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Kifaru

Endstation Afrika. Eine Aussteigergeschichte

AutorHorst Hausleitner
VerlagSeifert Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783902924490
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Die Idee, sich in einem andern Land ein neues Leben aufzubauen, kommt Esther und Horst auf ihrem sensationellen 5000 Kilometer langen Ritt quer durch Afrika, auf dem sie gemeinsam gefährliche Situationen meisterten - und der damals von den Medien als 'Ritt des Jahrhunderts' gefeiert wurde. Als sich die einmalige Gelegenheit bietet, eine kleine Safari-Lodge in Tansania an den Hängen des Ngorongorokraters zu pachten, interpretieren sie dies als Chance, hier, auf dem Kontinent ihrer Sehnsucht, der Vision von einem wesentlichen, sinnstiftenden Leben näher zu kommen. Mit unermüdlichem Einsatz und jeder Menge Improvisation gelingt es ihnen, die neuen Aufgaben, vor die sie sich nun tagtäglich gestellt sehen, zu meistern. Doch gerade, als sie ihren Traum verwirklicht glauben, holt sie die Vergangenheit ein und lässt sie an sich selbst zerbrechen. Denn eines hatten sie nicht bedacht: An jeden Ort, zu dem er aufbricht, nimmt der Mensch seine Ängste und Hoffnungen mit. Seinem Ich entkommt man nicht, diese Erkenntnis wird für Esther und Horst in Afrika lebensentscheidend.

Horst Hausleitner, 1960 in Tulln, Österreich geboren, studierte in Wien Musik und ist seit 1975 auf allen Kontinenten musikalisch tätig. Mit seinem Saxophon hat er u.a. Stars wie Liza Minelli oder Johnny Cash begleitet und mit Bill Clinton gejammt. 2003 stieg er aus dem Künstlerleben aus, um sich gemeinsam mit seiner Frau auf eine Aufsehen erregende Abenteuerreise mit Pferden von Südafrika nach Kenia zu begeben. Danach leitete er ein Safarihotel in Tansania, bevor es ihn wieder nach Wien zog, wo er seine künstlerische Tätigkeit als Musiker wieder aufnahm und begann, seine Erlebnisse aufzuschreiben. Sein Erstling 'FARASI Der Jahrhundertritt durch Afrika' erschien 2008 bei Seifert-Verlag Wien. Im Dez. 2011 folgte die biographische Erzählung KIFARU 'Enstation Afrika'.Am 19. Sept.2013 erschien sein drittes Werk im Seifert-Verlag, die Biographie der Österreichischen Jazzlegende Hans Salomon 'Jazz, Frauen und wieder Jazz'.

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Leseprobe

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und
bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man Vertrauen.

Kapitel 1


Genau vor einem Jahr hatten wir unsere Siebensachen gepackt und die Heimat verlassen. Der riesige Container war zum Bersten voll mit unserem Hausrat. Ich hatte gerade noch ein Klavier besorgt und den letzten freien Platz damit belegt, bevor das stählerne Paket die Reise über Antwerpen zum Zielhafen nach Tanga in Tansania antrat. Unsere Fahrräder, die Kreissäge, Werkzeuge, kleinere Möbel, Betten, Matratzen und der übliche Hausrat, nicht zu vergessen 12 Flaschen steirischen Kürbiskernöls und meine Saxophone – mit all diesen Dingen und einer gehörigen Portion Enthusiasmus waren wir ausgezogen, um in der neuen Heimat ein neues Leben zu beginnen.

Es war während unserer Abenteuerreise zu Pferd durch Afrika gewesen2, irgendwo im sambischen Urwald, als Esther das erste Mal den Vorschlag zum Auswandern gemacht hatte. Für sie war es immer ein Herzenswunsch gewesen, einmal auf einem anderen Kontinent zu leben, und offensichtlich hatte sie ihre Entscheidung bereits gefällt. Sie war so fasziniert von dem Gedanken, dass sie immer wieder versuchte, mich zu beeinflussen, genauso wie sie mich letztendlich zu diesem 5000 Kilometer langen Ritt überredet hatte. Da alle bisherigen Ideen Esthers immer gut gewesen waren, hatte ich mich nach anfänglichem Zögern schließlich doch durchgerungen, mich damit auseinanderzusetzen. Für Esther lagen die Argumente klar auf der Hand. Als Schauspielerin und Sängerin hatte sie nach ihrem letzten Engagement in Berlin kein neues in Aussicht. Sie hatte genug davon, immer wieder Auditions zu besuchen, um über eine bestimmte Zeit an irgendeinem Ort Theater zu spielen, ohne Aussicht, diesen Kreislauf durchbrechen zu können. Sie war felsenfest davon überzeugt, diesen Schritt zu wagen, während ich hin und her überlegte und meine Entscheidung so lange hinauszögerte, bis wir Udo trafen …

