - Aethusa cynapium
Lilium longiflorum - Chlorophytum comosum
Matricaria chamomilla - Anthemis alpestris
Dryopteris filix-mas - Adiantum capillus-veneris
Narcissus pseudonarcissus - Campanula sp.
Jasminum officinale - Gelsemium sempervirens
Schlumbergera russelliana - Euphorbia pulcherrima
Impatiens walleriana - Kalanchoe blossfeldiana
Kerria japonica - Ranunculus asiaticus
Um das „Chaos“ perfekt zu machen, gibt es auch noch Pflanzen wie die unbedenkliche Primel (Primula vulgaris) und die giftige Becherprimel (Primula obconica), welche sogar ähnliche botanische Namen tragen. Also leider alles nicht so einfach.
Häufige Verwechslungen
Die Verwechslungsgefahr aufgrund optischer Ähnlichkeiten war ein Grund dafür, dass ich mich so intensiv mit dem Thema Katzenpflanzen auseinandergesetzt habe. Bei meinen ersten Recherchen stieß ich immer wieder auf Pflanzenangaben, die sich widersprachen, obwohl es sich augenscheinlich um ein und dieselbe Pflanze zu handeln schien. Erst später fiel mir auf, dass einige Angaben, die ich gelesen hatte, schlichtweg falsch waren. Aber auch, dass ich einige Pflanzen, die sich sehr ähnlich sehen, tatsächlich verwechselt hatte. Damit das nicht oder zumindest möglichst nicht passiert, hilft es sich der Tatsache möglicher Verwechslungsgefahren bewusst zu werden und sich immer wieder diese Beispiele ins Gedächtnis zu rufen, um gewarnt zu sein.
Bergpalme, Kentia-Palme und Goldfruchtpalme
Die Bergpalme (Chamaedorea elegans) wird oft als unbedenklich eingestuft, jedoch bildet sie giftige, gelbe Blüten aus. Soweit der bisherige Informationsstand. Informationen in Fachbüchern und auf einigen seriösen Internetseiten widersprechen sich jedoch bezüglich der Giftigkeit hier und da. Die Antwort auf eine offizielle Anfrage im Rahmen meiner Recherche sagt, dass die Pflanze Saponine enthalten soll, welche nach Verzehr primär Magen-Darm-Probleme auslösen können.
Auf einigen offiziellen Internetseiten ist die Bergpalme als „vermutlich ungiftig“ eingestuft, da in der Fachliteratur bisher keine Vergiftungsfälle beschrieben worden sind. Demnach ist die Bergpalme nicht unbedingt als stark giftige Pflanze einzustufen. Dennoch sollte man die Bergpalme bei Katzen, die sehr häufig und intensiv knabbern, besser aus deren Umfeld entfernen. Denn gerade die grasähnlichen Wedel animieren Katzen geradezu sie zu fressen.
Die Kentia-Palme (Howea forsteriana) und die Goldfruchtpalme (Chrysalidocarpus lutescens) werden hingegen als ungiftig eingestuft, auch wenn sie der Bergpalme auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sehen. Man muss am besten alle Pflanzen nebeneinander stellen, um die Unterschiede zu erkennen.
Bergpalme (Chamaedorea elegans)
Golclfruchtpalme Chrysaliclocarpus lutescens)
Kentia Palme (Howea forsteriana)
Elefantenfuß und Flaschenbaum
Ähnlich wie die Bergpalme hat mich auch der Elefantenfuß hinsichtlich seiner Giftigkeit für Katzen einiges an Recherchezeit gekostet. Denn auch hier sorgten die umgangsprachlichen Bezeichnungen für Verwirrung. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der beliebte Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata oder stricta, auch Nolina genannt) ist leider giftig!
Leider giftig
Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata oder Beaucarnea stricta):
Die Bezeichnung Elefantenfuß wird für Beaucarnea recurvata oder auch Beaucarnea stricta verwendet. Er gehört zur Familie der Agavengewächse und zur Gattung Beaucarnea, wozu über 20 mit Yucca verwandte Arten zählen. Eine davon ist der Elefantenfuß, welcher als dekorative Topfpflanze weit verbreitet ist. Da sich die botanischen Bezeichnungen aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse stetig weiter entwickeln, gibt es Experten, die von Beaucarnea und andere, die von der Gattung Nolina sprechen. Eine weitere Expertengruppe behandelt die beiden Namen synonym. Das heißt, der Pflanzenfreund bekommt es zusätzlich zu umgangssprachlichen Bezeichnungen auch noch mit unterschiedlichen botanischen Namen zu tun.
Aussehen junger Elefantenfuß
Aussehen älterer Elefantenfuß
Umgangssprachliche Bezeichnungen:
Elefantenfuß, Flaschenbaum (!), Wasserpalme, Ponyschweif
Botanische Bezeichnungen:
Beaucarnea (recurvata, stricta), Nolina (recurvata, tiberculata, longifolia)
Australischer Flaschenbaum (Brachychiton rupestris): unbedenklich
Der Australische Flaschenbaum wird auch Glücksbaum genannt und trägt leider ebenfalls den umgangssprachlichen Namen Flaschenbaum. Der Australische Flaschenbaum gilt im Gegensatz zum Elefantenfuß als „ungiftig“ und sollte auch für Katzen weitestgehend unbedenklich sein. Das heißt, wenn jemand von einem Flaschenbaum spricht, ist hinsichtlich der Giftigkeit unbedingt zu prüfen, ob es sich um einen unbedenklichen „Australischen Flaschenbaum“ handelt, oder ob vielleicht ein giftiger „Elefantenfuß“ damit gemeint ist. Je nach Wachstumsstadium lässt sich der Australische Flaschenbaum durch seine sichtbaren, sehr auffälligen Wurzeln vom Elefantenfuß...