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E-Book

La Cucaracha

Mexikanische Einsichten Kolonialstädte und Halbinsel Yucatan

AutorMonika von Borthwick
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783741235092
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
"La Cucaracha", die Küchenschabe, ist ein mexikanisches Revolutionslied, dessen Refrain vermutlich auf General Victoriano Huerta anspielt, den man aufgrund seines Alkohol- und Drogenkonsums "la cucaracha" nannte und der ohne Marihuana angeblich nicht gehen konnte. Der überall bekannte Gassenhauer in diesem Land steht für den Freiheitswillen des mexikanischen Volkes. Die Kolonialstädte in Zentralmexiko spielten dabei eine bedeutende Rolle. Die Halbinsel Yucatan überzeugt durch die kulturelle Hochblüte der Mayas und versteckte Naturschönheiten. Beide Regionen wurden von der Autorin mit dem Wohnmobil und ihren beiden Hunden intensiv besucht. Dabei entstanden tagebuchähnliche Aufzeichnungen, welche ausführlich über Land und Leute, sowie persönliche Erlebnisse und Begegnungen mit Mexikanern währen der dreimonatigen Reise Aufschluss geben.

Monika von Borthwick gehört der älteren Generation an und lebt im kulturell reichen Oberbayern. Neben ihrer früheren beruflichen Tätigkeit betreute sie Busreisende als Reiseleiterin im europäischen Raum. Schon damals schrieb sie ihre Erlebnisse mit Land und Leuten mehr oder weniger ausführlich nieder. Nach dem Tod ihres Mannes verlegte sie sich aufs individuelle Reisen und erforschte auf eigene Faust mit ihrem neu erworbenen Wohnmobil und ihren beiden Hunden zahlreiche Gebiete in Europa und Nordamerika. Dabei hat sie die Liebe zum Erzählen entdeckt und ausführliche Berichte per Email nach Hause geschickt, welche nun überarbeitet als Bücher vorliegen. Weitere Erzählungen erschienen bereits unter den Titeln "Highways and Gravelroads I+II" (zwei Bände), "Viva Los Topes!", "Winterflügel" und "Chorizo & Co" Weitere Bände sind in Vorbereitung. Zur Abrundung ihrer Autorentätigkeit veranstaltet die Schriftstellerin bei diversen öffentlichen Einrichtungen und Veranstaltungen Vortragsabende mit Lesung und Bildpräsentationen zu den einzelnen Themen.

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Leseprobe

Tag 1


Grenzübertritt – Saltillo


Tja, es war gar nicht so einfach, wieder den Anschluss an die alten Reiseberichte zu finden, nachdem ich über einen Monat seit Kanada mit dem Schreiben pausiert hatte.

Der Tag begann heute für uns ausgesprochen früh. Um fünf Uhr bereits rasselte der Wecker. Da ich fünfzig Kilometer zum empfohlenen Grenzübergang zu fahren hatte, die Grenze um acht Uhr öffnete, war ich gezwungen, um sieben Uhr spätestens zu starten. Leicht schräg sah ich zu dieser Zeit noch aus der Wäsche! Unsere Normalzeit war nun immer gegen acht Uhr gewesen.

Trainiert hatte ich bereits gestern, denn meinen zweitägigen Aufenthalt in Laredo benutze ich zur WoMo-Inspektion und „Chevrolet“ beorderte mich bereits um acht Uhr zur Werkstatt. Ich wollte noch einmal technisch sicher gehen, dass alles am Auto funktionierte. Ich brachte mein Problem mit den Höhenmetern auf dem Blueridge Parkway zur Sprache und man empfahl mir, die gesamte Kühlapparatur zu überprüfen und Flüssigkeiten auszutauschen. Immerhin schnaufte das WoMo damals bereits bei tausend Höhenmetern gewaltig und auf meiner Reise durch das Innere Mexikos hatte ich Höhen bis zu zweitausendvierhundert zu überwinden.

Der Grenzübergang „Columbia Bridge“ war um diese Tageszeit noch ebenso verschlafen wie ich. Ein nettes kanadisches Ehepaar und ein mexikanischer Beamter nahmen mich mental am Händchen und geleiteten mich durch die einfachen, aber zeitraubenden Übertrittsformalitäten.

