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Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie bei Alkoholismus

AutorKatharina Bethmann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl42 Seiten
ISBN9783640275434
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen, Veranstaltung: Klientenzentrierte Gesprächsführung, 27 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Alkoholabhängigkeit stellt heute ein großes gesellschaftliches Problem dar. So wurden von der 'Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)' aufgrund einer Schätzung des 'Instituts für Therapieforschung (IFT)' München folgende Zahlen für das Jahr 2005 herausgegeben: 10,4 Millionen Personen die einen riskanten Konsum betreiben, 1,7 Millionen Personen, bei denen ein Alkoholmissbrauch vorliegt und ebenfalls 1,7 Millionen Personen, bei denen eine Alkoholabhängigkeit besteht. Hinzu kommt, dass jährlich ca. 42.000 Personen sterben, 'deren Tod direkt (z.B. durch Alkoholmissbrauch) oder indirekt (z.B. durch einen alkoholisierten Unfallverursacher)' mit dem Konsum von Alkohol in Zusammenhang steht. Diese Zahlen und das damit verbundene gesellschaftliche Problem haben bewirkt, dass, neben anders verorteten, auch in der klientenzentrierten Therapie und Beratung, insbesondere auf der Grundlage von direkten Weiterentwicklungen der klassischen Gesprächspsychotherapie nach Rogers, Konzepte entwickelt wurden, die sich bei Alkoholismus anwenden lassen. Laut Bensel , welcher sich mit dem Thema 'Die klientenzentrierte Therapie der Alkoholabhängigkeit' im Allgemeinen beschäftigte, basieren diese neueren, unter anderem im deutschsprachigen Raum entstandenen Konzepte auf störungsbezogeneren, zielorientierteren und auch direktiveren 'Entwicklungen der gesprächspsychotherapeutischen Persönlichkeits- und Störungstheorie'. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich folglich mit der Frage, wie Gesprächspsycho-therapie bzw. klientenzentriertes Handeln bei Alkoholismus aussehen kann und ob es sich für eine Anwendung bei einer solchen Erkrankung überhaupt eignet. Dazu sollen zwei ausgewählte klientenzentrierte Konzepte in Bezug auf ihre Anwendung bei Alkoholismus vorgestellt werden, wobei dann auch auf Eignung, Wirksamkeit und mögliche Grenzen der Anwendung eingegangen werden soll. [...]

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Leseprobe

2      Grundlagen: Alkoholismus


 

Um auf die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie bei Alkoholismus eingehen zu können, ist es zunächst wichtig diese Erkrankung zu verstehen. Es folgt deshalb das Wichtigste zur Definition, Entstehung und Therapie von Alkoholismus, teilweise auch aus gesprächspsychotherapeutischer Sicht.

 

Aufgrund des begrenzten Umfangs der vorliegenden Arbeit, wurde bewusst auf Erläuterungen zum Begriff Alkohol verzichtet, da das Wissen über die wichtigsten Grundlagen vorausgesetzt wird und ebenfalls auf einen geschichtlichen Überblick zu Alkohol und Alkoholabhängigkeit, da dies für das Thema keine besondere Relevanz hat.

 

2.1    Der Begriff Alkoholismus und seine Klassifikation


 

