2. Kinder – eine Gabe Gottes
Kinder zu zeugen und Kinder zu haben, ist nicht allein ein Akt des Willens von Mann und Frau. Kinder sind zuerst ein Geschenk Gottes. Natürlich tragen Mann und Frau dabei eine Verantwortung. Wir sollten trotzdem nicht vergessen, dass es nicht nur auf uns ankommt, sondern dass Kinder immer aus der Hand des Schöpfers kommen. Ohne das aktive Eingreifen Gottes wird es keine Kinder geben. Der menschliche Erfindergeist hat Hervorragendes geleistet und Dinge entwickelt, über die wir staunen. Aber eins schafft selbst der genialste Erfindergeist nicht: Leben aus dem Nichts hervorzubringen. Der Psalmdichter bringt das mit folgenden Worten auf den Punkt: „Du wobst mich im Leib meiner Mutter. Ich preise dich dafür, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl“ (Ps 139,13.14). Wenn wir als Eltern ein neugeborenes Kind in den Armen halten, sollten wir Gott von Herzen dankbar sein, dass Er uns ein solches Geschenk gegeben hat. Jedes Kind ist ein „Wunderwerk“ und eine einzigartige Gabe Gottes.
Als Gott Mann und Frau schuf und sie in der Ehe zusammenführte, forderte Er sie auf: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde“ (1. Mose 1,28). Diese Aufforderung geht auf die Schöpfungsordnung Gottes zurück. Vielleicht ist es eines der wenigen Gebote, das wir Menschen – zumindest in vielen Fällen und über viele Jahrhunderte hinweg – erfüllt haben. Leider haben wir heute vielfach den Eindruck, dass selbst dieser Auftrag Gottes zunehmend ignoriert wird. Die sinkende Geburtenrate zeigt das klar.
Segen und Verantwortung
Kinder zu haben, ist erstens ein großer Segen und eine große Freude. Aber mit dieser Gabe ist zweitens eine große Verantwortung verbunden. Dieser Verantwortung können und wollen wir uns als Eltern nicht entziehen. So handelt Gott übrigens immer, wenn Er uns etwas zur Freude schenkt. Gott möchte, dass wir mit seinen Gaben verantwortungsbewusst und zu seiner Ehre umgehen – und nicht diese Gaben missbrauchen. Als Christen haben wir die großartige Aufgabe, unsere Kinder für den Herrn zu erziehen.
Die Aussage: „Seid fruchtbar und mehrt euch“ wird im Neuen Testament nicht wiederholt. Trotzdem ist es normal, dass Menschen, die Gott in der Ehe miteinander verbindet, Kinder haben. Das ist einer der Gründe, warum Gott uns die Ehe gegeben hat. Dabei ist klar, dass wir nicht ausschließlich heiraten, um Kinder zu zeugen. Die Ehe darauf zu reduzieren, wäre viel zu wenig. Wir heiraten auch, um als Ehepaar für unseren Herrn zu leben und Freude und Leid miteinander zu teilen. Die Ehe ist eine Liebes-, Lebens- und Dienstgemeinschaft. Sie umfasst den ganzen Menschen, d. h. Geist, Seele und Leib. Selbst die körperliche (sexuelle) Einheit von Mann und Frau ist nicht ausschließlich dazu da, Kinder zu zeugen.
Gott hat uns die Sexualität – die übrigens nur in der Ehe ausgelebt werden soll – aus mindestens zwei Gründen gegeben:
- Erstens sollen wir im körperlichen Eins-Sein in der Ehe Freude an- und miteinander haben. Gott spricht ganz natürlich darüber. Salomo schreibt in Sprüche 5,15–19: „Trink Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen. Mögen nach außen sich ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen. Dir allein sollen sie gehören, und nicht Fremden mit dir. Deine Quelle sei gesegnet, und erfreue dich an der Frau deiner Jugend, der lieblichen Hirschkuh und anmutigen Gämse – ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe.“ Wir staunen vielleicht, wie unverkrampft die Bibel an dieser wie auch an anderen Stellen über die Freude an der Sexualität in der Ehe spricht. Sexualität ist durchaus kein Tabu-Thema in der Bibel.
- Zweitens kommen Mann und Frau in der Ehe geschlechtlich zusammen, um dem Auftrag Gottes zu entsprechen, fruchtbar zu sein und die Erde zu füllen. Als Christen fügen wir dabei gerne hinzu, dass wir nicht nur die Erde füllen möchten. Wir wollen darüber hinaus dazu beitragen, dass einmal der Himmel mit Menschen gefüllt ist, die Jesus als ihren Herrn und Heiland angenommen haben.
Zur Ehe gehören also Freude an der Sexualität und die Bereitschaft, Kinder zu haben. Es ist nicht richtig, wenn wir das eine – die Freude – wollen und das andere – die Kinder – verhindern wollen. Wer eine Ehe eingeht und dabei ganz bewusst keine Kinder haben will, geht an einem wesentlichen Ziel Gottes für die Ehe vorbei. Es bleibt wahr, dass es Gott ist, der Kinder schenkt oder eben nicht. Im Alten Testament lesen wir mehrfach, dass Gott den Mutterleib einer Frau „verschloss“ oder „öffnete“. Das nimmt allerdings nichts von unserer Verantwortung weg. Es ist jedenfalls nicht nach Gottes Gedanken, bewusst keine Kinder haben zu wollen. Dass es darüber hinaus auch Ehen gibt, in denen Gott den Wunsch nach Kindern nicht erfüllt, bleibt davon unbenommen.
