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E-Book

Klassenmusizieren und Musizieren in Arbeitsgemeinschaften an der allgemein bildenden Schule

AutorDaniel Hänsgen
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl151 Seiten
ISBN9783638586184
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: 1, Justus-Liebig-Universität Gießen (Institut für Musikwissenschaft/Musikpädagogik), 30 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Musikunterricht an der allgemein bildenden Schule hat in den letzten Jahrzehnten eine grundlegende Veränderung erfahren. Nachdem zu Anfang des 20. Jahrhunderts der Singunterricht einen bedeutenden Teil der musikalischen Erziehung bildete, wandelte sich mit der Jugendbewegung in den 60er Jahren der hauptsächlich vokal orientierte Musikunterricht hin zum praktisch handlungsorientierten Musizieren mit Instrumenten. Diese Entwicklung ist bis heute nicht vollständig abgeschlossen, dies belegen viele Modellversuche, die praktisches Musizieren in das Unterrichtskonzept zu integrieren versuchten. Erst die letzten zehn Jahre hat sich ein Sichtwechsel eingestellt. Lehrer erkennen das Förderliche am Praxisunterricht Musik mit Instrumenten. Die Folge ist, dass viele unterschiedliche Konzepte, sowohl für den Musikunterricht im Rahmen des Regelunterrichts als auch für das freiwillige Nachmittagsangebot, im Rahmen von sogenannten Arbeitsgemeinschaften geschaffen wurden. Die Frage bleibt bestehen, welche dieser Konzeptionen nun wirklich in den Schulalltag Einzug hält. Wie viele Schulen gehen auf diesen musikpädagogischen Wandel ein und gebrauchen diese 'neuen' Konzeptionen? Die vorliegende Arbeit will versuchen diese Frage zu klären. Bei dem nicht einfach zu durchschauenden Schulalltag kann nicht pauschalisiert werden, was 'Wirklichkeit' an den Schulen bedeutet. Es bleibt festzustellen, wie Lehrer zum praktischen Musizieren stehen. Dies soll mittels einer Befragung von Lehrern herausgefunden werden, denn sie haben die Aufgabe, 'den Stein ins Rollen zu bringen'. Wie ist ihre Haltung gegenüber dem praktischen Musizieren? Nutzen sie das 'neue' musikpädagogische Handlungswerkzeug des praktischen Musizierens? Welches ist die gängige Praxis im Umgang mit instrumentalem Musizieren? Zunächst sollen die Hintergründe des praktischen Musizierens an allgemein bildenden Schulen in einen theoretischen Bezugsrahmen gestellt werden, der hauptsächlich aus der bearbeiteten Literatur hervorgeht. Anschließend sollen Fragestellungen formuliert, Befragungsmethoden erörtert und die Vorgehensweise der Befragung vorgestellt werden. Im nächsten Teil werden dann die Ergebnisse der Befragung aufgezeigt und analysiert. Zuletzt soll ein Fazit zusammenfassend einen Überblick über die erzielten Ergebnisse geben und mit der Beantwortung der Fragestellungen abschließen.

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Leseprobe

5 Ergebnaisse der Befragung


 

5.1 Bedingungsanalyse


 

 Die Bedingungsanalyse soll die Rahmenbedingungen der Schulen, in denen die Befragten unterrichten, erläutern. Es werden Voraussetzungen der Schulen, die Bedingungen in den von den Lehrern unterrichteten Schülergruppen sowie Instrumentenvielfalt und   -bestand der Schulen aufgezeigt. Außerdem sollen die räumlichen Gegebenheiten dargestellt werden. In einer anfänglichen Betrachtung können schon die ersten Unterschiede zwischen Klassenmusizieren und Musizieren in Arbeitsgemeinschaften festgestellt werden.

 

 Insgesamt ist zu sagen, dass sich unter den elf untersuchten Schulen sechs mit Schwerpunkt Musik befinden und elf Lehrer an den Schwerpunkteschulen interviewt wurden. Daher ist eine hohe musikalische Aktivität gewährleistet, die einer näheren Betrachtung bedarf. Drei Lehrer bewerteten den Stellenwert des Faches Musik an ihrer Schule als mittel bis niedrig.