Zuerst einmal musste ich beim Migrations-Officer vorsprechen. Von ihm bekam ich mein halbjähriges Visum und den Stempel in den Pass. Danach ging es zum Fotokopieren der Papiere. Mit dem Wust an Formularen sprach ich anschließend bei der Bank vor. Diese spezielle Bank war nur dafür da, die Importgebühren und die Einreisegenehmigung für das Autos zu erledigen und zu kassieren. Dafür bekam ich einen gesetzlichen Aufkleber für die Windschutzscheibe, der sich nach früheren Erfahrungen nur mit Mühe entfernen ließ!

Anschließend wurde das Auto im Innenraum halbherzig kontrolliert, ein paar Schränke und Schubladen geöffnet, immer im höflichen Abstand zu meinen Hunden. Ich dachte, nun fertig zu sein. Falsch! Seit einem Jahr mussten alle größeren Autos zusätzlich durch eine Röntgenschleuse. Diese Prozedur hatte ich bis dato nur bei den Amerikanern bei der Wiedereinreise durchlaufen. Also nochmals raus aus der Kiste, einschließlich Hunde, hinter einer Mauer sicher vor den Strahlen verschanzt und noch einmal zehn Minuten auf das Ergebnis gewartet. Endlich war es so weit! Man ließ mich nach einer Stunde auf Mexiko los …

Ein wenig verwirrend war es, auf die gewünschte Mex #85 zu kommen. Ich fuhr die gesamte Strecke bis Laredo auf mexikanischer Seite wieder zurück, bis ich auf die gewünschte Schnellstraße traf.

Warum der Umweg? Die Grenzstadt Laredo selbst hat zwei Grenzübergänge. Doch nach Aussage von diversen Mexiko-Grenzgängern wusste hier die linke Hand nicht, was die rechte zu tun hatte. Außerdem waren die Parkmöglichkeiten zur Erledigung der Formalitäten für größere Vehikel angeblich sehr beschränkt. Columbia Bridge war neu, nicht so überlaufen und übersichtlicher durchorganisiert.

Viva la Mexico! Endlich hatte ich meine kostenpflichtige Mex #85 unter den Rädern. Sofort kam ich mit der präzisen mexikanischen Informationspolitik des Straßenbaus in Konflikt. Die Abfahrtstelle bei einer Baustelle war nicht gekennzeichnet und im Nu befand ich mich als Geisterfahrer auf dem Terrain des zweispurigen Gegenverkehrs. Mein Adrenalinspiegel schnellte in die Höhe, doch im selben Augenblick sah ich rechterhand von mir eine Dreckpiste, die auf die richtige Spur führte. Scheinbar war ich nicht die erste, der das passiert war. Der Gefahrenmoment war nicht länger als eine halbe Minute, doch es reichte der Schreck für die nächsten Stunden. Hier war wohl eine Quadriga meiner Schutzengel am Werk gewesen!

Irgendwann befand ich mich plötzlich alleine auf einem zweispurigen Teilstück, links von mir floss der Normalverkehr in beiden Richtungen. Beiderseits der Straße sah ich aktuelle Verkehrszeichen und somit dachte ich mir nichts dabei, bis ein Zeichen auftauchte: Straße in hundert Meter gesperrt! Kurz zuvor gab es eine holprige Abfahrt. Wahrscheinlich hatte ich ein brandneues Teilstück erwischt, welches eigentlich noch nicht für den Verkehr freigegeben war! Viva la Mexico!

Die nächsten hundertfünfzig Kilometer waren ausgesprochen langweilig. Es ging schnurgerade durch eine unbelebte Wüstengegend, bewachsen mit niedrigem Buschwerk und überragt von riesigen Yuccas oder Joshua Trees, wie sie in Arizona genannt wurden. Der Lastwagenverkehr war enorm und es war empfehlenswert, dem Straßenrand mangels eines Seitenstreifens nicht nahe zu kommen. Es folgte sofort einige Zentimeter daneben ein tiefer Graben. Ich konnte meinen Eifer nach den beiden letzten Erlebnissen bremsen und zuckelte mit 80/90 km/ h brav an der rechten Seite, ständig im geringen Abstand von gewöhnungsbedürftigen Lastwagen überholt. Das war mir jedoch gleichgültig. Ich hatte für heute mein Fett bereits weg!

