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E-Book

Klärungsorientierte Paartherapie

AutorJana Fasbender, Janine Breil, Rainer Sachse
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl204 Seiten
ISBN9783840924910
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Das Buch behandelt die »Klärungsorientierte Paartherapie«: Konzept dieser Therapieform ist die Entwicklung des gegenseitigen Verstehens, des Verstehens von spezifischen »Paarschemata« und von relevanten biografischen Schemata, um so eine tiefere gegenseitige Empathie zu ermöglichen. Auf dieser Grundlage kann das Paar Bedürfnisse und Probleme besser kommunizieren und Kompromisse verhandeln. In der ersten Phase der Therapie geht es darum, aktuelle Konflikte zu klären und durch das Aktivieren von Ressourcen und das Anregen konstruktiven Verhandelns Einigung herbeizuführen, die die Beziehungsqualität aktuell verbessert. Auf der Basis dieser Verbesserung sollen dann systematische Übungen zu gegenseitigem Verstehen angeleitet werden, die die gegenseitige Empathie, das Entgegenkommen, die Bereitschaft zu vergeben und die Fähigkeit, konstruktiv an Kompromissen zu arbeiten, signifikant steigern. Auf besondere Probleme in der Paartherapie wird eingegangen. Das therapeutische Vorgehen wird beispielhaft anhand von Transkripten illustriert.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. 1 Einleitung: Das Vorhaben
  3. 2 Grundlegende Begrifflichkeiten
  4. 3 Die Grundlagen von Paartherapie
  5. 4 Zentrale Problembereiche in Partnerschaften
  6. 5 Grundlegende Aspekte der Paartherapie
  7. 6 Therapeutischer Umgang mit schwierigen Interaktionssituationen
  8. 7 Prinzipien und Regeln der Paartherapie
  9. 8 Ablauf einer Klärungsorientierten Paartherapie
  10. 9 Phase 1: Einzelsitzungen
  11. 10 Phase 2: Erarbeitung der Problemliste
  12. 11 Phase 3: Bearbeitung aktueller Konflikte und Probleme
  13. 12 Phase 4: Verstehenstraining/Vertieftes Verständnis
  14. 13 Phase 5: Klären biographischer Schemata
  15. 14 Besondere Fragen der Paartherapie
  16. 15 Psychotherapie mit homosexuellen Paaren
  17. Literatur
Leseprobe
Ein Modell, das solche Interaktionsprozesse unseres Erachtens nach besonders gut und einfach abbildet, ist das Modell „gekoppelter Schemata“. Ein „Schema“ wird dabei verstanden als eine kognitive Struktur, die sich durch Erfahrung (und durch Schlussfolgerungen daraus) bildet und die, wenn sie durch entsprechende Situationen aktiviert („getriggert“) wird, die aktuelle Informationsverarbeitung und Handlungsregulation hochgradig steuert (siehe Sachse et al., 2008).

Der Aspekt der Schemata, die Klienten in die Beziehung mitbringen (die biographischen Schemata) und der Schemata, die sich im Laufe der Beziehung durch Interaktion ausbilden (die „Partner-Schemata“), sind für uns von besonderer Bedeutung. Daher wollen wir auf diese Aspekte noch etwas genauer eingehen.

Jeder Mensch bildet in seiner Biographie Schemata aus: Viele davon sind positiv und nützlich, einige davon sind jedoch problematisch. So kann man z.B. ein Schema ausbilden der Art „ich bin ein Versager“, das einem in Leistungssituationen viele Probleme bereiten kann oder ein Schema „ich bin nicht wichtig“, das sich in Beziehungen unmittelbar als problematisch erweisen kann (vgl. Atkinson, 2005; Atkinson et al., 2005; Sachse, 1992a, 2003a, 2004a, 2006c, 2008a; Sachse et al., 2008, 2009a, 2009b).

Schemata bilden sich in der Biographie gewissermaßen als „Verdichtungen“ von Erfahrungen. Hat man erst einmal ein Schema erworben, dann
• wird dieses durch auslösende Situationen schnell und automatisch aktiviert (wir sprechen von „triggern“)
• und wenn es aktiviert ist, dann steuert es in hohem Maße die aktuelle Informations verarbeitung und Handlung einer Person.

