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Lebens- und Arbeitsalltag der Wärter in der Irrenpflege im Hospital Haina

Psychiatrische Pflege im 19. Jahrhundert

AutorAxel Eierdanz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783656359166
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Sonstiges, Note: 1,3, Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Abfassung wird zunächst die Geschichte und die Funktion der vier Hospitäler in Hessen im 19. Jahrhundert in ihren Grundstrukturen dargestellt. Insbesondere wird das Hospital Haina im 19. Jahrhundert und seine Insassen detailliert beschrieben. Im Weiteren wird ein allgemeines Bild des Wärters in Deutschland mit Hilfe der Sekundärliteratur formuliert. Es erfolgen Darstellungen unterschiedlicher Hospitalshausordnungen als grundlegendes formales Regelwerk für die Aufgaben der Wärter. Die Wärter im Hospital Haina werden mit ihren Eigenschaften, Rahmenbedingungen und ihrer Organisation ausführlich vorgestellt. Anhand einer Personalakte eines Wärters, der 39 Jahre im Hospital Haina seinen Dienst verrichtete, wird der Hospitalsalltag eines Wärters unter Berücksichtigung seiner Sichtweise mittels einer Fallstudie rekonstruiert.

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Leseprobe

2 Untersuchte Materialien und angewandte Methoden


 

In der vorliegenden Arbeit wurden Akten und andere Materialien aus dem Archiv Haina ausgesucht und analysiert. Unter Punkt 3.1 werden diese Materialien und der Umgang mit ihnen detailliert vorgestellt.

 

2.1 Untersuchte Materialien


 

Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurden primäre (ungedruckte und gedruckte Schriftstücke und Fotos aus dem Archiv im Kloster Haina) Quellen zur Datenerhebung genutzt. Die primären Quellen stammen direkt aus der Ausstellung, der Bibliothek und dem Archiv zur Hospital- und Krankenhausgeschichte im ZSP Haina, Bestand 13. Es wurden Hausordnungen, „Dienstinstructionen“ und Dienstanweisungen als Norm bzw. Sollvorgabe für die Wärter hinsichtlich ihrer Aufgaben und der Verhaltensregeln ausgewertet. Die Dienstanweisungen für die Wärter aus dem Jahr 1828 und dem Jahr 1854 wurden verglichen. Ferner wurden Geldrechnungen aus dem 19. Jahrhundert analysiert, um einen Überblick über die unterschiedlichen Löhne der einzelnen Berufsgruppen zu erhalten. In den Geldrechnungen wurden nicht nur die Jahresgehälter der einzelnen Berufsgruppen dokumentiert, sondern auch jede gesonderte Tätigkeit, die extra vergütet wurde. Somit geben die Geldrechnungen Auskunft darüber, welche Aufgaben zu welchem Zweck durchgeführt wurden. Sie ermöglichen somit einen Einblick, aus vergütungstechnischer Sicht, in die Tätigkeiten der Wärter und lassen Rückschlüsse auf den Psychiatriealltag im Hospital Haina zu. Das Strafbuch (mit dem Titel: „Strafen, so gegen Hospitaliten erkannt worden“) aus dem Jahr 1826 bis 1851 gibt die Gründe für die Anwendung und Durchführung von Zwangsmaßnahmen an und lässt somit auf den Alltag im Hospital Haina schließen. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen die Wärter im Hospital Haina und ihre Aufgaben, von daher wurden hauptsächlich Personalakten von Wärtern hinsichtlich ihrer Inhalte überprüft und entsprechend ausgewertet. Das Archiv verfügt über umfangreiche Bestände der Hainaer Hospitalgeschichte. Der Bestand umfasst Akten der Gutsverwaltung, Gerichtsakten, Patientenakten, Personalakten, Dienstanweisungen für im Hospital tätige Berufsgruppen, aber auch Korrespondenzen und anderes Material aus dem 16. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhundert. Dieses Archiv ist daher das bei weitem umfangreichste und wichtigste für die Geschichte der Hospitäler in Hessen (Droste/Greef, 2007). In dem Klostergebäude befindet sich auch ein Psychiatriemuseum, das 1992 eingerichtet wurde. Das Museum enthält eine reichhaltige Sammlung an Archivgut und Gegenständen zur Hospital- und Psychiatriegeschichte. Die Ausstellung gibt mit seinen Exponaten einen Einblick in den Alltag, die Pflege und die soziale Ordnung des Hospitals Haina. Eine einzelne Personalakte eines Wärters, der über 38 Jahre im Dienst des Hospitals Haina stand, wurde exemplarisch herausgegriffen, um daran eine Fallstudie durchzuführen. Einzelne Abschnitte wurden zur Auswertung transkribiert. Einige Exponate des Museums wurden fotographisch abgelichtet. Im evangelischen Pfarramt Haina befindet sich das Archiv der Kirchengemeinde Haina. Hier wurde das Buch über die „Konfirmation und Trauungen“ aus den Jahren 1831-1910 nach der Anzahl verheirateter Wärter des Hospitals Haina im 19. Jahrhundert durchsucht. Ferner wurde die Quelle nach konfirmierten Kindern von Wärtern ausgewertet, um einen Überblick über deren Familienverhältnisse zu erhalten. Mit der gleichen Zielsetzung wurde im LKAN nach Trauungen und konfirmierten Kindern von Wärtern des Hospitals Haina in den Kirchbüchern des Kirchenkreises Kirchhain gesucht.