Laut Feuerlein[42] wurde der Begriff „Alkoholismus“ 1852 zuerst von dem schwedischen Arzt Magnus Huss geprägt und umfasst sowohl „Alkoholmissbrauch“ als auch die eigentliche „Alkoholabhängigkeit“. Diese Unterscheidung, welche erst Mitte der 1970er Jahre getroffen wurde[43], ist heute auch unter anderem auch in Kapitel V, F10-F19, der „International classification of diseases (ICD) 10“ unter den Begriffen schädlicher Gebrauch und Abhängigkeitssyndrom zu finden - hier jedoch nicht speziell auf Alkohol, sondern allgemein auf „psychotrope Substanzen“ bezogen. Schädlicher Gebrauch wird dort als „Konsum psychotroper Substanzen, der zu Gesundheitsschädigung führt“, beschrieben. In Bezug auf Alkohol wird hier vor allem eine psychische Störung wie z.B. eine „depressive Episode durch massiven Alkoholkonsum“ betont. [44] Als Abhängigkeitssyndrom, wird hier „eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen“ bezeichnet, „die sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln“.[45] Feuerlein[46] nennt dafür nach einer Version der ICD 10 von 1992 folgende typische Kennzeichen für ein Alkohol-Abhängigkeitssyndrom von denen für eine Diagnose mindestens drei innerhalb eines Jahres aufgetreten sein sollten:

 

„Starker Wunsch oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren.

Verminderte Kontrollfähigkeit über Beginn, Beendigung und Menge des Alkoholkonsums.

Auftreten von Entzugserscheinungen.

Auftreten von Toleranzveränderungen (es wird mehr Alkohol benötigt, um die gleichen Wirkungen zu erzielen).

Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Alkoholkonsums

Anhaltender Alkoholkonsum trotz des Wissens um dessen schädliche Folgen.“[47]

 

Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich regelmäßig über einen langen Zeitraum, „tritt im Allgemeinen dann auf, wenn ein langzeitig erhöhter Alkoholkonsum und die individuelle genetische Disposition zusammenwirken“[48] und kann sowohl psychischer als auch körperlicher Natur sein.[49]

 

1968 wurde Alkoholismus vom deutschen Bundessozialgericht (BSG) als eigenständige Krankheit anerkannt, was sich sehr positiv auf den in der Einleitung erwähnten Ausbau der Therapiemöglichkeiten ausgewirkt hat.[50] Zehn Jahre später wurde die Behandlung dieser Krankheit auch in den Leistungskatalog der Krankenkassen und der Rentenversicherung aufgenommen.[51]

 

2.2    Entstehung einer Alkoholabhängigkeit aus gesprächspsychotherapeutischer Sicht


 

Laut Bensel[52] bietet sich das inkongruenztheoretische Modell der Sucht an, um eine Suchterkrankung wie den Alkoholismus gesprächspsychotherapeutisch zu verstehen und zu behandeln. Es lässt sich folgendermaßen beschreiben:

 

Eine Person gerät in einen von ihr nicht bewusst wahrgenommenen Zustand der Inkongruenz, und macht damit also Erfahrungen, die mit ihrem Selbstkonzept nicht vereinbar sind. Die Störungssymptome dieser Inkongruenz zeigen sich dabei meist durch psychophysische Spannungszustände wie Angst oder Depression, was oft schmerzhaft und schwer auszuhaltenden ist. Zur Linderung greift diese Person z.B. zu Alkohol und kann damit die Störungssymptome eine Zeit lang ausschalten bzw. einen gefälschten Zustand der Kongruenz erzeugen, solange die Substanz wirkt. Um diesen Zustand dauerhaft erzeugen zu können, wird die betroffene Person verleitet, die Substanz immer wieder zu sich zu nehmen, was dann zu einem gefährlichen Suchtmittelmissbrauch und schließlich auch zu einer Abhängigkeit wie dem Alkoholismus führen kann. Bei einem Abhängigkeitssyndrom kommt es dann zu einer Verstärkung des Zustandes der Inkongruenz wodurch sich die Grundstörung manifestiert. Zusätzlich bilden sich neue, so genannte sekundäre, aus der Sucht resultierende neue Inkongruenzen, welche der Betroffene versucht durch erhöhten Konsum zu bekämpfen, was ihn dann immer mehr in den „Sumpf der Abhängigkeit“ treibt. Nach diesem Verständnis der Entstehung einer Alkoholabhängigkeit, ist es wichtig der betroffenen Person dabei zu helfen, ihre Inkongruenzen wahrzunehmen und zu einer echten Kongruenz zu gelangen.[53]