Hat eine Person ein Schema der Art „ich bin nicht wichtig“, dann wird das Schema schon aktiviert, wenn der Partner einmal nicht zuhört: Dann hat die Person sehr schnell Gedanken wie „ich bin ihm nicht wichtig“, „ich spiele in seinem Leben keine Rolle“ etc. Die Folge davon sind unter Umständen Traurigkeit, Enttäuschung, vielleicht aber auch „Eingeschnapptsein“ o.a. Wir nennen solche Reaktionen „hyperallergisch“, durch kleine Anlässe (er hört einmal nicht zu, vielleicht aus Gründen, die mit der Beziehung gar nichts zu tun haben) werden starke Reaktionen ausgelöst (sie reagiert mit massiven Zweifeln, Traurigkeit, Beleidigtsein u.a.): Genau wie bei Allergien haben kleine Ursachen große Wirkungen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Verarbeitungsmodell“. Als Verarbeitungsmodell (vgl. Abbildung 1) bezeichnen wir ein Modell (vgl. Sachse, 1992a, 2003a), bei dem ein bestimmter Stimulus (S) ein bestimmtes, aus der Biographie der Person stammendes Schema aktiviert (Schema); diese Schema-Aktivierung führt dann zu aktuellen Verarbeitungsprozessen (V), also zu Interpretationen, Affekten, Emotionen oder Handlungsimpulsen; diese Verarbeitungsprozesse führen dann wiederum zu offenen Handlungen (R).

Jede Person hat solche Schemata und jede Person bringt sie in eine Beziehung ein: Und diese Schemata führen dazu, dass man bestimmte Handlungen des Partners voreingenommen interpretiert (also nicht als das, was sie sind, sondern als das, was das Schema suggeriert). Und da beide Partner solche Schemata aufweisen, reagieren beide aufeinander: Sind die Schemata positiv, dann reagieren beide aufgrund der Schemata positiv aufeinander, sind die Schemata aber ungünstig, dann können sich die Reaktionen leicht hochschaukeln – wie, das wollen wir nun behandeln.

Wenn man sich mit Paarproblemen beschäftigt, hat man es mit Interaktionsproblemen zu tun; und in diesem Fall hat man ein „gekoppeltes System“ vor sich. Dies kann man dadurch deutlich machen, dass man zwei „Verarbeitungsmodelle“ miteinander verbindet (vgl. Abbildung 2). Stellt man die Interaktion von IA und IB dar, dann kann man diese beiden Prozesse „koppeln“:

Interaktionspartner A (IA) verarbeitet Situationen (S) aufgrund von Schemata (Schema) und produziert damit aktuelle Verarbeitungsprozesse (V); diese Verarbeitungen führen zu bestimmten Handlungen (R); das Gleiche gilt für Interaktionspartner B (IB). Nun sind aber die Handlungen von IA Stimuli für IB; er verarbeitet diese aufgrund seiner Schemata und produziert Handlungen, die wiederum Stimuli für IA bilden, der diese aufgrund seiner Schemata verarbeitet und Handlungen erzeugt, die wiederum Stimuli für IB sind usw.

In Partnerschaften hat man nun die Situation, dass beide Partner Schemata aufgrund ihrer eigenen Biographie besitzen und diese in die Interaktion mitbringen: Und zwar sowohl dysfunktionale Schemata (Selbstund Beziehungsschemata) als auch kompensatorische Schemata (Normative Schemata und Regel-Schemata; vgl. Sachse et al., 2009a). Dabei können die Schemata der beiden Partner einigermaßen gut harmonisieren, wodurch sich die Partner mehr oder weniger komplementär zueinander verhalten können; oder aber die Schemata der beiden Partner können sich mehr oder weniger stark widersprechen und konfligieren, wodurch jeweils Handlungen erzeugt werden können, die den jeweils anderen Partner (mehr oder weniger stark) „triggern“. In Partnerschaften kommt aber noch eine spezielle Situation dazu: Die beiden Partner bringen nicht nur ihre jeweiligen biographischen Schemata in die Partnerschaft mit ein, sondern die beiden Partner machen in der Partnerschaft auch über längere Zeit Erfahrungen miteinander. Sie machen die Erfahrung, wie der andere reagiert (und sie interpretieren diese Erfahrungen aufgrund ihrer biographischen Schemata). Und über die Zeit bilden sich „stabile Interpretationsmuster und Erfahrungen“, d.h. es bilden sich neben den biographischen auch noch partnerspezifische Schemata (P-Schemata) aus: Schemata, die Annahmen über den Partner bzw. Erwartungen an den Partner enthalten. Und da man es bei Paartherapien mit problematischen Partnerschaften zu tun hat, besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass es sich hier um dysfunktionale Partnerschemata handelt, also um Schemata, die negative Annahmen über den Partner und dysfunktionale Erwartungen enthalten.

