Zehntes Kapitel
Der Herr geht fehl, wird aber zurechtgewiesen
Es war verabredet, dass ich meine schöne Brünette in der Nacht besuchen sollte, und machte mich auf den Weg, sobald alles Geräusch sich legte.
Ich öffnete das Zimmer und wunderte mich, dass meine Schöne kein Licht hatte. Fest überzeugt, dass ich im rechten Zimmer bin, schleiche ich ans Bette, belausche das leise Atemholen und bin meines Rechtseins gewiss. Meine Hand sucht im Dunklen und trifft einen knöchernen Busen mit welken Brüsten. Man fasst meine Hand.
»Sind Sie’s, Hauptmann?«
Wie ein Pfeil schoss ich an die Türe und fort auf mein Zimmer.
Auch hier ergreift mich eine weibliche Figur, ich glaube, wieder irre zu sein, will mich losreißen, als ich an der Stimme meine Brünette erkenne.
»Wo waren Sie?«
»Ach, gnädige Frau!«
»Nun kommen Sie auf mein Zimmer.«
Wir gingen links - und ich war, der Himmel weiß wie, rechts gegangen.
Meine Göttin schloss hinter uns zu.
»Wo waren Sie? Sie sehen ja ganz erschrocken aus.«
Ich erzählte ihr mein Abenteuer und reizte sie herzlich zum Lachen.
»Nein, das wäre zu toll, wenn ich durch die versumpfte Frau v. Exen um mein Vergnügen gekommen wäre. Nein, gute Frau, so was ist nichts mehr für dich.«
Sie zog den Schlafrock aus.
»Wie der kleine Geck sich entfärbt, ich glaube, er schämt sich?«
Im Augenblick stand meine Brünette da, als ob sie einer Hebe zum Modell hätte stehen sollen. Sie strich mein Hemd ab, und wehmütig drückte sie mich an ihren flaumenweichen Körper.
»Ha, der Kleine; wollen sehen, wer das Feld behalten wird.«
Ich war nicht müßig, meine Hände hatten volle Arbeit; ich kniff, ich streichelte, ich schlug und tändelte wie ein kleines Kind. Ich spielte an den kleinen, krausen Haaren und entdeckte jetzt den kleinen Gott, der sich meinem Amor entgegensetzen wollte. Diese Entdeckung machte mich neugierig, ich fasste meine Beute und trug sie aufs Bett. Meine Göttin glühte, mit einer Art von Wut warf ich mich über sie, der Eingang ward mir schwer. Aber ein leises Girren, das aus dem Munde meiner Schönen drang, bezeugte ihr hohes Vergnügen.
Jetzt ward ich heftiger, der Augenblick der Entscheidung war da, ich schnaubte. Oh, sie fühlte es! Ihr brechendes Auge, ihr unterbrochener Atem, ihr Beben der Lippen bezeugten mir’s.
»Noch für - lassen Sie nicht nach. Oh! noch!«
Ich raffte meine übrigen Kräfte zusammen, gewann neuen Mut und Kraft, es ward, als ob der Kampf erst beginne. Das setzte meine Schöne ganz außer Fassung, ihr Atem blieb bisweilen ganz aus, stürmisch hob sich die Brust, ihr Auge schloss sich ganz, und süßlich angenehmer Duft quoll aus ihrem Körper.
Ich glühte, sie war mir zu tief gesunken, ich stützte sie. Dies schien mir noch reinere Bahn zu machen, und nach einiger Anstrengung brachte ein zweites Vergnügen meine Schöne insofern ins Leben, dass sie halbgebrochene Laute von sich gab; und nun sank ich kraftlos an ihre Seite hin, mit meinem Gesicht auf den wallenden Busen.
Meine Brünette lag noch eine ziemliche Zeit mit halbgebrochenen Augen, atmete kurz und geschwind, und bekam dann und wann eine kleine Zuckung, die jedes Mal ein zitternder Seufzer begleitete.
Das Hinbrüten war endlich verrauscht, sie richtete sich auf, betrachtete und befühlte meinen ganzen Körper.
»Lieber Junge, um alles in der Welt hätt’ ich diese Wonne nicht entbehren mögen. Ich muss dir sagen, dass ich mich nicht entsinne, dass sie je mit einem so seligen Unbewusstsein meiner selbst begleitet gewesen wäre. - Und wie der kleine Bube noch daliegt, scheint nur eine kleine Aufforderung zu erwarten und droht jedem Spotte. Kleiner, niedlicher Kupido, wer sollte dir das Vermögen Zutrauen, ein geheimes Feuer durch alle Adern, durch jeden Nerv schneller wie Blitze zu treiben? Lass dich küssen, niedlicher Kleiner!«
Wenn bei solchen süßen Reden unter feurigen Küssen nicht jeder Muskel schwellen sollte! Wenn unsere Hände den schönsten Körper betasten, die wallenden Hügel befühlen, unser Mund an ihren Rosenknöspchen saugt!
