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Klassiker der Erotik 21: Die Dirnenschule der Aspasia

Sex, Leidenschaft, Lust und Erotik

AutorFritz Thurn
VerlagMath. Lempertz
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl393 Seiten
ISBN9783943809770
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,49 EUR
Sie ist eine der berühmtesten Hetären Griechenlands, und in ihrer Schule steht nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis auf dem Stundenplan. Hier erfährt der große Krieger Alkibiades, was es heißt, geliebt zu werden. Jeder Wunsch wird ihm erfüllt, denn Aspasia sieht den Sinn ihres Lebens darin, den Männern Freude zu bereiten. Vermutlich hat Fritz Thurn, der jedoch behauptete, nur ein längst verschollenes Manuskript bearbeitet zu haben, diese Weisheiten der Aspasia selbst verfasst. Und es ihst ihm gelungen, eines der besten Werke der erotischen Literatur zu schreiben.

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Leseprobe

ASPASIA


Alkibiades war von seiner ersten Kriegsfahrt, auf der er sich durch Kampfmut und Disziplinlosigkeit unter allen Kameraden hervorgetan hatte, zurückgekehrt. Nach dem kurzen Feldzuge gegen die Lakedaimonier sehnte sich der schöne, und wenn auch dem Knabenalter eben erst entwachsen, so doch schon überaus heißblütige Jüngling, von dessen Liebesstreichen man sich auf der Agora und in der Palästra schon das Unglaublichste erzählt hatte, nach den weißen Armen der Hetären.

So eilte er denn am Tage nach seiner Rückkehr um die Mittagszeit zu Aspasia, deren Landgut mit der berühmten Dirnenschule sich inmitten eines wohlgepflegten Gartens am Meere befand. Noch war die Hetäre aus Milet, deren Ruhm sich über ganz Hellas ausbreitete, nicht die Gattin des Perikies geworden, des Staatsmannes von einzigartiger Bedeutung, der die Politik zur Kunst und die Kunst zum politischen Mittel machte. Unter seiner weisen Leitung war die im letzten Perserkrieg zerstörte Hügelstadt unter der Akropolis in ungeahnter Pracht und Blüte neu erstanden. Die führende Hand des Olympiers, wie ihn nicht nur seine Freunde nannten, hatte dem begabten Volke Attikas neue Bahnen auf dem Gebiete aller schönen Künste im Leben des Staates, wie in dem des Einzelnen gewiesen. Wie ein Rausch von göttlicher Erkenntnis, wie ein bacchantisch wilder Trieb nach Höherentwicklung war es über diesen Zweig des ironischen Volkes gekommen, der bisher halb verwildert und zurückgeblieben, von dem üppig in die Höhe schießenden Aste an Kleinasiens Küste überschattet worden war. Nur auf dem Felde der Liebe, der Beziehungen der beiden Geschlechter zueinander hatte die freiheitliche Entwicklung vor der altväterlichen Sitte wie vor einer ehernen Mauer Halt machen müssen. Während in der Sagenwelt Homers die Frau die gleichberechtigte Lebensgefährtin des Mannes war, galt sie zur Zeit der Perserkriege als ein untergeordnetes Wesen, das ungeeignet für die Bildung des Verstandes und unbegabt für die Künste, vom öffentlichen Leben durchaus ferne zu halten war. Das Musäon und das Theatron waren den Gattinnen athenischer Bürger noch ebenso verschlossen, wie die Volksversammlung, ja selbst auf der Agora, dem großen Marktplatze, wo ein Großteil des städtischen Lebens sich abspielte, fanden sich die Männer und nicht die Frauen ein, um die nötigen Anschaffungen für den Hausbedarf zu machen. Wie in orientalischer Abgeschiedenheit und Entrechtung ein Dasein ohne jede höhere sinnliche Anregung im Gynaikeion, dem Hintertrakte des Familienhauses, fristend, mußten die Athenerinnen neben ihren nach Geist hungrigen und zum Großteil von Geist sprühenden Gatten verachtete, verkümmerte Wesen bleiben. Daß die Männer diesen braven, reizlosen Wirtschafterinnen den Umgang mit Hetären vorzogen, sich mit gleichsam befreit auf jauchzenden Sinnen in die gepflegten Arme der fremdländischen Dirnen warfen, ist umso begreiflicher, als diese schönen Weiber nicht nur in den Künsten der Liebe, sondern auch in manchem ändern wohl bewandert waren und dank ihrer vielseitigen Bildung dem begehrlichen Geiste noch Nahrung bieten konnten, wo des Leibes Hunger nach Lust gestillt war oder sich nicht regte.

