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Marguerite war also meine Hoffnung. Gern wäre ich gleich zu ihr hinübergeeilt, hätte mich zu ihr ins Bett gedrängt, hätte gebeten oder gedroht, bis sie mich vollständig über alle die seltsamen, verbotenen und aufregenden Dinge aufgeklärt hatte, die ich heute gesehen hatte, ja, bis sie mich gelehrt hätte, was mich so unbeschreiblich lüstern gemacht hatte. So jung wie ich war, hatte ich doch denselben Verstand und dieselbe vorsichtige Berechnung, die mich später vor so vielen Unannehmlichkeiten bewahrt hat. Konnte ich nicht durch irgendeinen Zufall ebenso belauscht werden, wie ich sie belauscht und wie ich meine Eltern gesehen hatte? Ich fühlte, daß es sich um etwas Unerlaubtes handelte, und wollte ganz sicher sein. Obgleich ich ganz in Feuer war und das rebellische Fleckchen da unten prickelte und juckte, so verhielt ich mich doch ganz ruhig und preßte die Schenkel zusammen. Als ich meinen Plan geschmiedet hatte, den Onkel auf das Land zu begleiten, weil sich dort Gelegenheit finden mußte, mit Marguerite ganz allein und unbelauscht zu sein, schlief ich spät ein.
Es wurde mir nicht schwer, beim Onkel und bei meinen Eltern meinen Plan durchzusetzen, und ich erhielt die Erlaubnis, acht Tage auf dem Lande zuzubringen. Das Gut meines Onkels lag nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt und nach dem Mittagessen wurde hinausgefahren. Den ganzen Tag über war ich so liebenswürdig und zuvorkommend als möglich gewesen, und auch Marguerite schien großen Gefallen an mir zu finden. Meine kleine Kusine war mir ganz gleichgültig, und vor meinem Kusin fühlte ich eine unerklärliche Scheu. Da ich sonst keinen jungen Mann kannte, mit dem ich so nahe und so unverdächtig hätte Zusammenkommen können als mit ihm, so war er mir mein erster Gedanke gewesen, um über all die Rätsel aufgeklärt zu werden, die mich seit meinem Versteck im Alkoven quälten. Ich war so freundlich und auffordernd wie möglich gegen ihn gewesen. Er war mir aber immer scheu ausgewichen.
Es war gegen acht Uhr abends, als wir auf dem Gut ankamen, hoher Sommer und sehr heiß. Von der Fahrt ermüdet, wollten sich alle bequemer kleiden. Es wurde Tee getrunken. Indem ich mich ganz unbefangen gab, sorgte ich dafür, daß ich in das Schlafzimmer der Gouvernante gebettet wurde, weil ich vorgab, mich zu fürchten, wenn ich in einem fremden Zimmer allein schlafen solle. Man fand das ganz natürlich, und so hatte ich meinen Willen durchgesetzt, so daß ich getrost das Übrige meiner Schlauheit überlassen konnte.
Der Abend kam, und mit ihm zog ein schweres Gewitter herauf. Gegen zehn Uhr, als eben die ersten Blitze leuchteten, gingen wir zu Bett. Meine kleine Kusine war in das Schlafzimmer ihrer Eltern gebettet worden, und ich war so mit Marguerite ganz allein. Mit größter Aufmerksamkeit beobachtete ich alles, was sie tat. Als sie die Tür verriegelt hatte, machte sie es sich erst bequem und packte dann die sämtlichen Sachen aus ihrer verschlossenen Reisetasche in Kommoden und Schränke. Auch das Bündel Wäsche sah ich zum Vorschein kommen, und sie packte es sorgfältig unter einen Stoß Wäsche. Auch das Buch, in dem sie gelesen hatte, verbarg sie dort. Gleich war ich entschlossen, während der Zeit, die ich auf dem Gute bleiben würde, dieser Sachen habhaft zu werden und sie mir so aufmerksam wie möglich zu besehen. Beichten sollte mir Marguerite aber auch, ohne daß ich ihr mit der Entdeckung ihrer heimlichen Freuden drohte. Meine natürliche Schlauheit gefiel sich in dem Gedanken, sie durch Überraschung, Bitten und Überreden so zu bestricken, daß sich alles wie durch einen Zufall so ergeben hätte. Ich weiß nicht warum, aber so schien es mir viel hübscher und versprach meiner Neugier ein größeres Vergnügen.
Das Gewitter war unterdessen immer mehr zum Ausbruch gekommen, und der Donner rollte fast unaufhörlich. Ich stellte mich sehr ängstlich, und kaum hatte sich Marguerite ins Bett gelegt, als ich bei einem heftigen Donnerschlag aus dem Bett sprang und unter Ausrufen der größten Wucht mich zu ihr flüchtete. Ich bat sie, mich doch bei ihr aufzunehmen, weil meine Mutter das auch bei jedem Gewitter getan hätte. Mit allerlei Trost und beruhigendem Zuspruch nahm sie mich neben sich. Ich umklammerte sie und drückte mich so fest wie möglich an sie, als wollte ich mich bei jedem Blitze in sie hinein verstecken. Indem sie alles zu meiner Beruhigung anwandte, küßte, streichelte und drückte sich mich an sich. Aber so gleichgültig und gar nicht, wie ich es eigentlich wünschte. Doch ich wußte nicht recht, wie ich es eigentlich anfangen sollte, um mehr von ihr zu erlangen.
