FRÜHLING
BÜHNE FREI FÜR DIE FRÜHAUFSTEHER UNTER DEN KRÄUTERN! ZEITGLEICH MIT DER LUST AUF SONNE UND DIE ERWACHENDE NATUR WACHSEN IM GRÜNEN KINDERGARTEN DIE KRÄUTERJUNGPFLANZEN HERAN. WER VERKLÄRTEN BLICKS MIT SAMENTÜTEN IN RICHTUNG GARTEN STREBT, IST EINDEUTIG DER KRÄUTERSUCHT ERLEGEN. OBACHT, ANSTECKUNGSGEFAHR!
Ein Zimmergewächshaus begünstigt das Wachstum durch eine hohe Luftfeuchte im Inneren.
Aussaat: Ganz schön kultiviert!
Juchhu, es ist so weit, die Samentütchen dürfen gezückt und geöffnet werden. Danach wechseln sich Vorfreude und Ungeduld ab: Wann zeigen sich wohl die ersten Sämlinge?
Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude – aber irgendwann ist es auch mal gut damit! Nach einem elend langen Winter rufen schon die ersten zarten Sonnenstrahlen ein kaum zu ignorierendes Kribbeln in den Fingerspitzen der Gärtner hervor. Und sind da nicht bereits leise Stimmchen aus der Box mit den Samentütchen zu hören? »Sä’ uns aus, sä’ uns aus, wir haben lange genug geschlafen ...«
Dem Warten gegenüber haben die meisten Gärtner ein ziemlich zwiespältiges Verhältnis: Auf der einen Seite gehört es im ausgehenden Winter und Frühling einfach dazu und steigert den Spaß auf das, was da kommen wird. Auf der anderen ist das Geduldsspiel manchmal kaum mehr auszuhalten. Insbesondere im zeitigen Frühjahr sollte man aber dennoch versuchen, dem Verlangen nach lustvollem In-der-Erde-Wühlen und Samenverteilen nicht allzu bald nachzugeben. Da die wenigsten Garteneinsteiger glückliche Besitzer eines Gewächshauses sind, beschränkt sich die Vorkultur auf die Fensterbank. Dort ist es aber, selbst wenn das Fenster nach Süden ausgerichtet ist, im Januar und Februar oft noch zu dunkel für die lichthungrigen Sämlinge. In der Folge recken und strecken sie sich, um möglichst nah an die Lichtquelle zu kommen, und bilden auffällig lange, dünne und weiche Triebe, aus denen schwache Pflänzchen mit geringer Standkraft, aber hoher Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten hervorgehen. Da ist es besser, sich bis Anfang März zu gedulden und nur für Arten wie die Chili eine Ausnahme zu machen, die sehr früh starten müssen, um in der vergleichsweise kurzen Saison überhaupt zur Fruchtreife zu gelangen. Auch Samen mit recht langer Keimzeit wie die des Salzkrauts (> ) dürfen bereits im Februar in die Aussaattöpfchen und -schalen ausgebracht werden.
Selbst geerntete Samen sollte man am besten gleich im nächsten Frühjahr verwenden.
In der Aussaatschale ging es noch eng zu, später vereinzelt man die Sämlinge.
Licht und Dunkel
Für gute Keimraten verwendet man am besten möglichst frisches Saatgut. Das auf der Falz der Samentütchen aufgedruckte Haltbarkeitsdatum ist eine nützliche Info, denn manche Samen verlieren ihre Keimfähigkeit sehr schnell, vor allem wenn das Päckchen einmal geöffnet ist.
Frische Samen möchten manchmal ebenfalls partout nicht keimen. Eine Ursache dafür kann sein, dass es sich bei der Pflanzenart um einen sogenannten Kaltkeimer handelt (>). Ein anderer möglicher Grund: Die Samen wurden zu tief oder zu flach ausgesät. Es gibt unter den Pflanzen nämlich Lichtkeimer und Dunkelkeimer. Während Dunkelkeimer in zwei- bis dreifacher Samendicke mit Erde bedeckt werden müssen, um zu keimen, benötigen die sogenannten Lichtkeimer die volle Ladung Strahlung oder maximal das angenehm diffuse Licht, das unter einer hauchdünnen Substratschicht ankommt. Lichtkeimer werden daher nach dem Aussäen nur leicht angedrückt, höchstens noch gefühlvoll mit ein wenig Erde übersiebt oder zart eingeharkt – was einer Tiefe von maximal 0,5 cm entspricht.
Falls die Saattiefe nicht ohnehin auf der Saatgutpackung angegeben und auch sonst gerade keine Informationsmöglichkeit zur Hand ist, kann man sich in den meisten Fällen an der Samenstärke orientieren: Bedecken Sie das Saatgut so hoch mit Erde, wie der Samen dick ist.
Frühling
Schritt für Schritt: Aussaat am Fenster
Endlich kann es losgehen! Hier gibt es noch ein paar Tipps und Tricks, damit bei der Aussaat wirklich alles klappt. Das erforderliche Zubehör stellen wir Ihnen auch gleich vor.
Zubehör für den Pflanzenkindergarten
Praktisch für gröbere Samen sind Anzuchttöpfchen, die später mit in die Erde kommen und sich zersetzen, zum Beispiel aus Zeitungspapier. Dazu 8 cm breite zweilagige Streifen in ausreichender Länge fest um ein Glas wickeln. Dann Glas ein Stück herausziehen und den Überstand über den Glasboden falten. Glas entfernen und Papier am oberen Rand ein Stück einschlagen. Sehr feine Samen werden breitwürfig in eine Aussaat-schale gesät. Für eine gleichmäßigere Verteilung die Samen vorher mit Sand vermischen. Später werden die Sämlinge dann vereinzelt: Die stärksten ziehen in größere Töpfe um, wo sie ihre Wurzeln richtig ausstrecken dürfen. Dieses »Pikieren« erfolgt, sobald sich nach den beiden Keimblättern das erste »echte« Paar Laubblätter zeigt. Wenn Sie allzu dicht ausgesät haben, können Sie schon vor dem Vereinzeln einige schwächere Exemplare vorsichtig mit den Fingern aus der Erde zupfen.
Zuerst verteile ich die Samen auf der Kräutererde. Nicht über die weißen Flöckchen im Substrat wundern, sie verbessern die Durchlüftung.
Ein Sieb braucht man nicht zwangsläufig, es erleichtert aber eine gleichmäßige Verteilung der Erde und ist perfekt, wenn nur eine dünne Schicht gefragt ist. Anschließend die Erde noch leicht andrücken.
Nun muss die Erde noch angefeuchtet werden, am besten klappt das mit einem Wassersprüher. Weil eine hohe Luftfeuchte die Keimung erleichtert und ich seltener gießen muss, spanne ich anschließend gerne Klarsichtfolie über die Schalen.
Die Sämlinge haben sich prima entwickelt, jetzt kann ich sie in größere Gefäße umsetzen. Damit beim Transport nix reißt, stütze ich den Wurzelballen mit einem Pikierholz – oder mit‘nem Stift oder was ich sonst grad zwischen die Finger kriege.
Das Pikierholz benutze ich auch als Bohrer für die Pflanzlöcher und als Einparkhilfe für den Wurzelballen. Dann noch vorsichtig an-drücken und angießen … geschafft!
Das Starterset
= Voranzucht und Aussaat
= Blütezeit
Sonne
Halbschatten...