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E-Book

Kunstmuseen und ihre Besucher

Eine lebensstilvergleichende Studie

AutorManuela Kohl
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl186 Seiten
ISBN9783835091528
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
Manuela Kohl erarbeitet ein Besucherprofil, das nicht nur Merkmale wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau, sondern auch den Lebensstil der Besucher berücksichtigt. Hierbei stützt sie sich auf Lebensstiltheorien und kunstsoziologische Studien sowie auf umfassendes empirisches Datenmaterial, das in Kunstmuseen mit unterschiedlichen Sammlungsschwerpunkten erhoben wurde.



Dr. Manuela Kohl promovierte bei a.o. Prof. Dr. Alfred Smudits am Institut für Soziologie der Universität Wien. Sie ist derzeit als Kulturwissenschaftlerin in Wien tätig.

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Leseprobe
Theoretische Grundlagen und Forschungsstand der Lebensstil- und Kunstrezeptionsforschung (S. 11)

1.1 Pierre Bourdieus Konzepte zu sozialer Ungleichheit

Pierre Bourdieus soziologisches Forschungsinteresse richtete sich auf das Alltagsleben und die gesellschaftlichen Lebensverhältnisse von Individuen und Klassen yon Individuen. Neben der französischen Klassengesellschaft war auch die kabylische Gesellschaft in Algerien Gegenstand seiner Untersuchungen. Pierre Bourdieu ist einer der meistrezipierten Soziologen der Gegenwart und seine Studie über die feinen Unterschiede ist eine Schlüsselpublikation der modernen Kultursoziologie.

Die feinen Unterschiede basieren auf einer aufwändigen Erhebung an 1217 Personen in Paris, Lille und einer nicht namentlich genannten Kleinstadt, durch die Bourdieu lebensstilrelevante Merkmale wie Wohnungseinrichtung, Kleidungsstil, Essensgewöhnheiten und musikalische Vorlieben der Befragten erhoben hat. Die leitende Überlegung bei dieser Studie war, dass sich die soziale Lage eines Individuums in seine Alltagskultur und seine Verhaltensweisen übersetzt. Aus dieser Studie resultieren Bourdieus Überlegungen und Konzepte zu Habitus und Feld.

Pierre Bourdieu hat viele sozialwissenschaftliche Arbeiten inspiriert und mit den Feinen Unterschieden einen Boom der Lebensstilforschung ausgelöst. Auch wenn beispielsweise Gerhard Schulze mit der Erlebnisgesellschaft (1992) in Opposition zu Bourdieu geht und einige Ergebnisse seiner Forschung negiert, so liefert Bourdieu doch ausgezeichnete Erklärungsmodelle und Konzepte, die auch heute noch anwendbar sind. Auch meine Diplomarbeit und Dissertation sind von seinen Forschungen und Theorien inspiriert, weshalb ich im Folgenden die Konzepte Habitus und Feld, die Kapitalienlehre und die Theorie der Kunstwahrnehmung skizziere, die für meine empirische Studie grundlegende Bedeutung haben.

1.1.1 Habitus und Feld

Unter Ablehnung der traditionellen Dichotomien in der Soziologie hat sich Pierre Bourdieu der Analyse der vertikalen Sozialstruktur gewidmet. Sein Anliegen ist die Überwindung der vorherrschenden Gegensätze yon Subjektivismus und Objektivismus, Individuum und Gesellschaft, die er mit seinen Konzepten Habitus und Feld umsetzt. Das Konzept des Habitus repräsentiert das Subjekt, der Begriff Feld bezieht sich auf die externen, objektiven Strukturen.

Habitus

Habitus definiert sich als Gehabe, Erscheinung, Haltung, Gewohnheit. Habitus ist im soziologischen Sinne ,,Bezeichnung für die Gesamtheit der in Aussehen, Kleidung, Gestik, Mimik, Sprache usw. zum Ausdruck kommenden Besonderheiten des persönlichen Verhaltensstils, von denen auf Einstellungen, soziale Prägungen und Bereitschaften, d.h. auf die Persönlichkeit eines Menschen geschlossen werden kann.