Kurz vor Monterrey begann der Aufstieg ins Gebirge. Die kosmopolitisch drittgrößte Stadt Mexikos lag zwar noch auf einer Meereshöhe von „nur“ fünfhundertdreißig Metern, doch anschließend mussten wir auf sechzehnhundert Meter über N.N. klettern. Monterrey konnte ökonomisch bedeutsam sein, doch ich fand die Metropole hässlich. Nicht zuletzt war schlecht zu unterscheiden, ob es sich bei der „Bewölkung“ um Nebel handelte oder um Smog. Bei den vielen Fabriken entlang der Schnellstraße nahm ich eher letzteres an. Jede Industrieanlage blies ungeniert ihren Dreck in die Luft! Nach dem Motto: Die Berge werden schon für eine Reinigung der Atmosphäre sorgen!

Nicht nur aus diesem Grunde war die Stadt für mich uninteressant. Die Kriminalitätsrate war erschreckend hoch und es wurde in etlichen Büchern davor gewarnt und geraten, extreme Vorsicht walten zu lassen. Das gesamte Gebiet war fest in der Hand der Drogenmafia und es wurden laut meiner Unterlagen bis 2011 tausende von Morde in diesem Milieu verübt. Zwar spielte sich diese Rivalität zu neunundneunzig Prozent zwischen den Gangs und der Polizei ab, doch zur falschen Zeit am falschen Ort. Das musste ich als Singlereisende nicht haben!

Erst weit hinter Monterrey klarte der Dunst auf und man bekam einiges von den kahlen und eindrucksvollen Bergen zu sehen. Mein Auto hatte teilweise ordentlich bei den Steigungen zu arbeiten. Ich freute mich königlich, dass meine 150.- USD zur Problembehebung gut angelegt waren, denn die Maschine kochte nicht, kein Licht flackerte und das Vehikel hielt eine passable Geschwindigkeit. Nicht einmal „Trick 17“ kam zur Anwendung, das Öffnen aller Heizungsventile, um Wärme vom Motor abzuleiten. Braves Auto! Nun fürchtete ich auch die bevorstehenden Höhenmeter nicht mehr. Mein Diesel vor fünf Jahren hätte bereits angefangen, in der dünnen Luft Dreckschwaden zu entwickeln. Ich blieb sauber …!

Saltillo! 725 000 Einwohner! Laut Beschreibung in meinem Buch war das Hotel Imperial mit seinen Stellplätzen einfach von der #40 aus zu finden. Aber ich kam von der falschen Seite in die Stadt, denn die #40 hatte mich weit außen herumgeführt. Da fuhr ich nun im Großstadtverkehr, zur Rushhour und suchte ein bestimmtes Hotel, beziehungsweise den Supermarkt „Soriana“, an dem ich mich orientieren konnte. Allerdings gab es diverse „Sorianas“ und Pemex-Tankstellen mit Nummern, aber nicht die gesuchten. Irgendwann gab ich auf, schnappte mir ein Taxi und deutete dem Chauffeur an, vorauszufahren und mich zum gewünschten Ziel zu bringen. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich in die Irre geleitet war!

Ein schweißtreibendes Unterfangen! Denn nun musste ich nicht nur auf mein gelbes Taxi achten – davon gab es tausende in der Stadt – nebenbei saßen mir auch noch der Verkehr und die mexikanische Fahrweise im Genick. Ich erreichte mein Ziel jedoch unbeschadet und ohne Kollision! Die erforderlichen fünfzig Pesos (3.- €) berappte ich gerne für die Tour durch die Stadt. Ich war richtig stolz auf mich!

Man gab mir ein ordentliches Plätzchen weit entfernt vom Verkehr und ich konnte für heute verschnaufen. Aufgrund meiner Odyssee in Saltillo war es halb fünf Uhr geworden. Ich saß seit neun Uhr hinterm Steuer. Bedachte man die frühe Morgenstunde, war es kein Wunder, dass ich um neun Uhr abends total geschafft in der Falle lag. Meine beiden Hunde hatten sich prima gehalten. Knuffi pennte die meiste Zeit und Wurschtel kam nur hin und wieder für ein paar Streicheleinheiten bei mir vorgesprochen, bis er sich wieder zufrieden auf seinen Sitz trollte. Das war so seine Gewohnheit. Nur kurz bemerkbar machen, dass er auch seine Rechte einforderte. Dann war wieder alles ok …

Tag 2 - Saltillo


Heute hatte ich ein paar...

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