Mademoiselle Fifine de Molin hatte mit dem heutigen Tage die Verwaltung der Güter ihrer Freundin, der Sennora Juanita di Lupis, übernommen. Dadurch war sie über hunderte von Sklaven und Sklavinnen gesetzt und ein triumphierendes, stolzes Lächeln, gemischt mit einem Zuge grausamen Behagens, schwellte ihre roten Lippen. Sie betrat das reizende Boudoir, welches die Freundin vor ihrer Abreise ganz nach ihrem, der Mademoiselles, Geschmack hatte einrichten lassen. Vor dem Rokokoschreibtisch stand ein zierlicher, weichgepolsterter Sessel. Ein robust aber nicht unschönes Weibsbild war gerade damit beschäftigt, die schweren Damastvorhänge von den Fenstern zurückzuziehen.
„Wie, du bist noch nicht fertig, Manon? Du weißt doch, dass ich einige schriftliche Arbeiten zu erledigen habe — und dann, Manon, ich wünsche hier ganz so wie zu Hause auf Bonrepos zu leben und zu regieren, hast du mir denn noch nicht die nötige Anzahl Kerle abgerichtet?“
Die korpulente Manon lachte. „Oh, gewiss, Mademoiselle, alles ist parat, Mademoiselle brauchen nur zu befehlen, habe für alles nötige gesorgt!“
„Aber nicht nach meinem ausdrücklichen Befehl gehandelt, du dickes, pomadiges, blondes Ding!“
„Konnte ich ahnen, dass Mademoiselle es gleich am ersten Tag hier auf den fremden Plantagen wie zu Hause einrichten wollen.“
„Oh, du dickes, blondes, pomadiges Weib,“ schalt Fifine und erhob drohend den Finger, „danke Gott, dass du eine Freie und keine Sklavin bist, ich würde sonst in Versuchung kommen, dich ein wenig aus deiner Lethargie herauszukitzeln.“
„Ich weiß, dass es Mademoiselle nicht schwer fallen würde, dies zu tun, allein meine angeborene Würde als echte Tochter der Bretagne . . .“
„Halte gefälligst deinen Schnabel, eingebildetes Geschöpf, und besorge so rasch als dein Wohlbeleibtheit es dir gestattet, die Kerle herbei, ich sehe nicht ein, wer mich hindert, meine Gewohnheiten hier aufgeben zu sollen, vorwärts, Manon, du siehst, ich werde ungeduldig! Wo ist die Peitsche? Achtung, ich werde dich auspeitschen!“
Sie suchte lachend nach der Peitsche, während die korpulente Manon, die Vertraute der jungen Französin, eiligst Reißaus nahm, jedoch alsdann mit einer Anzahl besonders großer, schöner Negersklaven zurückkehrte. „So, Mademoiselle, da ist die schwarze Horde! Wollt ihr faulen Kerle euch wohl hinwerfen, wenn ihr vor eure Herrin geführt werdet? Ah, das ist nicht schlecht, Mademoiselle, bitte um die Peitsche!“ In die dicke Blondine kam mit einem Male Leben. Die schwarzen Riesen aber warfen sich geschwind zu Boden, als sie die Drohung mit der Peitsche vernahmen.
Fifine lächelte geringschätzend. „Lass nur, Manon, ich werde sie mir schon selber kirre machen und so dressieren, dass sie wie die Pudel parieren, und nun richtet euch nur wieder auf, ihr nackten Hunde, und sperrt eure Löffel auf, denn was ich euch jetzt sage, sage ich am liebsten nur einmal, ein zweites Mal knallt schon die Peitsche! Stellt euch in einer Reihe auf, so, nicht so nahe aneinander, Manon, bring' doch die Peitsche, sie liegt irgendwo bei der Chaiselongue, die Rhinozeros peitsche natürlich für diese schwarzen Biester!“
„Wie heißt du, Kerl?“ Sie war vor einen besonders starken und muskulösen Neger getreten.
„Caro“, lautete die von einem Zähnefletschen begleitete Antwort.
„Gut, Caro, du wirst hiermit zu meinem Schreibsessel ernannt, Lass dich vor dem Schreibtisch auf allen Vieren nieder, und du, Manon, lege ihm ein weiches Fell auf seinen Rücken! Weiter, wie heißt du?“
„Bello!“
„Lauter Hundenamen, ganz in Ordnung!“
„Also du, Bello, hast die Auszeichnung, mein Schemel zu sein, marsch unter den Schreibtisch, und zwar auf den Rücken hingelegt ! Der Nächste?“
„Hektor!“
„Ein stolzer Name, wird Tintenwischer, links zur Seite des Schreibtisches hingekniet! Manon, gib doch den Kerlen die Peitsche, wenn sie sich gar so dumm stellen, so, noch' einmal, noch einmal! Zu was gehen denn die Halunken nackt herum! Der Nächste?“
„Rolf.“
„Auch sehr hübsch, der Name, wird Aschenbecher! Rechts vom Schreibtisch!“
Diesen Neger platzierte die dicke Manon auf besondere Art und Weise. Er musste sich zur rechten Seite des Schreibtisches auf den Rücken legen und die Beine ganz gestreckt in die Höhe richten. Seine Fußgelenke wurden mittels Riemen mit seinem Nacken verbunden, so dass er sich in seiner Lage nicht zu rühren vermochte.
