Die Bedingungsanalyse soll die Rahmenbedingungen der Schulen, in denen die Befragten unterrichten, erläutern. Es werden Voraussetzungen der Schulen, die Bedingungen in den von den Lehrern unterrichteten Schülergruppen sowie Instrumentenvielfalt und -bestand der Schulen aufgezeigt. Außerdem sollen die räumlichen Gegebenheiten dargestellt werden. In einer anfänglichen Betrachtung können schon die ersten Unterschiede zwischen Klassenmusizieren und Musizieren in Arbeitsgemeinschaften festgestellt werden.
Insgesamt ist zu sagen, dass sich unter den elf untersuchten Schulen sechs mit Schwerpunkt Musik befinden und elf Lehrer an den Schwerpunkteschulen interviewt wurden. Daher ist eine hohe musikalische Aktivität gewährleistet, die einer näheren Betrachtung bedarf. Drei Lehrer bewerteten den Stellenwert des Faches Musik an ihrer Schule als mittel bis niedrig.
Die 16 Lehrer, welche befragt wurden, unterrichten an elf verschiedenen Schulen. Im Schnitt besuchen 1200 (1242)12 Schüler diese Schulen, dabei handelt es sich um relativ große Schulen, im überwiegenden Teil Gesamtschulen. Auf die kleinste Schule gehen ca. 640 Schüler, die größte besuchen 1600 Schüler.
Daraus folgt, dass die räumlichen Möglichkeiten zum praktischen Musizieren zunächst bereitgestellt werden müssen, um solch immense Schülerzahlen bewältigen zu können.
Der Regelunterricht im Fach Musik findet laut Lehrplan in der Sekundarstufe I in den Klassen 5, 6, 8 und 10 statt, dabei gibt es Ausnahmen, die einen musischen Wahlpflichtunterricht in Klasse 9/10 zulassen sowie epochalen Unterricht13 in unterschiedlichen Klassenstufen. Die Schulen der Befragten bieten in diesem Rahmen Musikunterricht zweistündig an, wobei die Schulen mit dem Schwerpunkt Musik alle einen durchgängigen Musikunterricht von Klasse 5-10 ermöglichen, gewährleistet durch erweiterten Musikunterricht, Wahlpflichtunterricht oder epochalen Unterricht. Erweiterter Musikunterricht sowie erweiterter Klassenunterricht (Bläserklasse, Chorklasse, usw.) werden meist noch mit einer Zusatzstunde innerhalb oder auch außerhalb des Regelunterrichts gemäß den jeweiligen Konzeptionen versehen. Die folgende Übersicht zeigt die Jahrgänge, in denen Musik an den elf Schulen der Befragten unterrichtet wird (Grafik 3).
Grafik 3 : Klassenstufen, in denen Musik an Schulen unterrichtet wird
Die Schulen sind im Durchschnitt mit etwa drei (2,75) Musikräumen ausgestattet und zum größten Teil sind die Lehrer zufrieden mit den räumlichen Möglichkeiten ihrer jeweiligen Schule.
Die Hauptursache bezüglich der räumlichen Probleme sind Doppelbelegungen. Allerdings nennen die Lehrer auch den geringen Instrumentenbestand, schlechte akustische Bedingungen oder die Tatsache, dass die Räume zu weit auseinander liegen als Gründe für Beeinträchtigungen im Hinblick auf praktisches Musizieren. Ein Lehrer beklagt auch die Nähe zu anderen Klassenräumen: „Man ist natürlich immer von anderen Klassen umgeben. Das heißt vormittags gibt es dann schon mal Beschwerden, wenn zu viel musiziert wird“ (Hoffmann).
Der Instrumentenbestand der einzelnen Schulen ist sehr unterschiedlich. An allen Schulen gibt es einen Bestand an Orff-Instrumenten. Hinzu kommt, dass alle Schulen mindestens über ein Klavier oder einen Flügel und ausreichend Keyboards verfügen. Die genannten Instrumente der Schulen sind in der folgenden Liste aufgeführt, dahinter steht in Klammern die durchschnittliche Zahl der Instrumente, welche vorhanden sind14 (Mehrfachnennungen möglich):
Darüber hinaus besitzen die meisten Schulen Band-Equipment (Mixer, Monitore, etc.) beziehungsweise eine Anlage zum Live-Spielen und auch Aufnehmen sowie einzelne Instrumente zu Vorführzwecken.
