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E-Book

Kunst- und Gestaltungstherapie aus tiefenpsychologischer Sicht

AutorMartina Carl
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl30 Seiten
ISBN9783956847851
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
In dieser Studienarbeit werden zu Beginn die Begriffe Kunsttherapie und Tiefenpsychologie erklärt. Anschliessend werden die tiefenpsychologischen Ansätze Carl Gustav Jungs mit Psyche, Bewusstsein, Unbewusstem, Schatten und den Archetypen näher betrachtet. Außerdem werden Wirkungsweisen und Bearbeitungsebenen eines Gestaltungsprozesses beleuchtet (Katharsis, Einsichtsvermittlung, Traumarbeit, Symboldeutung). Es werden die Beziehung zwischen Patient und Therapeut angeschaut, sowie anschließend auch unterschiedliche methodische Varianten bildnerischer Mittel dargestellt. Dabei behandelt werden z.B. Bildnereien, Modellierarbeiten, Tanzgestaltung bzw. Pantomime, Katatymes Bilderleben, Puppenspiel, Märchen und Psychodrama.

Martina Carl wurde 1977 in Kassel geboren. An der Universität Gesamthochschule Kassel hat sie den Studiengang Sozialwesen (Sozialpädagogik/Sozialarbeit) sehr erfolgreich abgeschlossen. Bereits während der Studienzeit hat sich die Autorin auf die Vielfalt

