Johann Sebastian Bach
Wichtige Werke
Chorwerke:
Johannespassion BWV 245 für Soli, Chor und Orchester (1723)
Messe h-Moll BWV 232 für Soli, Chor und Orchester (1724–1749)
Matthäuspassion BWV 244 für Soli, zwei Chöre und Orchester (1727?)
Weihnachtsoratorium BWV 248, 6 Kantaten für Soli, Chor und Orchester (1734/35)
Orchesterwerke:
6 Brandenburgische Konzerte BWV 1046–1051 (1723–19)
Kammermusik:
Musikalisches Opfer BWV 1079 (1747)
Kunst der Fuge in d-Moll BWV 1080, ohne Vorschrift einer Besetzung (1749/50)
Klavierwerke:
Das wohltemperierte Klavier BWV 846–893 (Teil I 1722, Teil II 1742)
Aria mit 30 Veränderungen (Goldberg-Variationen) BWV 988 (1741)
Bedeutung
Johann Sebastian Bach gehört zu den größten Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Mit über 1.000 Kompositionen schuf er ein gigantisches Werk und führte die musikalischen Formen seiner Zeit in seinen Werken zum Höhepunkt. Auch als Cembalist, Organist und Improvisator war Bach unübertroffen. Nach seinem Tod hatte man ihn 100 Jahre vergessen, doch um 1830 wurde der große Barockkomponist wiederentdeckt.
Johann Sebastian Bach wird als achtes Kind des Türmers und Stadtmusikus Johann Ambrosius Bach in Eisenach geboren. Alle Kinder spielen ein Instrument. Schon früh zeigt sich die musikalische Begabung Sebastians. Er gilt als hervorragender Sänger und bringt sich das Violin-, Bratschen- und Cembalospiel selbst bei. Sein Onkel, von Beruf Organist, macht den Wissbegierigen mit dem Orgelspiel bekannt. Als der Junge 9 Jahre alt ist, stirbt die Mutter, wenig später der Vater. Der ältere Bruder Johann Christoph, Organist in Ohrdruf, nimmt Johann Sebastian zu sich. Er erkennt die hohe Begabung seines Bruders und gibt ihm Cembalo-und Orgelunterricht.
Als ihn Johann Christoph aus Geldmangel nicht mehr bei sich behalten kann, wandert Bach mit seinem Freund Georg Erdmann 250 km nach Lüneburg. Dort nämlich nimmt die Internatsschule des Michaelklosters begabte Kinder armer Eltern als Freischüler auf. Der 15-jährige Bach wird Internatsschüler und nimmt weiter Orgelunterricht. Wenig später geht er in das nahe gelegene Celle, um dort als eingeschmuggelter Orchestermusiker bei Hof die französische Musik kennenzulernen. Mit 17 Jahren macht sich Bach zu Fuß auf den Weg nach Hamburg, um dem berühmten Organisten Reincken vorzuspielen. Dieser ist von dem Spiel des jungen Organisten tief beeindruckt. Nun ist sich Bach ganz sicher: Er will Musiker werden.
Der gerade 18-Jährige bewirbt sich als Organist an der St. Bonifatiuskirche in Arnstadt, wo bereits viele seiner Vorfahren als Kirchenmusiker tätig gewesen waren. Da diese Stelle aber wegen Renovierungsarbeiten an der Orgel noch nicht besetzt werden kann, nimmt Bach schnell entschlossen eine Stelle als Violinist und Bratschist in der herzoglichen Kapelle zu Weimar an. Herzog Ernst, ein gebildeter Fürst und leidenschaftlicher Liebhaber der Musik, sitzt im Orchester neben ihm an der Geige. Im gleichen Jahr noch erhält Bach die Aufforderung, die nunmehr fertiggestellte Orgel in Arnstadt zu überprüfen. Die geistlichen und weltlichen Würdenträger der Stadt sind beeindruckt vom Spiel des jungen Bach und übertragen ihm ohne Zögern die Organistenstelle. Sebastians lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung: Er ist Organist.
Im Oktober 1705 erbittet sich Bach vier Wochen Urlaub, um in Lübeck den berühmten Organisten und Komponisten Dietrich Buxtehude Orgel spielen zu hören. Von ihm hofft er, noch lernen zu können. Der junge Musiker ist so begeistert von Buxtehudes Spiel, dass er seine Rückreise um drei Monate verschiebt. Was er hier lernen kann, ist ihm im Augenblick wichtiger als seine Verpflichtungen in Arnstadt. Seine Arbeitgeber haben dafür kein Verständnis. Er muss sich vor dem Kirchenrat verantworten. Dabei wird ihm auch vorgeworfen, dass er beim Orgelspiel wunderliche Variationes mache, die die Gemeinde völlig verwirrt und vom Gebet ablenkt. Außerdem hätte er mit einer Jungfer in der Kirche musiziert und das war damals streng verboten. Frauen dürfen nicht in der Kirche singen. Bach ist nach diesem Vorfall verärgert und will Arnstadt verlassen. Als im Dezember 1706 der Organist an der St. Blasiuskirche in Mühlhausen stirbt, übernimmt er 1707 die frei gewordene Stelle.
