Die uns zum 31.08.05 antwortenden 817 Fußballvereine bzw. Sportvereine mit einer Fußballabteilung führen insgesamt 239.629 Mitglieder im Bereich Fußball, wobei nur 756 Vereine hierzu eine verwertbare Angabe machten. Da es sich bei der Fragestellung explizit nur um die Mitglieder der Fußballabteilung handelte (falls ein Mehrspartenverein angeschrieben wurde), sind die Angaben nicht in jedem Fall mit der Gesamtmitgliederzahl der Vereins gleichzusetzen.
Nach der Einteilung der Vereinsgröße nach Heinemann und Schubert (1994) lassen sich Kleinvereine (bis 300 Mitglieder), Mittelvereine (301-1.000 Mitglieder) und Großvereine unterscheiden. In unserer Stichprobe hatten der kleinste Fußballverein 8, die kleinste Fußballabteilung 15, der größte Verein 1211 und die größte Abteilung 3389 Mitglieder. Demzufolge würden mehr als die Hälfte aller Vereine und Abteilungen (57.8%) in die Kategorie der Kleinvereine fallen, deutlich mehr als ein Drittel (39.4%) könnten als mittlere Vereine bezeichnet werden, wohingegen lediglich 2.6% der Vereine zu den Großvereinen zu zählen sind (s. Tabelle 5).
Tabelle 5: Vereinsgröße nach Mitgliederzahlen
* Die Anzahl von N=817 wird aufgrund fehlender Werte nicht immer erreicht.
** Die Prozentangaben beziehen sich immer auf gültige Prozentwerte.
Betrachtet man die Mitgliederzahlen zeichnet sich ein anderes Bild. Das Gros (58.1%) der im Fußball verankerten Personen ist Mitglied in einem Verein bzw. einer Abteilung mittlerer Größe. Deutlich weniger als ein Drittel der organisierten Fußballer (29.6%) ist Mitglied in einem Kleinverein, während knapp jeder Achte (12.3%) in einem Großverein seine Mitgliedschaft pflegt.
Um ein differenzierteres Bild der Fußballvereine und Fußballabteilungen zeichnen zu können, werden diese im Folgenden getrennt voneinander betrachtet. Die Einteilung der Fußballvereine erfolgte nach Nagel et al. in Einspartenvereine, Vereine mit 2 bis 5 Sparten und Vereinen mit mehr als 5 Sparten (2004, S.51). Wie aus Tabelle 6 zu entnehmen ist, sind mehr als ein Drittel (34.1%) der antwortenden Vereine reine Fußballvereine. Ihre durchschnittliche Mitgliederzahl beträgt 242 Personen; insgesamt führen sie 61.350 Mitglieder. Zwei Drittel (65.9%) alle Vereine sind Mehrspartenvereine mit durchschnittlich 5 bis maximal 32 Abteilungen. Ihre durchschnittliche Mitgliederzahl beträgt bei 2 bis 5 Sparten 296 und bei mehr als 5 Sparten 446 Personen. Beinahe drei Viertel aller Mitglieder (74.0%) sind in einem Mehrspartenverein organisiert. Somit haben Mehrspartenvereine in ihrer Fußballabteilung durchschnittlich beinahe anderthalb Mal (Faktor 1.46) so viele fußballengagierte Mitglieder wie reine Fußballvereine.
Tabelle 6: Vereingröße nach Spartenanzahl und Mitgliederzahlen
Das Gründungsjahr eines Fußballvereins oder einer –abteilung ist ein Indikator für die Tradition, zugleich ist es ein Hinweis über den Institutionalisierungsgrad der Organisation.
Die größte Anzahl (43.6%) der Fußballvereine und –abteilungen wurde zwischen 1945 und 1980 gegründet, ein Viertel (25.9%) wurde zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg ins Leben gerufen. Der älteste Verein wurde 1847 gegründet. Zwischen dem Gründungsjahr und der Mitgliederzahl besteht ein positiver, hochsignifikanter Zusammenhang (r=.278, p<.05). Je älter der Verein ist, umso höher ist seine Mitgliederzahl (s. Tabelle 7).
Tabelle 7: Durchschnittliche Mitgliederzahl und Anteil über60-Jähriger nach Alter der Vereine
Es lässt sich aus den Daten ableiten, dass Mittel- und Großvereine etablierte Vereine mit einer jahrzehntelangen Vereinstradition sind. Während lediglich ein Drittel (32.9%) der Kleinvereine vor 1945 gegründet wurde, proklamieren mehr als die Hälfte (53.7%) der Mittel- und drei Viertel (76.2%) der Großvereine ihr Gründungsdatum vor dem 2. Weltkrieg.
