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Kritische Bewertung der Zeitarbeit

AutorMarc A. Fischer
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl53 Seiten
ISBN9783955497866
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Bedingt durch die Auswirkungen des Strukturwandels, befindet sich die gesamte Arbeits-und Berufswelt im Umbruch. So ist die Erwerbstätigkeit in der heutigen Zeit durch befristete Arbeitsverhältnisse und flexible Arbeitseinsätze, durch einen häufigen Wechsel von Arbeitsplätzen, Berufsbildern und Unternehmen gekennzeichnet. Aufgrund des gestiegenen Wettbewerbsdruckes, fordern die Unternehmen zunehmend Arbeitnehmer, die lernfähig, flexibel und kurzfristig einsetzbar sind. Ein überaus dynamisches Wachstum weist in den letzten Jahren die Zeitarbeit aus. Dies ist u.a. darauf zurückzuführen, dass die Zeitarbeit in den vergangenen Jahren einen zunehmenden Imagegewinn und Bekanntheitsgrad verzeichnen konnte. Trotz des Imagegewinns in den letzten Jahren befindet sich die Zeitarbeit im Mittelpunkt von kontroversen arbeitspolitischen und sozialpolitischen Diskussionen. Während die Wirtschaft die Zeitarbeit als ein wichtiges Flexibilisierungsinstrument des Arbeitsmarktes bewertet, kritisieren die Gewerkschaften diese aufgrund der unsicheren Beschäftigungssituation für Arbeitnehmer. Kritiker der Zeitarbeit vermuten ferner, dass der Einsatz von Zeitarbeit eine Verdrängung der regulären Beschäftigung in den Unternehmen begünstigt. Daher stellt sich die Frage, welche Chancen und Grenzen sich durch Zeitarbeit für Arbeitnehmer und Unternehmen ergeben.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.4, Arbeitsmarktintegration durch Zeitarbeit: 4.4.1, Klebeeffekt: Nach Brömser (2008) umschreibt der so genannte Klebeeffekt traditionell die Übernahme eines Leiharbeitnehmers durch ein Kundenunternehmen. Der Klebeeffekt stellt ein stark kontrovers diskutiertes Thema zwischen Gegnern und Befürwortern der Zeitarbeit dar. Gerade die Ausprägung des Klebeeffektes in der Höhe und der Existenz stehen dabei verstärkt im Fokus. Teilweise differenzieren sich die internationalen Forschungsergebnisse zu dieser Thematik sehr stark. Eine nicht einheitliche Begriffsverwendung begünstigt derartige Ergebnisse. Durch die IW Consult GmbH, die eine mit Studien beauftragte Tochtergesellschaft des Institutes der deutschen Wirtschaft Köln darstellt, ist '[...] der 'Klebe-Effekt im engeren Sinne', bei dem einem Zeitarbeitnehmer der direkte Einstieg beim Kundenunternehmen gelingt, von dem indirekt wirkenden 'Klebe-Effekt' im weiteren Sinne', bei dem ein Zeitarbeitsverhältnis den Einstieg in ein Arbeitsverhältnis bei einem anderen Arbeitgeber befördert, zu unterscheiden.' Die Ergebnisse der Untersuchungen verschiedener Wissenschaftler, die sich mit der Thematik der Höhe des direkten Klebeeffektes auseinandersetzten, variieren stark. Nach Weinköpf und Vaselow (2008) liegt diese nach Schätzungen bei etwa 30 Prozent. Weitere Autoren wie Strotmann und Vogel (2004) bewerten die Höhe zwischen 4 bis 7 Prozent. Der Aspekt, welche berufliche Entwicklung den vom Einsatzunternehmen eingestellten Leiharbeiter wiederfahren wäre, die nicht schon als Zeitarbeitnehmer eine Arbeitsprobe tätigten, kann durch Untersuchungen aus methodischer Sichtweise ohne Betrachtung einer Kontrollgruppe nicht bewertet werden. Durch die Anwendung geeigneter Verfahren, die auf einer statistischen Grundlage basieren und die IAB-Beschäftigungsstichprobe als Basis der Betrachtung nutzen, konnte die Existenz eines relevanten direkten Klebeeffektes aus statistischer Sicht nicht bestätigt werden. Negative Beschäftigungseffekte konnten ebenfalls nicht festgestellt werden. Die Studie der IW Consult GmbH, die als Instrument der