Kurze Zeit darauf heiratet der 22-Jährige seine Cousine Maria Barbara Bach, eben jene Jungfer, mit der er in der Arnstädter Kirche musiziert hatte. Zwei Wochen bevor Bach sein Amt in Mühlhausen antritt, legt jedoch ein Brand den schönsten Teil der Stadt in Schutt und Asche. Die Mühlhausener Bevölkerung ist in dieser Situation an Kirchenmusik völlig desinteressiert. Unter diesen Umständen befriedigt Bach das neue Organistenamt nicht. So nimmt er schon ein Jahr später die ihm angebotene Stelle als Hoforganist bei Herzog Wilhelm Ernst von Weimar an, in dessen Orchester er ja bereits gespielt hatte. Bald darauf ernennt ihn der Herzog auch zum Hofkonzertmeister. Einige Jahre später allerdings wird Bach bei der Neubesetzung der Kapellmeisterstelle übergangen. Der junge Komponist beschwert sich und fordert seine Entlassung. Der Herzog, der Widerspruch nicht duldet, lässt Bach vier Wochen in Haft setzen.
Als Fürst Leopold von Anhalt in Köthen erfährt, dass Bach eine neue Stelle sucht, verpflichtet er ihn sofort. So verlässt Bach 1717 – nach einem knappen Jahrzehnt – Weimar. Dort waren viele seiner besten Orgelwerke, seine ersten Klavierstücke und einige Kantaten entstanden. In Köthen überträgt ihm der weit gereiste Musikliebhaber Fürst Leopold, selbst ein ausgezeichneter Violinspieler, die Stelle des Kapellmeisters. Als solcher ist Bach ausschließlich für die weltliche Musik bei Hof zuständig. Er muss Hofkonzerte leiten und mit seinem Orchester bei Hofbällen spielen. Es wird erwartet, dass er dazu auch die Musik komponiert. So entstehen in Köthen nur weltliche Werke wie Kammermusik und Orchesterwerke, aber auch die von dem Fürsten von Brandenburg in Auftrag gegebenen berühmten Brandenburgische Konzerte. Bach ist als Kapellmeister in Köthen angesehen. Er darf Fürst Leopold auf allen Reisen begleiten und bald verbindet die beiden eine herzliche Freundschaft.
Als der 33-Jährige von einer der Reisen mit dem Herzog zurückkehrt, ist seine Frau zwischenzeitlich gestorben und bereits beerdigt worden. Sie hatte ihm sieben Kinder geboren. Drei der Söhne werden später auch Musiker wie der Vater. 1721 heiratet Bach die musikalische, sechzehn Jahre jüngere Anna Magdalena Wülcken, die Tochter eines Hof- und Feldtrompeters. Bachs zweite Frau hat eine schöne Stimme und spielt auch leidlich Klavier. Als nachträgliches Hochzeitsgeschenk komponiert Bach für sie das Klavierbüchlein der Anna Magdalena Bach. In seiner Frau findet Johann Sebastian eine tüchtige Stütze für seine Arbeit. Sie hilft ihm bei dem mühseligen Geschäft des Notenabschreibens. Und das muss abends bei Kerzenlicht getan werden, denn tagsüber ist die Mutter mit dem Haushalt und der Erziehung der zehn Kinder vollauf beschäftigt. (Von ihren eigenen Kindern blieben sechs am Leben, dazu kamen die vier aus Johann Sebastians erster Ehe.) Das Familienleben im Hause Bach ist vorbildlich. Da alle Kinder musikalisch sind, wird von früh bis spät musiziert.
Bach fühlt sich in Köthen wohl, doch immer deutlicher spürt er, dass seine eigentliche Berufung die Kirchenmusik ist. Als 1723 der Kantor der Thomaskirche in Leipzig stirbt, bewirbt sich Bach sofort. Nach langem Zögern wird dem 38-Jährigen die Stelle übertragen. Bach verdient zwar in Leipzig mehr Geld, aber dafür hat er hier viel mehr Verpflichtungen. Als Director Musices muss er den Gottesdienst in der Thomas- und der Nikolaikirche betreuen und dafür Sonntag für Sonntag eine neu komponierte Kantate vortragen. Das hieß damals nicht nur, das Stück zu komponieren, sondern auch jede einzelne Stimme des Orchesters und Chores handschriftlich von der Partitur abzuschreiben und mit Instrumentalisten und Sängern einzustudieren. Darüber hinaus hatte er die 54 Internatsschüler seines Thomanerchores zu unterrichten und musikalisch zu betreuen. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch, an der Thomasschule Latein zu unterrichten. Daneben leitete Bach ein Collegium musicum, das ausschließlich weltliche Musik spielte. Kaum vorstellbar, dass er da noch Zeit fand, abendfüllende Werke für große Kirchenfeste zu schreiben, wie beispielsweise die Markus-, Johannes- und Matthäuspassion und für Weihnachten das Weihnachtsoratorium. Daneben entstehen Messen und Motetten, etwa 250 Orgelwerke, viele Stücke für Klavier, darunter das berühmte Wohltemperierte Klavier (es enthält 48 Präludien und Fugen), verschiedene englische und französische Orchestersuiten, Instrumentalkonzerte und...