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Die Wirkungsfaktoren und Bearbeitungsebenen des Gestaltungsprozesses: Der Umgang mit bildnerischen Gestaltungen kann in der psychoanalytischen Kunsttherapie auf unterschiedlichste Weise genutzt werden, wie folgende Aspekte aufzeigen sollen: 3.1, Katharsis: Während des Gestaltungsprozesses können bisher verdrängte Impulse durch die Umstände der Therapie in Erscheinung treten und mit Hilfe eines folgenden Abreagierens kann eine vorübergehende entlastende Wirkung für die Patientin erreicht werden. Besonders für Kinder, deren Wünsche wegen der Übermacht Erwachsener oft unterdrückt werden, kann eine sogenannte ´kathartische Therapie´ große Erleichterung verschaffen, weil psychische Funktionen sowie die Lernfähigkeit verbessert und so eine Weiterarbeit begünstigt werden. Durch eine allgemeine Senkung des Leistungsdrucks wird eine Bearbeitung des vorliegenden Konflikts erst möglich gemacht. 3.2, Einsichtsvermittlung: Ein Ziel der psychoanalytischen Therapie ist es, der Patientin Einsicht in eigene psychodynamische Strukturen zu vermitteln und anschließend an unterschiedlichen Lebenssituationen durchzuarbeiten. Der Therapeut kann den Bewußtwerdungsprozeß zusätzlich unterstützen, indem er vorsichtige Deutungen des entstandenen Materials entwickelt. Ergänzend dazu läßt die Patientin Einfälle zu ihren Werken verlauten ('freie Assoziation') und führt den Therapeuten näher an verdrängte Konflikte. Einsichten können sowohl als stilles Gewahrwerden gewonnen werden, ebenso aber auch als klares Erkennen bisher abgewehrter Zusammenhänge. Bei diesen Einsichtsgewinnungen können alle erdenklichen Begleitgefühle wie Erleichterung, Interesse, Ernst, Erschrecken, Angst, Mutlosigkeit oder Entsetzen auftreten, die unmittelbar mit dem gerade Erlebten zusammenhängen. Die Notwendigkeit der Einsicht im psychoanalytischen Sinne liegt darin, daß sie eine '... Erkenntnis des persönlichen Unbewußten durch bewußtes Erleben ...' meint und damit eine wichtige Voraussetzung für jede langfristige Veränderung der Persönlichkeit darstellt. Verlorene Teile des Ichs werden dabei wiedergewonnen und führen zu einer genaueren Realitätswahrnehmung, die jede Patientin befähigt, realistisch mit eigenen Gefühlen und der Außenwelt umzugehen. Das innere und äußere Erleben können genau eingeschätzt werden und verschaffen der Patientin einen Zugang zu eigenen Persönlichkeitsquellen sowie eine Nutzung innerer und äußerer Kräfte. Bei der Einsichtsvermittlung kommen also bisher abgewehrte Impulse zum Vorschein. Eine anschließende Impulsmobilisierung ist häufig mit einer Konfliktaktualisierung verbunden, die abschließend durchgearbeitet und auf die Ablaufmechanismen untersucht wird. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Eine 35-jährige Patientin zeichnet einen ausgebrannten Wald, in deren Mitte sie sich befindet und gemäß ihren Angaben nicht herausfinden könne. Nachdem der Therapeut das Bild kurz betrachtet hat, regt er durch Nachfragen ein genaueres Betrachten des Bildes von seiten der Patientin an. Plötzlich bemerkt diese, daß der abgebildete Mensch stehe statt gehe und außerdem die Augen geschlossen und die Arme verschränkt habe und auf diese Weise schließlich nie aus dem finsteren Wald herausfinden könne. Diesen eigenständigen Feststellungen folgen schließlich Ausführungen über Erlebnisse, die mit der eigenen Passivität, Resignation und dem Ausgebranntsein zusammenhängen. Für diesen Augenblick war die gewonnene Einsicht therapeutisch äußerst nützlich, um Reflexionsvorgänge über bestehende Konflikte zu unterstützen. 3.3, Traumarbeit und Symboldeutung: Aus der Sicht der Psychoanalyse sind Traumbilder mit bildnerischen Gestaltungen vergleichbar, da unbewußte Inhalte durch andere Inhalte ersetzt d.h. symbolisiert werden. Wichtige Mechanismen der Traumarbeit und der bildnerischen Gestaltung sind insbesondere Verdichtung und Verschiebung. Bei der Verdichtung erfolgt ein Zusammenziehen mehrerer Inhalte zu einem einzigen, das von Sigmund Freud mit einer mehrfach belichteten Fotografie verglichen wurde. Wenn Inhalt und Affekt jedoch auseinandertreten, findet eine sogenannte Verschiebung statt. 3.4, Sublimierung: Bei dem Abwehrmechanismus Sublimierung findet eine Verschiebung des Triebzieles statt, die vom Über-Ich gesteuert wird und nach Sigmund Freud dann dauerhaft dienen kann, sexuelle oder aggressive Strebungen zu verarbeiten. Sigmund Freud sieht danach in der Sublimierung die eigentliche Ursache des kulturellen Schaffens der Menschen. Bei Versuchen der Sublimierung kann es die Aufgabe des Therapeuten sein, die Klientinnen in ihren Bestrebungen zu bekräftigen und Ziele vorzuschlagen, auf die der ursprüngliche Triebwunsch umgelenkt werden könnte. So modellierte in einer Gruppe Jungen und Mädchen ein Knabe anfangs eine Tonwurst, die er als Penis an den eigenen Körper hielt. Einige Zeit später äußerte er den Wunsch, doch gern das Empire State Building aus Ton modellieren zu dürfen. Das anfängliche Interesse an der Größe des Penis´ wird in diesem Fall auf ein Objekt verschoben, welches ebenso Männlichkeit symbolisieren kann, jedoch in der Intention allgemeiner gehalten ist und nicht sofort eindeutig kategorisierbar ist. 3.5, Kompensation und Ich-Stützung: Die kompensatorische Funktion in der Kunsttherapie besteht zum einen aus der durch das Kunstwerk erlangten Beachtung und Anerkennung. Es können außerdem eigene Mängel des Körpers oder andere Minderwertigkeiten durch das bildnerische Material ausgeglichen werden. Das Gestalten wird an dieser Stelle also zur reparativen Funktion, ohne daß eine direkte Anerkennung eines Publikums notwendig ist. Eine Stärkung des Selbstbewußtseins und eine damit verbundene Ich-Stützung kann man als Ziel der unterschiedlichsten Therapieformen nennen, um auf diese Weise Belastungen erträglich werden zu lassen und sie auf ein niedriges Maß zu begrenzen. Zur Verdeutlichung möchte ich wieder ein Beispiel geben: Eine 36-jährige Frau leidet seit Jahren an phobischen Angstzuständen und bringt nun eine Darstellung ihrer Angst anhand bildnerischen Materials mit in ihre Therapiegruppe. Sie betont ihr völliges Ausgeliefertsein im Zustand der Angst und vergleicht dieses mit von hinten angreifenden Ungeheuern. Das Begegnen mit dieser Angst hätte sie bisher nie gewagt, so furchtbar wäre es, dieser ins Auge zu sehen. Andere Gruppenmitglieder betrachten das Bild und kommentieren, daß die Angst ja erschrockener aussähe als die Frau oder gar keine Muskeln habe und regungslos dastehe, wohingegen die Frau festen Schrittes entschlossen loszuschreiten scheine. Die Patientin überdenkt die Situation und wird durch diese Auseinandersetzung angeregt, die Angst und sich selbst im Bild etwas zuversichtlicher zu sehen. Durch das Ernstnehmen der eigenen Problematik und der Unterstützung durch andere Patienten wagte die Frau am folgenden Wochenende seit Jahren das erste mal wieder, einen Wald zu betreten, weil sie die dahinter liegende Landschaft gerne entdecken wollte. Durch das Malen des Bildes ist die Angst erst einmal bestehen geblieben, jedoch war es möglich, dieser zu 'begegnen'.
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