Datenerhebung die Unternehmensbefragung nutzt, weist aus, dass der direkte Klebeeffekt im Mittel bei etwa 14 Prozent liegt. Eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Institutes für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, die Daten aus dem Zeitraum 2008 bis 2010 heranzieht, belegt, dass je kleiner die Einsatzbetriebe sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Zeitarbeitnehmer eine dauerhafte Anstellung zu erlangen. Im direkten Vergleich von Unternehmen, die über verschieden hohe Mitarbeiterzahlen verfügen, erzielten Betriebe unter 50 Angestellten mit elf Prozent die höchste Übernahmequote von Zeitarbeitnehmern. Des Weiteren weist die Studie der IW Consult GmbH als Ergebnis aus, dass etwa 76 Prozent der Gesamtheit der Leitarbeitnehmer eine dauerhafte Anstellung beim Unternehmen ohne einen vorherigen Einsatz als Zeitarbeitnehmer nicht erlangt hätten. Obwohl die Benennung der exakten Höhe des direkten Klebeeffektes aufgrund unterschiedlicher Untersuchungsergebnisse nicht möglich ist, konnte dennoch in mehreren Untersuchungen die Existenz des Klebeeffektes nachgewiesen werden. Daher besteht für Personen, die in der Zeitarbeit beschäftigt sind, durchaus eine wenn auch recht geringe Chance, in einem Einsatzunternehmen eine Anstellung im Rahmen eines regulären Beschäftigungsverhältnisses zu erlangen. 4.4.2, Integration von Langzeitarbeitslosen: In diesem Kapitel werden das Wesen und das Potenzial der vermittlungsorientierten Zeitarbeit hinsichtlich der Integration von Langzeitarbeitslosen und schwer vermittelbaren Personen in den Arbeitsmarkt erläutert. Eine Zielsetzung der vermittlungsorientierten Arbeitnehmerüberlassung im Gegensatz zur kommerziellen Zeitarbeit ist die Abwerbung der beschäftigten Zeitarbeitnehmer durch die Einsatzunternehmen. Bereits in den 80er Jahre hat es Anregungen gegebenen, die Zeitarbeit auch unter dem Aspekt der Wiedereingliederung von Erwerbslosen zu nutzen. In der Zeit der 90er Jahre wurden zahlreiche Erprobungen in diesem Zusammenhang durchgeführt. Im Rahmen der Hartz-Reformen wurden so genannte Personal-Service-Agenturen (PSA) errichtet, die die Umsetzung dieses Konzeptes sicherstellten. Die PSA stellt ein Zeitarbeitsunternehmen dar, das durch die Agentur für Arbeit beauftragt ist und vermittlungsorientiert arbeitet. Bei der Betrachtung der vermittlungsorientierten Arbeitnehmerüberlassung ist u.a. der START-Modellversuch, dessen Gründung im Jahr 1995 vollzogen und nach einem Vorbild aus den Niederlanden entworfen wurde, besonders hervorzuheben. Die Verbindung von wirtschaftlichen Zielen mit solchen Zielen, die eine arbeitsmarktpolitische Ausrichtung verfolgen, stellte die Besonderheit des Modellversuches START dar. Im Mittelpunkt des im Jahr 2007 eingestellten Modelversuches stand das Instrumentarium der Zeitarbeit. Die Zielgruppe des Modellversuches START war zum größten Teil Arbeitslose, die als schwer vermittelbaren u.a. aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit galten. Diese schlossen einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit dem Unternehmen START ab, um diesen eine Integrationschance zu bieten. Nach Angaben des Unternehmens START übten während der Laufzeit des Modellversuches-START 25.946 Zeitarbeitnehmer betriebliche Einsätze aus, von denen 15.908 Personen zum schwer vermittelbaren Personenkreis zählten. Etwa 10.300 Mitarbeiter gelang es unmittelbar nach der Beschäftigung als Zeitarbeitnehmer eine Anstellung im Entleihbetrieb zu erhalten. Nach Oberste-Beulmann (2006) ist es möglich, dass '[...] Arbeitnehmerüberlassung auf dem hohen Niveau der Start Zeitarbeit NRW GmbH sowohl wirtschaftlich als auch sozialverträglich durchgeführt werden kann.'
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