 

Alle gedruckten und ungedruckten Quellen wurden unverändert (was Abkürzungen, Schreibweise und offensichtliche Schreibfehler betrifft) wiedergegeben. Auslassungen werden in Zitaten mit … angegeben.

 

Die angewandten Methoden zu dieser Arbeit werden unter Punkt 0 beschrieben.

 

2.2 Angewandte Methoden


 

Laut Brandenburg, Panfil und Mayer (2007, S.43) ist die Beschäftigung mit der Literatur ein wesentlicher Gesichtspunkt wissenschaftlichen Arbeitens. Durch die Beschäftigung mit der einschlägigen Literatur eines Themengebietes können der Wissensstand der Literatur und der Stand der Forschung erfasst werden.

 

Die Literaturrecherche der vorliegenden Arbeit wurde mittels des OPAC–Systems in der Deutschen Bibliothek und der Bibliothek der Fachhochschule Frankfurt am Main durchgeführt. Des Weiteren wurde die Dokumentationsstelle Pflege / Hilde-Steppe-Archiv der Bibliothek der Fachhochschule Frankfurt am Main durchsucht. Das Archiv, in dem die Quellenrecherche zu dieser Arbeit durchgeführt wurde, befindet sich im alten Klostergebäude in Haina. Haina ist heute Zentrum für soziale Psychiatrie, eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung der „LWV-Gesundheitsmanagement GmbH“. Zur Geschichte des Hospitals s. Punkt 0. In Haina wurde die Literaturrecherche an verschiedenen Suchorten vorgenommen. Sie wurde am PC über eine Datenbank oder per Handsuche durchgeführt. Die Suchorte in Haina waren die Ausstellung, Bibliothek und Archiv zur Hospital- und Krankenhausgeschichte, das kirchliche Archiv und die Bibliothek des ZSP.

 

Zusätzlich wurden Referenzen aus Literaturverzeichnissen verwendet. Als Suchbegriffe wurden „Wärter“, „Irrenpflege“, „Hospital Haina“, „19. Jahrhundert“ benutzt. Im Vorfeld zu den Recherchen im Archiv in Haina wurde die zuständige Leiterin des Funktionsbereichs Archiv, Gedenkstätten, Historische Sammlungen des LWV kontaktiert und eine entsprechende Erlaubnis für die Recherchen zu dieser Arbeit eingeholt. Im Archiv in Haina wurde mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung zum Datenschutz (s. Anhang 1) die Recherche in den Unterlagen des Archivs ethischen und datenschutzrechtlichen Anforderungen gerecht.