 

5.1.1 Schulvoraussetzungen im Vergleich


 

 Die 16 Lehrer, welche befragt wurden, unterrichten an elf verschiedenen Schulen. Im Schnitt besuchen 1200 (1242)12 Schüler diese Schulen, dabei handelt es sich um relativ große Schulen, im überwiegenden Teil Gesamtschulen. Auf die kleinste Schule gehen ca. 640 Schüler, die größte besuchen 1600 Schüler.

 

 Daraus folgt, dass die räumlichen Möglichkeiten zum praktischen Musizieren zunächst bereitgestellt werden müssen, um solch immense Schülerzahlen bewältigen zu können.

 

 Der Regelunterricht im Fach Musik findet laut Lehrplan in der Sekundarstufe I in den Klassen 5, 6, 8 und 10 statt, dabei gibt es Ausnahmen, die einen musischen Wahlpflichtunterricht in Klasse 9/10 zulassen sowie epochalen Unterricht13 in unterschiedlichen Klassenstufen. Die Schulen der Befragten bieten in diesem Rahmen Musikunterricht zweistündig an, wobei die Schulen mit dem Schwerpunkt Musik alle einen durchgängigen Musikunterricht von Klasse 5-10 ermöglichen, gewährleistet durch erweiterten Musikunterricht, Wahlpflichtunterricht oder epochalen Unterricht. Erweiterter Musikunterricht sowie erweiterter Klassenunterricht (Bläserklasse, Chorklasse, usw.) werden meist noch mit einer Zusatzstunde innerhalb oder auch außerhalb des Regelunterrichts gemäß den jeweiligen Konzeptionen versehen. Die folgende Übersicht zeigt die Jahrgänge, in denen Musik an den elf Schulen der Befragten unterrichtet wird (Grafik 3).

 

 

Grafik 3  : Klassenstufen, in denen Musik an Schulen unterrichtet wird

 

Die Schulen sind im Durchschnitt mit etwa drei (2,75) Musikräumen ausgestattet und zum größten Teil sind die Lehrer zufrieden mit den räumlichen Möglichkeiten ihrer jeweiligen Schule.

 

 Die Hauptursache bezüglich der räumlichen Probleme sind Doppelbelegungen. Allerdings nennen die Lehrer auch den geringen Instrumentenbestand, schlechte akustische Bedingungen oder die Tatsache, dass die Räume zu weit auseinander liegen als Gründe für Beeinträchtigungen im Hinblick auf praktisches Musizieren. Ein Lehrer beklagt auch die Nähe zu anderen Klassenräumen: „Man ist natürlich immer von anderen Klassen umgeben. Das heißt vormittags gibt es dann schon mal Beschwerden, wenn zu viel musiziert wird“ (Hoffmann).

 

 Der Instrumentenbestand der einzelnen Schulen ist sehr unterschiedlich. An allen Schulen gibt es einen Bestand an Orff-Instrumenten. Hinzu kommt, dass alle Schulen mindestens über ein Klavier oder einen Flügel und ausreichend Keyboards verfügen. Die genannten Instrumente der Schulen sind in der folgenden Liste aufgeführt, dahinter steht in Klammern die durchschnittliche Zahl der Instrumente, welche vorhanden sind14 (Mehrfachnennungen möglich):

 

 

 Darüber hinaus besitzen die meisten Schulen Band-Equipment (Mixer, Monitore, etc.) beziehungsweise eine Anlage zum Live-Spielen und auch Aufnehmen sowie einzelne Instrumente zu Vorführzwecken.

 

 Die befragten Lehrer unterrichten derzeit (Schuljahr 2004/2005 = drei Lehrer, Schuljahr 2005/2006 = 13 Lehrer) im Schnitt sechs (5,81) Lerngruppen, hierbei sind AGs mit einbezogen. Die Schülergruppen setzen sich insgesamt sehr unterschiedlich zusammen. Bei genauerer Betrachtung der Zusammensetzung, fällt auf, dass AGs viel homogener besetzt sind als Regelklassen. Darüber hinaus sind erweiterte Musikklassen noch homogener einzuschätzen als AGs.

 

 Die Lehrer sollten im Rahmen von Einschätzungsfragen auf einer Skala von eins bis fünf einstufen und einschätzen, inwiefern ihre Klassen oder Arbeitsgemeinschaften im Schnitt homogen oder heterogen besetzt sind (Grafik 4).

