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E-Book

Kinder mit oppositionellem und aggressivem Verhalten

Das Baghira-Training

AutorBarbara Stiffler Scherrer, Marcel Aebi, Ralph Wettach, Rhainer Perriard
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl244 Seiten
ISBN9783840923036
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Oppositionelle und aggressive Verhaltensweisen treten häufig im Kindesalter auf und können sich bei ungünstigem Verlauf zu einer schwerwiegenden Störung des Sozialverhaltens entwickeln. Das Baghira-Training zielt darauf ab, Alternativen zum aggressiven Verhalten aufzubauen und sozial kompetente Verhaltensweisen zu fördern. Es richtet sich an Kinder zwischen 8 und 13 Jahren und eignet sich für den ambulanten als auch stationären Einsatz in sozial-pädagogischen, schulischen und kinderpsychiatrischen Einrichtungen. Das Manual erläutert zunächst den theoretischen Hintergrund der Störung und gibt Empfehlungen für das diagnostische Vorgehen. Anschließend werden der Aufbau und der Ablauf des Baghira-Trainingsprogramms praxisnah beschrieben. In neun Modulen werden mit den Kindern Strategien zur Wut- und Ärgerkontrolle sowie zur angemessenen Lösung von Konflikten herausgearbeitet und diese in verschiedenen spielerischen Situationen und Rollenspielen vertieft. Dabei wird besonderer Wert auf die Wahrnehmung und das Erkennen von Gefühlen gelegt. Durch ein Belohnungsprogramm wird das erwünschte Verhalten im Verlauf des Trainings gefestigt; Übungen für Zuhause helfen bei der Übertragung in den Alltag. Die zahlreichen farbig illustrierten Arbeitsmaterialien mit der Baghira-Figur stehen auf der beiliegenden CD-ROM zur Verfügung.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. Einleitung
  3. Kapitel 1: Theoretischer Hintergrund
  4. Kapitel 2: Konzept des Baghira-Trainings
  5. Kapitel 3: Diagnostik
  6. Kapitel 4: Evaluation des Baghira-Trainings
  7. Kapitel 5: Aufbau des Baghira-Trainings und Hinweise zur Durchfu¨hrung
  8. Kapitel 6: Ablauf der einzelnen Trainingsmodule
  9. Literatur
  10. Anhang: Übersicht über die Arbeitsmaterialien
Leseprobe
der Entwicklung durch biologische und soziale Prozesse verändern und dadurch „von selbst“ ohne zusätzliche Einfüsse der Umwelt zu einer erhöhten Aktivierung führen können. Insbesondere die V eränderungsprozesse in der Pubertät, welche mit einem erhöhten Bedürfnis nach Autonomie und Selbstständigkeit, aber auch mit äußeren sozialen Beschränkungen einhergehen, können zu vermehrten aggressiven und delinquenten Verhaltensweisen führen. Der „Adolescentlimited“-Typus, wie er von Moffitt (Kapitel 1.2.1., 1993; Moffitt et al., 2008) beschrieben wurde, wird dadurch teilweise erklärbar. Auch die Unterscheidung zwischen reaktiver und spontaner Aggression kann mit diesem Modell von Aggression erklärt werden. Spontane Aggression kann demnach auch durch Veränderungen von Bedürfnissen und durch Reifeprozesse ohne Einwirkung der Umwelt auftreten. Die hier dargestellte Motivationstheorie ist mit dem transaktionalen Stressmodell von Lazarus teilweise vereinbar (Lazarus, 1991). Beide Theorien betonen die Interaktion von Umwelt und personenzentrierten Faktoren als einen Prozess, aus dem aggressives V erhalten entstehen kann. Primär sind bei dem Stressmodell von Lazarus kognitive Bewertungsfaktoren für das Ausmass des erlebten Stresses verantwortlich. Aggression und Ärger resultieren aus der Diskrepanz zwischen der erlebten Bedrohung und der Einschätzung der vorhanden eigenen Ressourcen.

Motivationspsychologische Ansatzpunkte zur Verminderung von Aggression

Aus der Motivationstheorie lassen sich drei Ansatzpunkte für die V erminderung von aggressiven Verhaltensweisen ableiten. Erstens kann die Reduktion äußerer Belastungen (oder „Barrieren“) zu einer Reduktion von aggressivem V erhalten führen. Beispielsweise kann eine schulische Überforderung, erlebte Gewalt oder Mobbing für ein erhöhtes Stressniveau verantwortlich sein, welches sich durch eine adäquate Beschulung oder andere Maßnahmen senken lässt. Aber auch ungenügende Erziehungskompetenzen von Bezugspersonen können als „Barrieren“ verstanden werden. Sie führen zu Unsicherheiten und mangelnder sozialer Orientierung, also einer Diskrepanz zwischen dem erlebten Sicherheitsgefühl und dem Bedürfnis nach Sicherheit. Zweitens kann aggressives V erhalten als Bewältigungsstrategie aufgrund früherer Erfahrungen erlernt worden sein. Eine Vergrößerung des Repertoires an äußeren Copingstrategien durch neue Lernerfahrungen kann so zu einer Verminderung aggressiven V erhaltens führen. Drittens kann die Reduktion der eigenen Ansprüche (Bedürfniskomponente/ Sollwert) zu einer V erminderung der inneren Aktivierung führen. Beispielsweise führen überhöhte Leistungsoder Machtansprüche zu erlebtem Stress und dem Gefühl, den Anforderungen nicht zu genügen. Durch eine veränderte, redimensionierte (vielleicht auch realistischere) Erwartungshaltung kann der Stress abgebaut werden, ohne dass es zu selbstoder fremdaggressiven Handlungen kommt. Diese drei Ansatzpunkte für den Abbau von aggressivem Verhalten (Umweltbedingungen, äußere und innere Copingstrategien) finden in unterschiedlicher Gewichtung im vorliegenden Manual Beachtung.

