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E-Book

Kochbuch für die Seele

Wie die Psyche unser Essverhalten beeinflusst

AutorRomana Wiesinger
VerlagVerlag Orac im Kremayr & Scheriau Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783701506002
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Menschen, die mit ihrer Figur glücklich sind, sind begehrt und schwer zu finden. Viele erleben sich als zu füllig, andere hätten gerne an der einen oder anderen Stelle etwas mehr. Oft steckt hinter diesen Koketterien ein langer Frust. Romana Wiesinger begleitet seit vielen Jahren Menschen mit Essstörungen und deren Angehörige. Mit ihrem Kochbuch für die Seele geht sie den Motiven unseres Essverhaltens auf den Grund. Sie analysiert fünf Gruppen: - Die Zufriedenen - Die ewig Unzufriedenen - Die ewig Hungrigen - Die Kontrollierten - Die Angepassten Romana Wiesinger weiß: Zu einem guten Körpergefühl gehören drei Zutaten - die richtige Ernährung, eine individuelle Bewegung und eine gesunde Psyche. Menüvorschläge und Schmankerl für ein besseres, positiveres Lebensgefühl runden dieses besondere Kochbuch ab, denn: Wer sich annimmt, bekommt den Körper, der zu ihm passt.

Romana Wiesinger ist Psychotherapeutin mit speziellem Fokus auf unser Essverhalten. Essstörungen bilden einen wichtigen Schwerpunkt ihrer psychotherapeutischen Tätigkeit, sie engagiert sich auch ehrenamtlich bei einer Hotline für Essstörungen. Ihr Wissen gibt Wiesinger in Vorträgen und Weiterbildungen für PädagogInnen weiter, zudem bietet sie Präventionsworkshops in Schulen an. Romana Wiesinger ist Trainerin der WGKK und betreibt eine eigene Praxis in Perchtoldsdorf.

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Aperitif


Schon seit längerer Zeit begleitet mich der Gedanke, ein „Kochbuch für die Seele“ zu schreiben. Damit ist kein normales Kochbuch gemeint, in dem Sie Rezepte finden und diese nachkochen können. Viel eher ist es ein ganz persönliches Buch, nach dem Sie wie in einem Kochbuch selbst für sich Zutaten finden, um ein genussvolleres Leben mit einem besseren Zugang zu Ihrem eigenen Körper kreieren können.

Die Idee entstand durch die Beobachtung, dass Menschen in unserer Gesellschaft, also jener der westlichen Welt, durch den Fortschritt der Technik, der Digitalisierung und auch der sozialen Medien ein Leben führen, das mehr von außen bestimmt als nach eigenen Kriterien gestaltet wird.

Menschen rasen durch einen Termindschungel, sogar Wochenenden, eigentlich Zeiten der Entspannung und Ruhe, werden zu Tagen der Anspannung oder der totalen Erschöpfung. Selbst in Urlauben fehlt Zeit der Muße, der Trend geht in Richtung Animationsprogramm, kurze Städtetrips oder auch sehr viele Menschen auf engem Raum, man denke an Kreuzfahrten oder kleine Inseln, um Party zu machen. Für eigene Gedanken bleibt kaum Raum.

So ist es nicht verwunderlich, dass Erkrankungen wie Burnout, also totale Erschöpfungszustände, ein Ausgebranntsein, zunehmen. Das heißt wiederum, dass wir im Inneren nicht sehr stabil sind. Genau diese Stabilität fehlt uns aber, um im Äußeren Antworten auf die Komplexität des Weltgeschehens zu finden.

Sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Lage, aber auch stetig wachsende Unruhegebiete in vielen Teilen der Erde und die Unsicherheit durch die Gefahr des Terrorismus, geben uns das Gefühl, in einer sich schnell verändernden und gefährlichen, ja, fast explosiven Zeit zu leben. Anstatt uns in Sicherheit zu wiegen, fühlen wir uns fast ohnmächtig und hilflos.

Das wird durch die Tatsache verstärkt, dass — zumindest in unserer westlichen Welt — auch in Familien vermehrt Sicherheit verloren geht. Durch die neuen Lebensformen der Patchwork-Familien haben viele Kinder nicht ein, sondern zwei Zuhause. Das bringt Unruhe, wenn dieses Miteinander nicht gut kommuniziert und gelebt wird.