Dabei handelt es sich z.B. um Annahmen wie:
• „Sie zickt immer rum.“
• „Auf ihn kann ich mich sowieso nicht verlassen.“
• „Er versteht mich sowieso nicht.“
• „Sie macht immer alles kompliziert.“
• „Sie nörgelt nur.“
• „Er tut sowieso nichts im Haushalt.“
Inhaltsverzeichnis
Inhalt7
1 Einleitung: Das Vorhaben11
2 Grundlegende Begrifflichkeiten14
3 Die Grundlagen von Paartherapie17
3.1 Die Probleme der Definition17
3.2 Was ist eine Beziehung?18
3.3 Was ist Interaktion?19
3.4 Was macht eine gute Beziehung aus?24
3.5 Was macht eine problematische Beziehung aus?25
3.6 Was heißt das fu¨r eine Paartherapie?27
3.7 Paartherapie: Ein dynamischer und komplexer Prozess28
4 Zentrale Problembereiche in Partnerschaften31
4.1 Reziprozität32
4.2 Kompromissbereitschaft33
4.3 Kommunikation36
4.4 Beziehungsmotive39
4.5 Schemata43
4.6 Macht und Status47
4.7 Bereitschaft zum Verzeihen49
4.8 Zuneigung, Zärtlichkeit und Sexualität50
4.9 Getroffene Vereinbarungen52
4.10 Gemeinsamkeiten53
4.11 Streitkultur54
5 Grundlegende Aspekte der Paartherapie56
5.1 Ziele der Paartherapie56
5.2 Indikation zur Paartherapie56
5.3 Zugang zur Paartherapie57
5.4 Ein oder zwei Therapeuten58
5.5 Kommunikationsachsen59
6 Therapeutischer Umgang mit schwierigen Interaktionssituationen60
6.1 Grundideen60
6.2 Beziehungskredit63
6.3 Interventionen aus der Klärungsorientierten Psychotherapie63
6.4 Das Anleiten von Klärungsprozessen64
6.5 Modellbildung65
6.6 Steuerung des Interaktionsverhaltens66
6.7 Einfu¨hren von Regeln67
6.8 Moderatorfunktion des Therapeuten68
6.9 Einbringen von Experten-Wissen69
6.10 Unterbrechen und Transparentmachen von Hochschaukelungsprozessen70
6.11 Einstellungen und Kompetenzen des Therapeuten71
7 Prinzipien und Regeln der Paartherapie74
7.1 Prinzipien74
7.2 Regeln76
8 Ablauf einer Klärungsorientierten Paartherapie80
8.1 Prozessziele80
8.2 Therapiephasen81
9 Phase 1: Einzelsitzungen84
10 Phase 2: Erarbeitung der Problemliste87
10.1 Das therapeutische Vorgehen87
10.2 Therapeutisches Beispiel fu¨r Phase 289
11 Phase 3: Bearbeitung aktueller Konflikte und Probleme96
11.1 Die Ausgangssituation und Ziele der Phase 396
11.2 Das therapeutische Vorgehen99
11.3 Therapeutische Interventionen in Phase 3100
11.4 Therapeutisches Beispiel fu¨r Phase 3113
11.5 Reflexion des Beispiels133
11.6 Ein spezielles Thema vor allem in Phase 3: Trennung139
12 Phase 4: Verstehenstraining/Vertieftes Verständnis140
12.1 Zielsetzung140
12.2 Das therapeutische Vorgehen141
12.3 Implikationen145
12.4 Therapeutisches Beispiel fu¨r Phase 4146
13 Phase 5: Klären biographischer Schemata158
13.1 Ziele des Vorgehens158
13.2 Das therapeutische Vorgehen160
13.3 Illustration an einem Transkript161
14 Besondere Fragen der Paartherapie182
14.1 Der Abschluss der Therapie182
14.2 Unkooperative Partner182
14.3 Gewalt in der Partnerschaft184
15 Psychotherapie mit homosexuellen Paaren185
15.1 Grundsätzliches zur Psychotherapie mit homosexuellen Klienten185
15.2 Der Einfluss des Minoritätsstresses186
15.3 Ausmaß und Umgang mit internalisierter Homosexualität189
15.4 Gestaltung von Sexualität im Rahmen des Risikos sexuell u¨bertragbarer Infektionen191
15.5 Empfehlungen193
Literatur194

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