ICH WERDE REIF FÜRS COLLEGE
Mein Vater war ein vollblütiger, lebhafter Mann, allen Genüssen des Lebens zugetan. Ich erinnere mich seiner als einen mittelgroßen, zu einer leichten Embonpoint neigenden Erscheinung, breitschultrig, mit stets geröteter Gesichtsfarbe und Anzügen, die auch meist auffallend getont waren. Meine liebe Mutter ist früh gestorben, ich hatte sie eigentlich nie richtig gekannt, meine Liebe zu ihr wurde hauptsächlich durch Schilderungen meiner Großmutter geweckt, die nicht müde wurde, mir von ihrer geliebten Tochter zu erzählen.
Als mein Vater sich zum zweitenmal verheiratete, war ich neun Jahre alt. Diese Ehe galt als ausgesprochene Mesalliance: meine Stiefmutter war „eine vom Theater“, eine üppige, rotblonde Irländerin, die mein Vater derart faszinierend fand, daß er sie gegen den Willen der ganzen Familie, besonders meine Großmutter war sehr aufgebracht, nach einer Bekanntschaft von nur sechs Wochen heiratete, um gleich darauf mit ihr eine Reise nach Aegypten anzutreten. Diese Art „Flucht“ war aber auch die einzige Konzession, die er der „Familie“ machte, und auch die letzte. Das sollte sich nach der Rückkehr des Paares zeigen.
Ich wurde, sozusagen als vorübergehende Doppelwaise, bei meiner Großmutter untergebracht. Zu meiner Aufsicht sollte eine neue Erzieherin genommen werden; ich war ein unruhiger Knabe und für mein Alter ziemlich aufgeweckt. Es war nach Ansicht der ganzen Familie von besonderer Wichtigkeit, eine autoritative, eher strenge „Gouverness“ zu finden. Nun, was Autorität anbelangte, war Miss Durante schon äußerlich allem Anschein nach die geeignete Persönlichkeit. Sie hielt sich sehr aufrecht, was mir, als ich sie das erste Mal erblickte, allein schon Respekt, gemischt mit Furcht, einflößte. Ihre gemessenen Bewegungen, der forschende Blick, der durch die funkelnden Brillengläser etwas besonders Gebieterisches erhielt, waren nicht geeignet, erkennen zu lassen, daß sie eigentlich gar nicht häßlich war, vielmehr das, was man kurzweg, in Ermangelung anderer, phantasievollerer Ausdrücke, „interessant“ nannte. Die betont unfeminine Kleidung, aus einer gestärkten Leinenbluse und einem sehr gerade fallenden Roch bestehend, erhielt durch den schlichten Ledergürtel, der ihre auffallend schmale Taille umspannte und durch die Herrenkrawatte, die den hohen Kragen der hemdartigen Bluse umschloß, noch einen gewissen Zusatz, der auf zehn Schritte nach „Gouvernante“, nach Vokabeln und drohenden Streichen mit dem Lineal roch …
Unsere erste Unterredung unter vier Augen war auch sehr charakteristisch: Großmutter hatte mich ihr zugeführt und mich ihrer Obhut empfohlen. „Seien Sie nur nicht zu nachsichtig mit ihm“, sagte sie, „er ist ein bißchen verhätschelt und glaubt, daß dies immer so weiter gehen wird“. Miss Durante erwiderte mit wenigen Worten - sie wußte sich immer sehr kurz auszudrücken und versäumte nie, „Herumrederei“ als eine der größten Untugenden zu brandmarken - man könne bei ihr in dieser Hinsicht ganz unbesorgt sein, ich würde mein „Pensum schon abkriegen“.
Als ich später mit meiner Gouveness allein war, sah sie mich eine Weile stumm an, dann hob sie den Kopf (ich hätte es, ohne hinzusehen, an dem Auffunkeln der Gläser erkannt) und sagte leichthin:
„Well, my Boy. Ich hoffe, du wirst dich fügen. Du hast jetzt mir zu gehorchen. Ich bin nicht überstreng, aber wenn ich etwas sage, muß es befolgt werden. Zeig’ mal deine Hände her!“
Ich hielt folgsam meine kleinen, leider nicht hervorragend sauberen Hände vor mich hin.
„Na, das ist ja gerade kein Sauberkeitsrekord“, konstatierte Miss Durante gelassen. „Komm, ich will dir jetzt zeigen, wie man sich die Hände wäscht - und dann, wie man sie reinhält!“ Diese letzten Worte wurden, wie es mir schien, mit einem leise drohenden Unterton ausgesprochen. Wir gingen ins Badezimmer, wo meine Erzieherin mich gleich zum Waschbecken dirigierte und mich das Wasser aufdrehen hieß. Sie knöpfelte inzwischen an ihren Manschetten herum und schlug diese von den Handgelenken zurück. Nun ergriff sie das große Stück Seife und begann meine beiden Hände einzuseifen. Sie hatte lange, schmale, eigentlich feine Finger, spitze, mattglänzende Nägel und eine auffallend weiße Haut.