Obwohl es auch in den vergangenen Jahrhunderten Kriege, Krisen, Unruheherde und Terrorismus gab, waren wir durch die inzwischen veränderte Medienlandschaft nie so hautnah am Geschehen wie zu Beginn dieses Jahrtausends. Das bringt weitere Unruhe statt Stabilität. Unsere Gesellschaft hat sich zudem in den vergangenen 30 Jahren rasant entwickelt. Zu einem Wertewandel einerseits kommt die elektronische Verfügbarkeit andererseits. Wir gehen davon aus, dauernd erreichbar sein zu müssen. Näher betrachtet heißt das, wir stehen dauernd unter Strom, im wahrsten Sinne des Wortes.

Diese Veränderungen haben zur Folge, dass Gesellschaften der westlichen Welt sich von ihren eigenen Bedürfnissen, Gefühlslagen und Befindlichkeiten eher entfernen. Nun bin ich beim Inneren angelangt. Das heißt, dass viele Menschen einerseits sich selbst und ihre Bedürfnisse nicht ausreichend oder gar nicht mehr spüren, aber andererseits auch, dass sie keine Zeit für sich selbst haben — oder aber sich die Zeit nicht nehmen. Es fehlt Zeit zum Denken. Vielleicht kann das Buch mehr Muße in Ihr Leben bringen.

In Kontakt mit Mitmenschen geht qualitative Kommunikation verloren. Kommunikation findet auf Plattformen wie Facebook, Twitter oder Whatsapp eher quantitativ als qualitativ statt. Doch die echte menschliche Kommunikation, bei der wir beisammensitzen und unserem Vis-à-vis wirklich zuhören, rückt in den Hintergrund. Auf die Frage: „Wie viele Freundinnen und Freunde hast du?“, erhält man mitunter die interessante Antwort: „240!“ Doch welche davon und wie viele sind wirkliche Freunde, wann und wo findet wahre Begegnung noch statt? Begegnungen, bei denen man ohne Handy kommuniziert und länger vertieft bei einem Thema bleibt?

Diese Entwicklung geht sogar so weit, dass selbst Blickkontakte in der Öffentlichkeit nicht mehr stattfinden. Wenn man wartende Menschen beobachtet, egal ob auf der Straße, bei Haltestellen, bei roten Ampeln, in Lokalen oder Ordinationen, zeigt sich überall dasselbe Bild: Sie beschäftigen sich lieber mit ihren Handys als mit den Menschen rund um sich. Das Paradoxe dabei ist, dass uns alle technischen Errungenschaften der vergangenen 100 Jahre Zeit verschaffen sollten, tatsächlich haben wir aber immer weniger Zeit zu Verfügung. Wie passt das zusammen?

Aus diesen Beobachtungen entwickelt sich mein Ansatz, im Inneren zu beginnen. Das kann jedes Individuum für sich selbst tun, und zwar jederzeit.

Ich treffe immer wieder Menschen, die bereit sind, ein Stück Selbsterfahrung oder Reflexion zu wagen, doch der Großteil der Menschen empfindet Psychotherapie als enorme Hürde. Wohl auch, weil wir geprägt sind von Gedanken wie: „Was denken wohl die anderen? Was wird mein Nachbar sagen? Wie werden meine Freunde dieses Vorhaben auffassen?“ Auch wenn uns diese Vorbehalte egal sein müssten oder könnten, sind sie es nicht. Ganz im Gegenteil zu der medizinischen Versorgung, da scheint es selbstverständlich zu sein, zu einem Arzt zu gehen, egal, um welche Art körperlicher Schwierigkeit es sich handelt. Daher habe ich mir vorgenommen, dieses Buch zu schreiben. Es soll all jenen ein Gedankenanstoß sein, die zwar ein Anliegen, Sorgen, Zweifel oder sogar ein Problem haben, doch sich diesen Schritt nicht zutrauen, nicht leisten wollen oder können oder einfach noch nicht bereit für eine Therapie sind. In unserer Gesellschaft ist Psychotherapie noch immer tabuisiert. Auch wenn sich in den vergangenen zwei Generationen viel verändert hat, ist der Schritt noch immer schwierig. Vielleicht kann ich Sie auch ermuntern, es auszuprobieren. Dieses Buch möchte Sie in Ihrer individuellen Persönlichkeit stärken.

