Kapitel 1: Warum wir krank werden
Die auf Medikamenten basierende hochtechnologische westliche Medizin zeichnet sich durch chirurgische Eingriffe, Notfallinterventionen, ausgefeilte Diagnostik, invasive Verfahren und andere derartige Maßnahmen aus. Doch wenn es um chronische Erkrankungen geht, versagt die moderne Medizin kläglich, effektive Hilfe zu leisten. Und in vielen Fällen schadet die Verschreibung von Medikamenten bei chronischen Erkrankungen dem Patienten sogar. Haben Sie es satt, nach jedem Arztbesuch die Praxis mit einem Rezept in der Hand zu verlassen? Oder gesagt zu bekommen, man könne nicht feststellen, dass Ihnen etwas fehle – mit der Andeutung, dass das, was auch immer Sie plagt, sich nur in Ihrem Kopf abspielt?
Oder schlimmer noch: Der Arzt nennt Ihnen den Begriff für Ihre Erkrankung, fügt jedoch hinzu, dass man dagegen nichts unternehmen könne – was dem alten »Diagnose-und-Tschüss-Verfahren« der Medizin entspricht. Und jetzt stehen Sie mit einem Namen für Ihre Krankheit alleine da, haben aber keine Mittel, um sie zu behandeln! Die Schulmedizin ist ziemlich gut darin, Krankheiten zu diagnostizieren. Doch es gelingt ihr leider nicht, Behandlungen zu empfehlen, die die eigentliche Ursache des Problems anpacken. Wenn Sie nur mit einem Rezept in der Hand weggehen, verlassen Sie die Arztpraxis, ohne zu wissen, wie Sie die Ursache des Problems an der Wurzel packen und dieses dauerhaft beheben können. Stattdessen bleibt Ihnen nur, die Symptome für den Rest Ihres Lebens mit Pharmazeutika oder – schlimmer noch – mit invasiveren oder schädlicheren Verfahren zu überdecken.
Wenn man eine Diagnose gestellt bekommt und daraufhin mit einem oder mehreren Rezepten zur Tür hinauskomplimentiert wird, fühlt man sich alleingelassen. Und wenn bei Ihnen Krebs oder eine andere schwere Krankheit diagnostiziert wurde, kann sich dies wie ein Todesurteil anfühlen.
Doch trotz der Gefühle des Verlassenseins, die hervorgerufen werden können, wenn bei Ihnen eine chronische Krankheit festgestellt wurde, sind Sie nicht allein. Laut Statistik der US-amerikanischen Centers of Disease Control and Prevention (CDC) leidet die Hälfte aller US-Bürger an mindestens einer chronischen Erkrankung. 1 Das sind fast 64 Millionen Menschen allein in den Vereinigten Staaten. Noch besorgniserregender ist die Tatsache, dass sich chronische Erkrankungen bei Kindern seit den 1960er-Jahren vervierfacht haben.
Und welche »chronischen Erkrankungen« sind damit gemeint? Zunächst einmal die Haupttodesursachen: Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Alzheimer, Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit. Dazu zählen aber auch chronische Zustände, die das Leben beeinträchtigen und phasenweise belasten können, wie zum Beispiel Arthritis, Parkinson, Multiple Sklerose (MS), Borreliose, Fibromyalgie, chronische Erschöpfung, Demenz und Autismus. Chronische Erkrankungen sind in den Vereinigten Staaten inzwischen die Hauptursache von Todesfällen und Behinderungen. Kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Erkrankungen führen nach dem 65. Lebensjahr am häufigsten zur Minderung der Lebensqualität und sind direkt ursächlich für etwa ein Drittel aller Todesfälle. Tatsächlich waren im Jahr 2014 sieben der zehn häufigsten Todesursachen chronische Krankheiten. Allein Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren 2014 für fast 46 Prozent aller Todesfälle verantwortlich.
Chronische Erkrankungen führen in den USA auch zu steigenden Gesundheitskosten, weil von jedem im Gesundheitswesen ausgegebenen Dollar 90 Cent für die Behandlung chronisch Kranker aufgewendet werden. Aus ökonomischer Sicht muss die Zunahme der Gesundheitskosten zu 90 Prozent den chronischen Erkrankungen zugeschrieben werden, und die Gesamtkosten der chronischen Krankheiten werden laut Prognosen bis 2030 in den USA auf 42 Milliarden Dollar ansteigen. 2
Zwar nehmen die USA bei den Gesundheitskosten mit Abstand den Spitzenplatz ein, doch in Sachen Lebensqualität rangieren sie auf Platz 70! Ganz offensichtlich funktionieren unsere derzeitigen Methoden nicht! Augenscheinlich misslingt es dem traditionellen Gesundheitssystem, chronische Erkrankungen effektiv zu behandeln. Während immer mehr Menschen chronische Krankheiten entwickeln und sogar an mehreren chronischen Erkrankungen leiden, sind die Ärzte immer weniger in der Lage, Lösungen anzubieten, die tatsächlich funktionieren.
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Ärzte ihren Patienten wirklich helfen wollen. Doch in dem ihnen zur Verfügung stehenden schulmedizinischen Werkzeugkasten fehlt eine der wirksamsten Strategien zur Vermeidung, Diagnostik und Umkehrung chronischer Erkrankungen, durch die Ihr Körper in die Lage versetzt wird, sich mithilfe des periodischen Fastens selbst zu heilen.