Es dauerte nur eine ganz kurze Weile und ich fand dieses leise Drücken und Massieren meiner Hände nicht nur angenehm, sondern auch geeignet, einen feinen Schauer auszulösen, der meinen ganzen Körper überrann. Ich war, wie jeder kleine Junge, schon häufig weiblicher Berührung ausgesetzt gewesen, aber es war das erste Mal, daß ich etwas ganz Besonderes dabei empfand. Ich erinnere mich, daß meine erste Kinderfrau, die mich sehr liebte und kaum von ihren Knieen ließ, mich oft derart gegen ihren ungemein vollen Busen preßte, der fast schon mit dem Prädikat „mächtig“ zu bezeichnen war, daß mir Hören und Sehen verging und ich die Eigentümlichkeit der Elastizität dieses Fleischpolsters ausgiebig kennenlernte. Und obzwar ich damals noch bedeutend kleiner war, machte die so warme kautschukartige Wölbung auf meine Phantasie schon einen gewissen Eindruck. Wenn ich nachts in meinem kleinen Bette lag, dachte ich mir oft aus, daß mein Kopfpolster eine der beiden gewaltigen Brüste Betsy’s sei. Und ich bohrte mein Gesicht mit einer Art unbewußter Wollust in das gutgefüllte Kissen, mir vorstehend, daß dieser Busen jedes Gewicht auszuhalten fähig sei. Dies war aber lediglich kindisches Empfinden, von dem Gefühl, das mich jetzt durchrann, ganz verschieden. Auch ein ähnliches Berührungserlebnis aus diesen Tagen, mit einer ebenfalls weiblichen Person war nicht anders zu werten. Ich neckte mich gern mit unserem damaligen Stubenmädchen, das sehr gutmütig war und auf alles einging. Ich bekam sie auch eines Tages dazu, mich Huckepack durch alle Zimmer zu tragen. Meine Schenkel fest um ihre Taille pressend, fühlte ich, als ich einmal in der Angst, das Gleichgewicht zu verlieren, mich erschrocken an sie klammerte, plötzlich zwei Kugeln in meinen Händen. Es waren nicht die mächtigen Wölbungen meiner Kinderfrau, mir vertraut seit langem, sondern ballähnliche, mit je einer harten Spitze versehene Gebilde. Ich hätte ganz gerne mit ihnen gespielt, aber ich war gezwungen, mich festzuhalten und später gab sich keine Gelegenheit mehr, diesen Wunsch zur Ausführung zu bringen. Auch diese Episode löste in mir keinesfalls jenes Gefühl aus, das ich nun bei der Prozedur des Händewaschens kennenlernte, Der sanfte und doch so bestimmte Druck, die streichenden, sich wiederholenden Beilegungen der energischen Frauenhand, durch den dicken Seifenschaum angenehm gleitend gemacht, wirkten fast hypnotisierend auf mich.
„So, nun bist du etwas sauberer, ich fürchte, ich werde dich öfter waschen müssen!“. Die Worte klangen nicht unfreundlich, wurden aber mit besonderem Nachdruck gesprochen. Miss Durante hatte überhaupt eine geräuschlose, doch sehr bestimmte Art. Sie ordnete an und man gehorchte ihr. Es schien, daß das Befehlen zu ihrer Natur gehörte, ich erfuhr später auch, ihr Vater sei ein höherer Offizier in den Kolonien gewesen und sie habe ihm als ganz junges Mädchen den Haushalt geführt; das brachte es vielleicht auch mit sich, daß sie schon frühzeitig lernte, einer zahlreichen, wenn auch nur eingeborenen Dienerschaft zu gebieten. Später wurde sie Waise und gezwungen, ihren Lebensunterhalt als Erzieherin zu verdienen. Sie kam mir vom ersten Augenblick an sehr geheimnisvoll vor. Ihre stille Art. ihre gewissermaßen klösterliche Strenge, ihr Anzug, alles an ihr war irgendwie Maske, die scheinbar ihr wahres Wesen verbergen sollte.
Ich war, den Umständen gemäß, viel allein mit ihr. Seit jenem ersten Eindruck, den ich beim Händewaschen empfangen hatte, war ich bestrebt, vielleicht zuerst unbewußt, in körperliche Berührung mit ihr zu kommen. Ich wußte es manchmal so einzurichten, daß ich mit ihr wie zufällig zusammenstieß; ich fühlte in solchen Momenten flüchtig ihre festen Formen und bemerkte ein herbes, aber nur in der nächsten Nähe wahrnehmbares Parfüm, das ich nie mehr vergessen werde. Sie wurde dann sehr zornig und schalt mich besonders, wenn ihre immer makellose Leinenbluse einen wenn auch nur winzigen Knick erhalten hatte. Anfangs strafte sie mich selten und nur mit dem Entzug des Kompotts oder ähnlichen Harmlosigkeiten, aber ich hatte bald heraus, daß sie sich gewissermaßen zurückhielt. Ihre Augen blitzten manchmal so seltsam hinter der Brille auf, und eines Tages sagte sie: „Mein lieber Junge, du wirst immer ungezogener, ich werde dir die Hose ausklopfen müssen!“. Dem Wort folgte die Tat auf dem Fuße. Sie erfaßte mit festem Griff meine Hand und führte mich auf ihr Zimmer, zu einem hohen Stuhl, auf dem sie sich niederließ. Nun zog sie mich über ihren Schoß, so daß...