1.2.3 Soziale Theorien der SOT Lerntheorien

Für das Verständnis, wie sich soziale Einflüsse auf das aggressive Verhalten eines Kindes oder Jugendlichen auswirken, erscheint es sinnvoll, zunächst die sozialen Lerntheorien zusammenfassend darzustellen. Für weitergehende Ausführungen sei auf entsprechende Literatur verwiesen (z.B. Bodenmann, Perrez, Schär & Trepp, 2004).

Klassische Konditionierung. Bei der klassischen Konditionierung handelt es sich um einen Lernprozess, bei dem eine natürliche, meist angeborene, Reiz-Reaktionsverbindung durch eine neue Lernverbindung ergänzt wird. Am besten kann dies anhand eines anschaulichen Beispiels genauer erklärt werden: Ein plötzlicher lauter Knall löst beim Menschen reflexartig Schreck und Angst aus. Wenn nun mehrere Male zeitnah zum lauten Knall – am besten kurz zuvor – ein Warnlicht angeht, wird der Mensch schon nach kurzer Zeit auch auf das Angehen des Warnlichts mit Schreck und Angst reagieren. Dieses Lernprinzip zeigt sich in zahlreichen Alltagssituationen. Prototypisch sind klassische Konditionierungsprozesse in der Werbung, wo das Produkt, für das geworben wird, mit positiven Reizen verknüpft wird. Bei der Entstehung von psychischen Erkrankungen sind die klassischen Konditionierungsprozesse bei der Entwicklung von Angststörungen ursächlich beteiligt (Schneider, 2004). Nicht alle Reize sind gleichermaßen für klassische Konditionierungen geeignet und nicht alle Personen lassen sich gleichermaßen gut klassisch konditionieren. Für die Entstehung aggressiven Verhaltens sowie für die therapeutische Intervention bei der SOT spielen klassische Konditionierungsprozesse eher eine untergeordnete Rolle.

Operante Konditionierung. Im Gegensatz zu den klassischen Konditionierungsprozessen sind die operanten Lernprinzipien bei der Entstehung von aggressivem und oppositionellem Verhalten von zentraler Bedeutung. Beim operanten Konditionieren wird V erhalten anhand von erfahrenen Konsequenzen in Form von Erfolgen oder Misserfolgen aus früheren Situationen gelernt. Klassischerweise ist das Auftreten von aggressiven V erhaltensformen häufig erlernt, da Schlagen und Gewalt meist unmittelbar direkte negative Effekte auf den anderen haben und meist auch kurzfristig ein störendes oder unerwünschtes Verhalten unterbinden. Operante Konditionierung ist aber auch im Alltag ein ständiger Begleiter: In der Werbung werden positive Effekte (Verstärker) aufgezeigt und in Schule und Beruf werden positives Verhalten und Leistungen belohnt, während Regelund Gesetzesübertretungen mit Bußen oder ähnlichen Maßnahmen bestraft werden. Diese Beispiele lassen es bereits erahnen, dass operante Prozesse bei der Entstehung der SOT ursächlich beteiligt sind und auch bei der Behandlung eine wichtige Rolle spielen sollten. In Tabelle 3 sind einige Begriffe aus dem Bereich der … .
Inhaltsverzeichnis
Inhalt7
Vorwort9
Einleitung11
Kapitel 1: Theoretischer Hintergrund13
1.1 Störung mit oppositionellem Trotzverhalten (SOT)14
1.2 Erklärungsmodelle von oppositionellem und aggressivem Verhalten18
1.3 Störungsverlauf26
1.4 Interventionsmethoden bei SOT26
1.5 Wirksamkeit therapeutischer Interventionen28
Kapitel 2: Konzept des Baghira-Trainings31
Kapitel 3: Diagnostik34
3.1 Verfahren zur Fremd- und Selbsteinschätzung von oppositionellem und aggressivem Verhalten34
3.2 Indikation für die Teilnahmeam Baghira-Training35
Kapitel 4: Evaluation des Baghira-Trainings37
Kapitel 5: Aufbau des Baghira-Trainings und Hinweise zur Durchfu¨hrung40
5.1 Vor dem Trainingsbeginn40
5.2 Übersicht über das Gruppentraining40
5.3 Aufbau der Module41
5.4 Voraussetzungen für die Durchführungdes Trainings42
5.5 Sitzungsübergreifende Elemente44
5.6 Schwerpunktsetzung im Training bei einzelnen Kindern47
5.7 Schwierige Therapiesituationen47
5.8 Unterschiede im ambulanten und stationären Setting49
Kapitel 6: Ablauf der einzelnen Trainingsmodule50
6.1 Modul 1: Kennenlernen und Einführung50
6.2 Modul 2: Therapieziel und Motivation67
6.3 Modul 3: Gefühle und Selbstwahrnehmung77
6.4 Modul 4: Umgang mit Wut und Aggression86
6.5 Modul 5: Impuls- und Ärgerkontrolle93
6.6 Modul 6: Konflikt und Problemlösung102
6.7 Modul 7: Empathie und Perspektivenübernahme109
6.8 Modul 8: Positive und negative Rückmeldung116
6.9 Modul 9: Wiederholung125
Literatur131
Anhang: Übersicht über die Arbeitsmaterialien135
CD-Materialien145

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