Kompost:
Ein gutes Gefühl
Vorbild Natur
Natur, sie kennt keinen Abfall! Nachweislich ist die Kompostierung der älteste Recyclingprozess der Welt. Deshalb müssen an dieser Stelle die alten Griechen und Römer ins Spiel gebracht werden: Homer (circa 800 v. Chr.) beschreibt in seiner Odyssee den Stallmist als Dünger. Aristoteles stellte um 350 v. Chr. seine berühmte Humustheorie („Pflanzen ernähren sich vom Humus“) auf, und natürlich darf auch Plinius der Ältere (circa 28 n. Chr.) nicht unerwähnt bleiben ... Kurzum: Kompostierung ist keine Erfindung der Neuzeit.
Um Kompostierung zu verstehen, hilft ein Blick in die Natur: Wie eigentlich recycelt die Natur? Schieben Sie bei Ihrem nächsten Waldspaziergang einmal mit dem Fuß ein wenig Laub zur Seite – immer tiefer buddelnd, bis Sie nach rund 30 Zentimetern auf den Erdboden stoßen. Liegt obenauf welkes Laub, bestehen die darunter liegenden Laubschichten aus immer kleiner werdenden Laubbröseln. An der Übergangsschicht zum Erdboden beginnen sich die kleinsten organischen Laubbrösel mit der mineralischen Erdstruktur zu vermischen, und noch weiter in den Boden hineinverfolgt, bleibt von alldem nichts weiter als schwarzbraune Farbe. Da die obersten Schichten des Bodens die jüngsten und die zu unteren die ältesten sind, muss es offenbar einen Umwandlungsprozess geben, der aus Laub zunächst Laubbrösel und später „dunkle Farbe“ macht. Und genau diesen Prozess lassen Sie uns nun einmal gemeinsam am Beispiel eines Laubblatts betrachten.
Wie alles zusammenhängt
Der Baustoff Zellulose gewährleistet, dass ein Laubblatt stabil bleibt. Die Zellulose besteht aus einer langen Verkettung von Zucker, und diesen Zucker bastelt sich die Pflanze aus Wasser und Sauerstoff, mithilfe des Sonnenlichts als Energieträger. Zucker ist leicht abbaubar, seine Verkettung ist es nicht. Noch stabiler als Zellulose ist Lignin, der wesentliche Baustoff von Holz. Beim Biorecycling eines Blattes, aber auch von Holz, schaltet die Natur gleichsam den Rückwärtsgang ein: Die Zellulose wird wieder zersetzt und die einzelnen Zuckerstoffe nutzen vor allem Bakterien und Pilze – die wichtigsten Zerkleinerer beim Biorecycling – zur Energiegewinnung, aber auch als Baustoff. Zwar passiert hier und dort auch mechanische Zerkleinerung durch Zerbeißen, etwa von Nagern oder Käfern, das Gros aber erledigen die Kleinen. Bakterien lagern sich an und fressen an allem leicht Verdaulichen, wie Zuckern, Eiweißen (etwa aus den Samen von Hülsenfrüchten) und Fetten (etwa die Wachsschicht eines Blattes).
Den Bakterien folgen die Pilze. Immer weiter zerfällt das Gewebe, das nun, zerkleinert und vorverdaut sowie mit nahrhaften, eiweißhaltigen Bakterien und Pilzen vermengt, zur Nahrung von Würmern und Kerbtieren wird: Kompost-, Mist- und Regenwurm, Nematoden, dazu Asseln, Springschwänze, Milben, Schnur- und Tausendfüßer und Käferlarven. Deren Ausscheidungen werden dann als Nährstoffe, über das Bodenwasser gelöst, von den Pflanzenwurzeln aufgenommen und gelangen von dort in die Pflanze zurück. Was wird dann aus ihnen? Vielleicht ein Blatt? Vielleicht Holz?
Vorgänge beim Kompostieren
Nichts anderes als in der Natur läuft auch im Komposthaufen ab, wobei der Kompostierungsprozess im Fachjargon auch als Rotte bezeichnet wird. Mikroorganismen und Kleinlebewesen fressen und verdauen abgestorbenes, organisches Material wie Halme, Blätter, Zweige. Bei dem Abbau werden verschiedene Mineralien freigesetzt, die wiederum den Pflanzen als Nahrung dienen. Aus dem organischen Material entsteht Humus – des Gärtners Gold! Komposterde hat alles, was Pflanzen wünschen (siehe Seite 10), allerdings in Menge und Qualität abhängig von dem, was da zuvor kompostiert wurde.
Natur kennt keinen Abfall. Am Beispiel Wald wird das Prinzip von „Werden und Vergehen und Werden“, der ökologische Kreislauf, deutlich. (Foto: David Alary/fotolia.com)
Viele nützliche Helfer verwandeln organische Abfälle in besten Kompost.
So geht’s:
1. Schritt
Wärmeliebende Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen fressen sich erst einmal an leicht abbaubaren Stoffen, zum Beispiel Zucker, satt, die bei den organischen Abfällen im Kompost zuhauf anfallen. In kürzester Zeit vermehren sie sich stark, und weil die Umwandlung der chemischen Stoffe Energie erzeugt, steigt die Temperatur im Innern des Komposthaufens schnell an.