 

Die Skala sah wie folgt aus:  Homogen  1   2   3   4   5   Heterogen

 

 

Grafik 4  Zusammensetzung der Lerngruppen im Vergleich

 

 Es ist zu erkennen, dass der Unterschied zwischen AGs und erweiterten Musikklassen nicht ins Gewicht fällt, während die Besetzung der Regelklassen doch eher heterogen ist. Ein Lehrer beschreibt seinen erweiterten Bläserklassenunterricht folgendermaßen: „Die Bläserklassen sind sehr homogen, weil alle auf einem neuen Instrument anfangen, was sie zuvor noch nie gespielt haben. Wobei sich dann zunehmend individuelle Leistungsfortschritte einstellen, das heißt es differenziert nach zwei Jahren mehr als am Anfang, wo alle den gemeinsamen Ton ‚eins’ lernen“ (Winter).

 

 Im Rahmen dieser Einschätzungen wurden die Lehrer neben der Homogenität und Heterogenität ihrer Lerngruppen zum Interesse befragt, welches innerhalb der Lerngruppen in Bezug zum praktischen Musizieren besteht (Grafik 5). Wenn die Lehrer mehrere Klassen oder AGs leiten, wurde jeweils der Durchschnitt der einzelnen Gruppen gebildet.

 

Diese Einschätzungsskala sah wie folgt aus:

 

sehr gelangweilt  1   2   3   4   5   sehr interessiert

 

 

Grafik 5 Interesse der Lerngruppen im Vergleich

 

 Es ist auch hierbei der klare Trend zu erkennen, dass die Schüler in den AGs noch ein wenig interessierter sind, als in den Regelklassen. Zusammenfassend könnte die These formuliert werden, dass die Schüler in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften motivierter sind, als in erweiterten Musikklassen beziehungsweise Regelklassen (siehe Punkt 5.4.3).

 

 Die Größen der Schülergruppen sind auch sehr verschieden. Während im Schnitt in die Regelklassen 25 (25,48) Schüler gehen, besuchen im Schnitt 33 (32,75) Schüler die AGs, wobei zu beachten ist, dass die AGs häufig Chöre oder Orchester sind, welche den Schnitt durch eine Besuchszahl von bis zu 100 Kindern deutlich heben. Ohne die von den Befragten geleiteten Chöre und Orchester nehmen im Schnitt 16 (15,89) Kinder an einer AG und 67 (66,5) Kinder an Chören oder Schulorchestern sowie in einem Fall an einem Bläserensemble teil.

 

Grafik 6: Übersicht über die von den Musiklehrern unterrichteten Klassen

 

 
 Die Lehrer unterrichten in unterschiedlichen Klassenstufen der Sekundarstufe I und teilweise auch Sekundarstufe II. Davon sind vielfach die unteren Stufen wie Klasse 5 und Klasse 6 vertreten. Die interviewten Lehrer unterrichten 18 fünfte Klassen, 16 sechste Klassen, 2 siebte Klassen, 11 achte Klassen, 8 neunte und 5 zehnte Klassen sowie 7 Klassen der Oberstufe (Grafik 6).

 

 

Grafik 6: Übersicht über die von den Musiklehrern unterrichteten Klassen

 

5.2 Art des praktischen Musizierens – Klassenmusizieren oder Musizieren in Arbeitsgemeinschaften


 

 Diese Arbeit versucht neben der Tatsache, dass musikpraktisch in der Schule gearbeitet wird, festzustellen, welche Art des Musizierens in der Schule angewendet wird. Beschränken sich die Aktivitäten der Lehrer nur auf Klassenmusizieren oder wird hauptsächlich in Arbeitsgemeinschaften miteinander Musik gemacht?

 

 

Grafik 7: Verteilung der Art des praktischen Musizierens

 

 Von den 16 Befragten beschränken sich vier Lehrer ausschließlich auf das Klassenmusizieren, da sie in einer AG nicht tätig sein wollen oder können. Eine interviewte Lehrerin arbeitet hauptsächlich in ihren AGs musikpraktisch. Im normalen Regelunterricht lehrt sie: „So wie man halt normal unterrichtet, aber ohne Klassenmusizieren“ (Braun). Die restlichen elf Lehrer musizieren sowohl im Regelunterricht als auch in den von ihnen...

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