Und doch weiß ich das Gegenteil von vierundzwanzigjährigen Jünglingen; aber die Unglücklichen hatten die Quintessenz ihrer Lebenssäfte über die kalte Hand hinströmen lassen.
»Halten Sie, Lieber; lassen Sie uns erst recht vorbereiten zu neuem Vergnügen; der Genuss der Wollust verliert ohne Vorbereitung seinen Wert und Gefühl.«
Wir rieben uns aneinander, es war, als ob wir wechselseitig unsere Seele einschlürfen wollten. Ich leitete meine Hand über ihren marmorglatten Leib und fand tiefer den festen, runden Venusberg.
»Nun, Liebe? Ihre Lippen brennen, Ihre Augen glänzen, und Ihre Milchhügel beben.«
»Meinen Sie? Ihre Augen strahlen Feuer, Ihr Atem brennt.«
»Ihr ganzer Körper duftet, das Blut scheint aus den Adern getreten und rötet sanft und rosig die weiße Schwanenhaut.«
»Stark und fest sind Ihre Lenden, jede Ader strotzt und jeder Muskel schwillt von Kraft.«
Ungefähr auf diese Weise hielten wir unter beständigem Händespiel unsere Vorbereitung.
Ich kniete hin und betrachtete die niedliche Grotte nochmals recht aufmerksam und legte mich nun langsam über den samtenen Körper hin.
»Sie zaudern, vermehren mein Schmachten, und auch das ist angenehm.«
Ich schlang meine Arme um ihre elfenbeinernen Hüften, presste sie fest zusammen. Der ganze Körper meiner Göttin bebte, ihre Zunge zitterte, und nun drang ich durch: Meine Schöne stieß ein bebendes Girren aus. Unsere Vorbereitung hatte auf meine Brünette zu starken Eindruck gemacht, schon bald schnappte sie nach Luft.
Ich ließ mich nicht aus meiner Fassung bringen; gemessen fuhr ich fort und überließ mich jetzt zum ersten Male so recht mit Bedacht den Empfindungen.
»Sie quälen mich.«
Wirklich bemerkte ich auch nicht nur in ihrem Gesichte Zuckungen; sie schlang so heftig, als ob ihr etwas in der Kehle sitzen geblieben wäre; ihre Augen waren halb verschlossen, standen starr, und die Augenwinkel waren voll Tränen.
Auf einmal fing sie laut an zu wimmern, und endlich brach ein heißer Strom über Tal und Hügel und den ganzen Myrthenhain der Liebe.
»Oh! Ich kann nicht - mehr!«
Ein Schauspiel für die Götter!
Hier lag ich nun und hielt meine halb ohnmächtige Schöne fest an mich geschlossen, vom Rosenduft umgeben. Ihre Beine hatten alle Kraft, sich zu stützen, verloren. Ich hielt etwas inne. Schwere Seufzer drängten sich zitternd aus ihrer Brust. Ich setzte fort und spielte in der Gegend, wo das Rückgrat endigt, was die Mediziner das heilige Bein nennen, ohne dass ich die Wirkung kannte.
Meine Schöne erholte sich.
»Lieber, wollüstiger Jüngling, was lassen Sie mich für ein noch nie gefühltes Vergnügen schmecken! Ach!«
Sie schlürfte an meiner Zunge.
Nun aber verlor ich mein bedachtsames Wesen: Geschwinder und geschwinder und nachdrücklicher wurde ich, und mein Atem ward kürzer und kürzer.
»Ach, Lieber!«
»Ach! helfen Sie mir, Liebe -«
Sie sog an meinen Lippen, als ob sie meinen entweichenden Geist auffangen wollte, umsonst.
Sie vergaß ihr Zungenspiel und fing aufs Neue an, mit den Augen zu blinzeln. Sie schloss mich aus allen Kräften mit Armen und Schenkeln an sich. Ich verlor Gesicht, Gehör und Gefühl. Die Quelle meiner Göttin ergoss sich aufs Neue. Ich schnaubte und tobte. Sie war diesmal nicht ohne Besinnung, wie vorher, und leistete mir allen Beistand.
»Sie ersticken mich! Lieber!«
Der Balsam schien seinen Ursprung aus meinem Gehirn und Herzen zu nehmen.
Kaum empfand meine Schöne das Feuer, nach dem sie so lange geschmachtet hatte, so zitterten ihre Lippen, ihr ganzer Körper schien gleichsam zu schmelzen.
»Ich sterbe!«
Nun war das Opfer gebracht. Fest umschlossen, Mund auf Mund, Zunge an Zunge, Busen an Busen lagen wir, hauchten unsere Seelen ineinander und entschliefen.
Schon schielte die Sonne über den nächsten Berg zu unserem Fenster hinein, als ich erwachte.
Sanft schlief noch meine Göttin der Liebe.
Mit Entzücken betrachtete ich die schönen Teile des herrlichen Körpers, die mir so...