2. Schritt
Je stärker sich der Kompost aufheizt, desto mehr hitzeliebende Mikroorganismen schalten sich zu und die Temperatur steigt noch etwas an. Das Ganze nennt man dann Heißrotte. Bei der Kompostierung im eigenen Haushalt erhitzt sich der Kompost allerdings nicht so stark. Das liegt daran, dass nicht so viel Material auf einmal anfällt. Der Zersetzungsprozess läuft deshalb etwas langsamer und unvollständiger ab als in größeren Kompostierungsanlagen. Damit im eigenen Garten keine Nährstoffe ausgeschwemmt werden, sät man den Komposthaufen im Herbst deshalb am besten mit Gründüngung ein (siehe Seite 93).
3. Schritt
Sind die Mikroorganismen mit ihrer Abbauarbeit fertig, sinken die Temperaturen auf ungefähr 20 °C. Jetzt haben Kleintiere wie Regenwürmer, Asseln, Schwingschwänze und Milben auch im jetzt abgekühlten Bereich ihren großen Auftritt. Sie alle müssen nicht erst gerufen werden, sie finden den Weg stets alleine zum Kompost. Dort ernähren sie sich von den jetzt noch übrigen Pflanzenresten. Ihre Verdauungsrückstände werden mithilfe der Bakterien zum krümeligen, geruchlosen Dauerhumus.
Die perfekte Abfallverwertung
Bei der Kompostierung nutzen wir den Millionen Jahre alten natürlichen Prozess: Wir sammeln das organische Material und schichten es so auf, dass die Bedingungen für die Mikroorganismen perfekt sind, damit sie schnell und optimal ans Werk gehen können. Diese uralte Form der „Abfallverwertung“ ist somit die gebräuchlichste Methode, um nährstoffhaltige Pflanzenreste wieder in den gärtnerischen Kreislauf zurückzubringen.
Wenig bekannt ist, dass die Prozesse im Kompost den Boden reinigen, indem pilzliche oder bakterielle Krankheitskeime abgetötet werden. Wenn in der Umgebung kompostversorgter Wurzeln reiches Bodenleben herrscht, werden Krankheiten verhindert, indem Pilze gar nicht aus der Versporung auskeimen und Bakterien durch ihre Gegenspieler abgeschreckt oder reduziert werden.
Selbst kompostieren
Auf natürliche Weise wandeln Lebewesen in und auf dem Boden organische Abfälle zu wertvollem Pflanzendünger um. Und weil gut ein Drittel der im Haushalt anfallenden Abfälle aus kompostierbaren organischen Materialien besteht, reduziert das Kompostieren Abfallmengen und spart Abfallgebühren ein. Hinzu kommt: Sie brauchen kaum mehr Dünger oder Erde zu kaufen. Beim Kompostieren werden auch im Garten die ökologischen Kreisläufe der Natur geschlossen und Ressourcen geschont. Luft und Boden profitieren und es wird Energie gespart – die eigentlich für die Herstellung von Mineraldüngern aufgewendet wird. Es macht Spaß, aus den Abfallstoffen des eigenen Haushalts wertvolle Rohstoffe für neues Pflanzenleben entstehen zu lassen!
Das alles kann Kompost! Er ...
... hält Böden durch eine Vielzahl an hilfreichen Mikroorganismen gesund und vermindert Krankheitsbefall.
... sorgt für ein stabiles Bodengefüge und vermindert so Verschlämmung und Erosion.
... erhöht die Bodenfruchtbarkeit durch die Förderung des gesamten Bodenlebens.
... verbessert die Durchlüftung des Bodens. Schwere, tonige Böden werden durchlässiger.
... erhöht das Wasserhaltevermögen des Bodens, der Boden trocknet weniger schnell aus.
... fördert die Erwärmung des Bodens wegen seiner dunklen Farbe.
... absorbiert mineralische Nährstoffe und reduziert Nährstoffauswaschung.
... erhöht durch eine gleichmäßige und ausgewogene Nährstoffzufuhr die Pflanzenverfügbarkeit schwer löslicher Nährstoffe durch die beim Humusabbau entstehenden Säuren und Ausscheidungen der Bodenlebewesen.
Kompost macht den Boden fit!
Mit Kompost werden sandige und somit nährelementärmere Böden ertragreicher, denn er speichert Wasser und Nährelemente. Mithilfe des Komposts werden lehmige Böden luftdurchlässiger und leichter und die Bearbeitung wird deutlich einfacher! Doch nicht nur Pflanzen können Mangelerscheinungen aufweisen, sondern auch Böden. Dies ist dann der Fall, wenn der Boden über viele Jahre hinweg mineralisch gedüngt wurde. Meist haben dabei Stickstoff, Phosphor und Kalium das Sagen gehabt. Viele Gartenböden sind vor allem mit Phosphat überdüngt. Spurenelemente sind dagegen eher rar! Machen Sie eine Bodenprobe, die in speziellen Labors untersucht wird. So erfahren Sie, wie es um den Gartenboden bestellt ist.
Kompost ersetzt gekauften Dünger!
Jeder, der mit Kompost düngt, bringt alle für die Pflanze lebenswichtigen Nährstoffe aus. Darüber hinaus sorgt regelmäßiger...