Passend zum Titel „Kochbuch für die Seele“ habe ich versucht, jedes Kapitel möglichst schmackhaft zu benennen, auch für die Schmankerl habe ich einen klingenden Namen kreiert.

Das Buch beschäftigt sich mit elementaren Dingen, die in uns schlummern und die wir nur instinktiv wahrnehmen. Beispielsweise das Körpergefühl, das uns eine Balance zwischen Ruhe- und Bewegungsmomenten vorgibt, die Wahrnehmung und Umsetzung der Bedürfnisse des Körpers oder auch ausreichend Zeit, die für Sie selbst zur Verfügung steht. Je stabiler wir Menschen in uns ruhen, desto besser sind wir für die Herausforderungen unserer Zeit gewappnet.

Es ist — gemessen an der Zeit, die wir Menschen unseren Planeten besiedeln — nicht so lange her, dass viele Menschen auch weitere Strecken zu Fuß gegangen sind, Schüler zur Schule, Erwachsene zur Arbeit oder einkaufen. Denken Sie nur an die Gegebenheiten Mitte des vorigen Jahrhunderts! Weder öffentliche Verkehrsmittel noch Autos waren in dieser Dichte vorhanden, wie wir es jetzt kennen. Heutzutage ist solch ein Leben nicht mehr vorstellbar. Wir fahren noch so kurze Strecken mit dem Auto und verbringen den größten Teil des Tages mit sitzenden Tätigkeiten.

In Großstädten werden Schüler und Schülerinnen oft mit dem Auto zur Schule gebracht. Dort sitzen sie bis zu 40 Stunden pro Woche und haben zusätzlich wahrscheinlich nochmals halb so viele Stunden in ihrer Freizeit für die Schule zu tun. Das können einzelne Turnstunden pro Woche nicht ausgleichen. Ähnlich verhält es sich bei Erwachsenen. Sowohl den Arbeitsalltag als auch die Freizeit — auch dort oft an elektronischen Geräten — verbringt die Mehrheit der Menschen mit sitzenden Tätigkeiten. Durch diese Entwicklung gehen uns Möglichkeiten der Bewegung verloren, doch unser Körper ist nun mal auf Bewegung angelegt. Momentan gibt es zwar einen Trend, sich fit zu halten, der in vielen Großstädten jede Menge Fitnesscenter hervorgebracht hat, doch dieses Angebot nehmen nur wenige Menschen in Anspruch. Abgesehen davon, ist das nur eine Möglichkeit, um sich mehr zu bewegen, es gibt aber viele abwechslungsreiche Varianten, von denen jeder für sich selbst die geeignete Form finden kann. Hauptsache, es macht Spaß, sonst wird es zur Qual und man wird nicht lange daran festhalten.

Die andauernde Angespanntheit, die durch einen sehr vollen Terminkalender zustande kommt, sowie eine permanente Abrufbereitschaft bewirken ein Unruhegefühl in uns, das uns physisch wie psychisch Lebensqualität raubt. Zeiten der Ruhe oder auch Zeit mit uns selbst sind in dieser schnelllebigen Gesellschaft in den Hintergrund gerückt. Diese Behauptung können Sie leicht überprüfen, indem Sie darauf achten, wie oft wir — gemeint sind wiederum Menschen der westlichen Welt — das Wort „schnell“ in unserem Alltag verwenden. Dieses Tempo nehme ich nicht nur im Sprachgebrauch wahr. Auch unsere Schrittgeschwindigkeit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten beschleunigt. Wir bewegen uns wesentlich schneller als beispielsweise unsere Vorfahren oder auch Menschen in anderen Regionen — hier ist ein Stadt-Land-Gefälle wahrnehmbar. Außerdem beobachte ich, dass so manche oder mancher eine zur Verfügung stehende „Auszeit“ nicht für...

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