Jean-Claude und Mireille sind seit einigen Jahren verheiratet. Beide stammen aus einer christlichen Familie mit mehreren Kindern und sind in einem nicht-europäischen Land aufgewachsen. Sie haben früh geheiratet. Kurz nach der Eheschließung zogen sie in eine europäische Großstadt, um dort zu arbeiten und – wie sie selbst sagen – das Leben zu genießen. Beide sind im Beruf sehr erfolgreich. Beide haben über den zweiten Bildungsweg ein berufsbegleitendes Studium gestartet. Für Kinder ist keine Zeit. „Vielleicht später – vielleicht gar nicht“, so ihr knapper Kommentar. „Jetzt geht der Beruf vor, und außerdem wollen wir endlich das Leben genießen.“ Mit dieser inneren Einstellung gehen die beiden leider am Plan Gottes für ihre Ehe vorbei.
Kinderlose Ehepaare
Es gibt Ehepaare, denen Gott keine Kinder schenkt. Für viele dieser Paare ist das eine große geistliche Übung. Vor einiger Zeit sprach ich mit einem solchen Ehepaar. Die beiden sind seit über 20 Jahren verheiratet und haben keine Kinder. Sie erzählten, dass es lange gedauert habe, bis sie verstanden hätten, dass sie eigentlich nicht „kinderlos“, sondern „kinderfrei“ seien. Frei, ihre Kinderlosigkeit im Dienst für den Herrn zu benutzen. Genau das tun die beiden im großen Segen für andere Menschen in verschiedenen Ländern dieser Welt.
Menschen, denen Gott Kinder geschenkt hat, können die Not kinderloser Ehepaare nur schwer nachvollziehen. Wahrscheinlich haben diese oft und lange Zeit darüber gebetet. Im Alten Testament finden wir dafür ein treffendes Beispiel. Isaak und Rebekka waren über viele Jahre ohne Kinder. Was haben die beiden getan? Wir lesen in 1. Mose 25,21, dass Isaak den Herrn für seine Frau bat, weil sie unfruchtbar war. Isaak sah seine Verantwortung als Ehemann, mit dieser Sache ins Gebet zu gehen. Aber der wesentliche Punkt ist, dass kinderlose Ehepaare ihre Not im Gebet vor den Herrn bringen. Und es ist gut und nützlich, wenn andere, die um das Problem wissen, sich im Gebet mit ihnen verbinden. Vor allen Dingen sollten Ehepaare, denen Gott Kinder gegeben hat, feinfühlig sein, wenn sie mit Ehepaaren zu tun haben, die keine Kinder haben. Es ist z. B. nicht sehr sensibel, wenn wir in Gegenwart solcher Ehepaare ausschließlich über unsere Kinder oder Enkelkinder sprechen.
Kinder adoptieren
Immer wieder wird gefragt, ob eine Adoption unter biblischen Gesichtspunkten möglich ist. Sollten christliche Ehepaare – nicht nur solche, die keine eigenen Kinder haben – Kinder adoptieren, die ohne Eltern groß werden oder von ihren eigenen Eltern nicht gewollt sind? Es ist schwierig, auf diese Frage eine eindeutige – und vor allem biblisch fundierte – Antwort zu geben. Jedes fragende Ehepaar wird im Gebet vor seinem Herrn eine Antwort finden. Die Bibel gibt dazu meines Wissens keine direkten Anhaltspunkte. Ehepaare mit eigenen Kindern sollten sich jedenfalls hüten, in der einen oder anderen Weise ein – vielleicht sogar liebloses – Urteil zu fällen. Persönlich habe ich große Hochachtung vor Ehepaaren, die sich für eine Adoption entscheiden. Andererseits wird sich jedes kinderlose Ehepaar die Frage stellen, warum der Herr es so geführt hat und nicht anders.
Die Zahl der Kinder
Wie viele Kinder sollte ein Ehepaar haben? Es ist nicht ganz einfach, darüber etwas zu sagen, obwohl es eine Frage ist, die viele Ehepaare sehr beschäftigt. Gott sagt uns dazu in seinem Wort nichts Konkretes. Er gibt uns aber Beispiele von großen und von kleinen Familien. Es gibt in der Bibel Ehepaare, die viele Kinder hatten, und es gibt solche, die nur ein einziges Kind hatten. Es ist – soweit es um unsere Verantwortung geht – in erster Linie die persönliche Angelegenheit eines jeden Ehepaares vor dem Herrn. Auf zwei Punkte möchte ich dabei hinweisen:
- Auf der einen Seite steht der Auftrag Gottes, dass wir fruchtbar sein sollen. Grundsätzlich keine Kinder zeugen zu wollen, geht – wie wir gesehen haben – eindeutig an Gottes Plan für die Ehe vorbei. Oft spielen dabei egoistische Motive eine Rolle. Das zitierte Beispiel von Jean-Claude und Mireille macht das deutlich.
- Auf der anderen Seite sagt die Bibel uns Männern, dass wir mit Einsicht bei unseren Frauen wohnen sollen (1. Pet 3,7). Bei der Anzahl der Kinder triff t uns Männer daher eine besondere Verantwortung. Johannes 1,13 spricht ausdrücklich von dem „Willen des Mannes“ bei der Zeugung von Kindern. Dass sich Mann und Frau in dieser Frage vor...