Zwei Sklaven blieben noch übrig. Fifine gab jedem derselben eine schallende Ohrfeige und beroch sodann ihre Hand, mit welcher sie dieselben ausgeteilt hatte. „Nun, und ihr Hunde, wie seid ihr getauft?“
„Flick und Flock!“
„Es sind Zwillinge,“ kommentierte die dicke Manon, indem sie dem einen der Neger, der seine Position am Schreibtisch ungeschickt eingenommen hatte, einen Fußtritt in den Hintern versetzte.
„So, so, Zwillinge,“ lachte Mademoiselle de Mohn lustig. „Ein paar famose, stramme Kerle, die Beiden! Macht mal eure Fressklappen auf, weit, noch weiter, so, und nun duckt euch ein bisschen, marsch in die Kniebeuge! Könnt ihr wohl nicht, ihr fetten Hammel? Wieder klatschten zwei Ohrfeigen — wieder roch die Französin an ihrer Hand. „Stinken nicht einmal so sehr, die Burschen! Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und spie den beiden Schwarzen in den Mund. „So —. hinunter damit, Leckerbissen von eurer Herrin!“
Die Neger schnitten furchtbare Grimassen, als sie so bedacht wurden und die unangenehme Gabe der grausamen Dame verschluckten. Manon schüttelte sich vor Lachen. „Scheinen sehr verwöhnt, die Kerle,“ meinte sie höhnisch.
Fifine nickte. „Werde sie mir schon gut abrichten, sollen ihre helle Freude haben, stelle sie inzwischen als Ruhesessel auf, Manon!“
Die korpulente Person wies sofort die restlichen zwei Schwarzen an, sich in den Ecken des Boudoirs zu postieren, derart, dass sie aufwärts saßen und sich rückwärts mit den Händen auf den Fußboden stützten.
„So, nun wäre alles in Ordnung, ich will nun ungestört schreiben und in einer halben Stunde soll Tom bei mir erscheinen und mir bei der Toilette helfen, hörst du, Manon?“
„Ja Madame, sehr gut!“
„Dann trolle dich, dicke Pute!“
Nachdem die üppige Dienerin gegangen war, überblickte Fifine ihren mit den vier Schwarzen garnierten Schreibtisch und lachte zufrieden. Sorgfältig glättete sie ihr seidenes Matinee über ihren Körper und ließ sich vor dem Schreibtisch auf dem Rücken des ihr als Sitz dienenden Negers auf weichem, weißen, hochgepolsterten Fell nieder. „Ach, wozu diese Umstände,“ rief sie lustig und warf die weiche Unterlage von dem Rücken ihres lebendigen Sessels. „Machen wir es so wie auf Bonrepos.“ Hurtig hob sie die dünne Robe und ihr klassisches, bloßes Gesäß drückte den unter ihrer süßen Bürde stöhnenden Nigger.
„Gelt, das gefällt dir, du blöder Hund, dass ich dir die Gnade gewähre, unter einem schönen, adeligen Popo schmachten zu dürfen? Sag ja, du Affe!“
„ Ja, Herrin!“
„Dein Glück, schwarze Bestie! Nun, und du, mein Fußschemel? Heran mit der Schnauze!“ Sie streifte die Pantoffeln von den bloßen Füßen und stellte sie in das Gesicht des unter dem Schreibtisch liegenden Negers. „Darfst, während ich schreibe, mir die Sohlen und die Zehen lecken,“ sagte sie in einem Ton, als verteile sie mit diesem Befehl eine kostbare Gabe.
Dann begann sie zu schreiben. Ab und zu wischte sie die Feder in den krausen Haaren ihres linksseitigen, lebendigen Tintenwischers. Auch der lebendige Aschenbecher kam an die Reihe benützt zu werden. Sie zündete sich eine duftende Zigarette an und streifte die heiße Asche derselben auf die Fußsohlen des Schwarzen, der hierbei zusammenzuckte und deshalb das Amüsement seiner Gebieterin erregte.
Nach einer halben Stunde meldete Manon den befohlenen Tom.
„Der Schlingel soll noch an der Türe knien bleiben, bis ich fertig bin,“ sagte Fifine, ohne sich nach dem Erschienenen umzublicken.
So vergingen abermals zehn Minuten, dann endlich wischte Fifine die Feder endgültig an den Haaren des als Tintenwischer dienenden Negers trocken und wandte sich dem an der Tür Knienden zu.
Ihre Augen blitzten beim Anblick des weißen Sklaven förmlich in jäher Lust auf. „Ah, wie du dir das Knien bequem gemacht hast, Bursche,“ schalt sie zornig, „weißt du nicht mehr, dass Sklaven ihre Arme über der Brust zu kreuzen...