 

Burschel, Schwendemann, Steiner und Wirbelauer (1997, S.138f) benennen zur Beurteilung der Authentizität von Quellen zum einen Begriffe und Motive, die für die Fragstellung relevant sind, zum anderen soll etwas über die Bedeutung der Quellen ausgesagt werden. Die Bedeutung der Quellen kann sich im Laufe der Zeit verändern. Ferner ist die Bestimmung der möglichen Intention der Quelle zu berücksichtigen. Die primären Quellen wurden daher nach relevanten Inhalten und entsprechend der Fragestellung ausgewählt. Die Quellen wurden ideologiekritisch hinterfragt und es erfolgte eine Interpretation.

 

Die systematische Recherche in den elektronischen Datenbanken PSYNDEX, CARELIT, CINAHL, MEDLINE und COCHRANE Database of Systematic Reviews (CDSR) und COCHRANE Database of Abstracts of Reviews of Effectiveness (DARE) (öffentlicher Zugang über MedPilot) erfolgte mit der Zielsetzung, Studien und Artikel zum Thema Wärter in Verbindung mit Irrenpflege und dem 19. Jahrhundert zu finden. Als Suchbegriffe wurden einzeln und in Kombination „Wärter“, „Irrenpflege“, „Psychiatrie“, „Hospital“ und „19. Jahrhundert“ verwendet. Des Weiteren wurden folgende Begriffe mit diesen Trunkierungen verwendet: „Irren*“, „*Wärter“, „*Pflege“.

 

Um fortschreitend möglichst umfassend über die Thematik Wärter, Irrenpflege, 19. Jahrhundert und Haina informiert zu sein, wurde in der Internetsuchmaschine „google“ unter folgenden Begriffen zusätzlich recherchiert: „Wärter“, „Irrenpflege“ und „Haina“ in Verbindung mit „19. Jahrhundert“, „Aufgaben“, „Dienstinstructionen“, „Hausordnung“, und „Hospitalordnung“. Diese Recherche erfolgte ausschließlich auf deutschen Internetseiten, da sich das Themengebiet auf deutsche Angebote beschränkt. Weitere Suchorte waren die hessischen Staatsarchive über die Recherchedatenbank HADIS und die nordrheinwestfälischen Staatsarchive. Hier wurde nach folgenden Begriffen gesucht: „Hausordnung“, „Hospitalordnung“, „Dienstordnung“ und „Dienstanweisung“ in Kombination mit „19. Jahrhundert“ und „Haina“. Die vorliegende Arbeit versteht sich als eine pflegehistorische Untersuchung. Die kritische Betrachtung des Autors dieser Arbeit soll berücksichtigt werden: Der Autor dieser Arbeit war 14 Jahre als Fachkrankenpfleger für Psychiatrie in der heutigen Einrichtung des Zentrums für soziale Psychiatrie Haina tätig. Der Blick des Autors erfordert somit ein hohes Maß an Eigenreflexion bezüglich der Fragestellung und der Herangehensweise an die vorliegende Arbeit. Die Gefahr einer zu hohen Empathie für die eigene Berufsgruppe zum einen und eine Pauschalisierung der anderen Berufsgruppen (Ärzte, Pfarrer, Beamte) zum anderen musste reflektiert werden. Die Rolle als neutraler Autor ermöglichte es, eine distanzierte Sichtweise gegenüber anderen Berufsgruppen im 19. Jahrhundert einzunehmen und diese in ihrer Identität zu unterscheiden. Ferner erlaubte die Einnahme dieser Rolle das Erkennen und Zulassen des niedrigen sozialen Standes der Wärter und deren geringe Wertschätzung als Berufsgruppe im Hospital Haina im 19. Jahrhundert. Die Tatsache, dass unter Punkt 0 nur Material von männlichen Akteuren (Wärter, Beamten und Hospitaliten) untersucht wurde, stellt keine Wertung gegenüber dem weiblichen Geschlecht dar, sondern ergibt sich aus der Tatsache,...

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