Neun Monate waren wir bereits unterwegs gewesen, um den afrikanischen Kontinent von Südafrika bis Kenia im Sattel zu bereisen. Probleme mit aufdringlichen Menschenmassen und die Hitze hatten uns so zugesetzt, dass Esther mit den Nerven am Ende war und ich 20 Kilogramm an Körpergewicht verloren hatte. Aber auch unsere fantastischen Reittiere hatten nach den aufreibenden letzten Kilometern dringend Erholung nötig.
Mit letzter Kraft hatten wir uns nach Karatu geschleppt, einem kleinen Ort am Fuße des Ngorongoro-Kraters, nur noch 200 Kilometer von unserem Ziel entfernt.

Unsere Hoffnungen waren nicht enttäuscht worden. So wie der Reiseführer uns verraten hatte, begann ab hier das touristisch erschlossene Gebiet Tansanias. Safarihotels, die europäischem Standard entsprachen, wurden angepriesen, und wir hofften, auf einer dieser Lodges unterzukommen.

Gleich der erste Kontakt, den Esther herstellte, führte zu Udo, den Besitzer der Plantation-Lodge. Spontan lud uns dieser zu sich ein. Eine Woche verköstigten uns er und seine Frau Renate kostenlos in ihrer Nobelherberge. Welch ein Luxus! Sie kümmerten sich rührend um uns, obwohl die Hauptsaison bereits begonnen hatte und das Haus ausgebucht war. Die überschwängliche Gastfreundschaft war Balsam für unsere strapazierten Nerven, nachdem wir einige Tage zuvor, nur knapp 50 Kilometer entfernt, fast gesteinigt und in ein tansanisches Gefängnis gesteckt worden waren. Wir fühlten uns wie im siebten Himmel, berichteten über unsere Reise, aber auch über die Pläne, eventuell in Afrika sesshaft zu werden. Dass die Begegnung mit dem sympathischen Ehepaar der Grundstein für eine Freundschaft und schließlich der Beginn einer Nachbarschaft werden sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen.

Bevor wir am zweiten Tag im neuen Jahr mit unseren Pferden die letzte Etappe unseres Abenteuers in Angriff nahmen, sprach Udo eine Einladung aus: »Wenn ihr in Kenia seid, eure Reise zu Ende ist und noch Zeit bleibt, müsst ihr uns unbedingt besuchen und berichten. Ich organisiere für euch eine Safari in die Serengeti. Dann könnt ihr euch von den Strapazen eurer Reise so richtig erholen.«

»Das machen wir sicher, nochmals vielen Dank für alles«, hatte Esther geantwortet, angetan von der Herzlichkeit unserer Gastgeber, dann waren wir weitergezogen. Die letzten 200 Kilometer lagen vor uns. »Der Ritt des Jahrhunderts« – unter diesem Titel sollten später Medien über unsere außergewöhnliche Reise berichten, ging allmählich zu Ende. Das Ziel war zum Greifen nahe, und nach drei Wochen hatten wir es tatsächlich geschafft.

Es blieben noch weitere drei Wochen, bevor ich meinen Platz als Musiker im Orchestergraben in Wien wieder einnehmen musste. Genug Zeit, Udos Einladung wahrzunehmen und zu unseren reizenden Gastgebern nach Tansania zurückzukehren.

Es gab ein herzliches Wiedersehen mit dem smarten Lodgebesitzer und seiner Frau. Udo hatte nicht zu viel versprochen. Wie verabredet, spendierte er eine unvergessliche Fotosafari in die Serengeti.

Abends in der Lodge ließen wir unsere Eindrücke Revue passieren, und dann wurde bis in die frühen Morgenstunden diskutiert – über unseren Ritt, unsere Pläne und über Gott und die Welt.

