I.
Wozu ich dieses Buch geschrieben habe
Die sexuelle Entfaltung – eines der schwierigsten Dinge der Welt
Im Fernsehen, im Kino, im Internet, in den Zeitschriften, auf der Straße, in der U-Bahn und im Bus – überall werden wir mit sinnlich-erotischen Szenen konfrontiert. Und die meisten Bilder, die uns gezeigt werden, verleiten uns zu dem Schluss, dass unsere Mitmenschen ein äußerst aktives und erfülltes Liebesleben haben. Wirft man aber einen Blick auf die Wirklichkeit, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Da gibt es eine Unmenge von Dingen, die einer befriedigenden Sexualität im Wege stehen. Diese Hindernisse könnte man vier Kategorien zuordnen:
Die verschiedenen sexuellen Störungen
Probleme mit der sexuellen Lust: Ganz im Gegensatz zu dem, was uns die Medien glauben machen wollen, ist nicht jeder von uns voll von sexuellem Verlangen. Es gibt Menschen, die aus den verschiedensten Gründen nur wenig oder gar kein Interesse an Sex zeigen, und andere, deren sexuelle Lust praktisch unersättlich ist. Für die Partner der zur letzten Gruppe gehörenden Personen ist der Liebesakt keine Freude mehr, sondern eher eine Qual.
Probleme mit der sexuellen Erregung: Manchmal ist die Lust zwar da, doch die „Mechanik“ macht uns einen Strich durch die Rechnung. Männer, die dieses Problem haben, sind nicht in der Lage, eine Erektion zu bekommen, die hart genug ist, um den Penis in die Vagina einzuführen und einen befriedigenden Geschlechtsverkehr zu haben. Und Frauen, die sexuell nicht richtig erregt sind, können den Liebesakt nicht genießen, da ihre Vagina nicht feucht genug wird, um das männliche Glied schmerzfrei aufzunehmen.
Orgasmusstörungen: Wussten Sie, dass Männer ebenfalls von dieser Art von Problemen betroffen sind, auch wenn Orgasmusschwierigkeiten bei Frauen häufiger auftreten? Dieses Problem manifestiert sich in der Unfähigkeit, zum Höhepunkt zu kommen und damit den Geschlechtsakt voll zu genießen. Zu dieser Kategorie von Schwierigkeiten zählt auch der vorzeitige Samenerguss beim Mann. Hier wird der Orgasmus bereits durch die kleinste Stimulation oder ganz kurz nach der Penetration ausgelöst.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Dieses Problem kommt fast ausschließlich bei Frauen vor. Medizinisch werden zwei sexuelle Störungen unterschieden: Vaginismus und Dyspareunie. Beim Vaginismus ziehen sich die Muskeln um den Vaginaleingang jedes Mal unwillkürlich zusammen, wenn sich der Mann mit seinem Penis nähert. So wird eine Penetration von vornherein unmöglich. Bei Dyspareunie kann das erigierte Glied zwar eingeführt werden, das Eindringen ist aber mit Schmerzen verbunden. Die Schmerzen treten beim Einführen auf oder wenn der Penis in der Vagina vor und zurück bewegt wird. Frauen, die unter diesen Schwierigkeiten leiden, haben wenig Lust auf Geschlechtsverkehr.
Sind Sie vielleicht auch betroffen?
Sexuelle Schwierigkeiten treten weitaus häufiger auf, als allgemein angenommen wird. Sie sind weit verbreitet. Im Folgenden finden Sie ein paar Statistiken aus westlichen Ländern:
Deutschland
Bei seinen Umfragen hat der Gynäkologe Prof. Albrecht Pfleiderer2 herausgefunden, dass 80 Prozent der Frauen mindestens einmal im Leben unter sexuellen Schwierigkeiten leiden. Außerdem hat nach Christine Eichenberg3 eine 1996 bei Allgemeinmedizinern und Fachärzten in Hamburg durchgeführte Umfrage ergeben, dass jede Woche mehr als 0,1 Prozent der Bevölkerung wegen sexueller Schwierigkeiten einen Arzt aufsuchen. Zu diesen Zahlen muss man jedoch noch die hohe Dunkelziffer hinzurechnen, da viele Menschen aus Scham oder einem Gefühl des Unbehagens nicht zum Arzt gehen, wenn sie sexuelle Probleme haben. Sexuelle Schwierigkeiten treten bei älteren Menschen häufiger auf, trotzdem sind auch junge Menschen betroffen. Nach R. Dieckmann4 hat eine im Jahr 2004 unter Studentinnen der medizinischen Fakultät der Universität Hannover durchgeführte Umfrage ergeben, dass nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen mit ihrem Liebesleben zufrieden war. Die Studentinnen waren im Schnitt vierundzwanzig Jahre alt. Dem Spezialisten in Klinischer Pharmazie und Fachmann für Ernährungsberatung Klaus Storm zufolge hat eine repräsentative Umfrage im Jahre 2001 ergeben, dass 50 Prozent der Männer zwischen fünfunddreißig und fünfundsechzig Jahren unter einer Form von Erektionsstörungen leiden und jeder zehnte Mann unter einer erektilen Dysfunktion.5
Frankreich
Eine unter der Leitung von Nathalie Bajos und Michel Bozon in Frankreich durchgeführte, 2008 veröffentlichte Umfrage zum Thema „Sexualität“ zeigt deutlich das Ausmaß der sexuellen Störungen:
Bei Männern in den letzten zwölf Monaten:
Erektionsstörungen: 2,5 Prozent häufig; 14,3 Prozent manchmal; 16,7 Prozent selten
Vorzeitiger Samenerguss: 6,5 Prozent häufig; 33,1 Prozent manchmal; 30,3 Prozent selten
Keine oder zu wenig sexuelle Lust: 1,9 Prozent häufig;
20,2 Prozent manchmal; 39,6 Prozent selten
Bei Frauen in den letzten zwölf Monaten:
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: 2 Prozent häufig; 14,3 Prozent manchmal; 15,1 Prozent selten
Keine oder zu wenig sexuelle Lust: 6,8 Prozent häufig; 29 Prozent manchmal; 26,3 Prozent selten
Orgasmusschwierigkeiten: 7,3 Prozent häufig; 28,9 Prozent manchmal; 29,2 Prozent selten
Vereinigte Staaten
Dr. Julia R. Heiman von der psychiatrischen Fakultät der Universität Washington hat Daten zu diesem Thema zusammengetragen. Ihre Analyse6 hat gezeigt, dass sexuelle Störungen in den USA je nach Art der untersuchten Störung bei 8 bis 33 Prozent der Bevölkerung vorkommen.