Betrachtet man isoliert den Anteil der älteren Mitglieder über 60 Jahren an der Gesamtmitgliederzahl in Abhängigkeit vom Gründungsjahr, so erkennt man, dass sich lediglich die jüngsten Vereine (ab 1980) signifikant von den anderen Vereinen unterscheiden (F=17.131, df=3, p<.05). Sie führen mit einem durchschnittlichen Anteil von 3.7% der über60-jährigen am Gesamtmitgliederbestand deutlich weniger Senioren als die anderen, älteren Vereine. Zwischen den Vereinen und Abteilungen, die bis 1980 gegründet wurden, finden sich in dieser Hinsicht keine bedeutsamen Unterschiede. Insgesamt findet sich die Gruppe der Senioren (älter als 60 Jahre) mit einem Anteil von 8.7% am Gesamtmitgliederbestand vertreten.
Die Gemeindegröße ist ein wichtiger Einflussfaktor auf die Vereinsgröße, stellt sie doch mit der Festlegung des Einzugsgebiets einen hinreichenden Faktor dar. In Tabelle 8 sind die Gemeindegrößen und die Vereinsgrößen in Beziehung miteinander gesetzt. Zum weiteren Vergleich ist der Bevölkerungsanteil der verschiedenen Gemeindeklassen Deutschlands zum 31.12.1999 angegeben. Hieraus wird ersichtlich, ob Fußballvereine häufiger in größeren oder kleineren Gemeinden anzutreffen sind. 17.1% der Bevölkerung lebt in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern. In dieser Gemeindegröße sind jedoch 38.2% aller Fußballvereine zu finden. Umgekehrt erscheint das Bild bei Gemeinden zwischen 5.000 und 100.000 Einwohnern. Hier wohnt mehr als die Hälfte (52.1%) der deutschen Bevölkerung, wohingegen 38.3% der Vereine in dieser Gemeindegröße angesiedelt sind. Bei der Gemeindegröße über 100.000 Einwohnern entspricht der Vereinsanteil dem Bevölkerungsanteil. Somit finden wir in kleineren Gemeinden prozentual mehr Fußballvereine und –abteilungen als in großen Kommunen.
Tabelle 8: Fußballvereine und Bevölkerungsverteilung nach Gemeindegröße
* Stand 31.12.1999 (Statistisches Bundesamt, 09.01.2001)
Hinsichtlich der Beschreibung der Lage der Organisationen zeigt sich, dass 61.5% der Fußballvereine im ländlichen Raum angesiedelt sind, mehr als ein Viertel (26.2%) findet sich in der Randlage eines städtischen Gebietes wieder, 12.3% melden ihren Vereinssitz in einer zentralen Stadtlage.
Das folgende Kapitel gibt näheren Aufschluss darüber, wie sich die Mitgliedschaft und die Altersverteilung näher strukturieren.
Insgesamt führen die antwortenden Vereine (n=756) 239.629 Mitglieder. Betrachtet man die Vereine, die detaillierte Angaben zu ihren Aktiv- und Passivmitgliedern gemacht haben (n=472), zeigt sich, dass die Passivmitglieder mit annähernd einem Drittel (31.9%) einen wichtigen Bestandteil des Mitgliederbestandes ausmachen (s. Tabelle 9). Leider haben nicht alle Vereinsvertreter detaillierte Angaben zur Mitgliederstruktur gemacht. Aus diesem Grund können die Zelleninhalte der Tabelle 9 nicht additiv aufgegriffen werden, die Fallzahlen sind in den einzelnen Zellen unterschiedlich.
Tabelle 9: Übersicht über die Aktiv- und Passivmitglieder nach Geschlecht
Anmerkung: In Klammern ist die Anzahl Vereine aufgeführt, die zur jeweiligen Kategorie Angaben machte.
Zwischen dem Anteil der Passivmitglieder und der Gesamtmitgliederzahl besteht kein linearer Zusammenhang. Mittelvereine (zwischen 300 und 1.000 Mitglieder) haben mit 35.5% einen signifikant höheren Anteil passiver Mitglieder als Klein- und Großvereine (df=2, F=7.161, p<.05). Demnach ist der Aktivierungsgrad der Mitglieder nicht direkt abhängig von der Gesamtmitgliederzahl des Vereins. Ein negativer Zusammenhang zeigt sich jedoch, setzt man die Abteilungsanzahl in Beziehung mit dem Passivanteil (r=-.21, p<.05). Je mehr Sparten ein Verein besitzt, umso geringer ist der Anteil der Passivmitglieder. Anscheinend können durch das breitere und vielfältigere Angebot mehr Personen zu einer aktiven Sportausübung gebracht werden.
Tabelle 10 zeigt die genaue Aufschlüsselung der Aktivmitglieder nach Alter und Geschlecht, die 68.1% der Gesamtmitglieder ausmachen. Beinahe die Hälfte der aktiven Mitglieder (48.2%) sind Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren. Die in der Regel im Erwachsenenbereich Fußball spielenden Altersgruppen zwischen 19 und 31 Jahren machen knapp ein Viertel (24.8%) der...