Die Wärme ihres Körpers machte mir ein unbeschreibliches Vergnügen, und ich drückte mein Gesicht fortwährend zwischen ihren Busen, wobei ich jedes mal einen eigentümlichen Schauer herabrieseln fühlte. Dahin zu greifen, wo ich eigentlich hin wollte, getraute ich mich aber nicht, und so fest ich auch zu allem Möglichen entschlossen gewesen war, so hatte ich doch jetzt, wo ich der Erfüllung so nahe war, gar Keinen Mut. Plötzlich kam mir der Gedanke, über einen Schmerz zwischen meinen Schenkeln zu klagen. Ich wimmerte förmlich und wußte gar nicht, was das sein könne, bis Marguerite dahin fühlte und ich ihre Hand bald hierhin, bald dahin lockte. Ich versicherte ihr, der Schmerz ließe nach, sobald ich nur die Wärme ihrer Hand fühlte. Wenn sie hin und her riebe, höre das schmerzliche Gefühl ganz auf. Ich sagte das so unbefangen, daß sie damals gewiß noch nichts von meiner Absicht gemerkt hat. Ihre Berührungen waren auch nur noch diensteifrig, ohne irgendein Mitgefühl zu verraten. Als ich sie aber vor Dankbarkeit küßte, und mich immer enger an sie schmiegte und ihre Hand zwischen meine Schenkel drückte, merkte ich doch, daß in ihr ganz andere Gefühle sich zu regen begannen.
Ich empfand ganz deutlich, daß bei ihr dieselben Begierden erwachten, die mich zu ihr geführt hatten, aber ich hütete mich sehr wohl, zu erkennen zu geben, daß mir ihre Hand ganz andere Empfindungen bereitete als die Linderung eines angeblichen Schmerzes. Und wirklich war es etwas ganz Anderes, dort eine fremde Hand zu fühlen als die eigene. Offenbar machte es ihr Vergnügen, einen Vorwand zu haben, daß sie mit der Hand die Erkältung vertreiben konnte. Unzweifelhaft erregte sie sich. Ich merkte an ihrer wachsenden Zärtlichkeit, an der Art, wie sie mich an sich preßte und das Hemd so weit wie möglich hinaufschob, um die nackten Körper recht nahe aneinander zu bringen, daß ich meinen Zweck erreicht hatte. So wenig geistreich das Mittel auch war, so klagte sie plötzlich an derselben Stelle über Schmerz. Wahrscheinlich hatte sie sich ebenso erkältet wie ich, und nichts war natürlicher, als daß ich ihr ganz treuherzig anbot, den schmerzhaften Fleck ebenfalls zu wärmen, da mir das so vollkommen geholfen hatte. Triumphierend, daß meine List erreichte, was ich mir wünschte, faßte ich schüchtern und ungeschickt, um mich nicht zu verraten, an den Gegenstand meiner Neugier und fand schon bei der ersten Berührung einen gewaltigen Unterschied im Vergleich zu mir. Absichtlich hielt ich anfangs die Hand still und überzeugte mich nur, daß alles viel größer, weiter und reifer sei als bei mir.
Marguerite hielt auch die Ruhe meiner Hand nicht aus, sondern hob und drehte sich ihr entgegen; die Schenkel kamen in eine eigentümliche zitternde und bohrende Bewegung. Gefällig, aber keineswegs übereilt oder mich verratend, suchte ich ihr den unglücklichen Schmerz zu lindern. Meine Hand spielte nun dieselbe Rolle, die mein Vater spielte, als meine Mutter sich über ihn setzte. Meine Hand verhielt sich still, und Marguerite kam seufzend, küssend und zitternd in eine heftige Bewegung. Gleich darauf hörte ihre Bewegung auf, und sie lag schwer atmend ganz still neben mir.
Es war mir gelungen! Zufall und Schlauheit hatten mir geholfen, eine Vertraulichkeit herzustellen, die nun jedenfalls weiterführen mußte. Als sie wieder zu sich kam, war sie offenbar verlegen, wie sie mir ihr Benehmen erklären und ihre Wollust verbergen sollte. Denn aus meiner Regungslosigkeit mußte sie schließen, daß ich noch ganz unwissend sei. Unzweifelhaft überlegte sie, was sie tun und sagen solle, um den Vorgang unschädlich für ihre Stellung im Hause des Onkels zu machen und mich über den eigentlichen Charakter des Schmerzes zu täuschen, den sie fühlte. Auch ich überlegte, was nun das Beste sei, ob ich mich ganz unwissend stellen oder nur die Neugierde meine Entschuldigung übernehmen lassen sollte. Tat ich das Erstere, so konnte sie mir Falsches erzählen, mir irgendetwas aufbinden, was ich dann glauben mußte, wenn ich mich nicht verraten wollte, noch mehr Lust als Neugier für die Sache zu haben. So entschloß ich mich, offen zu sein und nur zu verheimlichen, daß keineswegs der Zufall, sondern meine Berechnung die neue Lage herbeigeführt hatte, in der wir uns befanden. Als Marguerite wieder ganz zu sich gekommen war, schien sie zu bereuen, daß sie sich so ganz ihrem Temperamente überlassen hatte und ich sie verraten...