Die befragten Lehrer unterrichten derzeit (Schuljahr 2004/2005 = drei Lehrer, Schuljahr 2005/2006 = 13 Lehrer) im Schnitt sechs (5,81) Lerngruppen, hierbei sind AGs mit einbezogen. Die Schülergruppen setzen sich insgesamt sehr unterschiedlich zusammen. Bei genauerer Betrachtung der Zusammensetzung, fällt auf, dass AGs viel homogener besetzt sind als Regelklassen. Darüber hinaus sind erweiterte Musikklassen noch homogener einzuschätzen als AGs.
Die Lehrer sollten im Rahmen von Einschätzungsfragen auf einer Skala von eins bis fünf einstufen und einschätzen, inwiefern ihre Klassen oder Arbeitsgemeinschaften im Schnitt homogen oder heterogen besetzt sind (Grafik 4).
Die Skala sah wie folgt aus: Homogen 1 2 3 4 5 Heterogen
Grafik 4 Zusammensetzung der Lerngruppen im Vergleich
Es ist zu erkennen, dass der Unterschied zwischen AGs und erweiterten Musikklassen nicht ins Gewicht fällt, während die Besetzung der Regelklassen doch eher heterogen ist. Ein Lehrer beschreibt seinen erweiterten Bläserklassenunterricht folgendermaßen: „Die Bläserklassen sind sehr homogen, weil alle auf einem neuen Instrument anfangen, was sie zuvor noch nie gespielt haben. Wobei sich dann zunehmend individuelle Leistungsfortschritte einstellen, das heißt es differenziert nach zwei Jahren mehr als am Anfang, wo alle den gemeinsamen Ton ‚eins’ lernen“ (Winter).
Im Rahmen dieser Einschätzungen wurden die Lehrer neben der Homogenität und Heterogenität ihrer Lerngruppen zum Interesse befragt, welches innerhalb der Lerngruppen in Bezug zum praktischen Musizieren besteht (Grafik 5). Wenn die Lehrer mehrere Klassen oder AGs leiten, wurde jeweils der Durchschnitt der einzelnen Gruppen gebildet.
Diese Einschätzungsskala sah wie folgt aus:
sehr gelangweilt 1 2 3 4 5 sehr interessiert
Grafik 5 Interesse der Lerngruppen im Vergleich
Es ist auch hierbei der klare Trend zu erkennen, dass die Schüler in den AGs noch ein wenig interessierter sind, als in den Regelklassen. Zusammenfassend könnte die These formuliert werden, dass die Schüler in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften motivierter sind, als in erweiterten Musikklassen beziehungsweise Regelklassen (siehe Punkt 5.4.3).
Die Größen der Schülergruppen sind auch sehr verschieden. Während im Schnitt in die Regelklassen 25 (25,48) Schüler gehen, besuchen im Schnitt 33 (32,75) Schüler die AGs, wobei zu beachten ist, dass die AGs häufig Chöre oder Orchester sind, welche den Schnitt durch eine Besuchszahl von bis zu 100 Kindern deutlich heben. Ohne die von den Befragten geleiteten Chöre und Orchester nehmen im Schnitt 16 (15,89) Kinder an einer AG und 67 (66,5) Kinder an Chören oder Schulorchestern sowie in einem Fall an einem Bläserensemble teil.
Grafik 6: Übersicht über die von den Musiklehrern unterrichteten Klassen | |
Die Lehrer unterrichten in unterschiedlichen Klassenstufen der Sekundarstufe I und teilweise auch Sekundarstufe II. Davon sind vielfach die unteren Stufen wie Klasse 5 und Klasse 6 vertreten. Die interviewten Lehrer unterrichten 18 fünfte Klassen, 16 sechste Klassen, 2 siebte Klassen, 11 achte Klassen, 8 neunte und 5 zehnte Klassen sowie 7 Klassen der Oberstufe (Grafik 6).
Grafik 6: Übersicht über die von den Musiklehrern unterrichteten Klassen
Diese Arbeit versucht neben der Tatsache, dass musikpraktisch in der Schule gearbeitet wird, festzustellen, welche Art des Musizierens in der Schule angewendet wird. Beschränken sich die Aktivitäten der Lehrer nur auf Klassenmusizieren oder wird hauptsächlich in Arbeitsgemeinschaften miteinander Musik gemacht?
Grafik 7: Verteilung der Art des praktischen Musizierens
Von den 16 Befragten beschränken sich vier Lehrer ausschließlich auf das Klassenmusizieren, da sie in einer AG nicht tätig sein wollen oder können. Eine interviewte Lehrerin arbeitet hauptsächlich in ihren AGs musikpraktisch. Im normalen Regelunterricht lehrt sie: „So wie man halt normal unterrichtet, aber ohne Klassenmusizieren“ (Braun). Die restlichen elf Lehrer musizieren sowohl im Regelunterricht als auch in den von ihnen...