Ursprünglich hatten wir vorgehabt, einen kleinen Tourismusbetrieb in Botswana zu eröffnen, irgendwo im fruchtbaren Norden, nahe den atemberaubenden Victoriafällen. Die Frage der Finanzierung war allerdings bei weitem nicht geklärt. Udo erkannte unsere Unschlüssigkeit und meinte beiläufig: »Warum versucht ihr es nicht hier in unserer Gegend. Der Tourismus boomt, vermutlich habe ich sogar etwas für euch!«

Bei unserem letzten Besuch hatten wir unsere Veränderungswünsche erwähnt, und so wie es schien, hatte Udo während unserer Abwesenheit darüber nachgedacht. Er erzählte uns von der Kifaru-Lodge, einem kleinen Hotelbetrieb nur zwei Kilometer entfernt, den er vor einigen Jahren noch selbst geleitet hatte. Nachdem er den Herbergsbetrieb aufgebaut, nachfolgende Pächter ihn jedoch wieder heruntergewirtschaftet hatten, waren die Besitzer derzeit auf der Suche nach geeigneten Nachfolgern.

»Ich weiß noch nichts Konkretes, aber da ich die Besitzer sehr gut kenne, könnte ich versuchen, einiges in Erfahrung zu bringen«, meinte er mit einem verschmitzten Lächeln.

Sofort begannen meine Augen zu leuchten, und der Mund wurde mir wässrig, allein bei dem Gedanken daran, Gäste kulinarisch verwöhnen zu dürfen – bislang war mir dieses Vergnügen nur im privaten Bereich vergönnt gewesen. Im Geiste kochte ich bereits leckere viergängige Menüs und verfasste abwechslungsreiche Speisekarten. »Wir könnten mit dem Geld, das wir durch die Lodge einnehmen, in Pferde und Ställe investieren«, begann ich großspurig zu planen und trug in meinen Gedanken schon die Chefkochmütze. Udo pflichtete mir bei: »Die Idee ist genial, großartig! In unserer Gegend gibt es so etwas nicht. Es wäre hier sicher ein neuer Impuls für den Safaritourismus.«

Esther war aufgrund der Vorkommnisse skeptisch. Warum auch sollten wir uns ausgerechnet in einer Gegend niederlassen, in der wir einige Wochen zuvor beinahe unser Leben verloren hätten. Aber Udo winkte ab, denn in Karatu sei alles anders: »Mit den Zuständen im Süden Tansanias haben wir hier nichts zu tun.«

Esther erbat sich Bedenkzeit. Mich jedoch hatte Udo mit seiner sprühenden, beinahe kindlichen Begeisterung sofort angesteckt.

Der 53-jährige, grauhaarige Lodgebetreiber war trotz seiner langjährigen Erfahrungen, die er gemeinsam mit seiner Frau Renate erst in Nigeria und dann in Tansania gemacht hatte, kein bisschen müde. Er erzählte munter über ihre Rückschläge, und wie sie es dann wieder geschafft hatten, schwere Zeiten zu meistern. Seit einigen Jahren aber waren die Schwierigkeiten überwunden, die Lodge warf Gewinn ab, und man hatte sich neue Ziele, wie die Errichtung einer eigenen Jagd, gesetzt. Udos und Renates Leben schien perfekt zu sein, geschäftlich wie privat.

Udos Optimismus verscheuchte in mir auch die letzten Bedenken bezüglich Auswanderung, und Esther fühlte sich dadurch bald ebenso in Hochstimmung versetzt. Plötzlich gab es doch einen neuen Anfang, wir konnten gemeinsam wieder Pläne schmieden, ein gemeinsames Ziel verfolgen. So lenkte sie schließlich ein. Die Weichen für ein neues Abenteuer waren gestellt.

»Ich mache euch einen Vorschlag …«, sagte Udo und fügte nach einer Gedankenpause hinzu: »Einer meiner Freunde ist gerade dabei, südlich von Daressalam ein Hotel zu errichten. Ich sage ihm, dass ihr kommt, und in der Zwischenzeit versuche ich, in Erfahrung zu bringen, was es mit der Kifaru-Lodge auf sich hat. Ein paar Tage müsst ihr euch allerdings gedulden, aber das wird euch nicht schwerfallen, denn dort findet ihr den wunderschönsten Strand der Welt vor.

Mit dem Bus reisten wir am nächsten Tag in das 1000 Kilometer entfernte Daressalam zu Udos Freund Wolfgang. Die Fahrt verging wie im Flug, diskutierten wir doch so intensiv über die Möglichkeiten, die uns plötzlich offenstanden, dass die zehn Stunden im Nu vorüber waren.

Auch diesmal hatte Udo nicht zu viel versprochen. Als wir auf Wolfgangs Anwesen eintrafen, lernten wir wieder eine neue Seite Tansanias kennen. Ein endloser, mit Palmen besetzter, blütenweißer Sandstrand breitete sich vor uns aus, und der Indische Ozean, der tiefblau den wolkenlosen, ungeheuren Himmel spiegelte, raubte uns fast den Atem.

Udos Freunde waren auch...

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