Der Habitus eines Menschen entsteht unter dem Einfluss äußerer, objektiver Strukturen. Er wird durch die Sozialisation im Elternhaus, durch die Internalisierung der eigenen Position in der sozialen Welt erworben, unterschiedliche Existenzbedingungen erzeugen demnach unterschiedliche Formen des Habitus. Als individuelles wie kollektives Phänomen bringt der Habitus sowohl individuelle wie kollektive Praktiken hervor. Individuen und soziale Klassen unterscheiden sich nicht nur in ihren äußeren Lebensbedingungen sondern auch in Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmustern, die ihre Existenzbedingungen hervorbringen.

Der Habitus ist ein einheitsstiftendes Erzeugungsprinzip von Praktiken, weshalb die Praktiken der Angehörigen einer Klasse ohne absichtliches Bemühen in Einklang miteinander sind. Bourdieus Augenmerk liegt auf den feinen Unterschieden in Geschmack und Verhaltensweisen, auf den Lebensstilen, die systematische Produkte des Habitus bilden. , Durch die Internalisierung der sozialen Struktur hat der Habitus eine Reproduktionsfunktion inne. Die Verinnerlichung der gesellschattlichen Strukturen und ihre Hervorbringung durch individuelle wie kollektive Praktiken bewirken eine Stabilität in der Aufrechterhaltung derselben.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort8
Vorwort10
Inhaltsverzeichnis12
Abbildungsverzeichnis16
Tabellenverzeichnis18
Einleitung19
1 Theoretische Grundlagen und Forschungsstand der Lebensstil- und Kunstrezeptionsforschung29
1.1 Pierre Bourdieus Konzepte zu sozialer Ungleichheit29
1.2 Gerhard Schulzes soziale Milieus44
1.3 Annette Spellerberg: Lebensqualität und Lebensstile59
1.4 Die Sinus-Milieus76
1.5 Rudolf Richters Dimensionen der Lebensstilanalyse81
1.6 Christian Tarnai und Ulf Wuggenig- Kunstwelten im internationalen Vergleich: Wien-Hamburg84
1.7 Kunstsoziologische Rezeptionsforschung90
Zusammenfassung94
2 Die Museen K20 und K21 der Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen97
2.1 Warum die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen?97
2.2 K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, am Grabbeplatz99
2.3 K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, im Ständehaus100
3 Operationalisierung103
3.1 Fragebogenkonstruktion103
3.2 Besucherbefragung104
3.3 Codierung105
3.4 Auswertungsverfahren106
4 Die Publika der Museen K20 und K21111
Überblick111
4.1 Geschlecht113
4.2 Alter114
4.3 Bildungsabschluss116
4.4 Beruf118
4.5 Tätigkeitsbereich118
4.6 Wohnort120
4.7 Besuchshäufigkeit121
4.8 Besuchspläne Schwestermuseum122
4.9 Interessensschwerpunkt123
4.10 Bevorzugte Kunstrichtungen125
4.11 Verständlichkeit zeitgenössischer Kunst127
4.12 Kunstkompetenz129
4.13 Freizeitaktivitäten130
4.14 Musikgeschmack140
4.15 Literaturpräferenzen148
4.16 Lebensziele154
4.17 Lebensbereiche162
4.18 Verhaltensweisen168
Fazit175
5 Lebensstile der Besucherlnnen in Kunstmuseen177
5.1 Lebensstile der Besucherlnnen der Klassischen Moderne, K20179
5.2 Lebensstile der Besucherlnnen der zeitgenössischen Kunst, K21181
5.3 Vergleich mit den Architekturbesucherlnnen184
5.4 Vergleich mit der Bevölkerung185
5.5 Resümee188
Schlussbetrachtung191
Literaturverzeichnis201
Internetquellen204

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