Bald nach ihrer Ankunft in Athen hatte die Milesierin, deren hochgemuter Sinn sich über die Unterdrückung ihrer Geschlechtsgenossinnen empörte, versucht, eine Art Umwälzung der Sitten herbeizuführen und die Frauen aus ihrer geistigen Knechtschaft zu befreien. Sie war aber dabei nicht nur bei den Männern auf wohlüberlegten Widerstand gestoßen, sondern hatte auch bei den Frauen selbst nur Undank für ihre Bemühungen geerntet. Der fremden Hetäre war es sehr ernstlich von den sich beleidigt fühlenden, züchtigen Damen verübelt worden, daß sie ihren Einfluß auf den führenden Staatsmann dazu auszunützen sich bemühte, das Los der verheirateten Frauen zu verbessern, ihre geistige Bildung zu heben, zu fördern. Verdrossen wandte Aspasia sich von der Aufgabe ab, die sie, mitfühlend mit jenen, zum eigenen Nachteile auf sich geladen hatte, und sie verlegte sich nun ausschließlich darauf, in ihrem Geiste Berufsschwestern heranzuziehen.

Nur mit Widerstreben hatte schließlich Perikies ihren Bitten nachgegeben und ihr das Landstück am Meere zugewiesen, auf dem sie ihr Mädchenlykaion errichten wollte. Erst als sie dem sie heiß liebenden, ja verehrenden Manne mit ihrer Heimkehr nach Milet gedroht hatte, war es ihr gelungen, seine ernsten Bedenken gegen ihr Vorhaben zu unterdrücken. Alle ihre zahlreichen kunstverständigen Freunde hatte sie nun der staatlich genehmigten guten Sache dienstbar gemacht. Alkamenes und Agorakritos, die Bildhauer, Sokrates, der Steinmetz, ja selbst der alte, mürrische Iktinos, der erste Baumeister von Athen, hatten sich über ihr Bitten bereitgefunden, am Ausbaue jenes kleinen Lustpalastes mitzuwirken. Halb Tempel, halb Landhaus, aus Granitquadern errichtet, verkleidet mit ausgewählten Marmorplatten aus den Steinbrüchen des Pentelikon, leuchtete es, weithin schimmernd, aus dem Dunkel der Zypressen und Granatbäume ins sonnige Gefilde der Pyräushalbinsel, das durch die hohen, breiten, die Hauptstadt mit dem Hafen verbindenden und beide schützenden Phaleronmauern häßlich durchschnitten wurde. Aspasias Lusthaus stand zwischen diesen, etwa zwei Stadien voneinander parallel laufenden Mauern, dem Strande nahe genug um die schwache Seebrandung vernehmen zu lassen. Die erfrischende, vom Meere herüberstreichende Luft machte den Aufenthalt in den Hainen und den von Künstlerhand in die Felsen des Gestades gehauenen Grotten besonders angenehm. In diesen Garten pflegten sich auch meist die Freunde des Hauses zurückzuziehen, wenn sie nach dem Rate der Meisterin ihre Wahl unter den Schülerinnen getroffen hatten. Der Garten mit seinen blumigen Wiesen, seinen Olivenhainen und Rhododendrenbüschen, seinen moosgepolsterten Steingelassen bildete wenigstens für einen Teil des Unterrichtes zugleich den erweiterten Schulraum. Hier leitete Aspasia nach einem von ihr erdachten Lehrpläne die täglichen Turnübungen, die gleichmäßig alle Glieder zu vollendeter Harmonie ausbildeten, hier aber auch wurden den wohlhabenden Gästen auserlesene Orgien geboten, in deren Verlaufe Aspasias Schülerinnen alle die feinen erotischen Künste an den Mann zu bringen hatten, die die Meisterin sie ohne alle Eifersuchtsregung mit größerem oder geringerem Erfolge gelehrt hatte.