 

2.3    Therapie


 

Da bei der  Entstehung einer Abhängigkeit biologische, psychische und soziale Faktoren beteiligt sind, müssen diese alle in der Therapie berücksichtigt werden. Deshalb besteht eine Therapie meist aus verschiedenen und dabei meist psychotherapeutischen, medizinischen und sozialtherapeutischen Elementen.[54] In Bezug auf die heute angebotene gesprächspsychotherapeutisch orientierte Weiterbildung zum Sozialtherapeuten, sind es dabei die sozialtherapeutischen Elemente der Therapie, die für die vorliegende Arbeit von Bedeutung sind. Die Behandlung besteht auch innerhalb der einzelnen Elemente in den meisten Fällen aus vielen verschiedenen Aspekten.[55] Demnach bildet auch die gesprächspsychotherapeutische Behandlung, wenn überhaupt, nur einen möglichen Anteil der gesamten Therapie.

 

Hauptziel der Alkoholismustherapie ist es, den Betroffenen dahingehend zu unterstützen, sein Leben so gut wie möglich und „in freier persönlicher Entscheidung zu gestalten“[56]. Behandlungsziel ist es dabei im besten Fall die Alkoholkrankheit mit „ihren körperlichen und psychosozialen Folgen“[57] vollständig zu heilen, wobei eine Abstinenz Vorraussetzung wäre. Manchmal ist es jedoch auch sinnvoll bzw. nur möglich „eine Reduzierung der alkoholbedingten Symptome und Probleme“[58] anzustreben.[59]

 

Für eine erfolgreiche Therapie, ist laut Bensel[60] die Gliederung in einzelne Phasen ein allgemeingültiger Grundsatz. Das folgende, wohl bekannteste, vierphasige Modell, welches bei der Beschreibung der hier untersuchten klientenzentrierten Ansätze wieder auftauchen wird, hat Feuerlein entwickelt:

 

die Kontakt- und Motivationsphase, welche von wenigen Wochen bis hin zu Jahren dauern kann und neben der Abklärung von medizinischer und psychosozialer Diagnose die Motivierung der abhängigen Person zu einer längerfristigen Behandlung beinhaltet;[61]

die abrupt und unter ärztlicher Kontrolle zu erfolgende Entgiftungsphase, welche einige Tage bis wenige Wochen dauert und den körperlichen Entzug sowie weitere Motivationsarbeit beinhaltet;[62]

die Entwöhnungsphase, welche mehrere Wochen bis Monate dauert und den Versuch beinhaltet dem Betroffenen ein Leben ohne Alkohol nahe zu bringen;[63]

die Nachsorge-, Weiterbehandlungs-, und Rehabilitationsphase, welche die Unterstützung des Betroffenen in Form von Hilfen zur Gestaltung des Lebensalltags, Rückfallvermeidung etc. beinhaltet.[64]

 

Feuerlein[65] zufolge dauert eine Alkoholismustherapie meist mehrere Jahre, erfolgt in der Regel zum größten Teil ambulant und in Form von Gruppen-, Einzel-, aber auch Partner- oder Systemtherapie.

 

2.3.1  Klientenzentriertes Handeln in der Alkoholismustherapie


 

Nach einer Aussage der „Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie e.V. (GwG)“[66] findet gesprächspsychotherapeutisches Handeln vorrangig in der ersten Phase, der Kontakt- und Motivationsphase, statt. Die Aufgabe des Handelnden sei es dabei „Ansätze von Inkongruenzerleben zu erkennen, deren bewusste Wahrnehmung und damit auch die Bereitschaft zur Therapie zu fördern sowie außerdem festzustellen, inwieweit die Patienten/innen in der Lage sind, das Beziehungsangebot des/der Therapeuten/innen im Sinne der Basismerkmale von Rogers...

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