Aber bevor ich erkläre, weshalb das Fasten ein so wirksames Heilmittel ist, muss man unbedingt verstehen, was uns überhaupt so krank macht. Seit vier Jahrzehnten bemühe ich mich auf vielfältige Weise, dieser Erkenntnis näher zu kommen. Doch in den vergangenen 2 Jahren hat sich mein Verständnis weiterentwickelt, und mir wurde klar, dass der Schlüssel zur Umkehrung dieses verheerenden Trends schon lange in der medizinischen Literatur zu finden ist. Es liegt daran, dass in unserem Zeitalter der hochspezialisierten Wissenschaft nur wenige Menschen Zeit haben, alle relevanten wissenschaftlichen Arbeiten zu lesen, ganz davon zu schweigen, die darin entdeckten Informationen kritisch und auf nützliche Weise zu gliedern. Durch meine intensive Beschäftigung mit den neuesten Studien habe ich erkannt, dass es hilfreich ist, sich mit den zugrunde liegenden molekularbiologischen Mechanismen zu befassen, die zu chronischen Erkrankungen beitragen, um zu erkennen, wie man diese reduzieren und ja, sogar umkehren kann.
Dafür muss man sich zunächst mit der Nahrung beschäftigen, die man seinem Körper im Lauf der Jahrzehnte zugeführt hat, und damit, wie diese möglicherweise zu chronischen Erkrankungen beigetragen hat. Dann kann man einen Plan erarbeiten, wie man den Schaden, den diese Art der Nahrung angerichtet hat, beheben und die körpereigene Fähigkeit fördern kann, in Homöostase zu bleiben – das ist der wissenschaftliche Begriff für das Gleichgewicht der Lebensfunktionen –, und zwar ohne Medikamente oder andere herkömmliche medizinische Eingriffe.
Zusammensetzung, Qualität & Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Durchschnittsamerikaner ständig immer mehr industriell verarbeitete Fette zu sich genommen (man denke an Pflanzenfette wie zum Beispiel Raps-, Soja- oder Maisöl). Und diese relativ neuen Fettarten bereiten zahlreiche Probleme. Ganz oben auf der Liste steht, dass sie hauptsächlich Omega-6-Fettsäuren enthalten.
Um es klar zu sagen: Ihr Körper benötigt Omega-6-Fettsäuren durchaus. Wie auch die Omega-3-Fettsäuren sind sie mehrfach ungesättigte Fettsäuren (polyunsaturated fatty acids, PUFA). Doch Omega-6-Fettsäuren sind in der Regel entzündungsfördernd und tragen zur Insulinresistenz bei (auf die ich sogleich näher eingehen werde). Außerdem können sie sich auf die Stimmung auswirken und die Lernfähigkeit und Zellreparatur hemmen.
Weil die Pflanzenöle, die Omega-6-Fettsäuren enthalten, in den Medien und vom Gesundheitssektor als gesundheitsförderlich angepriesen wurden und weil sie für so viele verarbeitete Nahrungsmitteln verwendet werden, nimmt der normale US-Amerikaner viel zu viele Omega-6-Fettsäuren im Verhältnis zu Omega-3-Fettsäuren zu sich. Aber wenn man gesund bleiben will, benötigt man ein optimales Gleichgewicht von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Das ideale Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren liegt zwischen 1:1 und 1:5, aber die typische westliche Kost enthält ein schwindelerregendes Ungleichgewicht von 1:20 bis 1:50.
Darüber hinaus sind Omega-6-Fettsäuren chemisch instabil und anfällig für oxidative Schädigungen. Diese geschädigten Fettsäuren gelangen dann in Ihre Zellmembranen, sie machen Ihre Zellen fragil und oxidationsanfällig.
Ein weiterer Ernährungstrend, der mit Fetten zu tun hat, ist die Tatsache, dass gesättigte Fettsäuren in den vergangenen Jahrzehnten fälschlicherweise als gesundheitsschädlich abgestempelt wurden. Und der amerikanischen Bevölkerung wurde geraten, Vollkorn zur Grundlage ihrer Ernährung zu machen. Das Problem besteht darin, dass Getreide kohlenhydratreich ist und der übermäßige Verzehr von Kohlenhydraten zu einem raschen Anstieg des Blutzuckers führt. Weil zu viel Glukose Gift für Ihre Zellen ist, wird Ihre Bauchspeicheldrüse Insulin in Ihren Blutkreislauf ausschütten, um den Blutzuckerspiegel zu senken.
Wenn Sie sich über lange Zeit hinweg von einer Kost ernähren, die reich an Zucker und Getreide ist, werden Ihre Insulinrezeptoren im Laufe der Zeit gegenüber Insulin desensibilisiert, was dazu führt, dass sie immer mehr Insulin anfordern. Dies wird als Insulinresistenz bezeichnet, und sie ist einer der entscheidenden Faktoren, die zur Krankheitsentwicklung beitragen. Dr. Joseph Kraft schreibt in seinem Buch Diabetes Epidemie & You, dass inzwischen etwa 80 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung eine Insulinresistenz aufweisen. Das ist bedeutsam, weil die Insulinresistenz ein maßgeblicher Wegbereiter vieler chronischer Erkrankungen ist, einschließlich Krebs, Herzerkrankungen, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes. Darüber hinaus veranlasst die Insulinresistenz Ihre Leber, giftige Fettsäuren, Ceramide genannt, zu bilden, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden können und im Gehirn zu Oxidation,...