Nicht einseitig war das Lehrziel. Aspasia unterwies ihre Schülerinnen nicht nur im Dienste der pandemonischen, der lesbischen und der kallipygischen Aphrodite, sie weihte sie auch ein in die Geheimnisse der oft seltsamen Liebesbetätigungen der Barbaren, insbesondere in die der Skythen, der Ägypter und der Perser, mit denen sie aber nur ganz besonders verwöhnte und überreife Männer bekannt machte. Solchen allein wies sie auf besonderes Verlangen auch die sonst verborgen gehaltene, aber dennoch schon zur Berühmtheit gelangte Sammlung der Hilfswerkzeuge aller Art vor, deren die verschiedensten orientalischen Völker sich im Dienste der Liebesgöttin bedienten, die elastischen Bänder und Gürtel zur Verstärkung und Verlängerung der Wolllustgefühle des Mannes, die kunstvoll mit kurzen Roßhaaren besetzten Zackenringe, die der Erregung der Geschlechtsnerven erschöpfter Weiber zu dienen bestimmt waren, Klammern für die Brustwarzen beider Geschlechte und jene seltsamen metallenen Zitterkugeln, die von den lüsternen Frauen eines Volkes des fernsten Ostens ständig in der Scheide getragen werden, damit die leisen Schwingungen dieser ineinandersteckenden Hohlkugeln einen andauernden, sanften Nervenreiz hervorrufen.

Als Alkibiades ihre Schule betrat, war Aspasia eben noch mit dem theoretischen Unterricht beschäftigt. An der Hand eines kunstvollen, holzgeschnitzten Phallos unterwies sie Anfängerinnen in der sachgemäßen Behandlung des männlichen Gliedes, wobei sie nicht unterließ, ihre andächtig lauschenden Hörerinnen auf die besonders nervenreichen und darum in erhöhtem Grade empfindsamen Stellen an der Eichel vorzüglich aufmerksam zu machen. Ohne sich durch den Eintritt des Gastes irgendwie stören zu lassen, führte sie den Unterricht unbeirrt zu Ende und dann erst begrüßte sie Alkibiades, der dem Vortrage belustigt und mit Interesse gefolgt war. »Göttliche Aspasia«, sprach er nun zu ihr, »du vereinigst Athens unendliche Weisheit mit dem holden Liebreize Aphroditens. Zur Doppelgöttin zu beten ist die Absicht, die mich hergeführt hat. Mich hungert, du Erhabene, mich hungert nach Speise und mehr nach Liebe. Stille gnädig mein Verlangen!«

»Ungesäumt soll dir Befriedigung werden, mein Freund! Das Mahl steht bereit und auch sonst sollst du nicht darben. Für dich, sieghaft schöner Alkibiades, habe ich besonders Erlesenes auf dem Lager, einen wahren Leckerbissen. Dein Liebesappetit läßt mich übrigens vermuten, daß Sokrates, der geil-törichte Weise, das schönheitsdurstige Scheusal, dich letzte Nacht verschont hat!«

»Nein«, erwiderte Alkibiades ärgerlich und unwillkürlich griff er dabei nach seinem Hinterteile, »er hat...

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