Westliche Länder allgemein
Wenn man der Vielzahl von Umfragen zu diesem Thema Glauben schenken darf, kann man zu dem Schluss kommen, dass sexuelle Störungen in der Bevölkerung ganz allgemein, das heißt in allen Altersstufen und in allen westlichen Ländern etwa in der gleichen Art auftreten.
Die Zahlen, die die verschiedenen Forscher angeben, weichen in geringem Maße voneinander ab, da die Studien nicht unter gleichen Bedingungen durchgeführt wurden. Insgesamt ging jedoch daraus hervor, dass sexuelle Störungen in den westlichen Ländern häufig auftreten. Und folglich gibt es in diesen Ländern eine große Anzahl von Menschen, die von den Wohltaten des Sex leider nicht profitieren.
Im Zentrum der Kritik steht die vaginale Penetration
Im Rahmen dieses Buches möchte ich nicht auf sexuelle Schwierigkeiten eingehen, die organische und/oder psychische Ursachen haben. Ich bitte die Leserinnen und Leser, die sich darüber informieren wollen, die im Literaturverzeichnis aufgeführten Bücher zurate zu ziehen. Kunyaza. Multiple Orgasmen und weibliche Ejakulation mit afrikanischer Liebeskunst richtet sich an alle, die gesund und dennoch mit ihrem Liebesleben nicht zufrieden sind. Vor diesen Schwierigkeiten ist niemand gefeit. So ist es beispielsweise ganz normal, dass man als Anfänger in Sachen „Sex“ bei den ersten Erfahrungen gewisse Schwierigkeiten hat, auch wenn man gesund ist. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie wirkungsvoll die angewendeten sexuellen Techniken sind. Im Zentrum der Kritik steht die vaginale Penetration. Damit wir uns richtig verstehen: Gemeint sind das Einführen und die anschließenden Gleitbewegungen, das heißt das Vor-und-zurück-Bewegen des Penis in der Vagina. Sex-Experten auf der ganzen Welt zufolge erreichen 70 Prozent der Frauen keinen Höhepunkt, wenn ausschließlich diese Methode angewendet wird. Von diesem Problem sind viele Menschen betroffen. Deshalb werde ich es auch, wie im Vorwort angekündigt, zum Hauptthema dieses Buches machen.
Geht man von der Tatsache aus, dass die meisten Paare weltweit bei ihren Liebesspielen allein mit der vaginalen Penetration auskommen, kann man daraus schließen, dass nur sehr wenige Frauen beim Liebesakt einen Orgasmus haben. Und das ist eine äußerst traurige Tatsache.
Natürlich betrifft dieses Problem hauptsächlich die Frauen, aber eigentlich müsste es dann ja auch ein Problem der Männer sein. Wie können Sie nach dem Sex zufrieden und glücklich sein, wenn Ihre Frau sich frustriert fühlt, meine Herren? Was empfinden Sie, wenn Sie hören oder lesen, dass Ihr geliebtes Organ, der Penis, für 70 Prozent der Frauen nicht viel wert ist? Ich sehe Männer, die nun beginnen, an sich zu zweifeln. Und sich die fatale Frage stellen: „Zu welcher Gruppe gehört wohl meine Partnerin? Zu den 30 Prozent oder zu den 70 Prozent?“ Woraufhin ein innerer Monolog beginnt: „Und wenn meine Frau zu der 70-Prozent-Gruppe gehört, heißt das dann, dass sie mich die ganze Zeit über belogen hat? Bis jetzt hat sie mich immer gelobt: ,Du warst ganz toll, Liebling!‘ Hat sie mir das nur vorgespielt?“ Und den Männern, die viele Partnerinnen hatten, drängt sich die Frage auf: „Wie viele von all den Frauen, die mich im Bett gelobt haben, habe ich wirklich befriedigt?“ Am Ende all dieser inneren Monologe...